Der italienische Kapellmeister, Musiktheoretiker und KomponistGioseffo Zarlino stirbt am 14. Februar 1590 in Venedig. Das von ihm überlieferte kompositorische Schaffen ist übersichtlich, musikgeschichtlich bedeutsamer ist seine Arbeit als Musiktheoretiker. Durch Zarlinos theoretische Arbeiten, die wesentlich auf der Schrift Musica theorica von Lodovico Fogliano fußen, hat sich die diatonische Tonleiter gegenüber der pythagoreischen Tonleiter durchgesetzt.
Der Überlieferung nach wird 1590 der Serpent (zu sehen ist ein im Musikmuseum in Barcelona ausgestellter Serpent) von einem Kanonikus Guillaume in Auxerre erfunden. Es handelt sich um das Bass-Instrument der Zinken-Familie. Nach den Vorstellungen des 16. Jahrhunderts kommt der Klang der Zinken der menschlichen Stimme besonders nahe, und der Gebrauch des Serpents als Begleitinstrument für Chormusik ist ein letzter Traditionsrest, der sich bis ins 19. Jahrhundert hält.
Ägidius Bassengius tritt in den Dienst des österreichischen Erzherzogs Maximilian III., der um diese Zeit Großmeister des Deutschen Ritterordens ist und seine Residenz in der Burg von Wiener Neustadt hat. Bassengius erhält die Stelle eines Kapellmeisters der Hofmusik. Wie sich aus dem Ehematrikel der dortigen Dompfarrei ergibt, hat der Komponist hier im gleichen Jahr geheiratet.
Carlo Gesualdo erfährt 1590 von einer Affäre seiner Ehefrau, Maria d’Avalos. Gesualdo und seine Vertrauten greifen zu einer List, um sie des Ehebruchs zu überführen: Sie geben vor, einen Jagdausflug zu machen, kehren jedoch noch am selben Abend zurück und ertappen das Liebespaar in flagranti. In Folge kommt es zu drei Morden, deren genaue Täterschaft ungeklärt ist: Neben Gesualdos Frau sterben ihr Liebhaber, Fabrizio Carafa, und eine kleine Tochter, deren Vaterschaft unklar ist, in dieser Nacht. Eine gerichtliche Untersuchung bleibt folgenlos, da „Ehrenmorde“ unter Adligen nicht gesühnt werden. Gesualdo flieht jedoch, um der Rache der Familien der Opfer zu entgehen, und verbringt die nächsten vier Jahre im gleichnamigen Schloss Gesualdo.
Mikołaj Gomółka befindet sich spätestens ab 1590 am Hofe des Kanzlers Jan Zamoyski, der ein großzügiger Mäzen ist.
Francisco Guerrero, der ab dem 14. August 1588 eine Reise in das Heilige Land unternahm, von der er Anfang Januar 1589 zurückkehrte, schildert die Erlebnisse dieser Reise in seinem Reisebericht Viage de Hierusalem von 1590.
Adam Gumpelzhaimer und seine Frau erlangen 1590 das Augsburger Bürgerrecht.
Hans Leo Haßler veröffentlicht 1590 seine erste Sammlung Canzonette a quatro voci.
Claude Le Jeune kann 1590 – nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen aufgrund der Ermordung von König Heinrich III. im Vorjahr – mit Hilfe des Musikers Jacques Mauduit gerade noch Paris verlassen sowie seine wertvolle Sammlung unveröffentlichter Kompositionen mitnehmen. Hierzu gehört auch Dodecachorde, ein Zyklus von Psalmvertonungen, der dann später (1598) in La Rochelle veröffentlicht wird.
Valentin Haussmann, der zunächst als freischaffender „Musicus“ im Land umherreiste, erhält 1590 eine Anstellung als Organist in seiner Geburtsstadt Gerbstedt, wo er in dieser Zeit auch Ratsherr ist.
Thomas Mancinus, der im Dezember 1583 zum Kapellmeister des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel ernannt wurde, vergrößert unter seiner Leitung die Hofkapelle bis 1590 von acht auf 17 Mitglieder, dazu kommen noch 12 Trompeter und Pauker.
Leonard Meldert, der von September 1581 bis März 1590 Kapellmeister in Urbino war, wird zum 1. April 1590 Kapellmeister am Dom von Orvieto.
Claudio Monteverdi wird 1590 an den Hof des Herzogs Vincenzo I. Gonzaga als Sänger und Violist nach Mantua bestellt, wo er 22 Jahre lang bleiben wird. Er findet dort mit einem vollständigen Orchester und herausragenden Solisten außergewöhnlich gute Bedingungen vor.
Peter Philips, der 1585 als Musiker in die Dienste von Baron Thomas Paget getreten war und mit ihm in den nächsten Jahren halb Europa bereiste, lässt sich 1590 – nach Pagets Tod – in Antwerpen nieder.
Philippe Rogier macht im Jahr 1590 eine Reise nach Flandern, um für seine Kapelle neue Sänger anzuwerben.
Jan Pieterszoon Sweelinck heiratet 1590 die Regenttochter Claesgen Dircxdochter Puijnder († 2. Januar 1637) aus Medemblik, was Anlass für eine Gehaltserhöhung ist. Stadt und Kirche einigen sich darauf, Sweelincks Gehalt auf jährlich 400 Gulden zu verdoppeln und ihm eine freie Amtswohnung in der Koestraat, auf dem Gelände eines ehemaligen Klosters, zu gewähren. Fortan ist Sweelinck der bestbezahlte Organist der Republik. Für seine Improvisationen auf der Orgel und dem Cembalo ist Sweelinck so bekannt, dass Besucher von weither kommen, um den Orpheus von Amsterdam zu hören. Sein Orgelspiel gehört zu den Hauptattraktionen der Stadt. Ab etwa 1590 bürgert sich vor allem in den Wintermonaten die Tradition ein, dass Sweelinck abends um 18 Uhr auf der Orgel improvisiert, was viele Kaufleute und Vertreter der städtischen Elite anzieht.
Ludovico Zacconi nahm im Juli 1585 eine Stellung am Hof des Erzherzogs Karl II. an, die er bis zu Karls Tod im Jahre 1590 behält. Daraufhin geht Zacchoni an den Hof Wilhelms V. von Bayern, dessen Hofkapelle von Orlando di Lasso geleitet wird.
Felice Anerio – erstes Buch der Madrigale zu sechs Stimmen, Venedig: Ricciardo Amadino
Giammateo Asola – Vespertina omnium solemnitatum psalmodia zu zwölf Stimmen, Venedig: Ricciardo Amadino (enthält auch zwei Magnificats, ein Salve Regina, eine Messe und fünf Laudi)
Paolo Bellasio – erstes Buch der Madrigale zu sechs Stimmen, Venedig: Angelo Gardano
Valerio Bona – Litaniae et aliae laudes B. Mariae Virginis zu vier Stimmen, Mailand: Francesco Tini
Paolo Isnardi – First book of masses for six voices (Venice: heirs of Girolamo Scotto)
Orlando di Lasso, Franco-Flemish composer, publishes Neue teutsche, unnd etliche frantzösische Gesäng, a collection of secular songs for six voices, in Munich
Rinaldo del Mel – „Il primo libro delli madrigaletti a tre voci novamente rimessi insieme“, Mailand 1590 (nicht identisch mit dem Primo libro delli madrigaletti von 1593) Leonard Meldert – „Responsori del natale“, Urbino 1581–1590
Third book of madrigali spirituali for six voices (Venice: Angelo Gardano)
Fourteenth book of madrigals for five voices (Venice: Angelo Gardano)
Claudio Monteverdi – Il secondo libro de madrigali a cinque voci di Claudio Monteverde Cremonese discepolo del Sig.r Ingegneri (Second book of madrigals for five voices) (Venice: Angelo Gardano)
Claudio Monteverdi – Il secondo libro de madrigali a cinque voci di Claudio Monteverde Cremonese discepolo del Sig.r Ingegneri – (second book of madrigals a5) (published in Venice).
Cesare de Zacharia – Liebliche vnd kurtzweilige Liedlein, mit vier Stimmen, München 1590
Instrumentenbau
The serpent is invented by Canon Edmé Guillaume in Auxerre, France – it was a common instrument in Western European churches for the next several hundred years.
Die Schlange wurde von Canon Edmé Guillaume in Auxerre, Frankreich, erfunden – sie war in den nächsten Jahrhunderten ein weit verbreitetes Instrument in westeuropäischen Kirchen.