Pematang Siantar
Pematang Siantar (auch: Pematangsiantar) ist eine autonome Stadt (Kota) in der Provinz Nordsumatra der indonesischen Insel Sumatra. Im Zuge der Kolonialzeit entwickelte sich die Stadt nach Medan zur zweitgrößten der Insel. Die Einwohnerzahl beträgt Mitte des Jahres 2023 275.190, davon sind 50,76 Prozent Frauen (139.967).[1] Geographie und LagePematang Siantar liegt nordöstlich des Toba-Sees, etwa 128 Kilometer von der Provinzhauptstadt Medan entfernt in durchschnittlicher Höhe zwischen 400 und 500 Metern. Geografisch erstreckt es sich zwischen 2°53′20″ und 3°01′00″ nördlicher Breite sowie zwischen 99°01′00″ und 99°06′35″ östlicher Länge. Die Stadt ist ringsum vom Regierungsbezirk indonesisch Kabupaten Simalungun umgeben.[2] Wetter und KlimaIn der Stadt herrscht ebenso wie in ganz Indonesien tropisches Regenwaldklima (feuchttropisches Klima), es gibt eine trockene Jahreszeit und die Regenzeit. Im Jahr 2020 gab es den meisten Niederschlag im November (an 21 Tagen), der Januar hatte nur sechs Regentage mit 50 mm Niederschlag. Am wärmsten war es im Juni (30,9 °C), am kältesten im Dezember (20,4 °C) – Jahresdurchschnitt 25,18 °C. Die Luftfeuchtigkeit war im Oktober am niedrigsten (65 %), am höchsten im April (95 %) – Jahresdurchschnitt 84 Prozent. Im Jahr 2020 schien von Februar bis März sowie im August am meisten die Sonne (55 %), im Dezember am wenigsten (37 %), hier betrug der Jahresdurchschnitt 55 Prozent.[2] VerwaltungsgliederungAdministrativ unterteilt sich Pematan Siantar in acht Distrikte (Kecamatan) mit 53 Dörfern städtischen Typs (indonesisch Kelurahan). 2020 gab es 59.627 Haushalte mit durchschnittlich 4,5 Personen.
1 Code des Innenministeriums Wilayah Administrasi – Kemendagri (PUM-Code). Ein zweiter Code (Wilayah Kerja Statistik – BPS) zeigt eine abweichende Nomenklatur.[3] 2 Einwohnerzahl am Stichtag der Volkszählung 2010[4] 3 Einwohnerzahl am Stichtag der Volkszählung 2020[2] 4 Bevölkerungsdichte (Einw. pro km²) 5 Geschlechterverhältnis: Anzahl der Männer auf 100 Frauen (errechnet: M*100/F) Lageangaben in indonesischer Sprache: Barat → West / Selatan → Süd / Tengah → Zentrum / Timur → Ost / Utara → Nord DemographieDie Stadt und ihre Umgebung sind das Siedlungsgebiet der Simalungun-Batak, einer von mehreren Batakvolksgruppen (wie den Angkola-, Mandailing-, Toba-, Pakpak- und Karo-Batak). Heute finden sich dort zudem Chinesen, Achinesen, ethnische Malaien, Minangkabau, sowie umgesiedelte Javaner, aber auch Sikh, Araber und Tamilen. Die Mehrheit der Einwohner der Stadt Pematang Siantar bekennt sich zum Christentum (50,13 %) bzw. zum Islam (45,54 %). 88,5 Prozent der 137.554 Christen sind Protestanten. Erwähnenswert sind noch 11.574 Buddhisten, also 4,22 Prozent.[1] Soziale Daten 2020
Aktuelle Bevölkerungsdaten vom Jahresende 2022Nachfolgende Tabelle gibt den Einwohnerstand am 31. Dezember 2022 wieder.[1]
1 Die Quelle weist hingegen 75,92 km² aus.[1] GeschichteGegründet 1871, entwickelte sich die Stadt während der Kolonialzeit nach Medan zur zweitgrößten der Insel. Die Herrschaft über die Siedlung lag bis zum Einzug der Niederländer im Jahr 1907 in den Händen der Damanik, einem Stamm der Volksgruppe der Simalungun. Mit Tuan Sangnawaluh Damanik hatten sie ihren letzten König. Sodann fiel Pematang Siantar unter koloniale Verwaltung und verblieb dort bis 1942, als Japan den Landstrich annektierte. Bis 1915 war aus dem Siedlungsgebiet ein Städtchen mit 3700 Einwohnern gewachsen. Ab diesem Zeitpunkt wuchs die Stadt erheblich, denn sie lag an einer günstigen Schnittstelle zwischen den Plantagenländereien und dem Batak-Hochland.[5] VerwaltungsgeschichteZunächst als Gemeinde (indonesisch Kota Madya) gebildet, wurde sie später zur Stadt erhoben und im Jahr 1981 durch den Regierungsbeschluss 35 zu einer unabhängigen Stadt (indonesisch Kota), die gleichberechtigt mit den Regierungsbezirken (Kabupaten) war. Als administrative Einheit der 2. Verwaltungsstufe bestand sie bei Gründung aus den vier nach Himmelsrichtungen benannten Kecamatan, diese untergliedert in 29 Kelurahan. Der damalige Gouverneur der Provinz Sumatera Utara „weihte“ die Kota am 17. März 1982 ein.[6]
Verkehr und TourismusAusgangspunkt des Handelswachstums und später des Tourismus war die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur, begründet durch den Bau der Eisenbahn. Hier endet die abgezweigte Eisenbahnverbindung der 128 km nördlicher gelegenen Provinzhauptstadt Medan. 1883 wurde die erste private Eisenbahngesellschaft (Deli Spoorweg Maatschappij) gegründet und stand bis 1957 unter Verwaltung der Niederländer. Danach wurde sie verstaatlicht.[8] Dieser infrastrukturelle Vorteil wird heute durch den Tourismus genutzt. Daneben ist allerdings auch der Trans-Sumatra-Highway, der die Stadt unmittelbar anbindet, von Bedeutung. Als öffentliches Nahverkehrsmittel werden in Pematang Siantar BSA-Motorräder (Becak) eingesetzt. Diese Zweiradfahrzeuge besitzen einem Hubraum von 500 cm³ und werden als Autorikschas verwendet. Sie sind an ihrem unverwechselbar lauten Geräusch zu erkennen. Da es keine Ersatzteilversorgung gibt, sind die meisten sehr individuell und liebevoll modifiziert und repariert.[9] Pematang Siantar ist ein landwirtschaftliches Handelszentrum für Reis, Tee, Tabak und Ölpalmen, wobei aus Letzteren die Polymere Gummi und Kunstfasern erzeugt und gehandelt werden.[10] Pematang Siantar liegt bereits im Batakgebiet und ist daher von erhöhtem kulturellen Interesse. Auf dem örtlichen Markt werden die Güter der Batak abgesetzt, wie beispielsweise das Ulos. Unweit liegen die Städte Berastagi und Kabanjahe, letztere Regierungssitz des Regierungsbezirks Karo, dahinter liegen der Vulkan Sinabung und der Tobasee, beides häufig besuchte Regionen. 50 km vom bekannten Touristenzentrum Parapat am Toba-See entfernt, ist Pematang Siantar oft Zwischenstation für Touristen, die zum größten See Indonesiens und in den zentralen Tapanuli-Bezirk reisen wollen. Als Stadt, die den Tourismus in der Umgebung fördert, verfügte Pematang Siantar 2018 über 47 Hotels (davon 12 mit mindestens einem Stern) und 268 Restaurants. 1993 erhielt die Stadt für ihre Sauberkeit und Umweltverträglichkeit den Adipura Pokal. Aufgrund der ordnungsgemäßen Verkehrskontrolle gewann Pematang Siantar 1996 auch den Wahana Tata Nugraha Cup. Der Industriesektor ist aufgrund seiner zentralen Lage im Bezirk Simalungun das Rückgrat der Wirtschaft der Stadt und besteht aus mittelgroßen bis großen Industriestandorten. Persönlichkeiten
Literatur
Bilder zu den Ureinwohnern (Simalungun-Batak)Es handelt sich zu 2/3 um eine Auswahl historischer Bilder (gestellt vom Tropenmuseum Amsterdam, Niederlande)
WeblinksCommons: Pematang Siantar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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