Bernhardt Hilbrand Edskes wurde als Sohn von Albert Hendrik Edskes und von Grietje de Graaf geboren und wuchs in Groningen als jüngster von vier musikalischen Brüdern auf. Seit der ersten Klasse erhielt er Klavier- und Orgelunterricht und wurde mit 13 Jahren stellvertretender Organist an der Schnitger-Orgel in Noordbroek und mit 15 Jahren Hauptorganist an der Schnitger-Orgel in Uithuizen. Neben der Musik beschäftigte er sich mit Malerei und Zeichnen und vertiefte dies an der Groninger Kunstakademie.[2]
Infolge der Flutkatastrophe von 1953 mussten zahlreiche neue Orgeln in den Niederlanden gebaut werden, für die auch die Schweizer Firma Metzler Aufträge erhielt. Bernhardt Edskes entwarf mehrere Orgelneubauten für diese Firma. Im Jahr 1963 zog er in die Schweiz und wurde bei Metzler künstlerischer Leiter für äußere Gestaltung und die klangliche Konzeption. Er heiratete 1966 Doris Edskes geb. Utzinger, mit der er zwei Töchter hatte. Nach zwölf Jahren Tätigkeit bei Metzler machte er sich im Jahr 1975 mit einer eigenen Werkstatt in Wohlen selbstständig.[2]
Jahrelang war Edskes Vorsitzender des Schweizerischen Organisten-Verbandes und Dozent für Orgelbau an der Schola Cantorum Basiliensis sowie am Konservatorium Winterthur. Er gab Konzerte in ganz Europa, hielt Vorträge über den Orgelbau und spielte verschiedene CD-Aufnahmen ein. Zudem war er bis 2000 Organist an der Kirche St. Josef in Dietikon.
Andreas Boesch, seit 2000 Mitarbeiter im Betrieb, übernahm 2005 die technische Projektplanung. Seit März 2019 ist er Geschäftsführer und Inhaber der Orgelbau Edskes GmbH.[3]
Werk
Edskes ist für seine konsequente Restaurierungspraxis und Rekonstruktionen von Orgeln aus Renaissance und Barock bekannt,[4] hat aber auch Orgeln aus dem 19. Jahrhundert restauriert und eigenständige Neubauten verwirklicht. Wie für seinen Bruder, den Groninger Organologen Cornelius H. Edskes, bildete das Werk von Arp Schnitger Mittelpunkt und konzeptionelle Orientierung für etliche seiner Neubauten. Kennzeichnend für Edskes historisierende Orgelneubauten war die völlig gleichmäßige Intonation. Unregelmäßigkeiten bewusst einzubauen, um eine Orgel älter erscheinen zu lassen, hielt er für pseudoromantisch.[5] Daneben baute Edskes besaitete Tasteninstrumente wie Cembali und Clavichorde.
Werkliste (Auswahl)
Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal.
Neubau unter Verwendung von Restteilen der Hauptwerkfront von Johann Justus Hansen (1784), die mehrfach umgebaut wurde; der Brustwerkschrank ist leer.[12]
Restaurierung der Orgel von Arp Schnitger (1700/01) auf den Zustand von 1785; 1986 Rückpositiv, 2000/01 Hauptwerk und Pedal → Orgel der Jacobikerk Uithuizen
Restaurierung der Orgel von Arp Schnitger (um 1712), Wiederherstellung des Zustands von 1753 (Aufstellung in Mariana)[15] → Orgel der Kathedrale von Mariana
Restaurierung einer slowenischen Orgel von Franc Goršič (1886) in Besitz von Edskes, die in der Kirche Allerheiligen Zürich und Maria Frieden Dübendorf als Interimsorgel diente und heute in Dübendorf als Chororgel eingesetzt wird.[20]
im Gehäuse von Architekt Keller (1967); mit Doppellade, Temperierung nach Arnolt Schlick (1511), wurde 2021 durch Späth Orgelbau technisch und klanglich überarbeitet und erhielt Ausbesserungen im Trakturbereich
unter Einbeziehung von 13 Registern der Vorgängerorgel von Pieter Flaes (1890)
Literatur
Hermann J. Busch: Edskes, Bernhardt. In: Hermann J. Busch, Matthias Geuting (Hrsg.): Lexikon der Orgel. Laaber-Verlag, Laaber 2007, ISBN 978-3-89007-508-2, S. 193.
Bernhardt Edskes: Die Rekonstruktion der gotischen Schwalbennest-Orgel in der Predigerkirche zu Basel. In: Basler Jahrbuch für historische Musikpraxis. Band 11, 1987, S. 9–29.
Cornelius H. Edskes, Harald Vogel: Arp Schnitger und sein Werk (= 241. Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde). 2. Auflage. Hauschild, Bremen 2013, ISBN 978-3-89757-525-7.
Hans Fidom: Orgelklank en orgeldenken. De wereld van Bernhardt Edskes. In: Het Orgel. Jg. 100, Nr. 2, 2004, S. 19–26 (engl. summary).
Gerhard Ropeter: Bernhardt Hilbrand Edskes – Orgeln sind sein Leben. In: Herbert Heere u. a. (Hrsg.): Die Edskes-Orgel in St. Mauritius. Festschrift zur Weihe der Edskes-Orgel in St. Mauritius Hardegsen. Orgelbauverein St. Mauritius Hardegsen, Hardegsen 1996, S. 56–60.
Dirk Trüten, Sietze de Vries (Hrsg.): Orgelbaukunst. Festschrift für Bernhardt Edskes zum 80. Geburtstag. Verlag Buch & Netz, Kölliken 2020, ISBN 978-3-03805-298-2.