Kloster Lehnin liegt im Westen des Landes Brandenburg, 20 Kilometer südöstlich der Stadt Brandenburg an der Havel, rund 30 Kilometer südwestlich von Potsdam sowie rund 60 Kilometer von Berlin entfernt. Sie liegt beidseitig der Bundesautobahn 2 zwischen den Ortsteilen Göhlsdorf (an der Bundesautobahn 10 (westlicher Berliner Ring)) und Reckahn.
Das Gemeindegebiet umfasst den größten Teil der Zauche sowie Teile der Havelniederung und des Planetales. Im Gemeindegebiet entspringt der meist kanalisierte Havelnebenfluss Emster.
Die Gemeinde Kloster Lehnin besteht laut ihrer Hauptsatzung aus 14 Ortsteilen (mit jeweils einem Ortsvorsteher), zwei Gemeindeteilen[2] und weiteren Wohnplätzen.[3]
Lehnin mit den Wohnplätzen Forsthaus Rädel, Großheide, Heidehaus, Kaltenhausen und Mittelheide, Hauptort und mit 3.106 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2014) größter Ortsteil der Gemeinde
Das Dorf Lehnin als Kern der heutigen Gemeinde sieht als sein Gründungsdatum das Jahr 1180 an, als der AskanierOtto. I, der zweite Markgraf der Mark Brandenburg, das namensgebende Zisterzienser-Kloster Lehnin gründete. Deshalb wurde 2005 das 825-jährige Jubiläum gefeiert. Allerdings bestand 1180 und lange Zeit danach nur das Kloster. Die eigentliche Gründung des Dorfes oder Fleckens Lehnin vollzog sich 1415 aus einem Markt, den die Mönche vor den Klostermauern einrichteten. Eine größere Ausdehnung erfuhr der Ort 1667 durch die Ansiedlung von 13 Handwerkern mit ihren Familien. Der Grund dafür war vermutlich der häufige Aufenthalt des Kurfürsten. 1750 sind 104, 1800 152 Feuerstellen belegt. Allerdings verlor der Flecken Lehnin 1733 das Marktrecht an Werder (Havel) und konnte es erst 1855 wiedererlangen.
Von 1542 bis 1872 bestand das Amt Lehnin als Domäne und in Nachfolge des Klosterbesitzes. Um 1828 entstand daraus stufenweise das damals noch nicht voll immatrikulierte Rittergut, teils in der Hand der uradeligen Familie von Loebell und zum Zweiten als Teilbesitz des Legationssekretärs Uebel.[4] Robert Karl Hermann von Loebell (1815–1905) und dessen Ehefrau Friederike Wilhelmine Rosalie von Thümen-Briesen (1825–1917) besaßen das Gut nur einige Jahre. Ende des 19. Jahrhunderts gehörten zum nun gesamtheitlichen Gut Lehnin 438 ha, hinzu die Nebengüter Dahmsdorf mit 389 ha und Tornow mit 291 ha. Neuer Eigentümer, auch der dazugehörigen Ziegelei mit Ringofen, war der Kommerzienrat M. J. Cohn. Er hatte aber alle Gutsareale verpachtet, davon Lehnin an Ober-Amtmann Köber.[5] Ende der 1920er Jahre gehörte das Restgut Lehnin mit 102 ha der Dampfziegelei GmbH, Inhaber M. Albrecht und Th. Borchmann. Kleine landwirtschaftliche Besitzungen betrieben die Familien Jacob, Thiele sowie Tietz. Die Oberförsterei Lehnin mit 6177 ha, im Eigentum des Preußischen Staates, wurde durch die Oberförsterei Kunersdorf bei Michendorf verwaltet.[6]
1899 wurde Lehnin mit der Stichstrecke Groß Kreutz–Lehnin an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
1943 bezog der sogenannte Generalbevollmächtigte Chemie (GebeChem) mehrere Gebäude des heutigen Luise-Henrietten-Stifts und ließ auf dem Gelände für seine Behörde sieben weitere Baracken errichten. Die Behörde koordinierte die Interessen der Kriegswirtschaft mit denen der Wehrmacht und SS und verteilte von hier aus KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter auf die Chemieindustrie.[7] Das Stift ist eine diakonische Einrichtung der Evangelischen Kirche, die 1911 das Klostergelände bezog und in den alten Klostergemäuern sowie verschiedenen Neubauten eine weit verzweigte, heute vorbildliche helfende und heilende Einrichtung aufgebaut hat.
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember[11][12][13], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung von Kloster Lehnin besteht aus 20 Gemeindevertretern und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[14]
Auf die AfD entfielen drei Sitze, von denen zwei unbesetzt bleiben, weil die Partei nur einen Kandidaten nominiert hatte.
Bürgermeister
2002–2016: Bernd Kreykenbohm (parteilos)
seit 2016: Uwe Brückner (parteilos)
Nach der Bildung der Gemeinde wurde der damalige Amtsdirektor Kreykenbohm am 23. April 2002 durch die Gemeindevertretung für die restliche Dauer seiner Amtszeit bis zum 2. Juli 2008 zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. In der Bürgermeisterwahl am 16. März 2008 wurde er mit 84,3 % der gültigen Stimmen in seinem Amt bestätigt.
Am 20. März 2016 wurde Uwe Brückner mit 72,1 Prozent der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von acht Jahren[15] zu seinem Nachfolger gewählt (Amtsantritt: Juli 2016).[16] Bei der Wahl am 3. März 2024 wurde Brückner mit 53,1 Prozent der Stimmen für eine weitere Amtszeit bestätigt.[17] Er war 2016 als Kandidat einer Listenvereinigung aus SPD und der Wählergruppe Freie Bürger und Bauern und 2024 als Einzelbewerber angetreten.
Wappen
Blasonierung: „In Blau eine bewurzelte elfblättrige goldene Eiche überdeckt von einem springenden silbernen Hirsch.“[18]
Wappenbegründung: Das heutige Wappen der Gemeinde ist die Stilisierung einer Zeichnung in der Klosterkirche, die auf die Gründungslegende des Klosters zurückgeht, einen Traum von Otto I., in dem Hirsch und Eiche eine Rolle spielen. Näheres dazu hier.
Das Wappen wurde am 21. Februar 2003 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Flagge
Die Flagge ist Blau - Weiß - Blau (1:2:1) gestreift und mittig mit dem Gemeindewappen belegt.
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Wappen der Gemeinde mit der Umschrift: „GEMEINDE KLOSTER LEHNIN • LANDKREIS POTSDAM-MITTELMARK“.
Städtepartnerschaften
Seit 2003 besteht eine Partnerschaft zwischen Kloster Lehnin und der belgischen Stadt Tervuren in Flandern.
Denkmal für den Schriftsteller Willibald Alexis von 1914 im Ortsteil Lehnin vor dem Friedhof an der Puschkinstraße. Die Bronzeplakette mit dem Reliefmedaillon von Alexis schuf der Bildhauer Paul Matzdorf. Der große Gedenkstein mit Tafel ist Ausgangspunkt für den Willibald-Alexis-Weg. Er wurde errichtet, da Lehnin örtlicher Hintergrund für Die Hosen des Herrn von Bredow, einen der bekanntesten Romane von Alexis, ist.
Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs im Ortsteil Netzen vor der Kirche
Sowjetisches Ehrenmal von 1971 im Ortsteil Kaltenhausen Nr. 75/77, daneben ein Gedenkstein der VVN, der zur Verteidigung des Friedens aufruft
Dorfkirche Göhlsdorf, neoromanische Kirche, die in den Jahren 1865 bis 1867 unter Einbeziehung der Feldsteine eines Vorgängerbaus errichtet wurde. Der vorhandene Turm wurde dabei in den Neubau einbezogen.
Der Blaue Stein ist ein großer Findling mit einer bläulich-grünen Farbe im Kiefernforst etwa zwei Kilometer östlich des Dorfes Krahne. Dieser wurde früher als Steinbruch verwendet.
Regelmäßige Veranstaltungen
Jährlich am letzten Septemberwochenende wird im Ortsteil Lehnin über zwei Tage ein internationales Kürbisfest mit bunten und teils kuriosen Kürbisdekorationen gefeiert. Dazu gibt es: Umzug, Markt, Stände, Lesung, Konzert, Wettbewerbe und eine Kürbisausstellung.
In den 1960er Jahren wurden die Ziegeleien geschlossen und 1967 der Betrieb der Kleinbahn eingestellt. Im Rahmen des Jugendobjektes „Havelobst“ der FDJ wurde ab 1982 der Obstbau im Lehniner Gebiet ausgedehnt. Seit der deutschen Wiedervereinigung wird der Tourismus zunehmend bestimmender Wirtschaftsfaktor; Anziehungspunkt ist neben dem Kloster die landschaftlich reizvolle Umgebung.
Größter Industriebetrieb in Kloster Lehnin ist der TabakwarenproduzentGrand River Enterprises (Deutschland) GmbH im Ortsteil Rietz. Seit 2006 werden in Rietz mehrere Milliarden Zigaretten jährlich produziert. 152 Arbeitnehmer sind in Kloster Lehnin beschäftigt.
2010/11 wurde in der Gemeinde der Solarpark Reckahn mit einer Leistung von knapp 38 MWp installiert.[19]
Verkehr
Früher gab es die 12 Kilometer lange Bahnstrecke Groß Kreutz–Lehnin, die eine Verbindung zur Bahnstrecke Berlin–Magdeburg herstellte. Der Personenverkehr wurde zum 19. Dezember 1965 und der Güterverkehr zum 9. Oktober 1967 eingestellt. Es folgte der Abbau der Gleisanlagen.
Der Busbahnhof in Lehnin ist der zentrale Umsteigepunkt für die Buslinien im Raum Kloster Lehnin. Er befindet sich unmittelbar im Zentrum des Ortsteils Lehnin. In den Jahren 2003–2004 wurde er umfassend saniert[20], erhielt einen neu gestalteten überdachten Inselbahnsteig mit 4 Haltestellen, einen verschließbaren Warteraum sowie eine Toilette. Ein Parkplatz für Pendler und Fahrradstellplätze befinden sich direkt in der Nähe des Busbahnhofs.
Kloster Lehnin liegt an den Landesstraßen L 86 zwischen Golzow und Groß Kreutz und L 88 zwischen Brandenburg und Beelitz. Die Autobahnanschlussstellen Brandenburg, Netzen und Lehnin an der A 2 und das Autobahndreieck Werder liegen auf Gemeindegebiet.
Robert von Loebell (1815–1905), Vater von Friedrich Wilhelm von Loebell, von 1846 bis 1870 Rittergutsbesitzer von Lehnin; sorgte für die Beendigung der Verwüstung des Klosters und setzte in Verbindung mit dem preußischen Königshaus seine Rekonstruktion in Gang
Oskar Schwartz (1886–1943), Generalmajor der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg
↑Handmatrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staates auf Kreis-und Landtagen vertretenen Rittergüter 1857, Hrsg. Karl Friedrich Rauer, Selbstverlag, Berlin 1857, S. 81.
↑P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S.230–231, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
↑Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts, Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. in: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band VII, 4. Auflage, Band Regierungsbezirk Potsdam. Kreis Zauch-Belzig, (Letzte Ausgabe-Paul Niekammer-Reihe), Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1929, [ https://martin-opitz-bibliothek.de/de/elektronischer-lesesaal?action=book&bookId=0010141-4-1929#lg=1&slide=216 S. 175.]
↑Honeckers Elitetruppe – Die Fallschirmjäger. mdr, 28. April 2009
↑
Bildung einer neuen amtsfreien Gemeinde Kloster Lehnin. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 15. März 2002. Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 13. Jahrgang, 2002, Nummer 13, Potsdam, 27. März 2002, S. 403 PDF
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)