Hans Hellmut Kirst stammt aus einer bäuerlichen Familie, die im 18. Jahrhundert aus dem Salzburgischen nach Ostpreußen auswanderte.[1] Er wurde als Sohn eines Polizeibeamten geboren. Infolge der dienstlichen Versetzungen seines Vaters verbrachte er seine Jugendzeit an unterschiedlichen Orten in Ostpreußen. Nach dem Besuch des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums in Osterode trat er 1931 in die Höhere Handelsschule über. 1932 arbeitete er im Rechnungsbüro des Ritterguts Mühlen. Kirst trat als Schüler zum 1. Oktober 1932 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.346.209),[2] verließ die Partei spätestens März 1933 aber wegen seiner Schwierigkeiten die Beiträge zu bezahlen.[3]
1947 zog Kirst nach München und war nach anfänglichen Gelegenheitsarbeiten (Gärtner, Straßenarbeiter bzw. Chauseearbeiter, Dramaturg, Gemeindeschreiber) dort bis 1972 Filmkritiker der Tageszeitung Münchner Mittag (heute: Münchner Merkur). 1950 publizierte der freie Schriftsteller seinen ersten Roman, Wir nannten ihn Galgenstrick. 1954 landete er mit seiner Romantrilogie08/15, den Erlebnissen des Gefreiten/Wachtmeisters/Leutnants Asch, einen internationalen Bucherfolg, der mit Joachim Fuchsberger in der Hauptrolle ebenfalls erfolgreich verfilmt wurde.
Kirst verfasste etwa 60 Romane und wurde ein deutscher Bestsellerautor. Er schrieb Kriminalromane und setzte sich zugleich mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus auseinander, von seinen Kritikern wurde er allerdings der Trivialliteratur zugeordnet. In den 1950er Jahren trat er energisch gegen eine deutsche Wiederbewaffnung ein, was zu heftigen Attacken des neuen Bundesverteidigungsministers Franz Josef Strauß führte.[4] 1960 und 1962 hatte er mit den Romanen Fabrik der Offiziere und Die Nacht der Generale zwei weitere Welterfolge, die ebenfalls verfilmt wurden.
Seine Tantiemen setzte er unter anderem für wohltätige Zwecke ein (soziale Organisationen in Israel, Kriegswaisen in Polen, Studenten in Norwegen). Kirst war katholisch und heiratete 1961 die Schauspielerin Ruth Müller (15. Juli 1932 – 1. März 2012[6]) und lebte mit ihr und der gemeinsamen Tochter Beatrice vor allem in Feldafing am Starnberger See.[7] 1967 stiftete er zum 100. Geburtstag des damals noch nicht wegen seines Antisemitismus kritisierten bayerischen Schriftstellers und SatirikersLudwig Thoma die Ludwig-Thoma-Medaille in Gold für gesellschaftliche Verdienste sowie Verdienste um das Werk Thomas. Seit 1969 arbeitete er als Filmkritiker auch beim ZDF in Mainz für die Sendung Ratschlag für Kinogänger. Von 1972 bis 1975 war Kirst Kolumnist der Münchner Abendzeitung.
Im Jahr 1987 übersiedelte der von einer Krankheit schwer Gezeichnete mit seiner Familie von Bayern nach Werdum in Ostfriesland. Am 23. Februar 1989 erlag Kirst in Bremen seinem Krebsleiden. Er wurde in Werdum beigesetzt.[8]
Auszeichnungen und Ehrungen
1964: Goldene Palme von Bordighera, für 08/15 heute
1966: Erstes deutsches Mitglied in der US-amerikanischen Authors Guild
Heinz Puknus (Redaktion): Hans Hellmut Kirst. Der Autor und sein Werk. Information, Zeugnis, Kritik. Bertelsmann, München 1979, ISBN 3-570-07070-0.
Magdalena Sacha: Topos Mazur jako raju utraconego w literaturze niemieckiej prus wschodnich : Ernst Wiechert, Hans Hellmut Kirst, Siegfried Lenz. Olsztyn 2001 [Zusammenfassung in dt. Sprache u.d.T.: Der Topos Masurens als verlorenes Paradies in der deutschsprachigen Literatur Ostpreußens].
Christian Adam: Der Traum vom Jahre Null. Autoren, Bestseller, Leser: die Neuordnung der Bücherwelt in Ost und West nach 1945. Galiani, Berlin 2016, S. 137–145.
Karol Czejarek: Nazizm, wojna i III Rzesza w powieściach Hansa Hellmuta Kirsta (Nationalsozialismus, Krieg und das dritte Reich in den Romanen von Hans Hellmut Kirst). Oficyna Wydawnicza ATUT, Wrocław 2003, ISBN 978-8-389-24716-2 (polnisch).