Pierbattista PizzaballaPierbattista Kardinal Pizzaballa OFM (* 21. April 1965 in Cologno al Serio, Provinz Bergamo) ist ein italienischer Ordensgeistlicher und Lateinischer Patriarch von Jerusalem. LebenPierbattista Pizzaballa trat 1984 der Ordensgemeinschaft der Franziskaner auf La Verna bei. Am 7. September 1985 legte er die erste und am 14. Oktober 1989 die ewige Profess ab. Nach seinem Studium am Pontificio Ateneo Antonianum empfing er am 27. Januar 1990 die Diakonweihe, am 15. September 1990 die Priesterweihe und wurde 1990 von seiner italienischen Ordensprovinz zum Studium an das Biblicum Franciscanum nach Jerusalem entsandt. Er studierte zudem Hebräisch und Semitische Sprachen an der Hebräischen Universität Jerusalem. 1998 bis 2004 war er Professor für biblisches Hebräisch und Judaismus am „Studium Biblicum Franciscanum“ und am „Studium Theologicum Jerosolymitanum“.[1] Zwischen 2001 und 2004 war er Oberer des Klosters der Hl. Simeon und Anna in Jerusalem[1] und leitete die dort beheimatete Gemeinde der hebräischsprachigen Katholiken. 2005 bis 2008 war er Bischofsvikar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem und zuständig für die hebräischsprachigen Katholiken im Heiligen Land. Am 15. Mai 2004 wurde er zum Kustos des Heiligen Landes gewählt.[1] Damit war er von Amts wegen Präsident der Associazione pro Terra Sancta (ATS),[2] dem Hilfswerk der Franziskaner im Heiligen Land.[3] Zugleich war er Vorsitzender der Kommission für die Evangelisierung bei der Kustodie des Heiligen Landes und Mitglied deren Kommission für das Judentum und den Islam.[1] Als Kustos war er für die Arbeit der Franziskaner im Nahen Osten zuständig und betreute römisch-katholische Christen in Israel, Palästina, Syrien, Jordanien, Ägypten, im Libanon, Zypern und Rhodos.[4] 2016 übergab er sein Amt als Kustos an seinen Mitbruder Francesco Patton.[5] Papst Franziskus ernannte ihn am 24. Juni 2016 zum Titularerzbischof pro hac vice von Verbe und zum Apostolischen Administrator des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem.[6] Die Amtseinführung als Apostolischer Administrator fand am 15. Juli desselben Jahres statt. Am 10. September 2016 spendete ihm der Kardinalpräfekt der Kongregation für die orientalischen Kirchen, Leonardo Sandri, die Bischofsweihe. Mitkonsekratoren waren der emeritierte Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, und der Bischof von Bergamo, Francesco Beschi. Pierbattista Pizzaballa wurde am 26. Oktober 2016 in Rom von Kardinal-Großmeister Edwin Frederick O’Brien in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem investiert und zum Pro-Großprior des Päpstlichen Laienordens ernannt.[7] Mit Ernennung zum Lateinischen Patriarchen von Jerusalem erfolgte die Bestätigung von Pierbattista Pizzaballa zum Großprior des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem durch Kardinal-Großmeister Fernando Filoni. Pizzaballa ist zudem Großkreuz-Konventualkaplan des Malteserordens[8]. Am 31. Mai 2017 ernannte ihn Papst Franziskus zum Mitglied der Kongregation für die orientalischen Kirchen.[9] Am 24. Oktober 2020 ernannte ihn Papst Franziskus zum Lateinischen Patriarchen von Jerusalem,[10] am 28. Oktober 2020 empfing Pizzaballa vom Papst selbst das Pallium.[11] Am 4. Dezember 2020 wurde er in sein Amt eingeführt. Pizzaballa gab sich das Motto “Sufficit tibi gratia mea” (2 Kor 12,9 EU, deutsch: „Meine Gnade genügt dir“). Das Amt des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem geht auf die Kreuzritterzeit zurück und wurde 1874 von Papst Pius IX. wiederbelebt.[12] Mit Übernahme des Amtes des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem ist er zudem Präsident der Konferenz der lateinischen Bischöfe der arabischen Regionen (Arabische Bischofskonferenz) und Präsident der Versammlung der katholischen Ordinarien des Heiligen Landes. Im Konsistorium vom 30. September 2023 nahm ihn Papst Franziskus als Kardinalpriester mit der Titelkirche Sant’Onofrio am Verwaltungssitz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem in das Kardinalskollegium auf.[13] Die für den 15. April des folgenden Jahres vorgesehene Besitzergreifung seiner Titelkirche wurde kurzfristig abgesagt[14]. Am 1. Mai 2024 konnte er seine Titelkirche San Onofrio in Rom in Besitz nehmen.[15][16] Am 4. Oktober 2023 berief ihn Papst Franziskus zum Mitglied des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen und des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen.[17] Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sprach Pierbattista Pizzaballa am 8. Oktober in einer ersten Stellungnahme von einer „vom Gazastreifen ausgehenden Operation“.[18] Seiner ersten Stellungnahme schlossen sich am selben Abend die Patriarchen und andere Oberhäupter der Kirchen im Heiligen Land in einer gemeinsamen Stellungnahme an.[19] Matthias Rüb interpretierte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Pizzaballas erste Stellungnahme dahin, dass er es zunächst vermieden habe, den Massenmord mit klaren Worten zu verurteilen und die Täter beim Namen zu nennen.[20] Zwei Tage darauf entschuldigte sich Pizzaballa. Er habe seine erste Erklärung „ohne Kenntnis des ganzen Horrors der Hamas-Angriffe verfasst“.[21] Nachdem Papst Franziskus die Freilassung der beim Terrorangriff von der Hamas verschleppten Geiseln gefordert hatte, bot sich Kardinal Pizzaballa im Austausch gegen die entführten Kinder an.[22][23] Am 30. April 2024 wurde Pizzaballa im Magistralpalast des Malteserordens in Rom vom Großmeister des Souveränen Malteserordens, Fra' John Dunlap, mit dem Kreuz zum Ehren- und Devotions-Bailli mit Großkreuz (italienisch Croce di Balì Cavaliere di Gran Croce di Onore) geehrt.[24] Mitte Mai 2024 besuchte er vier Tage lang den Gazastreifen. Der Besuch war Auftakt eines gemeinsamen Hilfsprojekts mit dem Malteserorden und dessen Hilfswerk Malteser International. Was er dort gesehen habe, habe ihn an einen Besuch in Aleppo (Syrien) 2015 erinnert. Obwohl sich die humanitäre Versorgung im Vergleich zu den ersten Kriegsmonaten verbessert habe, fehle es immer noch an allem, sagte Pizzaballa. Die Stadt Gaza sei teils bis zur Unkenntlichkeit zerstört.[25] Veröffentlichungen
WeblinksCommons: Pierbattista Pizzaballa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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