Dies ist eine Liste aller Computerspiele, die auf dem Dungeons-&-Dragons-Regelwerk basieren oder deren Handlung in einer der offiziellen Spielewelten stattfinden.
Die ersten bekannten Computerspielumsetzungen des D&D-Regelwerks (dnd, Dungeon) entstanden auf Großrechnern im universitären Umfeld. Diese waren jedoch nicht offiziell von Hersteller Tactical Studies Rules (TSR) lizenziert. 1980–82 veröffentlichte der US-amerikanische Spielwarenkonzern Mattel ein elektronisches Brettspiel, ein LCD-Spiel und schließlich zwei Konsolenspiele für die hauseigene Intellivision-Spielkonsole. Diese erhielten gute Kritiken, waren jedoch nur rudimentäre Regelwerksumsetzungen oder Brandnutzungen, die eine distinktive Verwendung der Lizenz vermissen ließen.[1]
1987 schloss der US-amerikanische Spieleentwickler und -publisher Strategic Simulations (SSI) ein exklusives Lizenzabkommen mit TSR, das bis 1995 anhielt.[1] In diesem Zeitraum veröffentlichte SSI 35 Titel in verschiedenen Genres, auf unterschiedlichen Plattformen und zu diversen Kampagnenwelten. SSIs erste Eigenentwicklung Pool of Radiance erwies sich als großer Erfolg und entwickelte sich zu einem einflussreichen Genreklassiker. Pool of Radiance legte den technischen Grundstein für die sogenannte Gold-Box-Serie und die von Stormfront Studios im Auftrag entwickelte Savage-Frontier-Reihe. Aus dieser Reihe ging 1991 auch das als Gemeinschaftsprojekt von Stormfront, SSI und AOL entwickelte Neverwinter Nights hervor, das als erstes grafisches Massively Multiplayer Online Role-Playing Game (MMORPG) gilt und erfolgreich bis 1997 lief.[2] Nach den Erfolgen der Anfangstage nahmen jedoch die Qualität und der Umsatz der von SSI entwickelten AD&D-Spiele seit Anfang der 1990er zunehmend ab.[3] 1994 wurde der zuvor unabhängige Entwickler von Mindscape übernommen, der Fokus verschob sich mehr und mehr auf die erfolgreichen Eigenproduktionen im Bereich der militärischen Simulationen und Strategiespiele. Aber auch TSR geriet in gravierende finanzielle Probleme, mit mehr als 20 Millionen US-Dollar Schulden. 1994 wurde das Exklusivabkommen daher nicht mehr verlängert und lief 1995 aus.[4]
TSR ging dazu über, seine Kampagnenwelten einzeln zu lizenzieren. Sierra Entertainment erwarb die Birthright-Lizenz, Acclaim Entertainment sicherte sich Ravenloft und Interplay Entertainment erhielt den Zuschlag für die Vergessenen Reiche und Planescape.[4] Auch die ersten Veröffentlichungen unter dem neuen Modell blieben hinter den Erwartungen zurück, sodass sowohl Acclaim als auch Sierra bereits nach der ersten Veröffentlichung (Iron & Blood: Warriors of Ravenloft, Birthright: Die Dunkle Allianz) keine weiteren AD&D-Spiele mehr veröffentlichten. Erfolge feiern konnte letztlich nur Interplay, der nach zwei wenig erfolgreichen AD&D-Erstlingswerken (Blood & Magic, Descent to Undermountain) das junge kanadische Entwicklerstudio BioWare und seine eigene, neugegründete Rollenspielabteilung der Black Isle Studios mit der Verwertung der Lizenzen beauftragt hatte. BioWare entwickelte Baldur’s Gate, das zusammen mit dem Action-Rollenspiel Diablo als maßgeblich für die Wiederbelebung des seinerzeit totgeglaubten Rollenspiel-Genres bezeichnet wurde.[5] Die für das Spiel entwickelte Engine wurde zur Grundlage vierer weiterer Titel nebst mehreren Erweiterungen, darunter das von Black Isle entwickelte Planescape: Torment, das hohes Kritikerlob für sein Story Design erhielt und ebenfalls zu einem häufig rezipierten Genreklassiker avancierte.
1997 musste TSR aufgrund der anhaltenden Finanzprobleme einem Kaufangebot des Konkurrenten Wizards of the Coast zustimmen und wurde vollständig übernommen.[4] Wizards of the Coast seinerseits wurde 1999 von Hasbro übernommen. Unter dem neuen Eigner wurde die Praxis der getrennt vergebenen Lizenzen wieder aufgegeben. 2001 veräußerte Hasbro seine Computerspielabteilung an den französischen Publisher Infogrames (später Atari SA). Zu dem Deal gehörte auch eine für 15 Jahre, mit Option auf weitere fünf Jahre vergebene D&D-Lizenz.[6][7] Nachdem Interplay seine Lizenz sukzessive verloren hatte, verblieb Atari als einziger Lizenznehmer. Unter Ataris Flagge erschien 2002 das ebenfalls von BioWare entwickelte Neverwinter Nights, das trotz der Namensgleichheit zu Stormfronts Spiel von 1991 kein MMORPG war. Neverwinter Nights von BioWare setzte neben der Kampagne stattdessen auf einen einfach zu bedienenden Editor für die Entwicklung eigener Abenteuermodule und eine Spielleiter-Funktion, mit der die Spielsituation des Pen-&-Paper-Rollenspiels simuliert werden konnte. Das Spiel entfachte zahlreiche Modding-Aktivitäten. Am 15. August 2011 verlor Atari die D&D-Lizenz wieder, die damit wieder an Rechteinhaber Hasbro beziehungsweise dessen Tochterunternehmen Wizards of the Coast zurückfiel.[8]
Nach Rückfall der Rechte an den Hersteller kamen mit Ausnahmen des noch von Atari angestoßenen MMORPGs Neverwinter zunächst lediglich kleinere Produktionen auf den Markt. Der von ehemaligen BioWare-Mitarbeitern gegründete kanadische Onlinedistributor Beamdog brachte unter seinem Entwicklerlabel Overhaul Games überarbeitete und erweiterte Neuauflagen von Baldur’s Gate, Baldur’s Gate II, Icewind Dale, Planescape: Torment und Neverwinter Nights, die sogenannten Enhanced Editions, auf den Markt. Mit der Download-Erweiterung Siege of Dragonspear (2016) für die Baldur’s Gate: Enhanced Edition veröffentlichte Beamdog außerdem erstmals seit 2002 einen neuen Titel auf Basis der überarbeiteten Infinity-Engine. Hasbro schloss weiterhin Lizenzabkommen mit den Entwicklerstudios DeNA/Mobage, Playdek und BKOM über die Entwicklung von D&D-Spielen für Mobilgeräte, darunter Softwareumsetzungen von Brettspielen.[9][10][11] 2015 veröffentlichte n-Space in Zusammenarbeit mit Digital ExtremesSword Coast Legends für den PC, das sowohl mit einer Kampagne als auch leicht zu erstellenden Mehrspieler-Partien warb. Kurz vor Veröffentlichung des ersten DLCs Rage of Demons und der Konsolenfassung musste n-Space jedoch die Pforten schließen und die Fertigstellung an Digital Extremes abgeben.[12][13]
Viele, insbesondere neuere Spiele haben auch eine Online oder Netzwerkfunktion. Die hier genannten Spiele sind aber ausschließlich für das Onlinespiel gedacht.
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Unter anderem von Andrew Park, Elliott Chin: Gamespot's History of Advanced Dungeons & Dragons: Heroes of the Lance. In: GameSpot.CNET, archiviert vom Original am 10. November 1999; abgerufen am 27. Januar 2013 (englisch): „Menzoberranzan would not be remembered as a good RPG, nor could it stave off SSI's growing slide toward mediocre AD&D games.“
Aber auch Matt Barton: The History of Computer Role-Playing Games Part III: The Platinum and Modern Ages (1994–2004). In: Gamasutra.UBM, plc, 11. April 2007, abgerufen am 28. Januar 2013 (englisch): „The lack of strong sales in these games [Ravenloft, Menzoberranzan], and SSI's two dismal console action titles Slayer (1994) and Deathkeep (1995) were no doubt the straw that broke SSI's lucrative licensing agreement with TSR.“
Stellvertretend für die deutsche Fachpresse, Michael Hengst: Menzo … was? - Menzoberranzan. In: Power Play. Nr.02/1995, Februar 1995 (Online [ARTIKELSCAN]): So reizvoll das Menzoberranzan-Szenario auch ist […] und so liebevoll die Designer ein paar Falten im neuen AD&D-Look ausgebügelt haben […], die Zeiten für AD&D-Computerrollenspiele scheinen jetzt wahrlich vorbei zu sein.