Johann Sebastian Bach ist seit dem 30. Mai 1723 Thomaskantor und musikalischer Leiter der Thomaskirche in Leipzig. Außerdem hat er 1729 die Leitung des 1701 von Georg Philipp Telemann gegründeten Collegium musicum übernommen. Durch die zusätzliche Leitung des Kollegiums erweitert er seine Wirkungsmöglichkeiten im Leipziger Musikleben beträchtlich. Mit diesem studentischen Ensemble führt er deutsche und italienische Instrumental- und Vokalmusik auf, darunter seine eigenen in Weimar und Köthen entstandenen Konzerte, die er später auch zu Cembalokonzerten mit bis zu vier Solisten umarbeiten wird. Die Konzerte finden ein- bis zweimal pro Woche im Zimmermannischen Caffee-Hauß (1943 kriegszerstört) oder im dazugehörigen Garten statt.
23. August: Da sich die Aufführungsbedingungen in der Thomaskirche in den ersten Leipziger Jahren insgesamt verschlechtert haben, sieht sich Bach gezwungen, in einer Eingabe an den Rat der Stadt Leipzig seine Vorstellungen von der vokalen und instrumentalen Ausstattung einer „wohlbestallten Kirchen Music“ zu dokumentieren. Dieser „höchstnöthige Entwurff“ ist heute eine wichtige Quelle für die historische Aufführungspraxis seiner Werke.
Bach bemüht sich in dieser Zeit, den Titel eines Hofkompositeurs in Dresden zugesprochen zu bekommen, da er unzufrieden ist mit der Bezahlung, den hohen Lebenshaltungskosten und der Leipziger Obrigkeit, von der er sich mehr Förderung wünscht.
Johann Sebastian Bach wird zum vierzehnten Mal Vater. Das siebte gemeinsame Kind mit seiner zweiten Frau Anna Magdalena Bach, Christiana Benedicta (*/† 1730), wird geboren.
Um 1730 entsteht das Manuskript der Lukaspassion (BWV 246), das gemäß Handschriftanalysen teilweise von Bach niedergeschrieben wurde. Die heutige Musikwissenschaft nimmt an, dass es sich dabei um Bachs Kopie des Werkes eines anderen Komponisten handelt. Vermutlich führt Bach die Passion in Leipzig auf, oder beabsichtigt zumindest, es zu tun.
Händel wohnt seit Juli/August 1723 in London in der 25 Brook Street und bewohnt hier bis zu seinem Tod im Jahr 1759 zwei Stockwerke. Nahezu alle Werke, die seit 1723 entstehen, werden in diesem Haus komponiert. Auch die Vorbereitungen der Aufführungen finden oft im Händelschen Dining Room statt.
24. Februar: Die Oper Partenope von Georg Friedrich Händel hat ihre Uraufführung am King’s Theatre am Haymarket in London. Sie ist Händels zweite Oper für die von ihm und Johann Jacob Heidegger gegründete zweite Opernakademie. Er wendet sich darin von dem pathetisch-heroischen Stil ab, der dem Vorgängerwerk Lotario seinen Misserfolg eingehandelt hat. Das Libretto stammt von Silvio Stampiglia aus dem Jahr 1699. Die Hauptrollen singen unter anderem Anna Maria Strada, Antonio Bernacchi und Francesca Bertolli. Auch diesem Werk Händels ist kein Erfolg beschieden.
Domenico Scarlatti
Domenico Scarlatti war seit 1719 in Lissabon Musiklehrer und Hofkapellmeister am Hofe des frommen und verschwendungssüchtigen Königs Johann V. Dort hatte er die an Asthma leidende portugiesische Prinzessin Maria Bárbara de Bragança kennengelernt und unterrichtet. Er folgte ihr 1729 nach Spanien, als sie den spanischen Thronfolger Don Fernando von Asturien (ab 1746 König Ferdinand VI.) heiratet. Sie gehen zunächst nach Andalusien, wo der Hof anfangs zwischen Sevilla, den Sierras, Granada, Cádiz und anderen Hafenstädten hin- und herreist. Die Cembali der Prinzessin werden dabei auf dem Rücken von Maultieren transportiert. Ab Oktober 1730 (bis zum 16. Mai 1733) wird die Alcázares Reales in Sevilla zur festen Residenz und Wirkungsstätte für Scarlatti.
Georg Philipp Telemann
Georg Philipp Telemann ist seit 1721 Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg, eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands. In diesem Amt verpflichtet sich Telemann zur Komposition von zwei Kantaten wöchentlich und einer Passion pro Jahr, in späteren Jahren greift er allerdings bei seinen Kantaten auf frühere Werke zurück. Daneben komponiert er zahlreiche Musiken für private und öffentliche Anlässe, etwa für Gedenktage und Hochzeiten.
Außerdem hat Telemann für ein Jahresgehalt von 300 Talern die Leitung der Hamburgischen Oper am Gänsemarkt übernommen, baut das bereits 1660 von Matthias Weckmann gegründete, aber mittlerweile nicht mehr konzertierende Collegium musicum neu auf und übernimmt zusätzlich eine Stelle als Kapellmeister von Haus aus für den Hof des Markgrafen von Bayreuth. Dorthin liefert er von Zeit zu Zeit Instrumentalmusik sowie eine Oper jährlich.
Telemann, der ab 1725 außerdem dem Herzog von Sachsen-Eisenach als Agent dient und dem Eisenacher Hof über Neuigkeiten aus Hamburg berichtet, gibt diese Stelle 1730 an den Arzt Christian Ernst Endter ab.
Georg Philipp Telemann veröffentlicht sein Fast allgemeines Evangelisch-musikalisches Liederbuch, das über 2000 Kirchenliedmelodien in verschiedenen Varianten enthält und für Organisten bestimmt ist.
Antonio Vivaldi
Antonio Vivaldi ist seit 1726 musikalischer Leiter des Teatro Sant’Angelo in seiner Heimatstadt Venedig. Dort wird er sowohl als Komponist als auch als Geigenvirtuose zur lebenden Legende und zum „Wallfahrtsziel“ für viele Musiker aus ganz Europa.
Weitere biografische Ereignisse
Antonio Bernacchi, der 1729 in London im King’s Theatre engagiert war und dort in Uraufführungen und Wiederaufnahmen von Händels Bühnenwerken sang, geht 1730 nach Italien zurück. Dort wird er noch fünf Jahre als Sänger tätig sein und 1737 in Bologna eine Musikschule gründen.
François Couperin veröffentlicht den vierten Band seiner insgesamt 240 Cembalowerke, die er zu 27 Suiten zusammengefasst hat. Die ersten drei Bände dieses Werkes, das im Mittelpunkt seines Schaffens steht, erschienen 1713, 1716/17 und 1722.
Johann Adolph Hasse, der sich den Beinamen il divino Sassone („der göttliche Sachse“) verdient hatte, wird spätestens durch den Erfolg von Artaserse in der Karnevalsaison 1730 in Venedig über Italien hinaus bekannt. Dies ist zugleich seine erste Zusammenarbeit mit dem Dichter Pietro Metastasio, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. Am 20. Juli heiratet Hasse die als „La nuova Sirena“ gefeierte Sängerin Faustina Bordoni. Bordini firmiert seitdem in den Dresdner Libretti als Faustina Hasse sowie in italienischen Produktionen nach 1730 als Faustina Bordoni-Hasse.
Pietro Metastasio, der im September 1729 das Angebot angenommen hatte, Hofdichter (poeta Cesareo) am Wiener Kaiserhof Karls VI. als Nachfolger von Apostolo Zeno zu werden, kommt im Frühsommer 1730 in Wien an. Er zieht in eine große Wohnung im Haus Stadt Nr. 1187, dem „Großen Michaelerhaus“. Hier beginnt eine völlig neue Periode im Schaffen Metastasios. Zwischen 1730 und 1740 werden seine besten Dramen für das Kaiserliche Hoftheater vertont und aufgeführt werden. Außerdem widmet er sich auch wieder geistlichen Texten; seine 1730 entstandene Azione sacra La passione di nostro signore Gesù Cristo wird zu einem der meistvertonten Oratorientexte des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Senesino, der bis zur Auflösung der Royal Academy of Music in London 1728 einer der Zugnummern der Akademie war, stößt 1730, nachdem Georg Friedrich Händel die zweite Opernakademie gegründet hat, wieder zu diesem Ensemble. Diesmal erhält er ein geringeres Gehalt. Auch verschlechtert sich das Verhältnis der beiden Musiker zusehends.
Leonardo Vinci, dessen Oper Artaserse am 4. Februar 1730 im Teatro delle Dame in Rom mit großem Erfolg uraufgeführt wird, stirbt zwischen 27. Mai und 29. Mai 1730 in Neapel. Die Umstände des plötzlichen und wahrscheinlich unnatürlichen Todes, können nie ganz geklärt werden. Es heißt, er sei auf Grund einer Liebesaffäre vergiftet worden. Die Begräbniskosten übernimmt die Rosenkranzbruderschaft der Kirche Santa Caterina a Formiello.
24. Februar: Die Oper Partenope von Georg Friedrich Händel hat ihre Uraufführung am King’s Theatre am Haymarket in London. Sie ist Händels zweite Oper für die von Händel und Johann Jacob Heidegger gegründete zweite Opernakademie. Er wendet sich darin von dem pathetisch-heroischen Stil ab, der dem Vorgängerwerk Lotario seinen Misserfolg eingehandelt hat. Das Libretto stammt von Silvio Stampiglia aus dem Jahr 1699. Die Hauptrollen singen unter anderem Anna Maria Strada, Antonio Bernacchi und Francesca Bertolli. Auch diesem Werk Händels ist kein Erfolg beschieden.
04. April: Am King’s Theatre wird das Dramma per musica Ormisda mit großem Erfolg uraufgeführt. Die Musik stammt von Leonardo Vinci, Johann Adolf Hasse und Giuseppe Maria Orlandini. Das Libretto ist eine Adaption des Ormisda von Apostolo Zeno und wurde vermutlich von Georg Friedrich Händel zu einem Pasticcio bearbeitet.
20. August: Die Uraufführung der Oper The Generous Free-Mason von Henry Carey findet in London statt.
15. Oktober: Die Uraufführung der Oper Dialogo tra la vera disciplina e il Genio von Antonio Caldara erfolgt am Teatro della Favorita in Wien.
6 Suites pour 2 Vieles, Musettes, Flutes-à-bec, Fluts. traversieres, & Hautbois. Suivies de 2 Sonates à Dessus et Basse, Op. 27 (Paris)
6 Sonates en trio pour deux hautbois, flûtes-traversières ou violons avec la basse, suivies de deux concerto dont le Ier se joue sur la musette, la vièle ou la flûte-à-bec, Op. 28 (Paris)
Diverses pièces de viole avec la basse chiffrée, Op. 31 (Paris)
Georg Philipp Telemann – Sechs „Pariser Quartette“ Nr. 1–6 (TWV 43:G1, D1, A1, g1, e1, h1), publiziert als: Quadri a violino, flauto traversiere, viola da gamba o violoncello, e fondamento: ripartiti in 2. concerti, 2. balletti, 2. suonate (Hamburg, 1730).[3]
12. oder 13. November: Caterina Gabrielli, italienische Opernsängerin († 1796)
27. November: Michel-Paul-Guy de Chabanon, französischer Geiger, Komponist, Musiktheoretiker, Autor, Übersetzer und Mitglied der Académie française († 1792)