Jemmeritz, ein zweiteiliges Straßendorf, liegt 9 Kilometer westlich von Kalbe (Milde) und 7 Kilometer nordöstlich von Klötze in der Altmark. Im Südosten liegt der Wohnplatz Alt Jemmeritz[4] (auch Altjemmeritz),[5] die ursprüngliche Gutssiedlung Jemmeritz.
Im Osten des Dorfes fließt der Kakerbecksche Mühlenbach, auch Bäke genannt. Südlich liegt das Waldgebiet Jemmeritzer Heide und das Jemmeritzer Moor.[6]
Geschichte
Mittelalter bis Neuzeit
Jemmeritz wird erstmals in einem Lehnsbrief der von Alvensleben aus dem Jahre 1392 als jeedmerisse genannt.[7][8] Weitere Nennungen sind: 1472 dat wüste dorp Gelmerize,[9] 1598 das wüste dorff Gemmerize,[1] 1506 Jemmeritz,[10] 1655 und 1687 Jemmeritz,[1] so auch 1804 Jemmeritz, adliges Gut mit Schäferei, Wassermühle am Mühlenbach, Forsthaus und Ziegelei.[11]
Am Anfang des 17. Jahrhunderts wurde das Vorwerk Jemmeritz, der spätere Gutshof, wohl auf der wüstenFeldmark des ursprünglichen Rundplatzdorfes und eine Wassermühle durch die von Alvensleben errichtet.[1] Beide gehörten damals zu Zichtau. Der letzte Betreiber der Mühle war Wilhelm Hosenthin. Er gab die Mühle zwischen 1928 und 1930 auf. Einige Jahre später stürzte sie ein.[12]
Zu Beginn den 20. Jahrhunderts war C. August Damke 10 Jahre Gutsbesitzer und gründete die Kolonie Neu-Jemmeritz, das heutige Jemmeritz. Sein Gedanke war, durch eine Rentengutskolonie die Ländereien von Jemmeritz wieder voll zu nutzen. Durch seinem Aufruf in verschiedenen Zeitungen konnte er 18 Besitzer gewinnen, denen er durch Vermittlung von finanziellen Mitteln zum Bau von eigenen Grundstücken verhalf.[12] Das ursprüngliche Jemmeritz südlich davon erhielt später den heutigen Namen Alt Jemmeritz.
Damke errichtete 1908 das Schloss, ein villenähnliches Gebäude im englischen Stil mit einem Eckturm. Vor 1928 übernahm der letzte Besitzer des Gutes,[1] der Generaldirektor Bruno Paul Reinicke aus Chicago, ein Deutsch-Amerikaner, auch das Schloss zwischen der Bäke und dem letzten Hügel der Hellberge, was seine Familie bewohnte. Die Familie ging nach dem Krieg wieder in die USA. 1945 wurde das Schloss geplündert und teilweise abgerissen. Heute ist nur noch ein Ruinenrest zu sehen.[12][13]
Im Jahre 1957 wurde in Jemmeritz die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ I gegründet, die LPG „Neuland“. 1957 war sie vom Typ II und seit 1958 vom Typ III. Jedoch wurde im Jahre 1960 auch noch die LPG Typ I „Schaffenskraft“ gegründet.[1] In dieser Form der Genossenschaft hatten die Bauern ihr eigenes Vieh und bewirtschafteten gemeinsam die eigenen Felder. Bis 1974 konnten sich die Bauern wehren, von der LPG Typ III „geschluckt“ zu werden.
Herkunft des Ortsnamens
Franz Mertens führt den Ortsnamen auf die Wortstämme jelm für den Baum Ulme und auf retza oder rize für Bach zurück. Jemmeritz kann man also mit Ulmenbach übersetzen.[14]
Im Norden von Alt Jemmeritz stand eine über 1000-jährige Kroneneiche. Sie ist 2012 abgestorben. Hauptursache dafür war das Verfüllen der Senke und die Aufschüttung im Stammbereich mit Bauschutt und anderem bis in die 1980er Jahre. „Der Baum wurde aus Unwissenheit geschädigt“, so meinte ein Mitarbeiter der Naturschutzbehörde.[15]
Südlich des Dorfes befindet sich das Naturschutzgebiet Jemmeritzer Moor, das seit 1978 unter Schutz steht.[6]
Am 17. Oktober 1928 wurde der Gutsbezirk Jemmeritz in eine Landgemeinde Jemmeritz umgewandelt mit der Maßgabe, die am Königsgraben gelegenen Exklaven mit der Gemeinde Schenkenhorst zu vereinigen.[16]
Die Gemeinde Jemmeritz wurde am 25. Juli 1952 in den neuen Kreis Kalbe (Milde) umgegliedert. Am 1. August 1973 wurde Jemmeritz in die Gemeinde Kakerbeck eingemeindet.[17] Seit dem 1. Januar 2010 gehört der Ortsteil Jemmeritz zur neu entstandenen Ortschaft Kakerbeck und zur Stadt Kalbe (Milde).[18]
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.1079–1081, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.209 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.407, 37. Jemmeritz (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Einheitsgemeinde Kalbe (Milde): Ortsteile. In: stadt-kalbe-milde.de. Abgerufen am 25. März 2023
↑ abcdefghPeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.1079–1081, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑Stadt Kalbe (Milde) (Hrsg.): Hauptsatzung der Gemeinde Stadt Kalbe (Milde). Ortschaftsverfassung, §13 Ortschaften. 29. April 2021 (verwaltungsportal.de [PDF; 3,6MB; abgerufen am 19. März 2023]).
↑Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr.2013). Halle (Saale) Mai 2013, S.30 (destatis.de [PDF; 1,6MB; abgerufen am 24. August 2019]).
↑Top50-CD Sachsen-Anhalt, 1:50.000, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, 2003
↑Ernst Schulze: Chronik der Stadt Cloetze. Nachrichten aus der Umgegend von Cloetze und dem Drömling nebst einer Geschichte des ehemaligen hannoverschen Amtes Cloetze. Klötze 1900, S.54 (Digitalisat).
↑Ingrid Reisinger, Walter Reisinger: Bekannte, unbekannte und vergessene Herren- und Gutshäuser in der Altmark. dr. ziethen verlag, Oschersleben 2022, ISBN 978-3-86289-204-4, S.129.
↑Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB1015184308, S.214.
↑Dirk Osmers: Uralte Eiche ist dem Tode geweiht. In: Altmark Zeitung. 4. Juli 2012 (az-online.de [abgerufen am 30. Oktober 2022]).
↑Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S.230.
↑Altmarkkreis Salzwedel: Vereinbarung über die Bildung einer neuen Stadt Kalbe (Milde) mit den Gemeinden Kalbe (Milde), Brunau, Engersen, Jeetze, Kakerbeck, Packebusch und Vienau (Gebietsänderungsvereinbarung) mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 12. August 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr.8, 26. August 2009, S.208–214 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 308kB; abgerufen am 1. Oktober 2022]).
↑Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.51 (genealogy.net [Volltext und Scan]).