Herzhausen liegt rund vier Kilometer (Luftlinie) westsüdwestlich von Vöhl, dem Kernort der Gemeinde, direkt am Einfluss der Eder (bei Flusskilometer 70,2) in das westliche Ende des Edersees bzw. an jenem der Itter in die Eder. Es befindet sich im äußersten Nordwestteil des Naturparks Kellerwald-Edersee, der den südlich des Stausees gelegenen Nationalpark Kellerwald-Edersee einrahmt. Das „NationalparkZentrum Kellerwald“ liegt südlich von Herzhausen entlang der durch das Dorf und das Edertal zum Gemeindeteil Kirchlotheim führenden Bundesstraße 252. Gegenüber liegt die Freizeitanlage Teichmann mit Badesee, Campingplatz und Gastronomie. Durch Herzhausen führen mehrere Fernwanderwege, darunter der Kellerwaldsteig.
Geschichte
Ortsgeschichte
In der Gegend Herzhausens gibt es Zeugen früher Besiedlung: Mehrere Hügelgräber aus der Bronzezeit liegen auf den Höhen beiderseits der unteren Itter. Nordwestlich des Dorfes befinden sich noch Reste einer alten Fliehburg aus der Latènezeit, der Höckelsburg. Auf dem „Ossenbühl“, südlich der Ortschaft, wird ein alter Gerichtsplatz (Thingstätte) erwähnt.
Im 8. oder 9. Jahrhundert wurde nordöstlich von Herzhausen die Ehrenburg erbaut. Im Jahre 1254 wird der Ort erstmals im Inventarverzeichnis des Klosters Haina urkundlich erwähnt.
Im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts ließ Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt den Bergrat Brumm und dann auch den Berginspektor Ludwig Balthasar Müller bei Herzhausen an der Itter und deren Zuflüssen Marbeck und Wennebach Goldwäsche versuchen, was aber nach erheblichen Investitionen als unrentabel eingestellt wurde. (Müller fand 1709 abbauwürdiges Kupfererz bei Thalitter und begründete dann den dortigen ertragreichen Kupferbergbau.)
Die Bahnstrecke Warburg–Sarnau wurde 1900 mit einem Bahnhof in Herzhausen in Betrieb genommen, jedoch 1987 stillgelegt. Jahrelang wurde eine Wiederinbetriebnahme gefordert. Seit dem 11. September 2015 halten wieder Züge auf der Bahnstrecke Warburg–Sarnau in Herzhausen. Die Linie verbindet Brilon und Korbach über Herzhausen mit Frankenberg (Eder) und Marburg (Lahn); in Korbach besteht Anschluss nach Kassel. Statt des südlich vom Ort gelegenen alten Bahnhofs wurde ein ortsnaher Haltepunkt eingerichtet, welcher den Beinamen Nationalparkbahnhof erhielt.[14][15]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Herzhausen 462 Einwohner. Darunter waren 3 (0,6 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 81 Einwohner unter 18 Jahren, 177 waren zwischen 18 und 49, 87 zwischen 50 und 84 und 114 Einwohner waren älter.[16]
Die Einwohner lebten in 204 Haushalten. Davon waren 63 Singlehaushalte, 57 Paare ohne Kinder und 63 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 51 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 117 Haushaltungen leben keine Senioren.[16]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: Gemeinde Vöhl[1]; Zensus 2011[16]
Historische Religionszugehörigkeit
Im Jahr 1885 waren von den 258 Einwohnern 256 evangelisch (was 99,2 % entspricht), einer katholisch (0,4 %) und ein Einwohner bekannte sich zum jüdischen Glauben (0,4 %).
1961 wurden 282 evangelische (87,3 %) und 33 katholische (10,2 %) Christen gezählt.[2]
↑Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.6, S.248, Punkt 328, Abs. 32 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2MB]).
↑Hauptsatzung. (PDF; 22 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Vöhl, abgerufen im Oktober 2020.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC165696316, S.8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abGrossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.13, § 26 1648:Punkt c (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band22. Weimar 1821, S.420 (online bei Google Books).
↑Ederseeverkehr. Kurhessenbahn, September 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Dezember 2015; abgerufen am 24. Dezember 2015.