Die Bedeutung Wiesentheids hängt aufs engste mit der Geschichte der Familie Schönborn zusammen, vor allem als die Grafen Schönborn den 18. Sitz auf der fränkischen Grafenbank des Reichstags im letzten Jahrhundert des Alten Reiches einnahmen. Der barockeSchlossbau Wiesentheid war somit Residenz und Regierungssitz eines unmittelbar Kaiser und Reich unterworfenen hochgräflichen Territoriums. Der Ort Wiesentheid hatte sich im Anschluss an den alten Adelssitz gebildet; er war insbesondere seit der Übernahme der Herrschaft durch Rudolf Franz Erwein von Schönborn 1701 mit dem Schloss zusammen ausgebaut worden und trägt seither das Gepräge eines kleinen barocken Residenz- und Amtsstädtchens. Die innerhalb des Ortes eine Eckstellung einnehmende Vierflügelanlage des Schlosses bestimmt das T-förmige Straßengerüst; entlang der Südseite verläuft die Balthasar-Neumann-Straße, während die Ostseite die Richtung der Kanzleistraße (Straße nach Laub) angibt. Die Anschlussstelle der im Winkel aufeinander treffenden Straßenzüge ist vor der Ostfront des Schlosses zum architektonisch erhöhten Monumentalbezirk des Schlossplatzes erweitert: Dem gestreckten Fassadentrakt des Schlosses steht die in ihrem Westturm gipfelnde barocke Pfarrkirche von Balthasar Neumann gegenüber; die Umbauung wird durch die Bauten des Rat- und des Pfarrhauses vervollständigt, wobei eine zwischen Kirche und Pfarrhaus aufgestellte, überlebensgroße, bewegte Kreuzigungsgruppe die Platzgestalt mitbestimmt. Die Bautengruppe der Domanialkanzlei, die sogenannten Beamtenhäuser (Fasanenhof, Brauerei und Seehof) an der Ostseite der Kanzleistraße, wurde in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts erbaut; sie nahmen die Verwaltungsräume, Wohnungen und Ökonomieanlagen auf, die vor dem Umbau des Schlosses dort untergebracht waren. Auf der anderen Straßenseite begrenzt eine Mauer den zum Ensemble gehörigen – heute öffentlichen – Schlosspark. Dieser ursprünglich im 18. Jahrhundert angelegte Park wurde in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts im englischen Stil umgewandelt und 1860 um die gesamte Flur Am Brühl erweitert, sodass er heute eine große, ungefähr rechteckig ummauerte Landschaftsgartenanlage bildet. Die Balthasar-Neumann-Straße ist durch eine Folge freistehender zweigeschossiger Walmdachhäuser geprägt; einige stammen aus dem 18. Jahrhundert, andere aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, vielfach in Bruchsteinmauerwerk. Umgrenzung: Balthasar-Neumann-Straße 1–10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, Nestfellplatz 1–8, Schlossplatz 1, 2, 3, Schlosspark in der Umgrenzung Parkstraße mit Nr. 10 und Verbindung entlang Bach bis Viehtriebweg/Kanzleistraße/Schlossplatz, Kanzleistraße 2, 4, 6, 8. Aktennummer: E-6-75-178-1.
Wiesentheid war 1682 zum Markt erhoben worden und hatte 1685 eine eigene Marktordnung erhalten. Der Marienplatz, wo sich früher der gemeindliche Tränkbrunnen befunden hat und auf dem der Pflanzenmarkt und die Jahrmärkte stattgefunden haben, repräsentiert den Marktort Wiesentheid. Er ist ein dreieckiger Platzraum, in dessen Mitte sich seit 1859 die neugotische Mariensäule nach Entwurf von Karl Alexander von Heideloff erhebt. Unter den zweigeschossigen Walmdachhäusern des 18./19. Jahrhunderts, die den Platz umgeben, ragt die Rokokofassade der Apotheke hervor; die großen Barockhöfe am Beginn der Sofienstraße sind für die Platzgestalt mitbestimmend. An der Nordwestseite wird der Platz durch einen störenden Neubau (Nr. 4) geschlossen. Umgrenzung: Marienplatz 1–5, 7, 9, 11, 13, 15, Bahnhofstraße 2, Eichgasse 3, Sophienstraße 2. Aktennummer: E-6-75-178-2.
Der schnurgerade Straßenzug, der südlich des alten Ortskerns nach Osten führt, lässt deutlich seine planmäßige Anlage im Zuge der Straße nach Untersambach erkennen. Er bringt den Ausbau Wiesentheids als Residenzstadt des 18. Jahrhunderts zum Ausdruck und erinnert vor allem an die Regierungszeit von Josef Hugo Damian Erwein von Schönborn (1772–1806), der durch den Bau vieler neuer Straßen hervorgetreten war. Die relativ breite Straße besitzt vornehmlich eine offene zweigeschossige Bebauung von Walmdachhäusern und ist mit einer Akazienallee bepflanzt. Diese Wohnhäuser des späteren 18. und auch 19. Jahrhunderts heben sich von den repräsentativeren sogenannten Beamtenhäusern an der Kanzleistraße ab, die bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts in der Nähe des Schlosses entstanden waren. Umgrenzung: Schönbornstraße 1–12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, Erweinstraße 1, 2, Bahnhofstraße 3, 7. Aktennummer: E-6-75-178-3.
Zentralbau mit vier Kreuzarmen, 1687–1692, von Antonio Petrini für Johann Otto Graf von Dernbach als Oktogon, 1712 ff. erweitert durch Pater Nikolaus Loyson S. J. um vier Kreuzflügel; mit Ausstattung
Walmdachbau mit Dachreiter, verputztes Fachwerkobergeschoss mit geohrten Fenstern, 1751, im Erdgeschoss Rundbogenfenster und Betsaal, 1874; mit Ausstattung
Auf kubischem Sockel mit abgeschrägtem Tisch und sich verjüngender, quadratischer Säule, eine Bildtafel mit der Darstellung des heiligen Georg, bezeichnet „17(...)8“
Pfeiler aus verputztem Mauerwerk mit vierseitigem Bildaufsatz aus Sandstein mit Reliefs der Marienkrönung, heiliger Sebastian, Himmelskönigin mit Kind und Kreuzigung, 18. Jahrhundert
Pfeiler aus verputztem Ziegelmauerwerk mit vierseitigem Bildaufsatz aus Sandstein mit Kreuz, Reliefs der Marienkrönung, heiligem Sebastian, Himmelskönigin und 14 Nothelfern, 18. Jahrhundert
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