KolmårdenmarmorDer Kolmårdenmarmor (schwedisch: Kolmårdsmarmor) ist ein vorwiegend grüner schwedischer Marmor aus der Landschaft Kolmården in der historischen Provinz Östergötland, südlich von Stockholm. Er besitzt als Dekorationsgestein innerhalb der Architekturgeschichte Schwedens einen besonderen Stellenwert. LagerstätteDie Lagerstätte besteht aus schmalen und lang gestreckten Falten von überwiegend grün geflecktem Marmor, die von benachbarten Schichten aus Kalkstein und Amphibolitgesteinen begleitet werden. Diese Faltenzüge streichen in Ost-West-Richtung parallel zur Bucht Bråviken und schwenken östlich des Sees Svinsjö um fast 180 Grad wieder in östliche Richtung. Die bekannteste Abbaustelle liegt in der Lokalität Kolmårdens marmorbruk (mitunter nur Marmorbruket genannt), unweit des Ufers zur Meeresbucht. Der Marmor ist Bestandteil proterozoischer Faltungen in Zentralschweden. Den fast senkrecht einfallenden Marmorschichten folgen die Abbaustellen in der Region. Dadurch entstanden schmale und lang gezogene Graben-Steinbrüche, die heute meist mit Wasser gefüllt sind. PetrographieDas Gestein besteht aus Calcit und Mineralen der Serpentingruppe. Akzessorische Bestandteile sind Hornblende, Pyroxene und Minerale der Olivingruppe. Die Zusammensetzung des Gesteins ist schwankend. Je nach Mineralanteilen kann bei manchen Abbaustellen auch von Silikatmarmor oder Ophicalcit gesprochen werden. Die typische Ausprägung dieses Werksteins besteht in seiner hellgrünen Farbe mit beigen oder weißen Flecken und einer Textur mit Richtungsgefüge, teilweise ophiolithisch (schlangenartig) ausgebildet. Der Marmor kann auch dunkelgrüne bis schwarze Einlagerungen enthalten. GeschichteDie Nähe der Lagerstätte zum Ufer der Bucht Bråviken begünstigte von Beginn des Abbaus den Abtransport gewonnener und bereits bearbeiteter Rohstücke und trug auf diese Weise begünstigend zu einer mehr als tausend Jahre andauernden Anwendungsgeschichte bei. Die Steinhauerkunst in der Region Östergötland ist in besonderer Weise durch die alten Taufbecken in einigen Kirchen der Region gut belegt. Urkundliche Belege für den Abbau gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Eine historische und handgezeichnete Karte von S. Ryding aus dem Jahre 1723 zeigt den Steinbruch und seine nahe Umgebung neben einer Kurzbeschreibung des Vorkommens. Sie tangiert ein Privileg zum Abbau aus dem Jahr 1722. In der Zeit des Barocks und des Klassizismus wird der Marmor als gefragtes Dekorationsgestein in Schlössern des schwedischen Königshauses und des Adels verwendet. Bevorzugt fertigte man daraus Bauteile für Treppenhäuser, Foyers sowie Säulen, Möbelteile und einzelne Kunstgegenstände. Seit der Mitte vom 19. Jahrhundert nahm durch die Entwicklung des Verkehrswesens und der verbesserten Steinbearbeitungstechnik der überregionale Versand des Kolmårdenmarmors deutlich zu. Die unten aufgeführten Anwendungsbeispiele belegen diese Verbreitung. Eine der wichtigsten historischen Verarbeitungsstätten lag in Erlandstorp, wo sich auch eine Abbaustelle befand. Dort existierte auch eine alte Marmorsägerei und Polierwerkstatt. Weitere Abbaustellen sind beispielsweise Oxåkersbrott und Holmtorpsbrott. Die schmalen Marmorzüge in der Landschaft Kolmården erzwangen mit der intensiven Nutzung dieses Marmors über mehrere Jahrhunderte die Gewinnung aus vielen kleinen Steinbrüchen. An der späteren und heute stillgelegten Hauptverarbeitungsstätte Marmorbruket wurde in den Jahren 2007 und 2008 durch interessierte Bürger der Region in den verfallenen Gebäuden ein Marmor-Museum eingerichtet. An dieser Stelle ist bis in das Jahr 1978 Marmor über einen Zeitraum von etwa 700 Jahren gewonnen worden. Gegenwärtig (2008) wird das Gestein durch einen Steinbruchsbetrieb in einer anderen Lokalität der Region abgebaut. AnwendungenDer Kolmårdenmarmor kam unter verschiedenen Bezeichnungen in den Handel. Dazu gehören u. a. die Namen Schwedisch Grün, Kolmården OX, Vert Ringborg, Vert de Sibérie und Kolmården Nature. Er ist überwiegend für dekorative Bauteile, vorrangig im Innenbereich verwendet worden. Auf Grund seiner ungewöhnlichen Farbe fand der Marmor auch internationale Nachfrage, beispielsweise gingen Lieferung in der Mitte des 20. Jahrhunderts nach San Francisco. Gängige Durchschnittsgrößen der Rohblöcke für den Versand waren 2,5 × 1,5 × 1 Meter. In Schweden galt der Kolmårdenmarmor als erstklassiges Material für alle geeigneten Architekturgestaltungen und künstlerischen Anwendungen. Typische Anwendungsformen sind Wand- und Bodenbeläge, Treppen, Säulen, Portale, Kaminfassaden, massive dekorative Bauteile. Möbelabdeckplatten, Brunnenbecken oder Teile von ihnen sowie historische und moderne Grabmalgestaltungen. Es wurden auch Gebrauchsgegenstände wie Mörser aus diesem Gestein gefertigt. Für die Werksteingewinnung ungeeignete Gewinnungsreste und geringwertige Lagerstättenbereiche sowie benachbarte Kalksteinlagerstätten nutzte man zur Herstellung von Baukalk. Dazu sind einige Kalköfen errichtet worden. AnwendungsbeispieleSchwedenGöteborg
Helsingborg
Landskrona
Linköping
Malmö
Norrköping
Östra Eneby
Söderköping
Stockholm und Umgebung
Uppsala
AuslandDeutschlandBerlin
Hamburg
FrankreichParis
GroßbritannienBeverley
Glasgow
Leeds
London
USANew York
Literatur
Weblinks
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