Jörg Mittelsten Scheid brach seine wissenschaftliche Karriere 1966 ab. Er folgte stattdessen einer Bitte seines Onkels Erich Mittelsten Scheid und trat als Urenkel des Firmengründers Carl Vorwerk in das Wuppertaler Unternehmen Vorwerk & Co. KG ein.[7] 1969 übernahm er die Führung des Unternehmens als persönlich haftender Gesellschafter.[8]
Unter seiner bis Ende 2005 andauernden Leitung[9] entwickelte sich Vorwerk „von einem produktionsorientierten Mittelständler zu einer weltweit tätigen Dienstleistungs- und Handelsgruppe“.[10] Als Säulen des Erfolges gelten insbesondere die anfänglich vollzogene Reduktion der Produktanzahl ohne Umsatzverluste, die Konzentration auf den Direktvertrieb und die Internationalisierung des Unternehmens.[11] Der Umsatz von Vorwerk lag 1966 bei 315 Mio. DM,[12] im Geschäftsjahr 2005 erreichte der Konzernumsatz 2,2 Mrd. Euro.[13] Zu den Wegmarken der Unternehmensentwicklung zählten 1974 die Gründung der Hygienic Service Gebäudereinigung und Umweltpflege GmbH (später HECTAS genannt), 2001 die Übernahme der Lux Asia Pacific (Direktvertriebsorganisation von Electrolux) und 2004 die Übernahme von Jafra Cosmetics.[14]
Anfang 2006 wechselte Jörg Mittelsten Scheid an die Spitze des Beirates der Vorwerk & Co. KG[15] und amtierte in dieser Funktion bis Ende 2012. Seither gehört er dem Beirat als Ehrenvorsitzender an.[16] Firmenintern wird er auch als „Dr. Jörg“ bezeichnet.[17]
1996 berief ihn die CDU in ihre Kommission zur „Zukunft des Steuersystems“.[21]
Anfang 1997 wählte ihn die Mitgliederversammlung der IHK-Vereinigung in Nordrhein-Westfalen[22] zum Präsidenten und Vertreter der nordrhein-westfälischen Kammern im Vorstand des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.[23] Er übte dieses Amt bis Anfang 2001 aus.[24]
1998 wurde Jörg Mittelsten Scheid einstimmig zum Präsidenten von Eurochambres gewählt.[25] Er leitete diesen Dachverband der europäischen Kammerorganisationen bis 2001.[26] Vor seiner Wahl zum Präsidenten war er Vizepräsident dieses Verbands.[27]
Er war ferner Mitglied der Enterprise Policy Group, dem Mittelstandsbeirat der Europäischen Kommission.[28]
Werthaltungen, Ehrenämter und Engagement
Jörg Mittelsten Scheid teilte 1995 mit, dass er von der „pietistische(n) Grundhaltung“ seiner Familie geprägt sei und von der „Sozialpflichtigkeit des Kapitals“ ausgehe. Diese Einstellungen hätten Einfluss auf seine ehrenamtlichen Aktivitäten.[29] Zu diesen Tätigkeiten und zu seinem bürgerschaftlichen Engagement zählen:
Der Wuppertaler Unternehmer und das Institut für Bildungsforschung der Bergischen Universität Wuppertal riefen 2010 die Initiative Lernfreude wecken unter der Schirmherrschaft von Christina Rau ins Leben. Jörg Mittelsten Scheid gehört der Jury an, die Projekte und Konzepte auszeichnet, die an Schulen dazu dienen, Schüler für das Lernen zu begeistern.[34]
Mit einer Spende finanzierte der Unternehmer das Jörg-Mittelsten-Scheid-Programm der Carl-Duisberg-Gesellschaft. Es diente der Förderung von berufs- oder studienbezogenen Auslandsaufenthalten.[35]
Er spendete mit seiner Familie die Mittel (3,15 Mio. Euro) zum Bau einer neuen Pinguin-Anlage, die im Zoo Wuppertal im März 2009 eröffnet wurde.[36]
Er spendete für den Bau des Theaters am Engelsgarten[39] in Wuppertal, der 2014 abgeschlossen wurde.[40]
2015 trat er aus der CDU aus, weil die Partei nicht mehr für Leistungsgerechtigkeit stehen würde; damit fühle er sich „unwohl“[41]
Seinen 80. Geburtstag nahm er 2016 zum Anlass, zusammen mit seiner Familie seiner Heimatstadt eine Spende in Höhe von 1,5 Mio. Euro zukommen zu lassen. Die Mittel gingen an die Bergische Universität Wuppertal (Finanzierung der Dr. Jörg Mittelsten Scheid-Gastprofessur für zehn Jahre), an den Zoo der Stadt (Anschubfinanzierung für den Bau einer neuen Anlage für bedrohte asiatische Tierarten), die Wuppertalbewegung (Neugestaltung des Hackenbergschen Gartens) sowie die Aktion Kindertal (Unterstützung von Wuppertaler Kindern und Jugendlichen aus armen und benachteiligten Familien).[42]
2021 spendet er anlässlich seines 85. Geburtstages 500.000 € an die Junior-Uni Wuppertal, um unabhängig des Sozialstandes allen Kindern & Jugendlichen gute Bildungschancen zu ermöglichen.[43]
Am 29. Dezember 1988 heiratete Jörg Mittelsten Scheid Vivica Charlotte Natalie Gräfin zu Stolberg-Wernigerode standesamtlich, die kirchliche Trauung folgte am 27. Mai 1989.[53] Jörg Mittelsten Scheid hat vier Kinder.[54]
Das Vermögen der Familie Mittelsten Scheid wurde im Oktober 2013 im Sonderheft des Manager Magazins „Liste der 500 reichsten Deutschen“ mit 1,4 Milliarden Euro beziffert. Die Familie erreichte damit Platz 87.[55]
Publikationen (Auswahl)
Die Teilung Indiens. Zur Zwei-Nationen-Theorie. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1970;
Die Unternehmer der Familie Mittelsten Scheid 1764–2004, Vorwerk & Co. KG., Wuppertal 2004;
Die diversifizierte Familien-Holding: Familienunternehmen wandeln sich – und mit ihnen die Beiräte. In: Christoph Achenbach, Frederik Gottschalck (Hrsg.): Der Beirat im Mittelstand. Erfahrungsberichte aus der Praxis. Fachverlag der Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf 2012, S. 39–48, ISBN 978-3-942543-28-6.
Pulverfass Pakistan. Eine Gefahr für den globalen Frieden? Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2013, ISBN 978-3-89479-808-6.
↑Die Enterprise Policy Group berät die Europäische Kommission in Fragen, die Unternehmen und Industriepolitik betreffen. Siehe die Stichworte auf der Website der Europäischen Kommission, Abruf am 14. Oktober 2016.
↑Thorsten Breitkopf: Der Erfolg bleibt in der Familie. In: Rheinische Post vom 20. Dezember 2010.
↑Helge Pross: Der Geist der Unternehmer. 100 Jahre Vorwerk & Co. 1883–1983. Claasen Verlag, Düsseldorf 1983, S. 168. ISBN 3-546-47589-5.
↑Stefanie Scharbau: Der Tradition verpflichtet. In: Handelsblatt vom 28. November 2002. Online als Stefanie Scharbau: Jörg Mittelsten Scheid: Der Tradition verpflichtet. In: karriere.de. 28. November 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Mai 2018; abgerufen am 14. Oktober 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.karriere.deGeorg Weishaupt: Zeit für eine Revolution. In: Handelsblatt. 1. November 2005, abgerufen am 14. Oktober 2016. T. Kewes, C. Nesshöver: Der Familien-Manager. Wie Jörg Mittelsten Scheid einst Indiens Premierminister Nehru verdutzte und aus der Traditionsmarke Vorwerk einen Weltkonzern formte. In: Handelsblatt vom 19. Mai 2006.
↑Stefanie Scharbau: Der Tradition verpflichtet. In: Handelsblatt vom 28. November 2002. Online als Stefanie Scharbau: Jörg Mittelsten Scheid: Der Tradition verpflichtet. In: karriere.de. 28. November 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Mai 2018; abgerufen am 14. Oktober 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.karriere.de
↑Tanja Kewes: Auf der Saugspur. In: Handelsblatt. 4. Oktober 2005, abgerufen am 15. Oktober 2016.
↑Sandra Waglerova: Dr. Mittelsten Scheid feierte seinen 70. Geburtstag. In: Textilwirtschaft vom 11. Mai 2006.
↑Lothar Leuschen: Direktvertrieb ist sein Erfolgsgeheimnis. In: Westdeutsche Zeitung (Ausgabe gesamt) vom 7. Mai 2016. Stefanie Scharbau: Der Tradition verpflichtet. In: Handelsblatt vom 28. November 2002. Online als Stefanie Scharbau: Jörg Mittelsten Scheid: Der Tradition verpflichtet. In: karriere.de. 28. November 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Mai 2018; abgerufen am 14. Oktober 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.karriere.de
↑Mr. Vorwerk wird 75 Jahre alt. In: Westdeutsche Zeitung (Ausgabe gesamt) vom 7. Mai 2011.
↑C. Schlautmann: Kosmetik verschönert Vorwerk-Bilanz. In: Handelsblatt vom 14. Juni 2006.
↑M. L. Cohen, Helga Schier (Update): Vorwerk & Co. KG. In: International Directory of Company Histories, Vol. 112, St. James Press, Detroit, New York [u. a.] 2010, S. 475–479, hier S. 477, ISBN 978-1-55862-775-8.
↑Peter Lausmann: Pakistans politische Lage ist fatal, aber immerhin stabil; zur Person [von Jörg Mittelsten Scheid]. In: Westdeutsche Zeitung (Ausgabe gesamt) vom 7. Juni 2013.
↑„Wir könnten weiter sein“. In: Wirtschaftswoche Nr. 39 vom 24. September 2012. Klaus Koch: Wechsel: Vorwerk besetzt Führungsgremien neu. In: Westdeutsche Zeitung (Ausgabe Wuppertal) vom 9. Februar 2013. Dieter Fockenbrock: Vorwärts mit Vorwerk. In: Handelsblatt vom 12. Mai 2014. Lothar Leuschen: Direktvertrieb ist sein Erfolgsgeheimnis. In: Westdeutsche Zeitung (Ausgabe gesamt) vom 7. Mai 2016.
↑Hagen Seidel: Ganz direkt. In: Die Welt. 11. September 2004, abgerufen am 15. Oktober 2016. Thorsten Breitkopf: Vorwerk: die Vertreter-Marke. In: Rheinische Post vom 31. Juli 2008. Ursula Schwarzer: Unguter Geist. In: Manager Magazin Nr. 12 vom 19. November 2010. Dieter Fockenbrock: Vorwärts mit Vorwerk. In: Handelsblatt vom 12. Mai 2014. Lothar Leuschen: Führen – Dr. Jörg lehrt an der Uni, wie es geht. Westdeutsche Zeitung (Ausgabe Wuppertal), 6. Dezember 2016.
↑Dr. Jörg Mittelsten Scheid – 65 Jahre. In: DVZ Nr. 60 vom 19. Mai 2001. Peter Lausmann: Pakistans politische Lage ist fatal, aber immerhin stabil; zur Person [von Jörg Mittelsten Scheid]. In: Westdeutsche Zeitung (Ausgabe gesamt) vom 7. Juni 2013.
↑Dr. Jörg Mittelsten Scheid – 65 Jahre. In: DVZ Nr. 60 vom 19. Mai 2001. Dr. Mittelsten Scheid feiert seinen 70. Geburtstag. In: Textilwirtschaft Nr. 19 vom 11. Mai 2006.
↑Siehe General-Anzeiger (Bonner Stadtausgabe) vom 3. Februar 1997, S. 14. Ferner: Namen. In: Handelsblatt vom 13. Februar 1997.
↑Handelskammern. In: DVZ Nr. 41 vom 5. April 2001. Dr. Jörg Mittelsten Scheid – 65 Jahre. In: DVZ Nr. 60 vom 19. Mai 2001.
↑Personalien. In: Wiesbadener Kurier vom 4. Juli 1998. Namen. In: Handelsblatt vom 6. Juli 1998. Mittelsten Scheid Chef der Eurochambres. In: Textilwirtschaft Nr. 28 vom 9. Juli 1998. Namen und Nachrichten – Politik. In: Impulse Nr. 8 vom 1. August 1998.
↑Christoph Leitl leitet Eurochambres. In: DVZ Nr. 135 vom 10. November 2001.
↑Namen. In: Industrieanzeiger, Heft 21 1998. Handelskammern. In: DVZ vom 17. September 1998.
↑Backstage. Nachgefragt bei Dr. Jörg Mittelsten Scheid. In: Creditreform Nr. 10 vom 1. Oktober 2005.
↑Brigitte Koch: Das hohe Eigenkapital bietet Vorwerk Spielraum auch für große Pläne. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. Dezember 1995.
↑Bert Fröndhoff: Unternehmer mit Mut und Visionen. In: Handelsblatt vom 27. November 2006.
↑Zu dieser Initiative siehe die entsprechenden Informationen (Memento des Originals vom 20. Dezember 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ifb.uni-wuppertal.de beim Institut für Bildungsforschung der Bergischen Universität Wuppertal, Abruf am 16. Oktober 2016. Preis für mehr Lernfreunde. In: Westdeutsche Zeitung (Ausgabe Wuppertal) vom 12. Mai 2010. Wettbewerb – mehr Freude am Lernen. In: Rheinische Post vom 12. Mai 2010. 6000 Euro für heimische Gymnasiasten. In: Bergische Morgenpost vom 4. November 2014. 15000 Euro für mehr Lernfreude. In: Westdeutsche Zeitung (Ausgabe Wuppertal) vom 7. November 2014.
↑Praktikum im Ausland. In: Lausitzer Rundschau vom 28. Juni 1997. Geld für Auslandsaufenthalte. CDG bietet Stipendien für Praktika und Studienzeiten. In: Der Tagesspiegel vom 29. Juni 1997.
↑Neue Pinguinanlage: Großer Bahnhof im Zoo. In: Westdeutsche Zeitung (Ausgabe Wuppertal) vom 24. März 2009. Neue Pinguin-Anlage in Wuppertal. In: Rheinische Post vom 24. März 2009. Ein Tunnel für Pinguine. In: Rheinische Post vom 24. März 2009. Umzug des Jahres. In: Rheinische Post vom 31. Dezember 2009.
↑Valeska von Dolega: Preisgekrönt: Persönlichkeiten an der Orgel. In: Westdeutsche Zeitung (Ausgabe Wuppertal) vom 20. September 2010. Wuppertaler Musiksommer mit Talenten aus der ganzen Welt. In: Bergische Morgenpost (Ausgabe Remscheid) vom 23. August 2013. Hartmut Sassenhausen: Drei würdige Preisträger. In: Westdeutsche Zeitung (Ausgabe Wuppertal) vom 1. September 2015.
↑Schlussspurt für das Theater am Engelsgarten. In: Westdeutsche Zeitung vom 23. September 2014.
↑Lothar Leuschen: Warum ein Wuppertaler Unternehmer der CDU den Rücken kehrt. In: Westdeutsche Zeitung. 21. Januar 2016 (wz.de [abgerufen am 5. Januar 2017]).