Kleestadt liegt am nördlichen Rand des Odenwaldes, ca. 7,5 km östlich von Dieburg. Das Haufendorf liegt auf einer Höhe von 175 m ü. NHN etwa 4 km nordöstlich des Stadtkerns von Groß-Umstadt. Der Stadtteil Kleestadt besteht aus der Gemarkung Kleestadt.[4]
Geschichte
Ortsgeschichte
Die älteste bekannte Erwähnung von Cletstat datiert um 1222. In historischen Dokumenten späterer Zeit ist der Ort unter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]Cletestat (um 1250); Clettestat (um 1250); Clestad (1274); Cletstad (um 1290); Clepstat (1319); Clestad (1346); Cletstadt (1432); Cletstat (1482); Kletstat (1495); Cloestadt (1516); Cletstat (1544); Clettstadt (1554); Clesstatt (1616); Kleestadt (17. Jahrhundert).
Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736, erbte LandgrafFriedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Aufgrund der Intestaterbfolge fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg dagegen an den Sohn der einzigen Tochter von Johann Reinhard III., Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt. Umstritten zwischen den beiden Erben war die Zugehörigkeit des Amtes Babenhausen und seiner Dörfer zu Hanau-Münzenberg oder zu Hanau-Lichtenberg. Es kam fast zu einer kriegerischen Auseinandersetzung, als Hessen-Kassel mit schon sorgsam in Hanau stationiertem Militär den größten Teil des Amtes Babenhausen besetzte, auch Kleestadt. Die Auseinandersetzung konnte erst nach einem langjährigen Rechtsstreit vor den höchsten Reichsgerichten 1771 mit einem Vergleich beendet werden, dem so genannten Partifikationsrezess. Kleestadt wurde darin Hessen-Kassel zugesprochen. Im Jahr 1807 kam das Amt Babenhausen infolge der Napoleonische Kriege unter französische Verwaltung, durch einen Staatsvertrag mit Frankreich 1810 dann aber an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Kleestadt:
„Kleestadt (L. Bez. Dieburg) luth. Pfarrdorf; liegt 2 St. von Dieburg und 11⁄4 St. von Umstadt, und hat 98 Häuser und 556 Einw., die außer 15 Kath. und 9 Juden lutherisch sind. Die Kirche ist im 15. Jahrhundert erbaut worden. Hier sind bedeutende Torfgräbereien, in welchen jährlich über 200,000 Stücke Torf gestochen werden. – Dieser Ort, dessen Namen wohl aus Kletto entstanden seyn dürfte, war frühzeitiges Eigenthum der Dynasten von Eppenstein. Im Jahr 1270 wird er von Gottfried von Eppenstein als Witthum, an Elisabethe von Nassau, Gemahlin Gerhard II. von Eppenstein gegeben, und 1403 verkaufte ihn ein Gottfried von Eppenstein an Herrmann von Carben und Conrad Krieg von Altheim wiederkäuflich. Dieser Wiederkauf erfolgte; denn 1425 verkaufte ihn Gottfried von Eppenstein an Reinhard II., Grafen zu Hanau, und 1521 wurde der Ort von Graf Philipp III. von Hanau seiner Herrschaft Babenhausen einverleibt. Nach dem Ausgang der Hanau–Lichtenbergischen Linie, 1736, wurde diese Herrschaft durch die Vergleiche von 1762 und 1771 zwischen den beiden Häusern Hessen getheilt, und Kleestadt fiel an Hessen–Cassel. Im Jahr 1807 wurde der Hessen Casselsche Antheil am Amt Babenhausen von Frankreich in Beschlag genommen, und solcher dem 1810 errichteten Großherzogthum Frankfurt zugetheilt, welches aber dieses Amt noch in demselben Jahre an Hessen-Darmstadt überließ.“[7]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011 in Kleestadt 1413 Einwohner. Darunter waren 54 (3,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 600 Einwohner unter 18 Jahren, 312 waren zwischen 18 und 49, 312 zwischen 50 und 64 und 270 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 585 Haushalten. Davon waren 147 Singlehaushalte, 165 Paare ohne Kinder und 204 Paare mit Kindern, sowie 57 Alleinerziehende und 15 Wohngemeinschaften. In 111 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 393 Haushaltungen lebten keine Senioren.[14]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Groß-Umstadt[16]; Zensus 2011[14]
Für Kleestadt besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Kleestadt) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.[10] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 62,19 %. Dabei wurden gewählt: drei Mitglieder der SPD, zwei Mitglieder der CDU, ein Mitglied des Bündnis 90/Die Grünen und ein Mitglied der BVG (Bürgervereinigung Groß-Umstadt e. V.).[17] Der Ortsbeirat Wählte Marina Glorius (SPD) zur Ortsvorsteherin.[18]
August Lambert (1916–1945), in Kleestadt geborener Offizier und Pilot der Luftwaffe
Literatur
Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains (= Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29). 1966, S. 123.
Max Herchenröder: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Dieburg. 1940, S. 169 ff.
Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 383 ff.
Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform (= Darmstädter Archivschriften 2). 1976, S. 126.
Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Herrschaftsausübung, Verwaltung und Besitz eines Hochadelsgeschlechts im Spätmittelalter. Wiesbaden: Historische Komm. für Nassau, 2000, S. 372–374, 378–379. ISBN 3-930221-08-X.
Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen. Kreis Offenbach (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). 1987, S. 257 ff.
Paul Wagner: Die Eppsteinschen Lehnsverzeichnisse und Zinsregister des 13. Jahrhunderts nach dem eppsteinischen Lehenbuche. Mit Beiträgen zur ältesten Geschichte des Hauses Eppstein (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 8). Wiesbaden 1927, S. 28 f.
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑ Willi Alter (Hrsg.): Pfalzatlas. Textband I. Speyer: Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften 1964, S. 426: Oberamt Umstadt (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive)
↑Karte 2k (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) und Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 196–230 (205); anders: Kleestadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).: 1402 verpfänden Gottfried und Eberhard von Eppstein das Dorf Kleestadt für 1000 Gulden. 1425 verkauft Gottfried von Eppstein das Dorf mit Zustimmung seines Bruders Eberhard für 3000 Gulden Reinhard von Hanau, wovon 1000 Gulden Konrad Krieg erhalten soll.1432 gehört Kleestadt zum Burg Breuberg. 1521 wird Kleestadt der Herrschaft Babenhausen [gemeint ist: Amt Babenhausen] einverleibt.
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.231.
↑ abHauptsatzung. §; 4. In: Webauftritt. Stadt Groß-Umstadt, abgerufen im Dezember 2024.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).