Etwa 1000 historisch erfasste Täufer, von ihren Gegnern als Wiedertäufer oder Anabaptisten bezeichnet, ließen im 16. und 17. Jahrhundert aufgrund ihrer Glaubensüberzeugungen als Märtyrer der Täuferbewegung ihr Leben.[1]
Es setzte bald eine heftige Verfolgung der Täufer ein, wobei zu härtesten Maßnahmen wie Vertreibung, Folterung und Ermordung gegriffen wurde. Täufer wurden ihres Besitzes beraubt, außer Landes verwiesen und in die Sklaverei verkauft. Nur wenige Landesherren gewährten den Täufern – oft nur vorübergehend – Schutz.
Der mennonitische Märtyrerspiegel führt etwa 800 täuferische Märtyrer namentlich auf.[3] Das Geschichtbuch der Hutterischen Brüder beschreibt auf rund 670 Seiten viele Einzelschicksale täuferischer Märtyrer[4] und enthält eine sogenannte Märtyrer Tafel.
Die Täuferforschung geht davon aus, dass die in den Schriften dokumentierte Opferzahl mindestens verdoppelt werden muss. Der Täuferforscher Wolfgang Krauß spricht im Blick auf das Ausmaß des Martyriums, das die Täufer durchlitten haben, von einem „Ekklesiozid“.[5]
Die Martertafel des Geschichtbuches der Hutterischen Brüder
Die im Geschichtbuch der Hutterischen Brüder aufgeführte sogenannte Märtyrer Tafel[4] enthält als Seitenanmerkung den Eintrag: „Märtyrer Tafel, wie Gott zu allen Ecken deutscher Lande sein Wahrheit mit Blut bezeuget und an Tag gebracht hat“.[6] Aufgelistet werden hier unter Angabe der Region und der Orte die Zahlen der Täufermärtyrer des 16. Jahrhunderts.[7]
Die folgende Liste der Täufermärtyrer nennt historisch bezeugte Daten von Personen der Täuferbewegung, die wegen ihrer Überzeugungen im 16. und 17. Jahrhundert ihr Leben lassen mussten. Viele von ihnen blieben unbekannt; über andere liegen schriftliche Zeugnisse vor.[9] Neben chronologischen Angaben werden auch – soweit bekannt – die jeweilige Hinrichtungsart, der Hinrichtungsort sowie dessen derzeit konfessionelle Majorität genannt.
James M. Stayer: Reublin and Brötli: The Revolutionary Beginnings of Swiss Anabaptism. In: Marc Lienhard (Hrsg.): The Origins and Characteristics of Anabaptism. The Hague 1977. S. 83–102
Augustin Perwanger war ein Adliger aus Günzlhofen und Bruder des Christoph Perwanger. Ob er, um dem Scheiterhaufen zu entgehen, vor seiner Hinrichtung widerrufen hat, ist umstritten.
Toni Drexler: Die Perwanger von Günzlhofen und Vogach. Hofmarksherren, Täufer und Domherren an der Wende zur Neuzeit, in: Zeitschrift Amperland. Heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreis Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck, 41. und 42. Jahrgang / 2005 und 2006, Dachau 2006, S. 279 ff.
Christoph Perwanger war ein Adliger aus Günzlhofen und Bruder des Augustin Perwanger. Ob er, um dem Scheiterhaufen zu entgehen, vor seiner Hinrichtung widerrufen hat, ist umstritten.
Toni Drexler: Die Perwanger von Günzlhofen und Vogach. Hofmarksherren, Täufer und Domherren an der Wende zur Neuzeit, in: Zeitschrift Amperland. Heimatkundliche Vierteljahresschrift für die Kreis Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck, 41. und 42. Jahrgang / 2005 und 2006, Dachau 2006, S. 279 ff.
Schlaffer war auch ein Kirchenliederdichter der Täuferbewegung. Von ihm stammen die Lieder Ungnad Begehr ich nit von dir (Ausbund, Nr. 30) und Herr Gott, mein ewiger Vater
Hans Guderian: Die Täufer in Augsburg. Ihr Geschichte und ihr Erbe. Ein Beitrag zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg. Ludwig, Pfaffenhofen 1984, ISBN 3-7787-2063-5.
Vor seiner Taufe durch Volkmar von Hildburghausen (1529) war Alexander als Messner und Schulmeister in Esperstedt tätig.
Paul Wappler: Die Täuferbewegung in Thüringen von 1526-1584. Band II in der Reihe Beiträge zur neueren Geschichte Thüringens (bearbeitet von Paul Wappler). Verlag von Gustav Fischer: Jena, 1913. S. 86. 92–101. 106f. 110. 144. 207. 222–224. 344f. 347–352. 356. 374f. 377. 380–382. 393. 442.
Die Verbrennung erfolgte nach acht Monaten Gefängnis. Kurz vorher wurde ihm die Zunge mit einer Schraube am Unterkiefer befestigt, um ihn am Predigen zu hindern.
Dieter Götz Lichdi: Die Mennoniten in Geschichte und Gegenwart, S. 80
Neben dem Geschichtbuch der Hutterischen Brüder gehört der von Thieleman van Braght 1684 in Amsterdam verfasste Märtyrerspiegel (Der blutige Schauplatz – oder Märtyrer-Spiegel der Taufgesinnten oder Wehrlosen Christen..) zu den Büchern, die die Erinnerung an die Täufermärtyer über Jahrhunderte bewahrt haben. „Neben der Bibel hat kein anderes Buch die Mennoniten […] in ihrem Glauben mehr bewahrt und gestärkt“ als dieses Buch.[11] Besonders geschätzt wurde die zweite Auflage des Märtyrerspiegels, dem 104 Kupferstiche des bekannten mennonitischen Künstlers Jan Luyken beigegeben worden waren. In neuerer Zeit erschien das Gedenkbuch Märtyrerschicksale von John S. Oyer und Robert S. Kreider, das im Wesentlichen auf den genannten älteren Chroniken fußt, seine biographischen Artikel aber durch jüngere Forschungsergebnisse ergänzt und zum Teil auch korrigiert.
Anlässlich des Täuferjahres 2007 baten Vertreter der Reformierten Kirche der Schweiz die Nachfahren der Täuferbewegung um Vergebung.[12] Im Juli 2010 entschuldigte sich auch der Lutherische Weltbund bei seiner Vollversammlung in Stuttgart für die brutale Unterdrückung, Verfolgung und Tötung von Mennoniten im 16. und 17. Jahrhundert, die damals mit der Billigung des Reformators Martin Luther geschah.[13]
Im Rahmen des Themenjahres „Reformation und Toleranz“ im Vorfeld der 500-Jahr-Feier des Thesenanschlages wurde am 18. Januar 2013 an die Ermordung von sechs Täufern im vormaligen Kloster Reinhardsbrunn in Thüringen am 18. Januar 1530 erinnert. Nach einem Bußgottesdienst mit Bischöfin Ilse Junkermann und dem Thüringer Kultusminister Christoph Matschie wurde zum Gedenken an die politischen und religiösen Verfolgungen der Täuferbewegung in Reinhardsbrunn eine Gedenkstele enthüllt.[14]
Gedenktafel für Felix Manz und fünf weitere Täufer an der Limmat in Zürich
Peter Hoover: Feuertaufe. Das radikale Leben der Täufer – eine Provokation. Übersetzt von Günther Matthia. Staufenberg, Berlin 2006, ISBN 3-935992-23-8.
John S. Oyer, Robert S. Kreider: Märtyrerschicksale. Berichte über Täufer des 16. Jahrhunderts, die für ihren Glauben ihr Leben hingaben. Übersetzt von Stephen E. Buckwalter Logos-Verlag, Lage 2002, ISBN 3-933828-84-8.
Peter Burschel: Sterben und Unsterblichkeit. Zur Kultur des Martyriums in der frühen Neuzeit. Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-56815-9.
↑ abRudolf Wolkan (Hrsg.): Geschicht-Buch der Hutterischen Brüder. Wien 1923. Im vorangestellten Register des Buches findet sich auf S. XXXII ff. eine chronologische Zusammenstellung der beschriebenen Täuferschicksale; auf Seite 182–184 findet sich eine Tafel der Märtyrer im Zeitraum 1527 bis 1544.
↑Rudolf Wolkan (Hrsg.): Geschicht-Buch der Hutterischen Brüder. Wien 1923, S. 182.
↑Die Martertafel findet sich auch abgedruckt bei Michael Holzach: Das vergessene Volk. Ein Jahr bei den deutschen Hutterern in Kanada. Hamburg 1980, ISBN 3-455-08844-9, S. 244–246 (Anhang); als Taschenbuch: dtv 30008, München 1996, ISBN 3-423-30008-6.
↑um Himmelfahrt – Die Angaben über das Hinrichtungsjahr variieren. In verschiedenen Quellen wird 1528 angegeben. In der Geschichtsschreibung von Waldsee wird die Hinrichtung auf 1530 festgelegt. J. D. G. Memminger: Beschreibung des Oberamts Waldsee. 1884. S. 76.
↑John S. Oyer / Robert S., Kreider: Märtyrerschicksale. Berichte über Täufer des 16. Jahrhunderts, die für ihren Glauben ihr Leben hingaben. Lage 2002 (1. Auflage), S. 7