Die Stadt liegt in Hinterpommern, in der Pommerschen Schweiz, am Nordhang des Pommerschen Höhenrückens in einer Niederung, durch die der Wuggerbach und der Taubenbach fließen, etwa 134 Kilometer nordöstlich von Stettin auf 92 m über dem Meeresspiegel.
Die nächsten Nachbarstädte sind im Westen Świdwin (Schivelbein), 24 Kilometer entfernt, und im Norden Białogard (Belgard an der Persante), 30 Kilometer entfernt. Die Entfernung nach Koszalin (Köslin) im Norden beträgt 57 Kilometer.
Stadt Połczyn-Zdrój (Bad Polzin)
Geschichte
Im 13. Jahrhundert bestand in der Gegend des späteren Polzin bereits eine slawische Siedlung. In seiner Nachbarschaft ließen sich Ende des Jahrhunderts Benediktinermönche nieder, gründeten eine deutsche Siedlung, und um 1290 errichtete vermutlich der Templerorden dort ein Schloss. Anfang des 14. Jahrhunderts wurden die Familien von Zozenow und von Glasenapp Eigentümer des Ortes, und Hasso von Wedell erwarb 1320 das Schloss. 1337 wird Hasso von Wedel-Polzin als Mitbesitzer genannt. Die Herzöge von Pommern-Wolgast verliehen Polzin 1335 das lübische Stadtrecht. 1374 brachte Gerd von Manteuffel die Stadt in seinen Besitz. Er ließ einen Befestigungswall um die Stadt anlegen und veranlasste den Bau des Wardiner und des Jagertower Tores. Im Konflikt zwischen Pommern, Polen und dem Deutschen Ritterorden besetzen polnische Söldner 1466 das Polziner Schloss. Sie konnten erst von Pommernherzog Erich II. nach heftigen Kämpfen wieder vertrieben werden. Aus dem 16. und 17. Jahrhundert gibt es kaum Nachrichten über Polzin. Es ist lediglich belegt, dass im Jahre 1418 eine Kirche gestanden hat, die 1591 mit dem Namen Marienkirche erwähnt wird.
Den Status eines Badekurortes verdankt Bad Polzin der Entdeckung eines Schmiedes im Jahre 1688. Dieser hatte einem Freund, der an einer Augenentzündung litt, geraten, sein Leiden einmal mit dem milchig-trüben Wasser einer Quelle, die er in der Nähe des Flusses Wugger entdeckt hatte, zu behandeln. Nachdem das Quellwasser tatsächlich Linderung schuf und der Polziner Pastor Joachim Engelke dies publik gemacht hatte, wurde die Heilquelle von vielen Leidenden aufgesucht. Sie stammten bald auch nicht mehr nur aus der Umgebung, zumal sich herausstellte, dass das Wasser auch bei Krampfadern half. Da Polzin außerdem auch noch landschaftlich reizvoll in der so genannten Pommerschen Schweiz gelegen war, entwickelte sich im 18. Jahrhundert ein florierender Fremdenverkehr. Selbst die preußische Königin Luise gehörte zu den Kurgästen. 1854 eröffneten das Marien- und Victoriabad, ein Jahr darauf nahm das Johanniter-Krankenhaus seinen Betrieb auf, und seit 1857 war Polzin auch ein Moorbad.
Mit der Kommerzialisierung des Kurbetriebes im 18. Jahrhundert rückte die Stadt in das Interesse der Öffentlichkeit. Die Mineralquellen wurden zum dominierenden Wirtschaftsfaktor, der Fremdenverkehr nahm, mit Ausnahme der Kriegsjahre 1914–1918, ständig zu. Diese Entwicklung wurde auch durch den Anschluss an die Eisenbahnliniennach Schivelbein im Jahre 1897 und nach Bärwalde 1906 gefördert.
Am Anfang der 1930er Jahre hatte die Gemarkung der Stadtgemeinde Bad Polzin eine Flächengröße von 26,6 km², und im Stadtgebiet standen zusammen 490 bewohnte Wohnhäuser an 16 verschiedenen Wohnstätten:[2]
Bahnhof Bad Polzin
Friedrichshof
Glaserteich
Groß Wuggermühle
Klein Wuggermühle
Lohmühle
Luisenbad
Neu Ziegelwiese
Pfarrweide
Polzin, Bad
Polziner Ziegelei
Stadtforsthaus
Walkmühle
Weidhoff
Wusterhansberg
Ziegelscheune
Die Einwohnerzahl stieg von 4500 im Jahre 1875 auf 6900 bei der letzten deutschen Volkszählung 1939. 1938 wurden in Bad Polzin 127.082 Kurgäste gezählt. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 musste die Stadt jedoch den Kurbetrieb einstellen.
Am 1. Mai 1938 wurde in Bad Polzin das Mutter-Kind-Heim Pommern der NS-Rassenorganisation Lebensborn eröffnet. Die Stadtverwaltung Polzin schenkte Hitler das Kurhaus Luisenbad, in dem sich das Heim bis Ende Februar 1945 befand.[3][4]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzten am Montag, dem 5. März 1945, Rotarmisten Bad Polzin. Wie ganz Hinterpommern, wurde die Stadt seitens der sowjetischen Besatzungsmacht nach Beendigung der Kampfhandlungen der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es begann nun die Zuwanderung polnischer Zivilisten, zunächst hauptsächlich aus Gebieten östlich der Curzon-Linie. Bad Polzin wurde in Połczyn-Zdrój umbenannt. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit Opfer der von der polnischen Administration durchgeführten „wilden“ Vertreibung.
Die bis 1945 anwesende einheimische Bevölkerung war vorwiegend evangelisch. Die nach Kriegsende zugewanderte polnische Bevölkerung ist größtenteils römisch-katholisch.
Jüdische Glaubensgemeinschaft
In Polzin wohnten seit 1711 auch Juden. Es gab später eine jüdische Gemeinde, die eine Synagoge in der Mühlenstraße 13 baute. 1925 wohnten in Polzin noch etwa 140 Juden in 30 Haushalten.[10] Die Juden wurden nach 1933 wie überall in Deutschland verfolgt. Am 9. November 1938 wurde die Synagoge demoliert. Der Kaufmann Leo Levy wurde an dem Abend von einem SS-Mann erschossen.[11] Alle männlichen Bewohner der Gemeinde wurden für mehrere Monate in ein KZ gesperrt.[12] 1940 wurden fast alle Juden aus Pommern zur Ermordung ins besetzte Polen deportiert.[13]
Wirtschaft
In der Stadt stellt die Brauerei Fuhrmann S.A. Bier unter der Marke Połczyńskie (frei übersetzt etwa 'Polziner') in verschiedenen Sorten her. Die Firma beruft sich auf die Tradition seit 1825.
Verkehr
Połczyn-Zdrój hatte bis 1999 Anschluss an die Bahnlinie Choszczno(Arnswalde)–Koszalin(Köslin).
Wappen
Blasonierung: „In Silber gespalten, vorn ein roter Balken, hinten auf grünem Dreiberg drei Weinstöcke mit blauen Trauben.“[14]
Der Balken ist das Wappen der Familie Manteuffel, die hier schon im 14. Jahrhundert Rechte hatten, die Rebe bezeugt den Weinbau in dieser nördlichen Gegend. Die seit dem 16. Jahrhundert bekannten Siegel zeigen alle das gleiche Bild.[15]
Polzin, Stadt, in der Pommerschen Schweiz, am Wuggerbach, Kreis Belgard, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und einer historischen Landkarte der Umgebung von Polzin (meyersgaz.org).
↑Gerhard Salinger: Jüdische Gemeinden in Hinterpommern. In: Margret Heitmann, Julius H. Schoeps unter Mitwirkung von Bernhard Vogt (Hrsg.): „Halte fern dem Lande jedes Verderben …“, Geschichte und Kultur der Juden in Pommern. Olms Verlag 1995, ISBN 3-487-10074-6, S. 59–60.