Kernkraftwerke in Italien: Stillgelegt Bau eingestellt
Derzeit (Stand Januar 2023) werden in Italien keine Kernkraftwerke mehr betrieben.[1] Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 gab es in Italien am 8. November 1987 eine Volksabstimmung, mit der der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen wurde. In der Folge wurden die letzten beiden Kernkraftwerke, die 1986 bzw. 1987 abgeschaltet wurden, am 1. Juli 1990 offiziell stillgelegt[2]. Im Mai 2024 kündigte die Regierung die Schaffung von gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Betrieb von neuen Kraftwerken an.
Italien begann 1946 mit der Nuklearforschung. Die ENEA wurde 1960 gegründet.[3] Der erste kommerziell genutzte Reaktorblock ging 1963 beim Kernkraftwerk Latina in Betrieb.
Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 gab es in Italien am 8. November 1987 eine Volksabstimmung, mit der der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen wurde. Die letzten beiden Kernkraftwerke, die noch in Betrieb waren, wurden am 1. Juli 1990 offiziell stillgelegt. Ein Moratorium für den Bau neuer Kernkraftwerke, das ursprünglich von 1987 bis 1993 galt, wurde auf unbestimmte Zeit verlängert. Die Forschungsreaktoren Ispra-1 und ESSOR in der Gemeinsamen Forschungsstelle in Ispra wurden ebenfalls nach Tschernobyl offiziell stillgelegt, abgeschaltet waren sie bereits seit 1986 bzw. 1987[4].
Die SOGIN (Società Gestione Impianti Nucleari) wurde 1999 gegründet, um die endgültige Stilllegung der Kernkraftwerke zu übernehmen.[3]
Im Oktober 2005 gab Altero Matteoli, damals Umweltminister der damaligen Mitte-rechts-Regierung, die Absicht der Regierung kund, die Kernenergie wiedereinzuführen und sie innerhalb von 10 bis 15 Jahren zur wichtigsten Stromquelle zu machen.[5] Ein halbes Jahr später, bei den Parlamentswahlen am 9. und 10. April 2006, kam Romano Prodi an die Regierung.
Die im April 2008 erneut gewählte Mitte-rechts-Regierung („Berlusconi IV“) setzte sich für eine Wiedereinführung der Kernenergie ein. Der Industrieminister Claudio Scajola gab am 22. Mai 2008 bekannt, Italien werde bis zum regulären Ende der Legislaturperiode (2013) mit dem Bau mehrerer moderner Atomkraftwerke beginnen.[6] Mit der französischen Regierung wurde am 24. Februar 2009 vereinbart, in Italien vier neue KKW vom Typ EPR zu bauen.[7] Gegen alle geplanten Standorte gab es Widerstände und Bedenken:[8]
gegen das erdbebengefährdete Chioggia (30 km Luftlinie von Venedig entfernt).
gegen Monfalcone (Friaul, 25 km nordwestlich von Triest),
gegen Caorso in der Region Emilia-Romagna (auf halber Strecke zwischen Mailand und Bologna)[9] und
Der italienische Energiekonzern Enel beteiligte sich am 30. November 2007 mit 12,5 % am zweiten Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) (Kernkraftwerk Flamanville – 3 in Frankreich).[10]
Im Mai 2024 kündigte Gilberto Pichetto Fratin, Minister für Umwelt und Energiesicherheit der Regierung Giorgia Meloni, eine Gesetzesänderung für einen Wiedereinstieg an. Als Begründung wurden mit Verweis auf den niedrigen CO2-Fußabdruck Klimaschutzziele sowie eine bessere Versorgungssicherheit nach dem russischen Überfall auf die Ukraine genannt. Es sollen die Rahmenbedingungen für den Betrieb von Kraftwerken der 4. Generation geschaffen werden.[15][16]
↑Einige Beobachter hielten bzw. halten dies für eine Wahlkampfaussage. Dazu ein Zitat aus dem wikipedia-Artikel über Silvio Berlusconi: „Die italienischen Unternehmensverbände übten offene Kritik an der Wirtschaftspolitik der vergangenen fünf Jahre, die fast zu einem Nullwachstum (0,1 Prozent im Jahre 2005) geführt hatte. Ihrer Meinung nach drohte Italien aus der Gruppe der G8-Länder herauszurutschen. Berlusconi bezeichnete die Vorwürfe als absurd und warnte wiederum vor den Gefahren einer ‚kommunistischen‘ Machtübernahme durch das Mitte-links-Bündnis. Der Wahlkampf war von einer starken verbalen Radikalisierung geprägt.“