Dolchau ist ein Ortsteil der Ortschaft Vienau und der Stadt Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.
Geographie
Dolchau, ein kurzes Straßendorf mit Kirche,[1] liegt etwa neun Kilometer nordöstlich der Stadt Kalbe (Milde) auf dem Kalbeschen Werder in der Altmark. Der Dolchauer Berg im Osten ist etwa 80 Meter hoch.[3]
Geschichte
Mittelalter bis Neuzeit
Im Jahre 1281 wird Johannes de Dolechowe in einer in Salzwedel ausgestellten Urkunde als Zeuge genannt.[4]
Das Dorf Dolchau wird im Jahre 1324 erstmals als Dolchow erwähnt, als Hans und Heinecke von Kröcher das Schloss Kalbe mit den zugehörigen Dörfern an Albrecht von Alvensleben verkaufen.[5]
Bei der Bodenreform wurden 1945 erfasst: eine Besitzung über 100 Hektar mit 102 Hektar, 13 Besitzungen unter 100 Hektar mit zusammen 303 Hektar. Der Kirche gehörten 3 Hektar. 1946 wurden 194,4 Hektar enteignet auf 32 Siedler aufgeteilt. 1948 gab es daraus 10 Erwerber, davon fünf Neusiedler. Im Jahre 1958 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ II, die LPG „Banner des Friedens“.[1]
Namensherkunft
Franz Mertens vermutet als Wortstamm doln in der Bedeutung für unten oder duoll für Abhang, Tal, Niederung. Übersetzt hieße der Ort also Talnest. Das Dorf liegt am Fuße des Dolchauer Berges.[6]
Eingemeindungen
Ursprünglich gehörte das Dorf zum Arendseeischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag der Ort im Kanton Kalbe auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Landkreis Salzwedel.[1]
Am 25. Juli 1952 wurde Dolchau in den Kreis Kalbe (Milde) umgegliedert. Am 17. Oktober 1973 wurde die Gemeinde Dolchau in die Gemeinde Vienau eingemeindet.[7] Am 1. Januar 2010 haben sich mehrere Gemeinden zusammen mit Vienau zur Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) zusammengeschlossen. So kam Dolchau am gleichen Tag als Ortsteil zur neuen Ortschaft Vienau und zur Stadt Kalbe (Milde).[8]
Einwohnerentwicklung
Jahr
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Einwohner
|
1734 |
75
|
1774 |
59
|
1789 |
52
|
1798 |
68
|
1801 |
58
|
1818 |
73
|
1840 |
77
|
|
Jahr
|
Einwohner
|
1864 |
100
|
1871 |
096
|
1885 |
102
|
1892 |
[0]108[9]
|
1895 |
120
|
1900 |
[0]119[9]
|
1905 |
119
|
|
Jahr
|
Einwohner
|
1910 |
[0]123[9]
|
1925 |
163
|
1939 |
137
|
1946 |
231
|
1964 |
177
|
1971 |
173
|
2015 |
056
|
|
Jahr
|
Einwohner
|
2016 |
55
|
2017 |
57
|
2018 |
72
|
2020 |
[00]69[10]
|
2021 |
[00]66[10]
|
2022 |
[0]68[2]
|
2023 |
[0]66[2]
|
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Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1971,[1] 2015 bis 2018[11]
Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Dolchau, die früher zur Pfarrei Mehrin gehörte,[12] wird heute betreut vom Pfarrbereich Fleetmark-Jeetze im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[13]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirche
Die Kirche Dolchau ist eine spätromanischer Saalkirche mit eingezogenem Chor in Feldsteinmauerwerk. Über dem Westteil akzentuiert ein Fachwerkturm mit Zeltdach und Laterne das Bauwerk. An der Nordseite sind zwei vermauerte Portale mit Rundbogen aus Kalkstein erhalten. Im Osten ist ein schmales Rundbogenfenster mit Laibung aus Feldstein eingelassen. Die übrigen Fenster mit schlichtem neugotischem Holzmaßwerk wurden im 19. Jahrhundert umgestaltet. Im Innern ist das Schiff flachgedeckt, ein Rundbogen vermittelt zum kreuzgratgewölbten Chor, Die ornamentale Ausmalung der Ostteile stammt vermutlich von einer Restaurierung im Jahr 1875, der Kanzelaltar von 1837.[14] Die Kirche ist eine Filialkirche von Mehrin.[12]
Weiteres
- Der Ortsfriedhof befindet sich auf dem Kirchhof.
- Sehenswert ist auch die Lindenallee im Dorf.
- Auf dem Dolchauer Berg, ein Kilometer östlich von Dolchau, steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, ein Findling mit Namenstafeln.[15]
Literatur
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 544–547, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 157 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 331, 45. Dolchau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 544–547, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b c Conny Kaiser: Kalbe verliert 69 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 16. Januar 2024, DNB 954815971, S. 20.
- ↑ Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 14. Berlin 1857, S. 26 (Digitalisat).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 378 (Digitalisat).
- ↑ Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 213.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 361 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ Altmarkkreis Salzwedel: Gebietsänderungsvertrag zur Eingemeindung von Gemeinden in die Stadt Klötze mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 26. Januar 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 2, 18. Februar 2009, S. 36–38 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 388 kB; abgerufen am 20. August 2021]).
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 157 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ a b Doreen Schulze: Geburten steigen, Sterbefälle sinken. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 12. Januar 2022, DNB 954815971, S. 19.
- ↑ Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
- ↑ a b Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 51 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Fleetmark-Jeetze. Abgerufen am 15. Februar 2019.
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt I. Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 177.
- ↑ Dolchau, Gemeinde Vienau, Stadt Kalbe (Milde), Altmarkkreis Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Mai 2018, abgerufen am 2. Oktober 2022.
Gliederung der Stadt Kalbe (Milde)