Modedesign ist die Bezeichnung eines Studienfachs, das Entwurf, Gestaltung und das Zeichnen von Mode wie Kleidermode, Schuhe und Accessoires umfasst. Dies kann mit herkömmlichen Zeichenwerkzeugen erfolgen, wird jedoch zunehmend mit Hilfe von Software durchgeführt, die ab dem Entwurfsstadium hilft, die Modelle und Schnitte zu zeichnen und einen Größensatz zu errechnen (Gradierung). Neben Aktzeichnen, schematischer Darstellung und Modeillustration mit und ohne für Modedesign relevante Computerprogramme sind die industrielle Fertigungstechnik, Materialkunde, Schnittkonstruktion mit herkömmlichen Zeichenwerkzeugen und mit Hilfe von Software, Kunstgeschichte, Modegeschichte und Marketing ebenfalls Teil der Ausbildung.
Modedesigner, Entwurfs-Direktrice, Modellmacher und Modeschöpfer waren bzw. sind geläufige, jedoch rechtlich nicht geschützte Bezeichnungen. Nach dem erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung oder eines Studiums an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Berufsfach- oder Hochschule kann der Berufsbezeichnung der erlangte Abschlussgrad hinzugefügt werden, etwa Dipl. Modedesigner, Modedesigner Bachelor of Arts (BA), Modedesigner Master of Arts (MA), Geprüfter Modedesigner, Staatlich geprüfter Modedesigner, Staatlich geprüfter Designer (Mode). Von privaten Unternehmern werden daneben Studiengänge und Ausbildungen angeboten, deren Abschlüsse nicht staatlich anerkannt sind; zum Studien- oder Ausbildungsende verliehene Titel haben dementsprechend ebenfalls keine anerkannte Bedeutung.
Modedesign wird als Studiengang oder Studienschwerpunkt eines Designstudiums an einer Universität, mehreren Kunsthochschulen, Hochschulen, Fachhochschulen und Berufsfachschulen sowie an privaten Ersatz- und Ergänzungsschulen angeboten. Für Studium oder Ausbildung stehen etwa 78 staatliche und private Bildungseinrichtungen zur Wahl. Zur Aufnahme werden meist künstlerische Arbeitsproben verlangt.
Die Regelstudienzeit an Universitäten, Kunsthochschulen, Hochschulen und Fachhochschulen beträgt meist sechs bis acht Semester für einen Bachelor-of-Arts-Abschluss und insgesamt zehn Semester bis zum Master-of-Arts-Abschluss.
Die wohl erste Person, auf die der Begriff Modeschöpfer im heutigen Sinne zutraf, war Charles Frederick Worth (1825–1895), der als Begründer der Haute Couture gilt. Bevor er sein Modehaus („maison couture“) in Paris gründete, waren es meist namenlose Schneider und Schneiderinnen, die Kleidung entwarfen und herstellten. Nur wenige der Modeschaffenden aus der Zeit vor Worth schafften es, sich einen Namen zu machen, der in Erinnerung blieb. Eine dieser Ausnahmen war Rose Bertin, die Modistin der französischen Königin Marie-Antoinette, die sich jedoch selbst mehr als Künstlerin denn als Schneiderin verstand. Seit der Zeit des Ancien Régime wurden von angesehenen Schneidern Puppen („mannequins“) mit Modellen der Pariser Mode in die Provinzen Frankreichs, seine Kolonien und das Ausland versandt, um dort kopiert zu werden.
Der Einfluss der Haute Couture ging in den 1960er Jahren zurück. Unter dem Einfluss von öffentlichen Persönlichkeiten wie Marilyn Monroe, Audrey Hepburn und Jacqueline Kennedy sowie Modemannequins wie Twiggy, deren Fotos weltweit vermarktet und die somit zu Ikonen ihrer Epoche wurden, sowie als Folge der erstarkenden klassen- und geschlechtsbezogenen Emanzipationsbewegungen war Mode immer weniger von Haute Couture beeinflusst. Modemarken (siehe Markenartikel) begannen nicht nur Kleidungsstücke zu produzieren, sondern Images und Modestile zu erfinden, die einzelne Zielgruppen oder Subkulturen ansprechen. So schuf beispielsweise Vivienne Westwood eine Mode, die in Wechselbeziehung zum Punk stand. Hieraus entwickelte sich in den 1980er Jahren die Bewegung der Off-Mode, in der junge Avantgardisten der Mode, Musik und Kunst gemeinsam und in Wechselwirkung den Zeitgeschmack formten. Dieser Trend begann als Anti-Schick mit der Betonung des Individuellen, wurde jedoch schnell zu einem breiteren gesellschaftlichen Phänomen, das auf „Off-Line“-Modemessen vermarktet wurde.
Haute Couture und Prêt-à-porter
Das heutige Modedesign umfasst Haute Couture, Prêt-à-porter und Konfektion. Nur wenige Maßschneider für Damenmode sind vom Pariser Modeverband Fédération de la Haute Couture et de la Mode (bis 2017 Chambre Syndicale de la Haute Couture) unter Einhaltung bestimmter Kriterien offiziell berechtigt, ihre aus hochwertigen Materialien in Handarbeit geschneiderten Kreationen als Haute Couture zu bezeichnen. Mindestens zweimal jährlich muss eine Kollektion gezeigt werden, bei der mindestens 35 verschiedene Modelle vorgestellt werden. Die Mehrheit der Kunden kommt aus den wohlhabenden Bevölkerungsschichten im In- und Ausland.
Seit den 1950er Jahren setzte sich Prêt-à-porter durch. Die „Kleider von der Stange“ werden von Firmen für jeweils eine bestimmte Zielgruppe oder den Massengeschmack in einer von der Firma selbst festgelegten Größenreihe produziert und meist in (teils eigenen) Ladenketten und ausgewählten Kaufhäusern an den Endverbraucher verkauft. Eine feinere Unterteilung unterscheidet dabei zwischen Designer-Kollektionen und Konfektion (auch wenn dieser Begriff im deutschen Sprachraum oft als Synonym von Prêt-à-porter verwendet wird). Designerkollektionen zeichnen sich dieser Unterscheidung nach gegenüber Konfektionsware in der Regel durch eine höhere Qualität von Material und/oder Schnitt und oft auch durch eine absichtsvoll gering gehaltene Stückzahl aus. Heutzutage haben Designerkollektionen mehr Einfluss auf die Alltagsmode als die Haute Couture. Designerkollektionen des Prêt-à-porter werden dennoch ähnlich wie diese aufwendig und effektvoll auf Modenschauen präsentiert. In den meisten Läden und Online-Shops wird dagegen fast ausschließlich Konfektionsware angeboten.
Kooperationen
Karl Lagerfeld erregte 2004 Aufsehen mit seiner bis dahin ungewöhnlichen Zusammenarbeit mit einem Billighersteller, dem schwedischen Modefilialisten H&M, für den er eine kostengünstige Kollektion aus 20 Artikeln für Damen und zehn für Herren entwarf.[1][2][3][4][5] Er war der erste Design-Kooperationspartner von H&M, ihm folgten Stella McCartney (2005), Viktor & Rolf (2006), Roberto Cavalli (2007), Comme des Garçons (2008), Matthew Williamson (2009), Jimmy Choo (2009), Lanvin (2010), Versace (2011), Marni (2012) u. a. Auch andere Firmen kooperieren seither mit Couturiers und bekannten Designern.
Deutsche Mode ist für ihre eleganten Linien bekannt, aber auch für unkonventionelles junges Designs und eine große Variation verschiedener Stilrichtungen. Berlin gilt als junges und kreatives Zentrum in der europäischen Modeszene.[6] Zweimal im Jahr findet die Berlin Fashion Week statt.[7] Von 2009 bis 2015 wurde in Berlin die LeitmesseBread & Butter für die Urban Streetwear und Alltagsmode veranstaltet.
Hingegen ist Düsseldorf – durch den Wegfall der Igedo mit abnehmender Tendenz – der deutsche Modehandelsplatz mit dem größten Umsatz.[8] Es war jahrzehntelang Schauplatz der größten Modemesse der Welt, der von der Igedo veranstalteten Collections Premiere Düsseldorf (CPD).
Zu den global bedeutendsten Modelagenturen gehört Louisa Models (München, Hamburg). Die Ausbildung von Modedesignern in Deutschland erfolgt an verschiedenen Universitäten, Hochschulen und Berufsfachschulen.
Literatur
Yuniya Kawamura: Fashion-ology. An introduction to Fashion Studies. Berg, Oxford / New York: 2005, ISBN 1-85973-814-1
Yasmin Boeck: Traumberuf Modedesigner – Der Leitfaden für Studium und Ausbildung. Stiebner Verlag, München 2011, ISBN 3-8307-0872-6
Barbara Schmelzer-Ziringer: Mode Design Theorie. Böhlau Verlag / Uni-Taschenbücher-Verlag, Köln/Weimar/Wien 2015, ISBN 978-3-8252-4403-3