Die Stadt Niemegk liegt zwischen Hohem Fläming und Belziger Vorfläming in einer Höhenlage von 69 bis 148 m NHN östlich der Plane. Durch das Stadtgebiet fließen mit dem Buffbach, einem linken Zufluss der Plane, und dessen Zuflüssen Funderbach und Adda mehrere Gewässer. Das Stadtgebiet liegt auf einer Grundmoräne der Saaleeiszeit. Das südliche Stadtgebiet reicht bis zu den Endmoränen und der Eisrandlage der Saaleeiszeit hinauf. Im Norden, Südosten, Südwesten und Westen ist die Stadt von Wäldern, dem Niemegker Wald und dem Hohenwerbiger Wald, umschlossen.
Die restliche unbebaute Fläche wird nicht zuletzt der für brandenburgische Verhältnisse hohen Bodenfruchtbarkeit wegen landwirtschaftlich genutzt. Nördlich von Niemegk stößt man auf offengelassene Sandvorkommen. Östlich der Stadt befinden sich Tonvorkommen, die noch abgebaut werden. 2005 wurde ebenfalls östlich der Stadt ein größerer Windpark in Betrieb genommen, dessen Windräder als Landmarke weithin über die Höhen des Flämings sichtbar sind. Im Territorium befinden sich eiszeitbedingt viele Findlinge, Lesesteine und Lesesteinhaufen sowie Steinriegel mit der Funktion natürlicher Schutzwaldstreifen. Niemegk liegt teilweise im Bereich des Naturparks Hoher Fläming.
Stadtgliederung
Zur Stadt Niemegk gehören die bewohnten Gemeindeteile Hohenwerbig und Lühnsdorf sowie der Wohnplatz Werdermühle.[2]
Geschichte
Südöstlich der heutigen Bahnhofstraße befand sich in frühgeschichtlicher Zeit eine Burgwallanlage, eine Fundstätte mittelslawischer und frühdeutscher Keramik, die heute jedoch überbaut ist. Die Ersterwähnung Niemegks als Burgward ist auf 1161 datiert und taucht im 12. und 13. Jahrhundert in den Formen Nymik, Niemeke und um 1441 Nymegk in Urkunden auf. Der Name stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit vom niederländischen Nijmegen (um 1100 Niumago) ab.[3] Niemegk stand unter dem Schutz des Deutschen Ritterordens, welcher seit 1227 die Komturei Dahnsdorf (Komthurmühle) besaß. Nichtsdestotrotz sollte erwähnt sein, dass es sich bei dem Namen auch um die Slawische Bezeichnung für Deutsche handelt, also ein Ort im überwiegend slawischen Siedlungsgebiet, in dem sich Deutsche niederließen. Die Zuwanderung aus Flandern steht dabei nicht im Widerspruch, denn Deutsch, Dutch und Flämisch bedeutete früher dasselbe. Niemegk in seiner slawische Wurzel bedeutet in etwa der „Nicht Sprechende“. Der Ort ist im Ursprung ein Haufendorf mit dem Status eines Burgfleckens, welcher 1228 Stadtrecht erwarb und sich im Laufe des 13. Jahrhunderts planmäßig an einer Nord-Süd-Achse (Großstraße) zu einer Stadt mit Marktplatz entwickelte.
Die heute nicht mehr vorhandene Burg wurde 1441 letztmals als Schloss erwähnt und über Jahrhunderte hinweg als Haus Niemegk betitelt. Nach 1526 schenkte Kaiser Karl V. dieses Gut dem neu geadelten sächsischen Kanzler Gregor (von) Brück, dieser wiederum überreichte dies später einem seiner jüngsten Söhne, Philipp von Brück († August 1616).[4] Zeitweise bestanden zwei Rittergüter am Ort, der Edelhof, sowie das Seelen`sche Gut. Dieser Gutsbesitz war dann über zwei Generationen im Besitz der hugenottischen Familie von François.[5] Erworben wurde es durch Heirat der Luise von Brück (1747–1791),[6] Tochter der Charlotte von Bülow-Quitzobel und des Wolf von Brück auf Niemegk, mit August von François, kgl. poln. und kurfürstlich sächs. Kapitän (Hauptmann), 1774 zu Wien nobilitiert. Letzte Vertreter seines Adelsgeschlecht wurden Wilhelm von François (1771–1820) sowie sein jüngerer Bruder Ludwig von François-Kocksdorf (1777–1857), liiert mit Klementine von Zeschau.[7] 1822 wurde die Gutsflächen an die Stadt Niemegk verkauft, es verblieb lediglich das kleine Herrenhaus und ein gesondert angelegtes Erbbegräbnis. Wieder durch Heirat kam es zu einem erneuten Besitzerwechsel des Gutshauses samt Zubehör. Bertha von François (1818–1904) verheiratete sich mit Friedrich von Oppen-Jütrichau (1812–1888).[8] So gelangte der dazugehörige kleine Restgutsbezirk zur Selbstbewirtschaftung in das Eigentum der Familie von Oppen, die eine genealogische Unterlinie Niemegk herausbildete.[9] 1861 war der Rittergutsbesitzer von Oppen Schiedsmann der Stadt Niemegk.[10] In den zwei im 19. Jahrhundert publizierten Matrikeln der Rittergüter durch Karl Friedrich Rauer findet Niemegk keine Erwähnung mehr. 1908 ließ die Familie von Oppen an das neu errichtete Herrenhaus wieder eine Inschrift anbringen, welche heute nicht mehr vorhanden ist: Möchten die künftigen Bewohner des Hauses mehr Freuden des Lebens erblühen, als dem Erbauer desselben. Friedrich v. François. Zuletzt in Niemegk wohnhaft war ein jüngerer Sohn der Oppens, Oberstleutnant a. D. Udo von Oppen (1851–1918) mit seiner Ehefrau Hedwig (Hete) Leo (1870–1945), aus Dahnsdorf bei Belzig stammend. Hete von Oppen starb auf der Flucht zu Kriegsende.[11] Als Nacherbe war einst Udo von Oppen (1891–1949) vorbestimmt. Es gibt bis heute lebende Nachfahren der Niemegker Oppens.[12]
Neben den gutsherrlichen Kleinbesitz in Niemegk bestanden u. a. 1914 noch drei weiteren landwirtschaftliche Betriebe. Der 47 ha Hof der Stadt betrieb der Kaufmann Wilh. Marthe, W. Retzgen jun., ein 59 ha Hof, und ein 53 ha Besitz betreute Bernhard Tietz.[13]
Die Stadtverordnetenversammlung von Niemegk besteht aus neun Stadtverordneten und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[17]
Wiegand wurde bei der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 bei einem Gegenkandidaten mit 54,7 % der gültigen Stimmen für eine erste Amtszeit von fünf Jahren zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt.[22]
Wappen
Blasonierung: „In Silber eine bewurzelte grüne Eiche mit goldenen Früchten, deren Stamm von zwei Schilden beseitet ist, rechts mit dem brandenburgischen (in Silber ein golden-bewehrter und rot-gezungter roter Adler mit goldenen Kleestengeln auf den Flügeln) und links mit dem sächsischen Wappen (neunmal von Schwarz und Gold geteilt und überdeckt von einem schrägen grünen Rautenkranz).“[23]
Wappenbegründung: Das Wappen wurde 2012 erneuert, weil es nicht den heraldischen Grundsätzen entsprach. Im alten Wappen stand anstelle des brandenburgischen Wappenschildchens eine Eichel. Mit dem Schild Sachsens wird an die kursächsische Vergangenheit der Stadt erinnert. Das Adlerwappen nimmt Bezug auf die heutige Zugehörigkeit zum Land Brandenburg.
Das Wappen wurde am 12. Juni 2012 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Historisches Wappen
Blasonierung: „In Silber auf grünem Hügel ein natürlicher Eichbaum, begleitet vorn von einem schwebenden Schildchen, neunmal von Schwarz und Gold geteilt, belegt mit einem schrägen grünen Rautenkranz, hinten von einer gestürzten grünen Eichel mit zwei Blättern.“
Wappenbegründung: Das Wappenbild entstand Ende des 13. Jahrhunderts als Siegelbild. Es zeigte ursprünglich einen Eichbaum zwischen einem Helm und dem sächsischen Rautenschild. Nach 1358 erschien die Umschrift SIGILLVM CIVITATIS NYEMIK. Aus dem Helm wurde später eine Eichel. Der Eichenbaum ist ein redendes Bild (eke = Eiche).[24] Die Eichel soll den einstigen Reichtum Niemegks mit den sommergrünen Laubgehölzen in der weitgehend von Kiefernforsten dominierten Umgebung hervorheben.
Flagge
Die Flagge ist Grün – Weiß – Grün – Weiß – Grün (1:1:1:1:1) gestreift und mittig mit dem Stadtwappen belegt.
Kloster in der Großstraße 50, 1628 zum Bürgerhaus umgebaut, ursprünglicher Zweck unbekannt
Robert-Koch-Haus in der Großstraße 69 mit Gedenktafel, angeregt durch den Tbc-Forscher Wilhelm Roloff. Robert Koch betrieb hier 1868/1869 eine Arztpraxis, die er wie sein Vorgänger wegen fehlender Patienten bald wieder aufgab.[25] Die Grundschule ist nach Koch benannt.[26]
Kulturhaus, seit 2010 privat geführt, wird vom Neuen Volkstheater Fläming e. V. mit Laientheater, Jugend- und Kindertheater sowie Gastensembles bespielt.
Niemegk ist über die gleichnamige Autobahnanschlussstelle an die Bundesautobahn 9 Berlin–München angebunden. Durch den Nordteil der Stadt verläuft – ohne den Stadtkern zu berühren – die Bundesstraße 102, über die die Kreisstadt Bad Belzig sowie die Nachbarstadt Treuenbrietzen erreicht werden können. Die Landesstraße 82 führt über Hohenwerbig und Zeuden nach Marzahna an der Bundesstraße 2, die L 83 über Neuendorf nach Straach in Sachsen-Anhalt. Kreisstraßen verbinden die benachbarten Orte.
Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands. Band 10 (Berlin/ Brandenburg), 2. Auflage, In: Kröners Taschenausgabe. Band 311, Hrsg. Gerd Heinrich, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3-520-31102-X, S. 299 f.
Georg Dehio (Hrsg.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg, Bearb. Gerhard Vinken, Deutscher Kunstverlag, Berlin/ München 2000, ISBN 3-422-03054-9, S. 731 f.
Siegfried Dalitz: Die Chronik der Stadt Niemegk. Hrsg. Fremdenverkehrsverein „Niemegker Land“ e.V.; acht Bände, von 1998 bis 2007. Selbstverlag, Niemegk 2007. DNB964455706
Die Baer-Orgel in St.-Johannis-Niemegk. Festschrift, Hrsg. Evangelische Kirchengemeinde St. Johannis Niemegk, 2021. DNB127173611X
↑Elisabeth Berner: Brandenburgische Sprachlandschaft. In: Historisches Lexikon Brandenburgs. 5. April 2019 (brandenburgikon.net): „An die flämischen Siedler erinnern auch die aus Flandern mitgebrachten Ortsnamen Brück, Niemegk und Lichterfelde.“
↑G. A. von Klöden, Richard Oberländer: Illustrierte Haus-und Schulbibliothek zur vaterländischen Pflege. IX., Unser deutsches Land und Volk., Abs.: Bemerkenswerte Punkte des Flämings. Verlag Otto Spamer, Leipzig und Berlin 1882, S. 419 (books.google.de).
↑Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B (Briefadel), Band V, Band 26 der Gesamtreihe GHdA, Limburg (Lahn) 1961, S. 77. ISSN0435-2408
↑Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1900. Erster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1900, S. 665 (digital.ub.uni-duesseldorf.de).
↑Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin 1861, Stück 15, Den 12. April. A. W. Hayn’sche Buchdruckerei, Potsdam 1861, S. 127 (books.google.de).
↑Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1917. Der in Deutschland eingeborene Adel, Achtzehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1916, S. 619 (Textarchiv – Internet Archive).
↑Dietrich von Oppen: Lebensskizzen aus der Familie von Oppen vornehmlich im 20. Jahrhundert. Ein zeitgeschichtliches Lesebuch. 7. Kapitel, Hrsg.: Verband der Familie von Oppen, Druck Karl Schillinger, Freiburg i. Br., Selbstverlag, Bad Homburg 1985, S. 518 ff. DNB860582469
↑Ernst Seyfert: Güter-Adreßbuch für die Provinz der Brandenburg 1914, 2. Auflage, in: Niekammer’s Güteradressbücher. Band VII, Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 204–205 (martin-opitz-bibliothek.de).
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)