Kittl war gelernter Modell-Bildhauer-Meister sowie Gürtler- und Ziseliermeister. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte er sich mit der Reparatur und der Restauration von Denkmalen. Später zog er von Österreich nach Deutschland.[2] Er lebte längere Zeit in Flensburg, wo er mit dem Künstler Hein Hoop zusammenarbeitete.[2]
1964[3] gründete er in der Bremer Straße 72 auf der Landzunge im Düsseldorfer Hafen seine eigene Gießerei, die neben Abgüssen von neuen Metallobjekten auch Vergrößerungen und Verkleinerungen bestehender Objekte im Sandform- und Wachsausschmelzverfahren herstellte.[4]
1999 übernahm der Ziseleurmeister Rolf Kayser die Kunstgießerei Kittls im Hafen Düsseldorfs,[8] in der er seine Ausbildung erhalten hatte,[9] und löste seinen Meister in dessen Werkstatt ab.[10][11] 2008 trat das Ehepaar Marija und Raimund Kittl endgültig von der Geschäftsführung zurück und bestellte Rolf Kayser als neuen Geschäftsführer.[12]
Raimund Kittl bezeichnete sich selbst als „Naturalist“. Er besaß nach eigener Aussage die Fähigkeit, schneller einen Kopf zu formen als ihn zu zeichnen.[2] Er lebte lange Zeit in Tetenbüll[13] und starb 2017 in Kaltenhörn.[1]
Das ehemals dort bestehende Reiterstandbild war im März 1945 durch die Artillerie der 3. US-Armee von der Pfeilerhalle geschossen und damit weitgehend zerstört worden.[15]Werner Theisen (ehemaliger Verleger der Rhein-Zeitung) und dessen Ehefrau Anneliese hatten sich 1987 verpflichtet, die Rekonstruktion des zerstörten Standbildes zu finanzieren und es der Stadt Koblenz zu schenken, wozu die BürgerinitiativeDeutsches Eck e. V. gegründet wurde. Zwischen dem Land Rheinland-Pfalz, der Stadt Koblenz, dem Stifter und anderen Gruppierungen entbrannte ein jahrelanger heftiger Streit um die Realisierung des Projekts. Die Bürgerinitiative und Theisen gaben die Rekonstruktion der Figurengruppe im Februar 1989 bei Raimund Kittl in Auftrag, ohne dass eine Einigung mit der Landesregierung getroffen worden war. Die Schenkung der Landzunge am Deutschen Eck durch die Landesregierung an die Stadt Koblenz machte im Mai 1992 den Weg für das Errichten der Rekonstruktion frei.
Als Vorlage für die Rekonstruktion stand Kittl und seinen Mitarbeitern neben den wenigen noch vorhandenen Bruchstücken auch eine verkleinerte Nachbildung des Originalstandbildes zur Verfügung, die im Mittelrhein-Museum aufbewahrt wird. Sie verwendeten nicht wie ursprünglich getriebene und auf ein Eisengerüst montierte Kupferplatten, sondern erstellten 84 Einzelteile aus widerstandsfähigerem Bronzeguss, die sie zu einem Hohlkörper zusammenschweißten. Für die einzelnen Teile wurden unterschiedliche Legierungen genutzt, so dass die entstandene Patina heute verschiedene Farben aufweist und die einzelnen Gussteile deutlich zu unterscheiden sind. Die Außenwand des Objektes ist zwischen 8 und 30 Millimeter dick, es wiegt 69 Tonnen und ist 14 Meter hoch.[14][16]
Unter elf Brücken hindurch wurde die fertiggestellte Rekonstruktion des Reiterstandbildes von Düsseldorf rheinaufwärts verschifft,[17] wo sie am 16. Mai 1992 an Bord der MS Futura in Koblenz eintraf. Wegen der notwendigen Sanierung des Sockels lagerte die wiederhergestellte Figurengruppe mehr als ein Jahr im Rheinhafen Koblenz, bis sie am 2. September 1993 vom damals größten fahrbaren Gittermastkran Europas auf den Sockel gehoben wurde.[18]
Andere Werke, die von Kittl handwerklich umgesetzt wurden:
Verschiedene Aluminiumgüsse von Arbeiten des Bildhauers Karl Bobek (Lehmann, Lehmanns Freundin, Beobachter, Alte Hure I, Junge Hure I, Junge Hure II, Centurio [Porträt Willi Kemp]) zwischen 1977 und 1987[30]
↑Otto J. Groeg: Who's who in the Arts: A Biographical Encyclopedia Containing Some 13,000 Biographies and Addresses of Prominent Personalities, Organizations, Associations and Institutions Connected with the Arts in the Federal Republic of Germany. Band 2. Who's Who-Book & Publishing, 1978. ISBN 3-92122-022-X, S. 503.
↑Cord Eberspächer, Peter Schamoni, Nicolaus Sombart: Wilhelm II. und Wilhelmshaven: zur Topographie einer wilhelminischen Stadt. Verlag Lohse-Eissing, Wilhelmshaven 2003. ISBN 3-93051-021-9, S. 201.