Die Anfänge der diplomatischen Vertretung Österreichs in Bulgarien gehen einher mit der sukzessiv erreichten staatlichen Unabhängigkeit Bulgariens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, auch bekannt als die „Bulgarische Wiedergeburt“.
Bemerkenswert ist die Geschichte des Gesandtschaftpalais, der heutigen Botschaftsresidenz und -kanzlei. Einerseits war sie die einzige Gesandtschaft, die Österreich jemals von einem seiner in Dienst stehenden Diplomaten anmietete, andererseits gab es Mitte der 1920er Jahre einen kuriosen Gebäudetauschhandel zwischen Österreich und Italien.
Als Freiherr von Biegeleben im November 1881 als zweiter Generalkonsul in Sofia eintraf, standen für ihn repräsentative Räumlichkeiten einer zukünftigen k.u.k. Gesandtschaft in Dringlichkeit ganz vorn. Da einerseits die junge Hauptstadt keine passende Stadtvilla zur Vermietung anbieten konnte, andererseits das Wiener Ministerium zu dieser Zeit vor Gesandtschafts-Neubauten zurückscheute, entschied sich Biegeleben ein Gebäude auf eigene Kosten errichten zu lassen. Innerhalb weniger Wochen hatte er eines der zentralsten Grundstücke am Boulevard Zar Oswoboditel 11 erworben, den Wiener Architekten Peter Paul Brang in Planung und Bauausführung beauftragt und im Frühjahr 1882 den Grundstein setzen lassen. Ein Jahr darauf wurde die neue Gesandtschaft bezogen.[1][3] Um die Jahrhundertwende ist der Boulevard Zar Oswoboditel zum Prachtboulevard der Stadt geworden, mit u. a. Parlament, Akademie und Nationalgalerie in unmittelbarer Nachbarschaft. Um 1905 ließ sich Italien auf dem direkten Nachbargrundstück Boulevard Zar Oswoboditel 13 ein Gesandtschaftspalais nach Plänen des Architekten Enrico Bovio errichten.[1][3]
Gegen Ende des 1. Weltkriegs wurde die österreichisch-ungarische Gesandtschaft von italienischen Truppen besetzt, und nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie liquidiert. Der Republik Österreich wurde zwar ein Gebäudeanteil von etwa 2/3 zugesprochen, jedoch hatte die nun verkleinerte Republik keinen Bedarf für ein so großes Gesandtschaftsgebäude, um ein Auszahlen an die anderen Nachfolgestaaten der Monarchie zu rechtfertigen. Schließlich einigten sich Österreich, Ungarn und Italien darauf, die Immobilien schätzen zu lassen und Österreichs Anteil an der Nr. 11 gegen die etwa halb so große Immobilie Nr. 13 zu tauschen.[1][3]
Rudolf Agstner: Österreich Bulgarien: 125 Jahre diplomatische Beziehungen und 160 Jahre österreichische (österreich-ungarische) Vertretungsbehörden in Bulgarien, PIC Verlag, Veliko Tarnovo 2004, ISBN 954 736 114 7