L’Estro Armonico![]() ![]() ![]() L’Estro Armonico („Die harmonische Eingebung“) ist der Titel einer Sammlung von zwölf Konzerten für Violinen und Streichorchester, die Antonio Vivaldi im Oktober 1711 als sein Opus 3 beim Verlag von Estienne Roger in Amsterdam veröffentlichte – mit einer Widmung an den Erbprinzen der Toskana Ferdinando III. in Florenz. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits einige von Vivaldis Sonaten im Druck verfügbar, doch waren seine Konzerte nur durch handschriftliche Kopien bekannt. Schon kurze Zeit später wurde die Sammlung in London (durch John Walsh) und Paris (durch Le Clerc Cadet) nachgedruckt. Die Veröffentlichung bestand aus acht Stimmheften – für vier Violinen, zwei Violen, Violoncello und Continuo („Violone e cembalo“), geteilt in jeweils zwei Teilbände mit sechs Konzerten. GroßstrukturNach einem strengen Schema setzt das erste Konzert alle vier Violinen solistisch ein, das zweite zwei, das dritte nur die erste Violine – diese Folge wiederholt sich dann in den weiteren Konzerten. Hinzu tritt in einigen Konzerten (manchmal auch nur in Einzelsätzen) ein Solocello. Die Tonarten der Konzerte wechseln zwischen Dur und Moll ab, durch Vertauschung in den letzten beiden Konzerten endet die Abfolge aber in Dur. Dennoch wirkt die Sammlung nicht ganz einheitlich; sie enthält offenbar auch einige ältere Werke, in denen Vivaldi seine Satzfolge, den Aufbau aus abwechselndem Ritornell und modulierender Solopassage und seine Instrumentalbehandlung noch nicht standardisiert hatte. So wirken die Kompositionen ungewöhnlich vielgestaltig und besitzen an vielen Stellen „die Frische des ersten Mals“. SatztechnikJede der vier Geigenstimmen ist durch eindeutige Hinweise in Tutti- und Solo-Abschnitte gegliedert – das heißt, dass Solist und Tuttispieler grundsätzlich aus denselben Noten spielten; es handelt sich hier also noch um echte Concerti Grossi. In den Tutti-Passagen führt Vivaldi dann meist die erste und dritte Violine im Unisono; dasselbe gilt für die zweite und vierte. Mit den geteilten Violen entsteht damit ein fünfstimmiger Orchestersatz – eine venezianische Tradition, die Vivaldi schon in seiner nächsten Veröffentlichung, La Stravaganza (opus 4), aufgeben sollte. Satztechnisch liegt den Kompositionen allerdings über weite Strecken ein rein dreistimmiger obligater Satz zugrunde; typisch ist, dass auch in den Konzerten für vier Violinen die Solostellen immer nur zwei Violinen und den Bass gleichzeitig einsetzen.[1] EinflussVivaldi und ganz besonders dieser Konzertzyklus haben einen enormen Einfluss auf die europäischen Komponisten gehabt, der manchmal als „Vivaldi-Fieber“ bezeichnet wird.[2] Dieser Einfluss setzte bereits vor der Verfügbarkeit der Druckausgabe ein, da die Konzerte auch in Abschriften überliefert waren. Auch die theoretischen Schriften von Quantz und Mattheson beziehen ihre Ratschläge für die Anlage eines Konzerts ganz offenbar aus dem Beispiel des Estro Armonico. Der international große Erfolg des Estro Armonico ist vor allem auch daran erkennbar, dass der Druck bis zum Tod des Verlegers 1722 im Verlagsprogramm blieb und sein Schwiegersohn und Geschäftsnachfolger Le Cène bis 1743 sogar mehrere Neuauflagen vornahm.[3] Auch in Johann Sebastian Bachs Weimarer Orgel- und Cembalowerken ist der Einfluss Vivaldis und des Estro Armonico unverkennbar. Von sechs dieser Konzerte fertigte er Auszüge für Cembalo oder Orgel an,[4] wobei er Mittelstimmen ergänzte und die Basslinien belebte sowie imitierende Stimmen einfügte. Auch in den Brandenburgischen Konzerten ist Vivaldis Einfluss zu spüren; 1735 veröffentlichte er in Nürnberg sein Italienisches Konzert.[5] Bachs Bearbeitungen gehen offenbar ausnahmslos auf Abschriften, nicht auf die Druckausgabe, zurück; er könnte etwa 1713 durch seinen Dresdner Freund Johann Georg Pisendel mit Vivaldis Musik in Kontakt gekommen sein. Übersicht über die Konzerte
Bach bearbeitete dieses Konzert für Cembalo solo (BWV 972).
WeblinksCommons: L'estro Armonico – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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