1933 wurden Schiemann und Rimscha auf Druck der Nationalsozialisten bei der Rigaschen Rundschau entlassen.[5][6][7] Ab Oktober 1933 war von Rimscha Redakteur der Zeitung Riga am Sonntag (später umbenannt in Rigasche Post).[8]
Am 21. Januar 1945 flüchtete er gemeinsam mit rund 70.000 deutschen Bewohnern der Stadt Posen vor der anrückenden Roten Armee. In Coburg fand er eine erste Bleibe, später zog er nach Erlangen. 1946 erhielt Hans von Rimscha seine berufliche Wiederzulassung und 1947 einen Lehrauftrag für osteuropäische Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, von der er 1951 zum Professor für osteuropäische und neueste Geschichte berufen wurde. Er war unter anderem Mitglied der Baltischen Historischen Kommission, Vorstand des Baltischen Philisterverbandes (1954–1962) und Vorsitzender der Deutsch-Lettischen Vereinigung in der Baltischen Gesellschaft in Deutschland (1959–1973).[13][14]
Publizistik
In den Artikeln der Rigaschen Post setzte von Rimscha die Maxime von Schiemann um, der eine weitgehende und liebevolle Behandlung der Politik des Staates – des Heimatlandes der Minderheit – forderte.[15] Hierzu kann z. B. auf den Artikel „Der Neuaufbau des Staates“ und den Leitartikel „Aktive Außenpolitik im erneuerten Lettland“[16] verwiesen werden. Sowohl in der Rigaschen Post als auch in anderen Publikationen folgte er weiterhin der Auffassung Schiemans zur Volkstumspolitik unter Berücksichtigung der Rechte von Minderheiten.[17] Öffentlichkeitswirksam bezeichnete er „politische Neutralität als politische Gleichgültigkeit und Verantwortungslosigkeit“, forderte die „Aufrechterhaltung des deutschen Führungsanspruches in Europa“ und sah „in der Stärke und im Wohlergehen des Deutschen Reiches die Garantie für die Stärke und das Wohlergehen ganz Europas“.[18]
1940 schrieb Hans von Rimscha die Broschüre Aufgabe und Leistung der Baltendeutschen, Volkstum im Kampf als Bericht über „die umgesiedelten Menschen“.[19][20] Beim Ostdeutschen Beobachter war er im Archiv und später als NSDAP-Mitglied in der Redaktion tätig, in der er auch Leitartikel schrieb, z. B. am 24. August 1944[21]. Parallel schrieb Rimscha in der „Europäischen Revue“, die im Auftrag des Propagandaministeriums die nationalsozialistische Europaidee propagierte.[10][11][12] Im Herbst 1944 erhielt er von der „Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der bolschewistischen Weltgefahr“ den Auftrag, eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Thema „Die Politik der Bolschewiken gegenüber den Menschewiken“ zu schreiben.[22][23][24][25]
In der Bundesrepublik Deutschland berichtete er unter anderem ausführlich über seine Arbeit bei der Rigaschen Post, beim Ostdeutschen Beobachter, bei der Europäischen Revue und über seine Arbeit als wissenschaftlicher Gutachter im Auftrag der oben genannten Arbeitsgemeinschaften.[26][27][28] Im Mittelpunkt seiner Veröffentlichungen nach 1945 stand die mehrfach überarbeitete, ergänzte und aufgelegte „Geschichte Russlands“.[29]
Sonstiges
Er unternahm Studienreisen in die Sowjetunion, auf den Balkan und in die Türkei. Weil er seinem Bericht über die UdSSR-Reise den diplomatisch gewählten Titel „Das Rote Rätsel“ gab, erhielt Rimscha von Kollegen den Spitznamen „Das Rote Rätsel“, den er bis an sein Lebensende gern trug.
Der russische Bürgerkrieg und die russische Emigration 1917–1921. Frommann, Jena 1924.
Rußland jenseits der Grenzen 1924–1926. Ein Beitrag zur russischen Nachkriegsgeschichte. Frommann, Jena 1927.
Im roten Reich der Rätsel. Sowjetrussische Skizzen. B. Lamey, Riga 1927.
Die Staatswerdung Lettlands und das baltische Deutschtum. Plates, Riga 1939.
Die Gracchen. Charakterbild einer Revolution und ihrer Gestalten. Winkler, München 1947.
Dostojewskij – ein Antipode Goethes. Veste, Coburg 1949
Russen gegen Bolschwiken. Die Entwicklung der russländischen Emigration nach dem Zweiten Weltkrieg. Getr. Zählung, Frankfurt am Main 1952.
Die Umsiedlung der Deutschbalten aus Lettland im Jahre 1939. Eine Betrachtung. Von Hirschheydt, Hannover-Döhren 1957.
Geschichte Russlands. Rheinische Verlags-Anstalt, Wiesbaden 1960.
Katharina II. Von der preußischen Generalstochter zur Kaiserin von Russland. Musterschmidt, Göttingen u. a. 1961.
Baltisches Burschentum. Die studentischen Korporationen der Deutschbalten, Esten und Letten einst und jetzt. Baltische Gesellschaft in Deutschland, München 1968.
Publikationen
Europäische Konsolidierung. Europäische Revue, Jg. 18, 1942, ISSN0937-2245, S. 279–282.
Karl-Heinz Ruffmann: Hans von Rimscha (1899–1987). Akademische Gedenkrede am 14. Mai 1988 in der Universität Erlangen-Nürnberg. Journal of Baltic Studies 19 (1988), ISSN0162-9778, S. 129–136.
↑Hans von Rimscha: Die Gleichschaltung der Rigaschen Rundschau im Jahre 1933. In: Baltische Hefte, 1978, Heft 21, S. 178–197.
↑Helmut Kause: Der publizistische Widerstand Paul Schiemanns gegen den Nationalsozialismus in den deutschen Volksgruppen. In: Michael Garleff (Hrsg.): Deutschbalten, Weimarer Republik und Drittes Reich. Band 1. Böhlau Verlag, 2001, S. 213.
↑John Hiden: Defender of Minorities, Paul Schiemann 1876–1944. Hurst and Company, London 2004, ISBN 1-85065-751-3, S.201.
↑Helmut Kause: Der publizistische Widerstand Paul Schiemanns gegen den Nationalsozialismus in den deutschen Volksgruppen. In: Michael Garleff (Hrsg.): Deutschbalten, Weimarer Republik und Drittes Reich. Band 1. Böhlau Verlag, 2001, S. 200.
↑ abHans von Rimscha: Grossbritannien und die Sowjetunion. in: Karl Anton Rohan (Hrsg.): Europäische Revue, Band 17, Ausgabe 2, Deutsche Verlags-Anstalt, 1941, S. 656 f.
↑ abHans von Rimscha: Ängste um Indien. Der Winterkrieg. Europäische Konsolidierung. in: Karl Anton Prinz Rohan (Hrsg.): Europäische Revue, Band 18, Deutsche Verlags-Anstalt, 1942, S. 100, 165, 221, 279.
↑ abHans von Rimscha: Der Krieg Amerikas. in: Karl Anton Prinz Rohan (Hrsg.): Europäische Revue, Band 19, Deutsche Verlags-Anstalt, 1943, S. 46 f.
↑Paul Kaegbein, Wilhelm Lenz: Vier Jahrzehnte baltische Geschichtsforschung. Die Baltischen Historikertreffen in Göttingen 1947–1986 und die Baltische Historische Kommission. Baltische Historische Kommission, Göttingen 1987. Darin: Mitgliederverzeichnis der Baltischen Historischen Kommission: I. Ehrenmitglieder und ordentliche Mitglieder, S. 79–149; dort Art. Rimscha, Hans von.
↑Helmut Kause: Der publizistische Widerstand Paul Schiemanns gegen den Nationalsozialismus in den deutschen Volksgruppen. In: Michael Garleff (Hrsg.): Deutschbalten, Weimarer Republik und Drittes Reich. Band1. Böhlau Verlag, Köln, Weimar und Wien 2001, ISBN 978-3-412-12199-0, S.199.
↑Helmut Kause: Der publizistische Widerstand Paul Schiemanns gegen den Nationalsozialismus in den deutschen Volksgruppen. In: Michael Garleff (Hrsg.): Deutschbalten,Weimarer Republik und Drittes Reich. Band1. Böhlau Verlag, Köln, Weimar und Wien 2001, ISBN 3-412-12199-1, S.198.
↑Hans von Rimscha: Europäische Konsolidierung. In: Europäische Revue 18 (1942), S. 279–282.
↑Hans von Rimscha: Aufgabe und Leistung der Baltendeutsche. Volkstum im Kampf. Verlag Grenze und Ausland, Berlin, 1940. S. 36.
↑Hans von Rimscha: Als ein politisch Unzuverlässiger im Dritten Reich. Hrsg.: Carl Schirren Gesellschaft e. V. BandXXX. Schriftenvertrieb der Carl Schirren Gesellschaft e.V, Lüneburg/München 1983, S.120.
↑Matthias Heeke: Reisen zu den Sowjets: der ausländische Tourismus in Russland 1921–1941. LIT Verlag Münster, 2003, S. 610–611.
↑Christian Tilitzki: Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2002, S. 1144.
↑Gudrun Brockhaus: Attraktion der NS-Bewegung. Klartext Verlag, 2014, Fußnote 42.
↑Hans von Rimscha: Als ein politisch Unzuverlässiger im Dritten Reich. In: Carl Schirren Gesellschaft e. V. (Hrsg.): Jahrbuch des baltischen Deutschtums. BandXXX. Schriftenvertrieb der Carl Schirren Gesellschaft e. V., Lüneburg, München 1983, S.127.
↑Hans von Rimscha: Publizistik auf unterhöhltem Boden. In: Carl Schirren Gesellschaft e.v. (Hrsg.): Jahrbuch des baltischen Deutschtums. BandXXVI. Schriftenvertrieb der Carl Schirren Gesellschaft e. V., Lüneburg, München 1979, S.118 -151.
↑Hans von Rimscha: Als ein politisch Unzuverlässiger im Deutschen Reich. In: Carl Schirren Gesellschaft e. V. (Hrsg.): Jahrbuch des baltischen Deutschtums. Schriftenreihe der Carl Schirren Gesellschaft, Lüneburg, München 1983, S.115–129.
↑Wilfried Loth, Bernd-A. Rusinek: Verwandlungspolitik: NS-Eliten in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft. Campus Verlag, 1998, S. 304.
↑Hans von Rimscha: Geschichte Russlands. 6. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-05534-9.