Zwei Häuser nordöstlich des Ortes (KG Pfleg), ein drittes davon abseits beim Schloss (KG Weinberg); Gutteil des Orts in Gem. Grieskirchen Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; DORIS
Der Ort Parz befindet sich direkt östlich von Grieskirchen, 1½ Kilometer vom Zentrum entfernt. Er liegt in einem linken Nebentälchen der Trattnach, das vom etwa 1500 Meter langen Kehrbach entwässert wird, auf um die 350–400 m ü. A. Höhe.
Die beiden Ortschaften umfassen knapp 30 Gebäude mit etwa 90 Einwohnern. Der weitaus überwiegende Teil sind zerstreute Häuser, die zur Gemeinde Grieskirchen gehören, entlang der Straße über den Annaberg (diese Häuser gehören schon so gut wie zur Stadt Grieskirchen), um das Schloss, den Kehrbach auswärts und einwärts und bei Schamosberg nördlich oberhalb. Dort gehören zwei Häuser zu Schlüßlberg, die zusammen mit einem Weiteren beim Schloss eine eigene Ortschaft bilden.
Zur umfangreicheren Katastralgemeinde Parz mit 427,5 Hektar gehören südlich auch der Osten der Stadt Grieskirchen am Annaberg, um den Bahnhof und das Industriegelände und die Häuser jenseits der Innviertler Straße (B137) bis an die Trattnach (und sogar einige Grundstück am anderen Ufer), sowie nordwestlich die Ortschaft Kickendorf und die Siedlung Lanzenberg von Grieskirchen (mit Wiesenstraße).
Der Name steht vermutlich zu einem mittelhochdeutsch-ostmittelbairischen Wort Parze=steiniger [niedrig] bewachsener Hügel, das als Ortsname besonders in Oberösterreich vertreten ist. Der Name findet sich erstmals um 1340,[1] und könnte die Burgstelle des Wasserschlosses im sonst auigen, von Fischteichen geprägten Kehrbachtal beschreiben. Der zugehörige Parzerberg ist noch um 1830 östlich oberhalb verortet,[2] findet sich heute aber als Adresse südlich am Annaberg. Parzerfeld nannte man früher die Flurlage nordwestlich des Schlosses.[2]
Kern der Siedlung ist die Wasserburg Parz, die 1220 erstmals urkundlich erwähnt ist.[3] Sie gehörte bis 1393 den Lehrbühlern (Lehrböllern), dann den Jörger (von Tollet) und kam 1400 an die Oberhaimer und darauf die Pirchinger.[3][4] Rundherum entwickelten sich in lockerer Lage einige Wirtschaftshöfe. Die heutige Katastralgemeinde stellt wohl die Hofmark der Burg dar. Ein beträchtlicher Zehnt ging zeitweise von hier auch an das Domkapitel zu Passau.
Kollomann Oberhaimer ließ 1468 die St.-Anna-Kapelle erbauen, nach der der Annaberg heißt. Sie gehörte meist zum Schloss.
1514 kam die Herrschaft Parz in den Besitz der Pollheimer. Die hatten schon 1398 Burg Tegernbach erworben, eine der ältesten und besten Burgen Österreichs ob der Enns. Anlässlich des Kaufes von Parz vereinten sie die beiden Herrschaften, rissen das wohl schon ungemütlich gewordene Tegernbach ab und erbauten direkt beim Wasserschloss ein neues Schloss, Neu-Tegernbach genannt, heute schlicht (Land-)Schloss Parz. 1644 ging Parz in den Besitz der Pálffy, dann Harrach, Verdenberg, und 1651 an die Weißenwolff, die das Schloss bis in das 20. Jahrhundert besaßen.
Pestepidemien sind für Grieskirchen von 1585 und 1714/15 bekannt.
Während der Napoleonischen Zeit 1810–1816 wurde Grieskirchen Bayern zugeschlagen und war Grenzstadt, Parz selbst blieb österreichisch.
Per 1. Jänner 1851 wurde die politische Gemeinde Parz geschaffen. Sie umfasste anfangs die Katastralgemeinden Parz, Pfleg und Weinberg.[5] Am 6. September 1873 wurde die politische Gemeinde Schlüßlberg (seinerzeit die Katastralgemeinden Schlüßlberg und Atschenbach umfassend) aufgelöst und zu Parz dazugenommen.[5]
1861 wurde die auch Kaiserin-Elisabeth-Bahn genannte Passauer Bahn erbaut und hier der Bahnhof Grieskirchen-Gallspach errichtet (Eröffnung 1. September).[6]
Der Bahnhof wurde besonders in den frühen 1920er Jahren als Anschluss an den Kurort Gallspach wichtig. So hielt hier der legendäre Oostende-Wien-Express.
Mit 12. September 1938, als nach dem Anschluss allerorten in Österreich Großgemeinden gebildet wurden, wurde noch die Katastralgemeinde Trattenegg von der Gemeinde Mangelburg hinzugenommen, die Katastralgemeinde Parz selbst kam aber zu Grieskirchen.[5] Per 23. Juli 1939 wurde diese Gemeinde ohne zugehörigen Hauptort dann auf Schlüßlberg umbenannt.[5] 1938 wurde auch die Bahnstrecke mit einem zweiten Gleis versehen.[6]
1954/1955 wurde die Bahn elektrifiziert (Betrieb ab 22. Mai 1955).[6] Seit den 1990er Jahren, als Gallspach wegen gestrichener deutscher Auslandskuraufenthalte nicht mehr angefahren wurde, halten keine Schnellzüge mehr.
Heute ist der Ort im Südosten mit der Stadt Grieskirchen verwachsen, und das Gebiet im Trattnachtal um den Bahnhof gehört zur Ortschaft Grieskirchen.
Die Schlösser sind Besitz der Messerschmitt Stiftung und werden für Ausstellungen, Veranstaltungen und Tagungen, Büroräumlichkeiten und Gastronomie genutzt. 2010 fand hier die Oberösterreichische Landesausstellung Renaissance und Reformation statt.[7]
Nach der Gemeindegründung 1851 wurde 1855 ein erster Bürgermeister bestellt. Das Amt wurde ab 1. Jänner 1942 als Bürgermeister von Schlüßlberg fortgesetzt.[5]
seit
1. Januar 1855
Johann Größwang
1. Januar 1858
Johann Hofer
28. Januar 1861
Adam Haberfellner
11. Oktober 1864
Michael Rabmayr
9. November 1867
Johann Aigner
12. November 1870
Johann Edlbauer
22. Juni 1873
Anton Kienbauer
7. Dezember 1876
Josef Mühlehner
29. Juni 1879
Franz Aigner
5. Juli 1882
Johann Spitzbart
6. August 1885
Andreas Kröswang
8. Juli 1888
Thomas Aigner
12. Juli 1891
Johann Oberhumer
22. Juli 1894
Mathias Hattinger
13. Dezember 1897
Johann Ennsberger
19. Juli 1900
Leopold Jungwirth
2. Juli 1903
Johann Ennsberger
(2.)
19. Juni 1906
Johann Jedinger
11. Januar 1910
Mathias Kies-Humer
1. Januar 1912
Johann Jedinger
(2.)
18. Mai 1919
Mathias Kies-Humer
(2.)
17. September 1927
Johann Greinöcker
1. Januar 1930
Martin Moser
1. Januar 1938
Josef Kröswang
(2.) … Zweite Amtszeit
Wirtschaft, Infrastruktur, Kultur und Sehenswürdigkeiten
Südlich des Orts passieren hier parallel die B137 Innviertler Straße und die L528 Grieskirchner Straße (Trattnachtal von Taufkirchen bis Wallern), durch den Ort führt die L1191 Parzer Straße nach Kickendorf zur L1223 Pollhamer Straße Grieskirchen–Pollham.
Schon im Grieskirchner Teil liegt der Bahnhof Grieskirchen-Gallspach der Passauer BahnWels–Passau.
Im Ort:
Schloss Parz, Veranstaltungens- und Ausstellungszentrum mit Schloss-Café, Wasserschloss Parz, Schlosswirt Parz im historischen Brauhaus
Ein Wanderweg, der Pollheimer Geschichtsweg (Nr. 901),[9] verbindet die ersten Ansiedlungen des Geschlechts der Pollheimer. Er führt von Schmidgraben – Hainbuch (ehemalige Burg Pollham, 11. Jh.)[10] nach Pollham (Kirche 14. Jh.) und weiter Scheiben (Alt-Polham) – Schamosberg – Fürth zum Schloss Parz.[11] Er wurde 2010 anlässlich der Landesausstellung ausmarkiert.[12]
↑ abFranziszäischer Kataster 1817–1861 (Urmappe, als Layer online bei DORIS diverse Kartenthemen, etwa Erste Landesaufnahmen, Urmappe quality insbesondere Thema Urmappe oder Kulturatlas).
↑Benedikt Pillwein (Hrsg.): Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Mit einem Register, welches zugleich das topographische und genealogische Lexikon ist und der Kreiskarte versehen. Geographisch-historisch-statistisches Detail nach Distrikts-Kommissariaten. 1. Auflage. Dritter Theil: Der Hausruckkreis. Joh. Christ. Quandt, Linz 1830, Distrikts-Kommissariat Parz: Parz und Tegenbach, S.324f. (Google eBook). 2. Auflage 1843 (Google Book)
↑ abcKurt Klein (Bearb.): Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Hrsg.: Vienna Institute of Demography [VID] d. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Oberösterreich Teil 1, Grieskirchen: Parz, S.101 (Onlinedokument, Erläuterungen. Suppl.; beide PDF – o.D. [aktual.] Unterbrochene Reihe; bei Schlüßlberg S. 110 k. A.). Spezielle Quellenangaben: 1809: Häuser- und Einwohnerzahlen aus der Militär-Konskription; nach
Ignaz Gielge: Topographisch-historische Beschreibung aller Städte, Märkte und Schlösser, Pfarren und anderer merkwürdiger Örter des Landes Österreich ob der
Enns, 1814/15. •
1811: Franz Xaver Weilmeyr: Zählung der bayrischen Verwaltung des Salzachkreises (Montgelas’sche Zählungen). In: Topographisches Lexikon vom Salzach-Kreise. 1812. •
1825: Militär-Konskription 1823/30; zitiert nach Pillwein, 1830/1843, S. 324 (s. o.) •
1869: Statistische Central-Commission (Hrsg.): Orts-Repertorien der im österreichischen Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder. (1871 ff.). •
1951 und später: Österreichisches Statistisches Zentralamt / Statistik Austria (Hrsg.): Ortsverzeichnis. (Ergebnisse der Volkszählungen; ab 2011 Registerzählungen s. o.).