Hermann Gumpel entstammte einer jüdischen Familie.[1] Er war der Sohn des Getreide- und Holzhändlers Gustav Gumpel (1829–1889) und der Emilie, geborene Franck (1837–1911). Zu seinen Geschwistern zählte sein jüngerer Bruder Max Gumpel (1863–1913), der spätere Prokurist und Gesellschafter des Familienunternehmens.[3] Sein anderer Bruder, der Bankier Julius Gumpel,[4] Vater von Kurt Gumpel, wurde 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.[4]
Mit seiner Ehefrau Sophie Franck (geboren 1861) hatte er zwei Kinder: Hedwig Friedländer und Gustav Gumpel.[3] Sophie starb in jungen Jahren am 27. September 1907. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof An der Strangriede bestattet.[5]
Werdegang
Geboren 1862 in dem kleinen Ort Lindhorst, besuchte Hermann Gumpel zunächst die Israelitische Schule und anschließend von 1872 bis 1878[3] das Gymnasium Adolfinum in Bückeburg.[2] Nach einer kaufmännischen Ausbildung[1] trat er in der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs am 1. April 1878 in das von seinen Vater begründete Handelsgeschäft „Z. H. Gumpel“ ein und wurde 1886 Teilhaber des Unternehmens.[2]
Unterdessen hatte sich Hermann Gumpel 1907 als Bauherr von dem Architekten Wilhelm Mackensen eine Villa in der damaligen Eichendorffstraße 14, der heutigen Seelhorststraße 22 errichten lassen;[7] das Gebäude im hannoverschen Stadtteil Zoo steht heute unter Denkmalschutz.[8]
Hermann Gumpel beteiligte sich mit dem Familienunternehmen an zahlreichen Industrien, etwa im Bergbau sowie in der Elektro- und Asphalt-Branche. Er selbst war Vorsitzender oder zumindest Mitglied von 35 Aufsichtsräten und Grubenvorständen.[3] So war er Mitglied des Aufsichtsrates, später des Verwaltungsrates des Deutschen Kalisyndikates,[1] stritt für eine Verständigung mit der französischen Kaliindustrie (1925/26), „unterstützte die Auslandsanleihe der deutschen Kaliindustrie“ 1926.[6] maßgeblich ebenso wie das Exportabkommen mit der französischen Kaliindustrie.[3]
1926 verkauften die Brüder ihre Kaliwerke an den Burbach-Konzern, da sich eine fortschreitende und wirtschaftlich immer mächtigere Kartellbildung in der Kaliwirtschaft gebildet hatte.[1]
Zeitweilig war Hermann Gumpel Mitglied im „Landeseisenbahnrat“.[6] Sein Einfluss als Finanzfachmann erstreckte sich unter anderem auch auf den Bereich der Asphalt-, Gummi- und Eisenindustrie.[2]
Hermann Gumpel war privat Sammler und Förderer der Künste und galt als „[...] Wohltäter im Stillen“.[2]
Im Jahr 1927 hinterließ Hermann Gumpel „Umzugsgut“ im schweizerischen Kreuzlingen (Kanton Thurgau).[9] Am 6. Januar 1930 erwarb er rund 5.000 Quadratmeter „Wiesland an der Säntis- und der Bahnhofstrasse und 240 Quadratmeter Fahrweg“ in Kreuzlingen.[10]
Das Bankhaus Z. H. Gumpel hingegen wurde 1938 liquidiert.[3]
Jüdischer Friedhof An der Strangriede
In dem auch für ihn vorbereiteten Grab auf dem Jüdischen Friedhof An der Strangriede wurde lediglich Gumpels bereits 1907 verstorbene Ehefrau Sophie Franck bestattet. Die Grabplatte in hebräischer und deutscher Schrift enthält auf der rechten Seite Informationen zu Sophie – die linke Seite ist bisher unbeschriftet geblieben.[5] Der tatsächliche Ort seiner Bestattung konnte bis heute (Stand: August 2012) in Hannover nicht ermittelt werden.[11]
Kommerzienrat Hermann Gumpel. 50jähriges Berufsjubiläum am 1. April 1928, Hannover 1928 (nicht im Handel erschienen).
August Heitmüller (Zeichner), Wilhelm Meztig (Konzept): Hannoversche Köpfe aus Verwaltung, Wirtschaft, Kunst und Literatur, 2 Bände, Druckerei und Verlag Heinrich Osterwald, Hannover [ohne Jahr: 1929], S. ?.
Siegmund Kaznelson (Hrsg.): Juden im deutschen Kulturbereich. Ein Sammelwerk, 2., stark erweiterte Ausgabe, Jüdischer Verlag, Berlin 1959, S. 754–755.
Erika Thiemann: Hermann und Julius Gumpel. In: Leben und Schicksal. Zur Einweihung der Synagoge in Hannover, mit Fotos von Hermann Friedrich u. a., Hrsg.: Landeshauptstadt Hannover, Presseamt, in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Hannover e.V., Hannover: [Beeck in Kommission], [1963], S. 110–115
John F. Oppenheimer (Chefred.), Emanuel BinGorion (Mithrsg.): Lexikon des Judentums, Bertelsmann, Gütersloh 1967, Sp. 263.
Ernst G. Lowenthal: Juden in Preussen. Biographisches Verzeichnis. Ein repräsentativer Querschnitt. Hrsg. vom Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, mit einem Vorwort von Roland Klemig, Bildarchiv Preuss. Kulturbesitz, Berlin 1981, S. 81.
Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. II, 1 A – K, The Arts, Sciences and Literature, hrsg. vom Institut für Zeitgeschichte, München, und von der Research Foundation for Jewish Immigration, Inc., New York unter der Gesamtleitung von Werner Röder und Herbert A. Strauss, Saur, München/New York/Paris/London 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 253–254.
Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 131.
Ingo Köhler: Die »Arisierung« der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung (= Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Bd. 14), München 2005: Verlag C. H. Beck, München 2005, 2. Auflage 2008, ISBN 978-3-406-53200-9, passim online über Google-Bücher.
Peter Schulze: Gumpel, (1) Hermann. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 242.