OphicalcitOphicalcite sind metamorphe Gesteine mit stark schwankender mineralischer Zusammensetzung und wechselnden Texturmerkmalen. Ihre Hauptbestandteile bilden Karbonatminerale und magnesiumhaltige Silikate, vorzugsweise der Serpentingruppe. Bei den technisch verwendeten Ophicalciten handelt es sich um serpentinhaltige Marmore und um karbonathaltige Serpentinitbrekzien. BegriffDer Begriff Ophicalcit setzt sich aus dem griechischen Wortstamm ophítēs (schlangenähnlich) und dem lateinischen Wort calx (Kalk), konkret hier der Mineralname Calcit, zusammen. Im selben Sinne werden bestimmte bänderartig gewundene Feinstrukturen innerhalb eines homogenen Mineralbestandes von Gesteinen mit dem Wort „ophiolitisch“ (schlangenartiger Eindruck) charakterisiert. Der thematisch eng verwandte Begriff „Serpentin“ bzw. „Serpentinit“ stammt aus dem Lateinischen und bezieht sich auf die gleiche optische Erscheinungsweise (Schlange: lat. serpens). Entstehung und MineralbestandWeil Serpentinitmineralien aus komplizierten Umwandlungen von ultramafitischen Ausgangsgesteinen hervorgehen, können in einem Ophicalcit auch sehr verschiedene farb- und texturbildende Mineralbestandteile enthalten sein. Ein weiterer und andersartiger Bildungsvorgang von Ophicalciten tritt dann ein, wenn durch Vorgänge der Gebirgsmechanik, also durch tektonisch verursachte Mischungen, die bereits separat vorhandenen Bestandteile (z. B. bei großen Ophiolitkomplexen der Südalpenzone) zusammenkommen. Eine bekannte Form ist die Vermengung von Serpentinitbrekzien mit Kalkstein durch mechanische und hydrothermale (durch Wasser und Temperatur verursachte Lösungs-) Vorgänge. Gesteine dieser Entstehungsweise finden sich beispielsweise in der Schweiz sowie in Norditalien und werden dort als so genannte grüne „Marmore“ abgebaut (im Aostatal). MerkmaleOphicalcite stehen in der Gesteinssystematik zwischen verschiedenen anderen Gesteinsgruppen. Das sind Serpentinite, Peridotite, Talk-, Chlorit- und Amphibolgesteine. Das mineralogische Hauptmerkmal besteht darin, aus annähernd gleichen Anteilen von Karbonatmineralien (hauptsächlich Calcit) und Serpentinit- und Olivinmineralien (Magnesiumsilikate) zusammengesetzt zu sein. Die Gesteinsbezeichnung wird auch in dem Fall verwendet, wenn ein Karbonatgestein nur untergeordnete Anteile von Serpentinitmineralien enthält. Die farbigen Merkmale sind sehr differenziert, weil die Gruppe der Silikate schon von ihren Ausgangszustand vielfältig sind. Bei der Serpentinisierung von Peridotiten entstehen Chrysotilfasern (Faserserpentin). Ferner bildet sich Antigorit (Blätterserpentin). Die Serpentinarten sowie Peridot und Chlorit zeichnen für die grüne Färbung verantwortlich. Die Zersetzung von Olivinanteilen führt zu braunen Färbungen, weil die Eisenionen des Olivins in eigenständige Fe-Mineralien übergehen. Talkeinlagerungen bilden einen weißen bis hellgrünlichen Farbanteil. Der Calcit bzw. andere Karbonate sind meist weiße Gesteinsbestandteile. An gesteinsphysikalischen Merkmalen ist die Rissigkeit und Klüftigkeit von jenen Ophicalciten hervorzuheben, die sich durch tektonische Vorgänge gebildet haben. Die ehemaligen mechanischen Beanspruchungen einer Lagerstätte sind in Form von offenen Rissen und Haarrissen dokumentiert. Im günstigen Fall sind sie nachträglich mit Calcit ausgeheilt und verfestigen auf diese Weise wieder die Lagerstätte. Vorkommen, Gewinnung und VerarbeitungIn einigen europäischen Ländern werden Ophicalcite, meist unter der handelsüblichen Gruppenbezeichnung „grüner Marmor“ angeboten. Man beachte, dass nicht alle grünen marmorartigen Gesteine automatisch Ophicalcite sind. Wichtige Vorkommen finden wir in Italien (Aosta-Region), in Irland Region Galway (Connemara), in Schweden am Vätternsee (Brännlyckan), in der Türkei bei Afyon (Uşak), in Griechenland auf Euböa (Styra), in Portugal im Alentejo (Alvito und Santiago do Escoural), in Spanien in der Provinz Huelva (Aroche) und in Brasilien in Minas Gerais (Campos Altos). Die Gewinnung im Steinbruch erfolgt in der Regel durch die Helikoidalsäge (eine bestimmte Art Seilsäge). Im unterirdischen Abbau kommt zusätzlich noch eine Schräme (Schwert- bzw. Kettensäge) zum Einsatz. Die so gewonnenen Rohblöcke haben meist rechteckige Formen und können nun in einzelne Rohplatten zersägt werden. Die Oberflächen werden poliert, geschliffen, sandgestrahlt, gestockt oder gebürstet bzw. antikisiert. Fremdsprachige BezeichnungenEnglisch: ophicalcite, serpentin marble, französisch: ophicalcite, spanisch: oficalcite; portugiesisch: oficalcite, russisch: офикальцит, tschechisch: ofikalcit, polnisch: ofikalcyt. Verwendung und HaltbarkeitDie Ophicalcite werden ähnlich den Marmoren/Kalksteinen bzw. Serpentinitgesteinen zu dekorativen und baulichen Zwecken im Innen- und Außenbereich eingesetzt. Für den Wegebau kommen sie selten zum Einsatz. Im Landschaftsbau nutzt man sie gelegentlich für schwere und leichte Bruchsteinmauern. In der norditalienischen Aosta-Region kann man zahlreiche und sehenswerte Fassadengestaltungen in Form von handwerklich perfekt versetztem Bruchsteinmauerwerk an Chalets und Einfamilienhäusern bewundern. Es handelt sich hier um eine Mischung von Serpentinit- und Ophicalcit-Mauersteinen. Vereinzelt werden auch Grabmale und andere Denkmale aus Ophicalciten gefertigt. Quellen
WeblinksCommons: Ophicalcit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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