Heinrich-Heine-Haus (Lüneburg)Das Heinrich-Heine-Haus in Lüneburg ist ein Patrizierhaus aus dem 15./16. Jahrhundert, in dem die Eltern des Dichters Heinrich Heine lebten. Es wird heute von städtischen Behörden und Kultureinrichtungen genutzt und enthält eine Stipendiatenwohnung für Schriftsteller. GeschichteMauerreste im Bereich des Kellers deuten auf einen Vorgängerbau aus der Zeit um 1300 hin; für das 14./15. Jahrhundert ist ein zweiter Bau an der Ecke Am Ochsenmarkt / Burmeisterstraße nachgewiesen. Dieser Bau gelangte 1484 in den Besitz des Sodmeisters Hans Witzendorff als Mitgift seiner Frau Ilsabe Lange, einer Enkelin des Bürgermeisters Hinrik Lange. Um 1500 wurde auf den Mauerresten beider Gebäude das neue Haus der Patrizierfamilie Witzendorff errichtet. Zwischen 1531 und 1534 wohnte hier der Reformator Urbanus Rhegius. Um 1565 wurde die Grundfläche noch einmal verdoppelt und unter Einbeziehung alter Bausubstanz das heutige Heinrich-Heine-Haus mit einem Nebenhaus (heute Volksbank) errichtet. 1592 gelangte das Haus in den Besitz des herzoglichen Kanzlers zu Celle, Friedrich von Weyhe. In den folgenden 200 Jahren wurden Haupt- und Nebenhaus getrennt, eine barocke Treppe errichtet und die Wände im Obergeschoss dekoriert. 1779 hatte der Ratschirurg und Theatermäzen Christian Gotthard Niemeitz das Haus erworben und überließ Wandertruppen den Rokoko-Medaillon-Saal im Obergeschoss als Spielstätte. 1810 kaufte der Bankier Wolf Abraham Ahrons das Haus; vermutlich datiert die heutige Eingangstür noch aus dieser Zeit. 1824 verkaufte er es dem Buchhändler Wahlstab. Von 1822 bis 1826 lebten die Eltern des Dichters Heinrich Heine im Obergeschoss. Heines Vater Samson (Sigmund) Heine (1764–1828) war damals an Epilepsie erkrankt. Die hannoversche Regierung bewilligte am 2. Juli 1822 dem Ehepaar eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis. Ihr Sohn Heinrich, der seine Mutter Betty Heine (1771–1859) in der Pflege unterstützen wollte, kam erstmals am 21. Mai 1823 hierher. Er bezeichnete Lüneburg als „Residenz der Langeweile“. Trotzdem kam er während seiner Studienzeit wiederholt und teils für mehrere Monate nach Lüneburg. 1901 wurde deshalb eine Gedenktafel angebracht und das Haus als „Heinrich-Heine-Haus“ bekannt. Zu dieser Zeit war das Haus noch immer Eigentum der Buchhändler- und Verlegerfamilie Wahlstab. 1941 kaufte es die Gemeinde. Zur Tausendjahrfeier Lüneburgs und zum 100. Todestag von Heinrich Heine wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten vorgenommen. Die Wand- und Deckenbemalung wurde erst bei einer neuen restauratorischen Erschließung im Jahr 1989 freigelegt; seitdem fehlt die Heine-Gedenktafel. Die Sanierungsmaßnahmen dauerten bis 1992 an. Am 15. Januar 1993 wurde das Gebäude für die neue Nutzung eingeweiht. InstitutionenIm Erdgeschoss des Heinrich-Heine-Hauses befindet sich der Fachbereich Kultur der Hansestadt Lüneburg. Der frühbarocke Tanzsaal wird als Trauzimmer genutzt. Im Obergeschoss befinden sich das „Literaturbüro Lüneburg e. V.“, die „Literarische Gesellschaft Lüneburg e. V.“ und die „Bezirksgruppe Lüneburg des BBK“. AngeboteDas Heinrich-Heine-Haus versteht sich als Kulturforum und Treffpunkt für Literatur- und Kunstinteressierte. Die Veranstaltungsräume stehen auch für Ausstellungen zur Verfügung. Das Literaturbüro Lüneburg organisiert ein Veranstaltungsprogramm mit deutschen und internationalen Autoren. Das Land Niedersachsen und die Stadt Lüneburg schreiben gemeinsam ein Literaturstipendium von derzeit monatlich 1400 € für deutschsprachige Autoren als Auszeichnung für bisherige Veröffentlichungen und zur Förderung der weiteren schriftstellerischen Arbeit aus. Die Stipendiaten können in einem sechs- oder dreimonatigen Aufenthalt im Heinrich-Heine-Haus ihrer literarischen Arbeit nachgehen. Für sie steht im rückwärtigen Anbau eine separat zugängliche Wohnung zur Verfügung. Über die Vergabe, die alle zwei Jahre erfolgt, entscheidet der Vorstand des Literaturbüros Lüneburg nach Empfehlung eines „Literarischen Beirats“. Einmal im Jahr lädt der Literarische Beirat außerdem einen Ehrengast ein. Die Ehrengäste können einen Monat im Heinrich-Heine-Haus leben und werden um eine öffentliche Lesung gebeten. Das Standesamt der Hansestadt Lüneburg verfügt im Heinrich-Heine-Haus über einen Trausaal, in dem von Montag bis Samstag Ehen geschlossen werden können.[1] Heinrich-Heine-Stipendiaten
Ehrengäste im Heinrich-Heine-Haus
Schriftenreihe und Kataloge
Literatur
WeblinksCommons: Heinrich-Heine-Haus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 53° 15′ 2,5″ N, 10° 24′ 27,5″ O |