Es gibt 13 Gemeindeteile.[2][3]
Die insgesamt 14.389 Einwohner der Stadt verteilen sich mit Stand 2024 auf folgende Stadtteile,[4] die in ihrer räumlichen Ausdehnung den ehemaligen Gemeinden und heutigen Gemarkungen entsprechen:
Archäologische Funde belegen, dass es auf dem heutigen Stadtgebiet von Weißenhorn in verschiedenen Kulturepochen Siedlungen gegeben haben muss. Neben alemannischen weisen römische und auch steinzeitliche Siedlungsfunde auf eine stetige Besiedlung der Region um Weißenhorn hin.
Weißenhorn wurde erstmals 1160 als „villa Wizzenhorn“ urkundlich erwähnt. Ab dem 13. Jahrhundert war es Sitz einer Linie der Herren von Neuffen. Als diese 1342 erlosch, kam es in den Besitz der Herzöge von Bayern, die die Stadt fast ständig beliehen und an andere verpfändeten. 1473 hielt Herzog Ludwig der Reiche jedoch Hof in Weißenhorn. Im Landshuter Erbfolgekrieg kam es in den Besitz von Kaiser Maximilian I. und wurde 1504 vorderösterreichische Provinzialstadt im Bezirksamt Burgau. Maximilian übertrug den Besitz 1507 an Jakob Fugger, wegen der überlieferten und erneut bestätigten Privilegien Weißenhorns blieben die Hoheitsrechte jedoch bei Österreich. Die Fugger, die die Herrschaft in der Stadt über Jahrhunderte innehatten, unterstützten die lokale Barchentweberei und machten Weißenhorn zu einer blühenden Handelsstadt. Neben Augsburg ist Weißenhorn die einzige Stadt, die noch die Bezeichnung „Fuggerstadt“ führt.
Im Deutschen Bauernkrieg wurde die Stadt am 1. April 1525 unter der Führung des Ingstetter Bauern Jörg Ebner von rund 12.000 Mann angegriffen. Die Weißenhorner Bürger verteidigten ihre Stadt erfolgreich, worauf die Bauern abzogen und das benachbarte Kloster Roggenburg angriffen.
1665 ließ der JesuitEusebio Francisco Kino sich kurzzeitig in Weißenhorn nieder und begründete die kurzlebige Gemeinde der Nikolaiten, welchen man eine äußerste Freizügigkeit zuschrieb. In lediglich 6 Monaten soll Kino die Geburtenrate verdoppelt haben, weshalb man ihm den Beinamen 'Kindirmacher', bzw. 'Kindirmann' gab. Noch heute ist Kindermann ein häufiger Nachname in Weißenhorn.[7][8]
Auch der Räuber und Mörder Matthias Klostermayr, der „bayerische Hiasl“, der im 18. Jahrhundert sein Unwesen trieb, machte Station in Weißenhorn und entging verwundet nur knapp der Verhaftung durch die Gendarmen des Landgerichts Roggenburg.
Am 22. Februar 1859 stürzte die barockisierte gotische Kirche ein, dabei kamen elf Menschen ums Leben. Ursache war vermutlich ein nachträglich eingebautes Weihwasserbecken an einer tragenden Hauptsäule des Kirchenschiffs. Die Diskussion über einen Kirchenneubau dauerte bis 1864 an. Auf Empfehlung des bayerischen KönigsLudwig II. erhielt der Münchner Stadtbaurat August von Voit den Entwurfsauftrag. Die große Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt wurde bis 1872 im Stil der Neoromanik errichtet. Dafür wurden die restliche Stadtmauer und der Pfaffenturm abgebrochen.
1862 wurden mit der Errichtung des Bezirksamtes Illertissen das Landgericht Roggenburg und der zugehörige Gendarmerieposten nach Weißenhorn verlegt. Dies stärkte Weißenhorns zentrale Stellung als einzige Stadt im Rothtal. Mit der Eröffnung der Bahnlinie nach Senden im Jahr 1878 setzte eine rege bauliche und wirtschaftliche Entwicklung ein.
20. Jahrhundert
Im Zweiten Weltkrieg blieb Weißenhorn bis auf zwei Luftangriffe auf das im Eschach-Wald gelegene Wehrmachtsdepot unversehrt. Es entging der Zerstörung durch die amerikanischen Streitkräfte aufgrund der nicht mit der Wehrmacht abgesprochenen Kapitulation, die Oskar Mareis mit dem Hissen einer weißen Fahne am Kirchturm der Stadtpfarrkirche einleitete.
Eingemeindungen
Am 1. Juli 1970 wurde die Gemeinde Oberreichenbach eingegliedert. Am 1. Oktober 1970 kamen Biberachzell und Bubenhausen hinzu. Emershofen, Oberhausen und Wallenhausen folgten am 1. Oktober 1971, Attenhofen und Grafertshofen am 1. Juli 1972.[9] Die Reihe der Eingemeindungen wurde mit der Eingliederung von Hegelhofen am 1. Mai 1978 abgeschlossen.[10]
Einwohnerentwicklung
Zwischen den beiden offiziellen Volkszählungen von 1987 und 2011 wuchs die Zahl der Einwohner in Weißenhorn um mehr als ein Fünftel an. In den letzten 10 Jahren blieb die Einwohnerzahl jedoch weitestgehend stabil. Die folgende Tabelle verdeutlicht die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt ab 1840.[11]
Zwischen 1988 und 2019 wuchs die Stadt von 10.980 auf 13.521 um 2.541 Einwohner bzw. um 23,1 %.
Religionen
64,7 Prozent der Einwohner sind römisch-katholisch (Stand 2014). 1987 waren es noch 81,5 Prozent. 13,4 Prozent sind evangelisch-lutherisch. Die verbleibenden 21,9 Prozent sind Muslime, Atheisten oder Anhänger kleiner Glaubensgemeinschaften.[11]
Erster Bürgermeister ist seit August 2006 Wolfgang Fendt (parteilos). Er wird von der SPD und den WüW unterstützt. Am 17. Juni 2012 wurde Fendt mit 97,8 % der Stimmen wiedergewählt[15], am 15. März 2020 erneut mit 91,8 %.[16]
Kreistag
Im Kreistag des Landkreises Neu-Ulm ist Weißenhorn derzeit mit 4 Räten der Freien Wähler, 3 der SPD, 2 der CSU, 1 parteilosen Rat, 1 Rätin der FDP und 1 Rätin der Grünen vertreten.
Blasonierung: „In Rot übereinander drei waagrechte, linksgewendete silberne Jagdhörner mit goldenen Beschlägen und verschlungenen goldenen Schnüren.“[18]
Wappenbegründung: Im Jahr 1473/74 bestätigte Herzog Ludwig der Reiche von Niederbayern die Stadtrechte für Weißenhorn. Aus dieser Zeit stammt auch der älteste überlieferte Siegelabdruck von 1476. Er zeigt die drei Hörner. Sie werden als redendes Zeichen des Ortsnamens gedeute, aber auch als Zeichen eines Jagdreviers, das hier vor der Gründung der Siedlung bestand. Die Grafen von Marstetten-Neuffen waren im 13. und 14. Jahrhundert die Ortsherren von Weißenhorn und führten dasselbe Wappenbild, allerdings in anderen Farben. In ihrem Wappen standen die silbernen Hörner auf schwarzem Schild. Die Farben des Stadtwappens sind seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr verändert worden. Die Hörner waren anfangs nach rechts gerichtet. Die Zahl drei blieb immer konstant. Allerdings ist auf der Wetterfahne am Unteren Stadttor und am alten Rathaus nur ein Horn zu sehen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Das Historische Stadttheater wurde 1876 durch Umbau eines Zehntstadels aus dem 16. Jahrhundert eingerichtet. Es wurde 1922 und 1979 renoviert und ist eines der wenigen gut erhaltenen kleinstädtischen Bürgertheater aus dem 19. Jahrhundert. Mit etwa 150 Plätzen ist es das kleinste in historischem Zustand erhaltene Theater in Bayern und wird von Laiengruppen und von der Süddeutschen Kammeroper Weißenhorn genutzt. Das Gebäude diente früher unter anderem als Zehentstadel, Feuerrequisiten-Lager, Werkstatt des Segelfliegervereins und als Standort des gemeindlichen Leichenwagens.
Tourismus und Freizeit
Etwas mehr als 27.800 Gästeübernachtungen verzeichnete Weißenhorn im Jahr 2015, ein Anstieg von 12,5 % im Vergleich zu 2010. Rund 4.400 der Übernachtungen waren von ausländischen Gästen. Die Gäste verbrachten im Durchschnitt 1,9 Tage in der Stadt.[19] Im Stadtteil Wallenhausen befindet sich ein Waldseilgarten.
Die Altstadt ist weitgehend in historischem Zustand erhalten. MittelalterlicheBürgerhäuser, teilweise in Fachwerkbauweise, stattliche Wirtshäuser und Bauten des 19. Jahrhunderts zeugen von der Tradition als Handelsstadt. Die mittelalterliche Stadtbefestigung wurde bis 1837 abgetragen, das Obere Tor, das Untere Tor und der Prügelturm blieben jedoch erhalten. Der Verlauf der Stadtmauer ist an der Östlichen Promenade und am Stadtgraben noch erkennbar. Vor den Schlössern wurde ein Stück Mauer samt Graben rekonstruiert. Die beiden Schlösser in der Altstadt wurden bis zum Juli 2013 aufwendig saniert und restauriert. Seit 2013 sind sie Sitz der Weißenhorner Stadtverwaltung.
Das wirtschaftliche Leben war bis nach 1945 von einer kleinstädtischen handwerklichen Struktur geprägt. Erst nach 1945 siedelten sich große Industriebetriebe an. Es gibt viele mittelständische und kleine Unternehmen, beispielsweise Oetinger Aluminium GmbH. Der größte Arbeitgeber ist die 1969 gegründete PERI GmbH, Weltmarktführer im Bereich Schalungen und Gerüste.
Im Jahr 2015 waren durchschnittlich 162 Menschen in Weißenhorn arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zu 2009 ist dies ein Rückgang von rund 40 %.[19]
Verkehr
Weißenhorn liegt an der A 7 (Anschlussstelle 123 Vöhringen).
Die Nebenbahn Weißenhorn–Senden (Länge: 9,6 km) wurde am 15. September 1878 eröffnet und bindet Weißenhorn in Senden an die Hauptstrecke Ulm–Memmingen an. Der seit Anfang der 1960er Jahre ausgedünnte Personenverkehr wurde 1966 eingestellt. Seitdem wurde die Strecke nur im Güterverkehr bedient. Nachdem die DB Netz AG die Strecke eigentlich verkaufen oder stilllegen wollte, gelang es den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm (SWU), einen Pachtvertrag abzuschließen.[22]
Nach Sanierung durch die SWU nahm der Regionalverkehr Alb-Bodensee am 15. Dezember 2013 den Personenverkehr wieder auf. Seitdem verkehren direkte Züge im Stundentakt zwischen Weißenhorn und Ulm. In Weißenhorn wurde am Bahnhof ein Busknoten eingerichtet.[23] Seit Dezember 2020 verkehren die Züge unter dem Namen Regio-S-Bahn Donau-Iller. Die Omnibuslinien binden Weißenhorn an Vöhringen und weitere Orte der Region an. Das gesamte ÖPNV-Angebot ist Teil des Donau-Iller-Nahverkehrsverbunds (DING).
Der Flugplatz Weißenhorn mit einer Graspiste, geeignet für Motorflugzeuge bis 5,7 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht, Motorsegler, Hubschrauber und Segelflugzeuge, liegt zwei Kilometer südwestlich vom Stadtzentrum.
Ein Bürgerentscheid befasste sich im Juli 2012 mit der Frage, ob auf der sogenannten Hasenwiese, einem Platz in der Innenstadt, zwei Supermärkte gebaut werden dürfen. Einige Bürger hatten den geplanten Zuzug eines Discount-Supermarktes abgelehnt und eine Bürgerinitiative gegründet. Die Stadt unterstützte das Bauvorhaben. Bei der Abstimmung sprachen sich 68 % der Weißenhorner für die Bebauung und damit gegen die Kritik der Bürgerinitiative aus.[24]
Literatur
Erich Mennel, Wolfgang Ott (Hrsg.): Weißenhorner Profile 1160–2010. Beiträge und Untersuchungen zur Stadtgeschichte (Kataloge und Schriften des Weißenhorner Heimatmuseums 5), Weißenhorn 2010
Joseph Holl: Geschichte der Stadt Weissenhorn. Kempten 1904. Nachdruck: Konrad, Weißenhorn 1983, ISBN 3-87437-208-1
Hans Burkhardt: Geschichte der Stadt Weissenhorn und ihrer Stadtteile. Weißenhorn 1988.
Wolfgang Ott, Monika Kolb: Weissenhorn 1945 bis 1965, Die Reihe Archivbilder Erfurt 2006, Sutton Verlad GmbH, ISBN 3-89702-972-3
Nicolaus Thoman: Weißenhorner Historie. Neudruck. Weißenhorn 1969 (Teilreprint der Ausgabe von Franz Ludwig Baumann (Hrsg.): Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges in Oberschwaben. Stuttgart 1876 mit Ergänzungen sowie Nachworten von Horst Gaiser und Anton K. Konrad)
↑ abStatistik kommunal 2015. In: Eine Auswahl wichtiger statistischer Daten für die jeweilige Regionaleinheit, dargestellt in Tabellen und Graphiken. Bayerisches Landesamt für Statistik, 31. Juli 2016, abgerufen am 30. Oktober 2016.
↑Martin Kluger: Die Fugger um Augsburg, München und Ulm. Adel, Schlösser und Kirchen. 1. Auflage. Context Verlag Augsburg, Augsburg 2012, ISBN 978-3-939645-43-6.
↑Südwest Presse Online-Dienste GmbH: Fuggerhalle mit Feier eröffnet | Südwest Presse Online. 20. Oktober 2014 (swp.de [abgerufen am 30. Oktober 2016]).
↑Vgl. Bahn-Report, Heft 2/2010, S. 70, Herausgeber: Interessengemeinschaft Schienenverkehr e. V., Rohr, ISSN0178-4528