Egedacher zählt als Sohn von Christoph Egedacher zu der Straubinger Orgelbaudynastie der Egedacher, die zusammen mit den Familien Butz und Freundt als wichtigste Vertreter der süddeutschen Orgelbauschule und damit des bayrischen und (heutigen) österreichischen Raumes gelten.
Im Alter von etwa sechs Jahren übersiedelte er mit seinem Vater von München nach Salzburg, wo er am 30. Oktober 1677 als Schüler am Benediktinergymnasium inskribiert wurde. Seine Ausbildung dürfte er in der in Salzburg-Mülln gelegenen Werkstätte seines Vaters erhalten haben.
Am 25. Juni 1703 heiratete er in der Müllner Kirche Maria Forsthuber, mit der er acht Kinder hatte. Maria Anna wurde am 24. Juli 1704 in Mülln, die anderen Kinder in der alten Andräskirche getauft: Johann Christoph (22. Oktober 1706), Maria Eva (20. Dezember 1707), Johann Jakob (19. Mai 1709), Johann Georg Kajetan (6. April 1711), Maria Clara (8. April 1713), Johann Rochus Egedacher (5. August 1714) und Johann Simon Wolfgang (27. Oktober 1717). In zweiter Ehe war Johann Christoph Egedacher mit Maria Lanz verheiratet.[2]
Nach dem Tod seines Vaters erhielt Egedacher am 6. August 1706 die Salzburger Hoforgelmacherstelle verliehen, mit einer monatlichen Besoldung von 12 fl. 30 kr.[3] Noch zu dessen Lebzeiten hatte er 1703 aus Anlass der geplanten Erweiterung der Salzburger Domorgel eine erste Studienreise nach Trient zur Orgel der KonzilskircheSanta Maria Maggiore unternommen. Bei einer zweiten Reise 1717 nach Straßburg besuchte er Andreas Silbermann, untersuchte mit ihm dessen für das Straßburger Münster neu erbaute Orgel und kaufte ihm sein Rezept für ein Präparat gegen „Wurmfraß“ ab.
Seine Werkstätte hatte Egedacher zuerst in der Salzburger Augustinergasse 2, Ecke Mülleggstraße 17, später im Haus Bergstraße 12, das 1713 die Murersche und Eggedacherische Behausung genannt wurde.[4] Laut einer sogenannten Seelenbeschreibung hatte er 1713 drei Gesellen: Wilhelm Stalls aus Franken, Anton Singstoller aus Landshut und Joseph Dözer.[5]
Seine beiden wichtigsten Arbeiten dürften die Erweiterung (1705/06) und grundlegende Verbesserung (1718) der Salzburger Domorgel und der Neubau (1714–1716) der großen Liebfrauen-Orgel im Salemer Münster sein. Darüber hinaus sind über 25 Orgelneubauten von ihm nachweisbar.
Bis zuletzt als Orgelbauer tätig, starb er mit 81 Jahren und wurde 1747 am Friedhof St. Sebastian in Salzburg begraben.
Seine am 24. Juli 1704 in Mülln geborene Tochter Maria Anna Egedacher war später … hochfürstliche Hofsängerin [und] erhielt […] wohl aufgrund ihrer hervoragenden [!] Stimme, eine außergewöhnlich hohe Monatsbesoldung von 25 fl., die nach ihrer am 17. April 1730 erfolgen Heirat mit dem Hoftenoristen Giuseppe Francesco Lolli aus Bologna reduziert wurde, aber immerhin noch 16 fl. Betrug.[6]
Die Liste führt einige seiner nachgewiesenen Neubauten auf.
Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal.
1706: Egedacher kündigte im Kontrakt zur Erweiterung der Salzburger Domorgel vom 1. Dezember 1704 an, nicht nur die in hochfürstlicher Domkhürchen alhier neu aufgerichte grosse Orgl mit zweÿ neuen fligen oder seithen wendten zu vermehren, sondern auch die in der Domb Orgel zu Trient sich befindende räre Register zu verschidenen Zungen Werckhen neben andern dieser hiesigen Domb Orgl auch einzuverleiben.... 1718: Die Monate Mai bis September 1718 arbeitete Egedacher wieder an der Domorgel in der Absicht, das große Werk in besseren Stand, als es jemals gewesen zuzurichten. An die 2000 Pfeifen fertigte er neu an und versah sie mit neuen Windstöcken. Die Orgel bekam allerdings, bei leicht veränderter Disposition, nicht mehr Register. Das Ergebnis war ein Instrument, das sich mit einer leicht gängigen Spielmechanik und einem reinen Ton auszeichnete.
Ereignis: Nachdem seine Schwester Maria Scholastica (* 18. Nov. 1674 in Mülln) nachgekommen war, um ihm beim Bau der Orgel in der oberen Kirche und 2 andere[n] kleinen Werken zu helfen, verstarb dieselbe an einer hietzige[n] Krankheit und wurde am 22. Feb. 1706 in Eisenerz, St. Oswald, begraben.[10]
Von der sogenannten Schwarzen Bruderschaft, offiziell Allerseelenbruderschaft bezeichnet, um ca. 155 Gulden erworben. Die letzte Reparatur ist für das Jahr 1800 nachgewiesen und wurde von Hoforgelmacher Johann Ev. Schmidt um 20 Gulden durchgeführt. 1802 verkaufte man das Instrument, vermutlich ein Positiv, um 120 Gulden nach Anif.[11]
Die im Zuge der Reformen Kaiser Josephs II. durchgeführte Profanierung der Pfarrkirche Reichersberg erfolgte 1787 die Übertragung der Orgel in die benachbarte Pfarrkirche zum hl. Paulus in Münsteuer. Sehr guter Erhaltungszustand. → Orgel
Die Orgel kostete 1729 434 fl.[14] Das Instrument wurde 1863 von Matthäus Mauracher umgebaut und in der Filialkirche Pfongau, in Neumarkt gelegen, aufgestellt, 1893 durch Albert Mauracher um ein Pedal erweitert. Restaurierung 2017 durch Orgelbau Linder. 76,1 % des Pfeifenmaterials stammen von Johann Christoph Egedacher.[15]
Ursprünglich für Kloster Herrenchiemsee geschaffen worden, wobei Gehäuse und Brüstung vermutlich von Georg Anton Kidl und Sebastian Mayr stammen; Prospekt und Brüstung erhalten.[18] Beim Brand der Kirche 1815 war das Vorgängerinstrument Rochus Egedachers aus dem Jahre 1779 zerstört worden.
Rupert Frieberger: Der Orgelbau in Oberösterreich im 17. und 18. Jahrhundert. Unter besonderer Berücksichtigung bestehender Instrumente. Innsbruck 1984. (= Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare. Band 3).
Ernst Hintermaier: Die Salzburger Hofkapelle von 1700 bis 1806. Dissertation. Universität Salzburg, 1972.
Barbara Rettensteiner: Orgel- und Organistenreport Salzachpongau. Diplomarbeit. Universität Mozarteum Salzburg, 2001.
Josef Saam: Die alten Passauer Orgelbauer. Ihre Herkunft und ihr Schaffen von 1467 bis 1744. In: Ostbairische Grenzmarken. Passau 1977, S. 108–137 (= Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde).
Roman Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen. WiKu-Verlag, Duisburg / Köln 2015, ISBN 978-3-86553-446-0 (zugleich Dissertation: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg. Universität Mozarteum, 2012).
Heinz Schuler: Egedacher. Herkunft, Leben und Schaffen eines süddeutschen Orgelbauergeschlechtes von 1624 bis 1786. In: Genealogie. Jg. 27 (1978), Nr. 12, S. 369–389.
Hermann Spies: Die Salzburger Großen Domorgeln. Augsburg 1929.
Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation. Universität Salzburg, 1982.
↑Anton Dawidowicz: Orgelbaumeister und Orgeln in Osttirol. Inauguraldissertation, Wien 1949, S. 193.
↑Ernst Hintermaier: Die Salzburger Hofkapelle von 1700 bis 1806. Dissertation Universität Salzburg 1972, S. 84. Zit. nach: Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation Universität Salzburg 1982, S. 83.
↑Salzburger Landesarchiv: Doppler-Häuserchronik: Haus Bergstraße 12 (C Nr. 507). Zit. nach: Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beiträge zu 700 Jahren Orgelbau in der Stadt Salzburg. Dissertation: Salzburg 1982, S. 84.
↑Salzburger Landesarchiv: Geheimes Archiv: XXVII/16. Zit. nach: Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beiträge zu 700 Jahren Orgelbau in der Stadt Salzburg. Dissertation: Salzburg 1982, S. 84.
↑Zitiert nach: Heinz Schuler: Mozarts Salzburger Freunde und Bekannte. Biographien und Kommentare, Wilhelmshaven 1998, S. 178.
↑Im Verlassenschafts-Inventar kommt ein Bild vor „worauf das Porträt Sr. hochfstl. Gnaden, dann des Herrn Egedachers und des Herrn Mozart.“ In: Johann Riedel: Salzburgs Domherren. Von 1514–1806. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (1867), S. 201, Eintrag 279. (Jge. 1863–1941 online; online, aufgerufen am 11. Oktober 2015).
↑Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beiträge zu 700 Jahren Orgelbau in der Stadt Salzburg, Dissertation Salzburg 1982, S. 90a.
↑Zitiert nach: Otmar Heinz: Frühbarocke Orgeln in der Steiermark. Zur Genese eines süddeutsch-österreichischen Instrumententyps des 17. Jahrhunderts, Berlin 2012, (Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark, hg. von der Historischen Landeskommission für Steiermark, Band 53), S. 161.
↑Rupert Klieber: Bruderschaften und Liebesbünde nach Trient. Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 1999, ISBN 3-631-34044-3, S.175.
↑Roman Schmeißner: Pfarrer Johann Ev. Hingsamer: „Übrigens hat sie alle Fehler einer schlechten Orgel.“ In: Das Orgelforum Nr. 26. Wien 2021, S.28–33.
↑Reinhard Böllmann: Mozart played it, didn't he? Das Egedacher-Positiv von Astätt und seine Restaurierung. In: Das Orgelforum Nr. 26. Wien 2021, S.8–27.
↑Österreichische Kunsttopographie 10: Die Denkmale des politischen Bezirkes Salzburg; 1. Band: Gerichtsbezirk Salzburg (ÖKT 10/1), hg. vom Kunsthistorischen Institute der k.k. Zentral-Kommission für Denkmalpflege, Wien 1913, S. 79.
↑Alois Linder: Filialkirche St. Martin Pfongau. Abtragungsbericht zur Restaurierung der Matthias-Mauracher-Orgel. Nußdorf am Inn, 24. Mai 2017, S. 2, 15 und 18.
↑Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg. Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012, S. 24.
↑Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. München 1978, S. 194.
↑Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. München 1978, S. 72 u. 81.
↑Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. München 1978, S. 81.