Das Gemeindegebiet umfasst das an der Rhein-Weser-Wasserscheide gelegene Gilserberger Hochland (Und wird daher im Volksmund oft nur als „Hochland“ bezeichnet). Dessen zentraler Teil um den Kernort Gilserberg besteht aus einer vom Oberlauf der Gilsa durchflossenen Hochfläche. Die jenseits der Wasserscheide gelegenen von den Wohra-Zuflüssen Josbach und Heimbach entwässerten südwestlichen Ortsteile Lischeid, Winterscheid und Heimbach sind die einzigen Orte im Schwalm-Eder-Kreis, die im Einzugsgebiet des Rheins liegen. Der südöstliche Teil der Gemeinde mit den Ortsteilen Sachsenhausen, Itzenhain, Bellnhausen und Appenhain wird über den Katzenbach und den Wiera-Zufluss Hardwasser zur Schwalm hin entwässert.
Im Norden um den Ortsteil Schönstein reicht die Gemeinde in den Kellerwald hinein. Dort befindet sich an der nordwestlichen Gemeindegrenze zu Gemünden mit dem 585 m ü. NN hohen Jeust die höchste Erhebung des Gemeindegebiets. Im Nordosten nahe den Ortsteilen Schönau und Sebbeterode liegt der Höhenzug Hemberg. Im Kernort Gilserberg befindet sich der südlichste Punkt des Naturparks Kellerwald-Edersee. Die Ortsteile Schönstein und Schönau liegen innerhalb der Grenzen des Naturparks, Gilserberg, Moischeid und Sebbeterode liegen teilweise in diesem.
Die Bundesstraße 3, die zum Beispiel Kassel (60 km) im Nordosten mit Marburg (30 km) im Südwesten verbindet, führt durch die Gemeinde. Zwischen dem Kernort Gilserberg und dem Ortsteil Lischeid überquert sie die Rhein-Weser-Wasserscheide.
Zum 31. Dezember 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbstständigen Gemeinden Gilserberg, Heimbach, Lischeid, Sachsenhausen, Schönau und Winterscheid freiwillig zur Großgemeinde Gilserberg.[3] Aufgrund der zentralen Lage im Gilserberger Hochland wurde Gilserberg Sitz der Verwaltung und Namensgeber der neuen Gemeinde. Am 1. April 1972 kamen Appenhain sowie Itzenhain mit dem im Jahr 1928 eingegliederten Bellnhausen hinzu. Nachdem diese Zusammenschlüsse freiwillig erfolgten, wurden am 1. Januar 1974 Moischeid, Sebbeterode und Schönstein kraft Landesgesetz eingemeindet.[4][5]
Zum Kirchspiel Sebbeterode gehören Gilserberg, Moischeid und Schönau, zum Kirchspiel Lischeid Heimbach, Winterscheid, Sachsenhausen, Itzenhain und Appenhain. Schönstein ist Teil des Kirchspiels Densberg.
In Gilserberg bestand eine jüdische Gemeinde vom 18. Jahrhundert bis nach 1933. Die Höchstzahl jüdischer Einwohner wurde um 1900 mit gut 70 Personen erreicht. Eine erste Synagoge wurde vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts eingerichtet. Eine neue Synagoge wurde am 12. Januar 1898 feierlich eingeweiht. Beim Novemberpogrom 1938 wurde sie zerstört. Mindestens vier der ehemaligen jüdischen Einwohner der Gemeinde wurden in Vernichtungslagern ermordet. An die jüdische Gemeinde erinnert noch ein kleiner jüdischer Friedhof am Ort.[7]
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Gilserberg neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und fünf weitere Beigeordnete angehören.[12] Bürgermeister ist seit dem 3. Januar 2025 Lukas Daum (BLH).[13] Er wurde als Nachfolger von Rainer Barth, der nach zwei Amtszeiten nicht wieder kandidiert hatte,[14] am 29. September 2024 in einer Stichwahl bei 63,4 Prozent Wahlbeteiligung mit 51,6 Prozent der Stimmen gewählt.[15]
Für die Ortsteile Appenhain, Gilserberg, Heimbach, Itzenhain, Bellnhausen, Lischeid, Moischeid, Sachsenhausen, Schönau, Schönstein, Sebbeterode und Winterscheid bestehen Ortsbezirke nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung. Die Ortsbeiräte bestehen aus drei bis sieben Mitgliedern. Der Ortsbeirat des Ortsbezirks wird im Rahmen der Kommunalwahlen gewählt und bestimmt aus seiner Mitte den/die Ortsvorsteher/in. Die Ortsbezirksgrenzen entsprechen den Gemarkungen der eingegliederten ehemaligen Gemeinden.[6]
Das Wappen wurde am 12. April 1984 durch das Hessische Ministerium des Innern genehmigt.
Blasonierung: „Im durch einen schrägrechten silbernen Wellenbalken geteilten Schild oben in Rot einen aus dem Wellenbalken hervorgehenden goldenen Zinnenturm, unten in Schwarz einen sechsstrahligen silbernen Stern.“
Wappenbegründung: Der schräge Wellenbalken deutet die namengebende Gilsa an, der Turm steht für die in der Gemeinde liegende alte Burg Schönstein und der Stern weist auf die alte Zugehörigkeit des Gemeindegebiets zur Grafschaft Ziegenhain hin. Die Farben Schwarz-Weiß wurden dem Ziegenhainer Grafenwappen entnommen, die Farben Rot-Weiß deuten auf die Zugehörigkeit zum Lande Hessen.
Die Gestaltung des Wappens lag in den Händen des Bad Nauheimer Heraldikers Heinz Ritt.
Der gesprochene Dialekt ist aufgrund der geografische Lage sehr regional und nicht eindeutig einzuordnen. Er liegt zwischen Nordhessisch und Mittelhessisch und wird als „Platt“ bezeichnet, wobei selbst zwischen verschiedenen Dörfern der Gemeinde Unterschiede erkennbar sind. Die sprachliche Abgrenzung zum Osten hin ist das „Schwälmer Platt“.
Tracht
Das Gilserberger Hochland stellt als Teil der oberhessischen Schwelle kulturell ein Grenzgebiet zwischen der Schwalm, Lahn und Eder als auch zwischen Nieder- und Oberhessen dar. Aus diesem Grund hat sich keine einheitliche und für das Gebiet individuelle Tracht entwickelt. Allerdings bestanden innerhalb der Ortschaften jeweilige Frauen- und Männerkleidung. Diese Trachten sind Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem dörflichen Erscheinungsbild verschwunden. Befragungen von Personen um 1900 stellten die in den Dörfern Appenhain, Itzenhain, Gilserberg, Moischeid und Winterscheid getragene Tracht als „Gilserberger Tracht“ und die in Sachsenhausen, Lischeid und Josbach als „niederhessische Tracht“ dar. Die Schönauer Tracht wurde als Übergang von der ober- zur niederhessischen Tracht beschrieben und die Heimbacher Tracht als „Edertaler Tracht“. Als Mittelstellung zwischen dieser Trachtenvielfalt kann die Schönsteiner Tracht gesehen werden.[20][21][22]
Die Schönsteiner Frauentracht besteht aus:
Einem weißen Hemd (handgewebte Leinen, Baumwolle oder Mischgewebe; für sonntags mit Stickereien oder weißer Wäschespitze an den Ärmelkanten)
Einem taillienlangen, karierten oder geblümten, dunklen Laibchen (Baumwollstoff; schwarz, blau, grün oder braun; Rücken im Prinzessinenschnitt; für sonntags aus Samt)
Zwei Unterröcken (erster aus weißen Leinen oder Baumwolle; zweiter im Sommer aus grauem Baumwollstoff oder Schwesternleinen, bei heißem Wetter als Arbeitsrock getragen, im Winter aus grauem angerautem Baumwollstoff oder Bieberstoff)
Einem waden- bis knöchellangen Rock in gedeckten Tönen (schwarz, braun, grün, grau, blau oder lila; Beiderwand und Wollstoff, später auch Baumwolle; in Falten gelegt; mit „Wirrerstoss“; mindestens zwei schwarze Samtbänder; gemschmückt mit Borten, Webbändern und Guimpen)
Einer Jacke (schwarz, braun, grün, oder blau; bedruckter Baumwollstoff; hochgeschlossen mit Steh- oder Umlegekragen; für Sonntags bestickter Samtstoff oder Jaquardstoff)
Einer zur Jacke passenden Schürze (mit oder ohne Bund und in der Taille in feine Falten gelegt)
Einem Tuch (buntbestickt, passend in der Farbe des Gewandes; zum Dreieck gefaltet)
Einer Bänderhaube, der sogenannten Schlinkebätzel (Schleifenbätzel) zum Kirchgang, bei Abendmahl und Traue zusätzlich weiße Spitzenhaube
Die Schönsteiner Männertracht besteht aus:
Einem blauen Hessenkittel (an den Schulterstücken weiß und blau gestickt; bestickte Armbündchen und Halsöffnung; weiße Knöpfe)
Einer dunklen Hose
Einem Halstuch (rot für junge, schwarz für ältere Männer)
Sonntags statt Hessenkittel ein weißes Hemd, eine schwarze Hose, evtl. eine Weste, schwarzer Gehrock und Zylinder
Sport und Vereine
Die Gemeinde Gilserberg ist in allen Ortsteilen reich an Vereinen und Verbänden, welche ehrenamtlich geführt werden. Sie sind neben der Vereinsarbeit auch im kulturellen und sozialen Bereich gesellschaftlich aktiv und sind daher ein Grundbaustein der Kommune.[19] Der erfolgreichste Sportverein war bisher der Tischtennisclub Sebbeterode, der viele Saisons in der Verbandsliga spielte und zwei Saisons in der Hessenliga, der höchsten Klasse des Landes, aktiv war.
Des Weiteren gibt es in der Gemeinde Gilserberg eine Vielzahl anderer Vereine, diese sind:[23]
Brieftaubenverein Gilserberg
Die Burschenschaften in Gilserberg, Lischeid, Sachsenhausen und Sebbeterode.[24] Die Burschenschaften Gilserberg, Sachsenhausen und Sebbeterode veranstalten jährlich die örtlichen Dorfkirmessen.
Dorfverein „Wir für Schönau“
Die Fördervereine der Hochlandschule, Hospiz Kellerwald und der Kindertagesstätte Hochlandstrolche
Die gemischten Chöre Moischeid und Sebbeterode
Handels- und Gewerbeverein aktives Gilserberger Hochland (HGV)
Heimat-, Kultur- und Geschichtsverein Gilserberg
Kirchenchor Sachsenhausen
Kuhlo-Bläsergruppe
Die Landfrauenvereine Gilserberg, Itzenhain Appenhain Lischeid, Moischeid, Sachsenhausen, Schönstein und Sebbeterode
Die Motorradclubs MC Moischeid und Sebbeterode
Ortsverein Sebbeterode
Der Posaunenchor Lischeid Winterscheid Heimbach
Reisefreunde Schönau
Die Schützenvereine 1925 Heimbach, Tell 1965 Sachsenhausen und Schönstein 1966
Die Singkreise Schönau und Winterscheid
TSV 1922 Hochland Gilserberg
TSV 1930 Moischeid
TTC Sebbeterode-Winterscheid
Verein Sonnenmühle
Die Verschönerungsvereine Lischeid und Moischeid
Wanderverein Gilserberg
Die Fördervereine der örtlichen Feuerwehren
Persönlichkeiten
In Gilserberg geboren
Ernst Engeland (1853–1925), Politiker und Bürgerschaftsabgeordneter in Bremen
Heinrich Kohl (1912–1984), Jurist, Offizier, Pilot, Landrat und Staatssekretär
Harald Habermann (* 1951), Politiker und Abgeordneter des Hessischen Landtags
Mit Bezug zu Gilserberg
Johann I. von Ziegenhain (unbekannt–1359), Graf von Ziegenhain, Graf von Nidda und Hochvogt des Klosters Fulda, baute die Burg Schönstein bei Gilserberg
↑Bürgerbroschüre der Gemeinde Gilserberg, Ausgabe 2018/2019
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.01, S.5, Punkt 8; Abs. 40. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9MB]).
↑ abGilserberg. In: Internetauftritt. Gemeinde Gilserberg, abgerufen am 27. März 2018.
↑J. Führer: Auf Spurensuche im Gilserberger Hochland – Geschichte und Geschichten aus der Heimat. Hrsg.: Heimatgeschichtlicher Arbeitskreis im Heimat-, Kultur- und Geschichtsverein Gilserberg e.V. 1. Auflage. 2003.
↑Brunhilde Miehe: Der Tracht treu geblieben: Studien zum regionalen Kleidungsverhalten in Hessen. Hrsg.: Miehe-Medien. 2. Auflage. 1995, ISBN 3-9801197-7-7.