Dillingen liegt in Nordschwaben, am Nordufer der Donau im Donauried. Die Grenze zu Baden-Württemberg verläuft etwa 15 km von Dillingen entfernt. Augsburg als nächstgelegenes Oberzentrum ist rund 50 km entfernt.
Das linearbandkeramische Gräberfeld in Dillingen-Steinheim ist eines der best erforschten der Steinzeit in Mitteleuropa. Die Ursprünge der Stadt Dillingen lassen sich bis auf eine alemannische Siedlung zurückverfolgen.
Mittelalter und Frühneuzeit
Aus Wittislingen kommend, ließen sich die späteren Grafen von Dillingen im 10. Jahrhundert im Donautal nieder, wobei deren 1220 erstmals erwähnte Burg Dillingen zum Zentrum der heutigen Kreisstadt Dillingen wurde. 973 erstmals urkundlich erwähnt, fiel Dillingen 1258 als Schenkung an das Hochstift Augsburg, das seit 1500 zum Schwäbischen Reichskreis gehörte. Es war spätestens seit dem 15. Jahrhundert bis zur Säkularisation 1803 Residenzstadt der Bischöfe von Augsburg, die nach generationenlangen Auseinandersetzungen mit der nach Selbstverwaltung strebenden Reichsstadt Augsburg, im Machtkampf vor allem mit dem reichen Augsburger Patriziat, nach Dillingen ausgewichen waren. Die Fürstbischöfe von Augsburg, vor allem die beiden Kardinäle unter ihnen, förderten als Stadtherren das Wachstum der Stadt.
Der Kardinal Peter von Schaumberg baute die Dillinger Burg zum spätgotischen Burgschloss um und richtete in ihr die Regierung des Hochstifts ein. Der Kardinal Otto Truchseß von Waldburg gründete 1549/1551 die Universität Dillingen und holte dazu Sebald Mayer als ersten Buchdrucker in die neue Universitätsstadt (Sebald Mayers Sohn Johann übernahm dann ab 1576 diese akademische Druckerei).[4] Die Universität mit theologischem Schwerpunkt wurde 1563 den Jesuiten übergeben und erlangte als erste voll ausgeprägte Jesuiten-Universität auf dem Boden des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation überregionale Bedeutung.
Während der Hexenverfolgungen von 1574 bis 1745 wurden in Dillingen 65 Personen angeklagt,[5] von denen die meisten Angeklagten den Hexenprozess nicht überlebten.[6][7] 1587 wurde Walpurga Hausmännin bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Das letzte Opfer der Hexenprozesse 1745 war Barbara Zielhauser. An ihr Schicksal erinnert eine Gedenktafel des Rotary-Clubs, die am 12. Dezember 1994 im Dillinger Schlosshof gegen den Widerstand des Bischöflichen Ordinariats enthüllt wurde.[8]
Moderne
In den Jahren 1802 und 1803 kam die Stadt zu Bayern. Die Universität wurde in ein Lyzeum zur Ausbildung katholischer Theologen umgewandelt, aus dem wiederum 1923 die Philosophisch-Theologische Hochschule Dillingen entstand. 1862 wurde das Bezirksamt Dillingen an der Donau gegründet.
Im Gegensatz zu der Nachbarstadt Lauingen[9], blieb Dillingen von alliierten Bombardements verschont. Selbst die Donaubrücke blieb unversehrt.[10]
Am 1. Juli 1972 entstand der Landkreis Dillingen an der Donau in seiner heutigen Form, einschließlich der bis dahin kreisfreien Stadt Dillingen, die zur Großen Kreisstadt wurde. Zeitgleich wurde die ursprünglich selbständige Gemeinde Hausen eingegliedert.[11]
Dillingen an der Donau wuchs von 1988 bis 2008 um 2.514 Einwohner bzw. um ca. 16 %. Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Stadt von 15.827 auf 18.978 um 3.151 Einwohner bzw. um 19,9 %.
Die Einwohnerzahlen ab 1840 beziehen sich auf die heutige Gemeindefläche (Stand: 1978).
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
1840
1900
1939
1950
1961
1970
1987
1988
1991
Einwohner
7.196
9.669
10.388
14.099
15.610
16.627
15.803
15.827
16.822
Jahr
1995
2000
2005
2010
2015
2017
2020
2023
Einwohner
17.630
18.264
18.678
18.215
18.547
18.699
19.314
20.070
Politik
Oberbürgermeister
Oberbürgermeister ist seit Mai 2008 Frank Kunz (CSU). Der 1972 geborene Kunz wurde im März 2014 mit 96,6 % der Stimmen wiedergewählt und am 15. März 2020 mit 84,8 % für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt.[14] Sein Vorgänger war Hans-Jürgen Weigl.[15]
Stadtrat
Der Stadtrat hat 24 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 15. März 2020 ergab folgende Stimmenanteile bzw. Sitzverteilung im Stadtrat:[16]
1998 wurde eine Patenschaft mit dem U-Bootausbildungszentrum der Deutschen Marine in Eckernförde geschlossen.
Hoheitszeichen
Die Stadt führt eine Flagge und ein Wappen.
Wappen
Blasonierung: „In Blau ein silberner Schräglinksbalken, oben eine schrägrechte goldene Lilie, unten zwei sechsstrahlige goldene Sterne“[17]
Wappenbegründung: Die Grafen von Dillingen übergaben mit Urkunde vom 29.12.1257 die Burg mit dem dazugehörigen Ort an das Hochstift Augsburg, bei dem es bis zur Säkularisation 1802 verblieb. Dillingen wird 1264 als Stadt bezeichnet. Stadtherr war der Augsburger Fürstbischof. Aus dem Jahr 1299 ist ein Siegelabdruck überliefert, der das heutige Wappen enthält. In späteren Siegeln sind bisweilen die Lilie und die Sterne vertauscht. Es erscheinen auch manchmal zwei Lilien und statt der Sterne eine Blume. Der Schräglinksbalken erinnert an die Grafen von Dillingen, die bis 1258 Stadtherren waren. Sie führten in ihrem Stammwappen einen goldenen Schrägbalken auf rotem Schild, der beiderseits von je zwei Löwen begleitet war. Das Landgerichtssiegel zeigt um 1400 noch dieses Form, während das städtische Wappen die heutigen Wappenfiguren zeigt, statt der Sterne allerdings eine zweite Lilie. Die Lilie symbolisiert das Gericht und die Rechtsprechung. Die Sterne stellen das Marienpatronat des Augsburger Bistums dar.
Im Jahr 2007 wurden die Dillinger Basilikakonzerte ins Leben gerufen. Seitdem finden jährlich drei Konzertzyklen mit verschiedenen Veranstaltungen in der Basilika St. Peter statt.
Alle zwei Jahre im Herbst finden die Dillinger Kulturtage statt.
Basilika St. Peter, dreischiffige Hallenkirche mit Baubeginn 1619, gebaut auf Fundamenten von Vorgängerkirchen, die aus dem 13. und 15. Jahrhundert stammen. 1979 wurde die Kirche zur päpstlichen Basilica minor erhoben.
Schloss, ehemaliger Sitz der Augsburger Fürstbischöfe, älteste Teile aus der Stauferzeit, Ensemble verschiedener Baustile, umfassend restauriert.
Spitalkirche Heilig Geist, spätgotischer, Ende des 17. Jahrhunderts barockisierter Bau mit Wessobrunner Stuck.
Stadtgalerie in der Ludwigskaserne, Schützenstraße 1e.[20]
Königstraße, zentraler Straßenzug mit Mitteltorturm, Rathaus (Dachstuhlbrand am 26. Juli 2017) und gut erhaltenem historischen Straßenbild, u. a. Stadt- und Hochstiftmuseum sowie die obere Apotheke.
Wetzel, Hersteller von Karlsbader Oblaten, Waffeln und Schokoladespezialitäten
Diezel, Hersteller von Gitarrenverstärkern
Verkehr
Durch die Stadt führt die auch als Donautalbahn bezeichnete Bahnstrecke Regensburg – Neuoffingen (– Ulm). Die Regionalbahnen auf dem Abschnitt zwischen Donauwörth und Günzburgkreuzen dabei in Dillingen. Bis zum Jahr 1972 befand sich hier auch der südliche Endpunkt der Härtsfeldbahn, einer Schmalspurbahn (1000 mm), die Dillingen mit Aalen verbunden hat.
Öffentlicher Personennahverkehr wird auf zwei Stadtbuslinien angeboten, die die Kernstadt sowie die Stadtteile Hausen, Donaualtheim und Schretzheim bedienen.
Mit dem Kreiskrankenhaus St. Elisabeth steht der Stadt eine leistungsfähige Krankenanstalt zur Verfügung. Betreiber ist die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen gGmbH.
Mit der Regens-Wagner-Stiftung gibt es zudem eine Einrichtung zur Betreuung und Förderung mehrfach behinderter und hörgeschädigter Menschen. Des Weiteren existiert eine ökumenische Sozialstation sowie das Senioren- und Pflegeheim Heilig-Geist-Stift.
Die bekannteste Person, die in Dillingen gewirkt hat, war Sebastian Kneipp. Kneipp wurde 1844 am örtlichen Gymnasium aufgenommen und begann 1848 sein Studium der Theologie in der Stadt an der Donau. Heute erinnert ein Kneipp-Rundweg an das Wirken des Priesters und Hydrotherapeuten in Dillingen. Das Stadt- und Hochstiftmuseum zeigt zudem eine Ausstellung über Kneipps Heilerfolge und das Entstehen seiner Kneipp-Medizin.
Literatur
Landkreis Dillingen a.d. Donau – ganz persönlich. Idee und Konzeption: Rainer Wendorff. NeomediaVerlag, Coesfeld 2018, ISBN 978-3-931334-80-2.
Franz Dionys Reithofer: Chronologische Geschichte der baierischen Städte Dillingen, Lauingen und Rain; sammt Materialien zur Geschichte der ehemaligen Universität Dillingen, und Notizen von merkwürdigen gebürtigen Lauingern aus noch unbenützten handschriftlichen Quellen. Dillingen 1821 (Digitalisat).
Wolfgang Wüst: Hochstift Augsburg, Stadt Dillingen und Universität: topographische, rechtliche, wirtschaftliche und soziale Verflechtungen. In: Rolf Kießling (Hrsg.): Die Universität Dillingen und ihre Nachfolger. Stationen und Aspekte einer Hochschule in Schwaben. Festschrift zum 450 jährigen Gründungsjubiläum (Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau, 101). Dillingen/Donau 1999, ISBN 3-00-005143-0, S. 407–448.
Wolfgang Wüst: Geistlicher Staat und Altes Reich: Frühneuzeitliche Herrschaftsformen, Administration und Hofhaltung im Augsburger Fürstbistum (Studien zur Bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte, XIX/1 und XIX/2). München 2001, ISBN 3-7696-9709-X, zu Dillingen insbes. S. 511–528.
Regina Hindelang: Dillingen an der Donau. Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Schwaben – Reihe I). München 2023, ISBN 978-3-7696-6564-2.
↑Otto Bucher: Bibliographie der Druckwerke des Dillinger Buchdruckers Ignaz Mayer (1654–1668). In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel – Frankfurter Ausgabe. Nr. 89, 5. November 1968 (= Archiv für Geschichte des Buchwesens. Band 62), S. 2888–2912, hier: S. 2888.
↑Harald Siebenmorgen: Hexen und Hexenverfolgung im deutschen Südwesten. Cantz Verlag, Ostfildern 1994, Band II, S. 309ff.
↑Wolfgang Behringer: Hexenverfolgung in Bayern: Volksmagie, Glaubenseifer, und Staatsräson in der Frühen Neuzeit. Studienausgabe, R. Oldenbourg Verlag GmbH, München 1988.