Das Ensemble umfasst die Altstadt von Obernburg innerhalb ihrer mittelalterlichen Befestigungsgrenzen. Unter den über römischen Kastellen entstandenen Städtchen am Main im Bereich des einstigen nassen Limes zeichnet sich Obernburg durch seinen Grundriss aus, der weitgehend die antike Castrumanlage abbildet: die mainparallele Hauptstraße (Römerstraße) fällt mit der ehemaligen via principalis, die darauf senkrechte Badgasse mit der via praetoria zusammen. Das mittelalterliche Stadtgebiet geht insbesondere nach Norden weit über die Begrenzungslinie des römischen Castrums hinaus, hier befindet sich der ehemalige eigenbefestigte Pfarrbezirk. Die Struktur der in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts durch das Mainzer Erzstift zur Stadt ausgebauten Ortschaft stellt sich folgendermaßen dar: innerhalb der rechteckigen Einfassung durch die ehemalige Stadtmauer durchzieht die Römerstraße als Hauptstraße das Stadtgebiet der Länge nach, bergwärts aus der Mittelachse verschoben; von ihr zweigen rechtwinklig Nebengassen ab; in der breiter angelegten, mainseitigen Stadthälfte sind diese zahlreicher und zusätzlich durch einen hauptstraßenparallelen Gassenzug (untere Gasse/Pfaffengasse) miteinander verbunden; die zum Mainübergang führende Mainstraße erscheint durch größere Breite hervorgehoben; ein Marktplatz fehlt. Die Stadt zeichnet sich nicht nur durch ihren Grundriss, sondern auch durch ihren geschlossenen Bestand an Fachwerkhäusern aus. Entsprechend dem für jede mittelalterliche Landstadt typischen Gefälle finden sich an der Römerstraße stattlichere Anwesen auf großangelegten, gereihten Grundstücken, die bergwärts bis zur ehemaligen Stadtmauer reichen, in den mainseitigen Nebengassen ein kleinteiligeres Gemenge von Handwerkerhöfen. Die meist verputzten Bauten des 16.–19. Jahrhunderts stehen teils giebel-, teils traufständig. In der Römerstraße alterniert die Stellung, in den Nebengassen herrscht Traufständigkeit vor, manchmal ergeben sich aber auch Reihen giebelständiger, meist mit Halbwalmen versehener Häuser. Seit dem Neubau der Stadtpfarrkirche fehlt ein historischer Monumentalbau. Akzente setzen lediglich durch ihre Stattlichkeit hervorragende Häuser (wie Römerstr. 18 und 41) sowie die Türme der Stadtbefestigung und die beiden, die Römerstraße abschließenden Stadttore. Umgrenzung: Verlauf der ehemaligen Stadtmauer, markiert durch die jeweils äußere Seite der Oberen und Unteren Wallstraße. Aktennummer: E-6-76-145-1.
Stadtbefestigung
Die die Stadt im Rechteck einfassende Befestigung wurde ab 1344 angelegt, im 15. und 16. Jahrhundert erneuert und verstärkt. Nach Abbruch der Stadtmauern im 19. Jahrhundert haben sich nur noch wenige Mauerzüge erhalten: Am Oberen Tor nach Westen anschließend und am Unteren Tor jeweils ein kurzer Abschnitt nach Westen und Osten sowie nördlich an den Almosenturm anschließend. Die erhaltenen Türme standen in den vier Ecken und in der Mitte der westlichen Langseite der Mauer. Alle Türme sind aus Sandstein mit Werksteinkanten und -rahmungen und, mit Ausnahme des Runden Turmes, über rechteckigem Grundriss errichtet. Aktennummer: D-6-76-145-2.
Südöstlicher Turm der Stadtbefestigung, 2. Hälfte 14. Jahrhundert und 1. Hälfte 16. Jahrhundert, mit auf Rundbogen vorkragendem Zinnenkranz und darauf verjüngtem Oberbau ebenfalls mit vorkragendem Zinnenkranz, Aborterker, Wasserspeier
Nordwestlicher Turm der Stadtbefestigung, 2. Hälfte 14. Jahrhundert und 1. Hälfte 16. Jahrhundert, auf mit auf Rundbogenfries vorkragendem Zinnenkranz, Aborterker, Wasserspeier, Einbau einer Wächterstube im 16. Jahrhundert
Turmtor über rechteckigem Grundriss mit Rundbogendurchfahrt und seitlichen Klauensteinen vom ehem. Fallgatter, Zugang über Außentreppe entlang der Innenseite der westlich anschließenden Stadtmauer durch Schulterbogentür, spärliche Belichtung des Obergeschosses durch Renaissancefenster und mittelalterliche Schießscharten, Putzbau mit Werksteinkanten und -rahmungen, Sandstein, im Kern 2. Hälfte 14. Jahrhundert, verschiefertes Halbwalmdach mit zweifach gestufter Haubendachlaterne, bezeichnet 1586, Uhr mit aufwendigem Zifferblatt, bezeichnet 1523, die Fußgängerpforten in den seitlichen Stadtmaueranschlüssen 19./20. Jahrhundert
zweigeschossiges verputztes traufständiges Fachwerkhaus mit vorkragendem Obergeschoss und Mansarddach, 17./18. Jahrhundert, Dach verändert, Rest einer ehemaligen Freitreppe oder Steinbank, Sandstein, 18. Jahrhundert
jetzt Bankinstitut, zweigeschossiger Satteldachbau in Ecklage mit verputztem Fachwerkobergeschoss und massivem Schweifgiebel mit Werksteingliederungen der Renaissance im Süden, Ende 16. Jahrhundert, im 20. Jahrhundert nach Norden verlängert, dabei Geschosse und Dachaufbauten verändert
zweigeschossiges verputztes Fachwerkhaus in Ecklage zu schmaler Gasse, mit ursprünglich Schopfwalm- jetzt Satteldach, massive Erdgeschoßwand mit Renaissanceprofilierungen, Sandstein, Mitte 16. Jahrhundert
dreigeschossiger Halbwalmdachbau mit Fachwerkobergeschossen in Ecklage, 17./18. Jahrhundert, um 1980 unter Wiederverwendung, bzw. Rekonstruktion des Fachwerks neu errichtet
zweigeschossiger Satteldachbau mit Treppengiebeln, Erdgeschoss mit Spitzbogenarkaden, Ziegeldach mit verschieferten Spitzgauben, Putzbau mit Werksteingliederungen, Sandstein, neugotisch, Ende 19. Jahrhundert, vor dem Nordgiebel verbauter Rest eines älteren Treppenturmes mit verputztem Fachwerkobergeschoss, im Erdgeschoss eingelassener Wasserspeier, Sandstein 17. Jahrhundert, spätgotischer Türsturz, Sandstein 15./16. Jahrhundert, Satteldach 19. Jahrhundert
Kirchenraum, stützenfreie Halle über gestreckt siebeneckigem Grundriss mit kupferblechgedecktem Faltdach und vollständiger Durchfensterung der Giebeldreiecke, Betonskelettbau, 1964; mit Ausstattung
Turm, als freistehender Campanile wirkender dreigeschossiger Kirchturm des Vorgängerbaus über quadratischem Grundriss mit verschieferter zweistufiger welscher Haube, Putzbau mit Sandsteingliederungen und Turmuhr überm Glockengeschoss, 1591
Südflügel, Wohn- und Mühlenhaus, zweiteiliges ursprünglich zweigeschossiges Sandsteinhaus mit Mansardhalbwalmdächern, 2. Hälfte 19. Jahrhundert, Aufstockung des östlichen Hausteils mit Backstein, 1. Drittel 20. Jahrhundert; Ausstattung
Ostflügel, ehemalige Scheune, eingeschossiger Satteldachbau, darauf Dachreiter mit Satteldach sowie südlich anschließendes zweigeschossigen Eckgebäude zum Wohnhaus hin, Sandstein und Backstein, 2. Hälfte 19. Jahrhundert, stark verändert Ende 20. Jahrhundert
Bildsäule mit Rundbogenaufsatz mit Reliefdarstellungen: Madonna mit Kind/ Kreuzfall/ Hl. Joseph mit Kind, Kreuzbekrönung mit Corpus Christi, Sandstein, bezeichnet 1712
seit 1829 Benefiziatenhaus, nach 1954 Museum, jetzt Rathaus, zweigeschossiger giebelständiger Satteldach- rückseitig Halbwalmdachbau mit Fachwerkobergeschoss, 17. Jahrhundert
traufständiger zweigeschossiger Satteldachbau mit Fachwerkobergeschoss, 17. Jahrhundert und ehemals überbauter Tordurchfahrt mit Fachwerkgeschoss und Mansarddach, 18. Jahrhundert, Erdgeschoss völlig verändert
giebelständiger zweigeschossiger Satteldachbau mit Halbwalm zur Straße und verschiefertem, bzw. verputztem vorkragendem Fachwerkobergeschoss, 17./18. Jahrhundert Erdgeschoss verändert
Ehemalige Villa mit Park, zweistöckiger Walmdachbau mit Zwerchgiebeln und Eckturm, Neorenaissance, weiße Klinker mit Rotsandsteingliederungen, bezeichnet 1900
Wohnhaus, zweigeschossiger Satteldachbau über hohem Kellersockel mit verputztem Fachwerkobergeschoss in Ecklage, Kellerzugang unter Nordgiebel bezeichnet 1544
flachgedeckter Saalbau über rechteckigem Grundriss, 13. Jahrhundert mit eingezogenem kreuzgratgewölbtem Rechteckchor von 1559, Satteldach und verschiefertem Dachreiter mit Pyramidenhelm, Putzbau mit Werksteinkanten und -rahmungen, auf Südseite Außenkanzel, Kapelle wohl über Mithrasheiligtum des 2./3. Jahrhunderts errichtet (Ausgrabungsfunde); mit Ausstattung
zentrale Halle, Stahlbetonskelettbau mit Ausmauerung auf der Grundform eines sich verjüngenden Ovals mit weit vorkragendem, leicht geneigtem, die Grundrissform aufnehmenden Flachdach, im Westen in die Friedhofsmauer einbindend; seitlich ungleich lange Anbauten für Nebenräume mit flach geneigten Dächern, 1954/55 von Hans Jeitler; Friedhofskreuz, Kruzifix, 1759 von Johann Wünschering; künstlerisch bedeutende Grabmäler des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts
zweigeschossiger Walmdachbau mit übergiebeltem Mittelrisalith, im Giebel Relief mit Wappen haltenden bayerischen Löwen, Eingang auf südlicher Schmalseite durch übergiebeltem Eingang und Attikabekrönung hervorgehoben, Sandsteinquaderbau mit Werksteingliederungen, neobarock, bezeichnet 1900
runder Torbogen zwischen zwei Wehrturm-imitierenden Pfeilern, oberer Abschluss mit Schmuckzinnen über Konsolfries, Sandstein, nach 1839, die seitlichen Fußgängerpforten in der Stadtmauer wohl 20. Jahrhundert
rechteckige Maueraussparung mit seitlichen Steinbänken, vor Stirnwand halbrunder Laufbrunnen mit darüber angebrachter Inschrift in Trophäenkartusche auf Mauerkrone liegender Löwe, Sandstein, nach 1871
eingeschossiger am Hangfuß zweigeschossiger Walmdachbau Sandstein, 18./19. Jahrhundert, in 2. Hälfte 19. Jahrhundert zur Dreiflügelanlage erweitert, Umbau zur Musikschule 1988
Bildpfeiler mit Würfelaufsatz, Kreuzkuppeldach und Kreuzbekrönung, auf drei Seiten mit identischer Kreuzigung, Sandstein, Aufsatz um 1700, Schaft und Sockel im 20. Jahrhundert erneuert
Westturm auf quadratischem Grundriss, Putzbau mit gotischen Werkstein-rahmungen und -kanten, Sandstein, 1401; östlicher Langhausanbau mit Satteldach, Sandstein mit Werksteingliederungen, 1748/50 das Glockengeschoss mit Zeltdach und vier Zwerchgiebeln, verschiefert, vermutlich 19. Jahrhundert, erhöhtes breites Querhaus mit Walmdach und dreiseitig geschlossenem Chor sowie Sakristei 1936; mit Ausstattung
südlich anschließend St. Barbarakapelle, eingeschossiger Satteldachbau, verputzt mit Werksteinrahmungen und -kanten, Sandstein, im Kern wohl noch romanisch
zweigeschossiges traufseitiges Fachwerkhaus über hohem Sandstein-Kellersockel mit überbauter Tordurchfahrt. Satteldach über Haupttrakt mit Krüppelwalm, 19. Jahrhundert
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