Unter Beförderung zum Generalmajor war Schultze-Rhonhof von September 1991 bis September 1994 zunächst Kommandeur der 3. Panzerdivision in Buxtehude und von September 1994 bis März 1996 Kommandeur der 1. Panzerdivision in Hannover. Außerdem war er Territorialer Befehlshaber für den Wehrbereich II, zuständig für Bremen und Niedersachsen. Zuletzt leitete er die erste „Partnership for Peace“-Übung der NATO in Ungarn. Im März 1996 wurde er auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt. Er gab als Begründung an, in damaligen Diskussionen um die Verkürzung des Grundwehrdienstes auf zehn Monate eine mangelnde Verteidigungsbereitschaft zu erkennen.
Im Mai 2006 trat er gemeinsam mit den umstrittenen HistorikernStefan Scheil und Walter Post auf einer Tagung der vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften[3] Verleger Wigbert Grabert und Gert Sudholt auf.[4] Nach einer Schulung des Südtiroler Schützenbundes, bei der Schultze-Rhonhof als Referent fungierte, leitete die Staatsanwaltschaft Bozen gegen die Teilnehmer Ermittlungen wegen des Verdachts auf Verletzung der Gesetze gegen die Einheit des italienischen Staates ein.[5] 2011 referierte Schultze-Rhonhof auf der Antizensurkonferenz des Schweizer Verschwörungstheoretikers Ivo Sasek.[6]
In seinem Buch 1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte geht Schultze-Rhonhof davon aus, dass Adolf Hitler nach mehreren Verhandlungsangeboten „im späten Frühjahr 1939 die deutsch-polnischen Probleme notfalls mit einem Krieg lösen wollte“.[11] Er meint, Polen habe mit der Ablehnung der deutschen Verhandlungsangebote eine Mitschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Auch Großbritannien, Frankreich, die USA und die Sowjetunion seien massiv am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beteiligt gewesen, da sie letztlich Polen in den Krieg getrieben hätten. Zwar hätten die späteren Alliierten nach der Besetzung der Tschechoslowakei einen Kriegsgrund gegen Deutschland gehabt, da der militärische Eingriff aber ausblieb, seien sie danach durch die „Friedenspflicht“ gebunden gewesen.[12] Er wirft der deutschen Geschichtswissenschaft vor, im Falle der Analyse der Kriegsschuld mit einem „verengten Tunnelblick“ zu arbeiten.[13] Zudem behauptet er, dass amtliche Quellenbände wie die Akten zur deutschen auswärtigen Politik (ADAP) manipuliert worden seien[14] und die Geschichtswissenschaft und die deutschen Schulbuchverlage gezwungen seien, eine deutsche Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg festzuschreiben.[15]
Dagegen findet eine Auseinandersetzung mit dem internationalen geschichtswissenschaftlichen Forschungsstand nicht statt. Stattdessen baut er seine Argumentation auf einer selektiven Auseinandersetzung mit bereits publizierten Aktenreihen zur auswärtigen Politik der kriegführenden Staaten auf. In Einzelfällen wird auf ungedruckte Quellen zurückgegriffen.[16] Eine Recherche zu den von Schultze-Rhonhof genutzten Quellen ergab bei einer Stichprobe zur Falsifizierung seiner Behauptung, zwischen 1933 und 1938 seien 557.000 Juden aus Polen nach Deutschland geflüchtet, dass er auf unbelegte Aussagen eines ehemaligen NS-Pressesprechers als Primärreferenz verwiesen hatte. Diese waren von ihm zuvor an anderer Stelle ungeprüft übernommen worden.[17]
2008 veröffentlichte Schultze-Rhonhof seine Ansichten über „das tschechisch-deutsche Drama 1918–1939“, ein Buch mit dem Untertitel Errichtung und Zusammenbruch eines Vielvölkerstaates als Vorspiel zum Zweiten Weltkrieg.
Offen erklärtes Ziel Schultze-Rhonhofs ist es (Stand 2007), mit seinen Veröffentlichungen Schüler, Studenten und Lehrer zu erreichen,[18] um „den Gymnasial- und Universitätsbetrieb eines Tages in der Geschichtslehre von unten her“ neu zu gestalten.[19]
Rezeption
Schultze-Rhonhofs Schriften zur Entstehung des Zweiten Weltkriegs widersprechen grundlegenden Ergebnissen der Forschung und sind in der Geschichtswissenschaft nicht rezipiert worden. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung rezensierte Christian Hartmann das Buch 1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte als „abstrus“ und „einseitig“, das die Ergebnisse der seriösen Forschung auf den Kopf stelle.[20]
In einer Rezension zum Buch Das tschechisch-deutsche Drama 1918–1939 wies Rainer F. Schmidt in der FAZ darauf hin, dass Schultze-Rhonhof die „gesamte intensive Forschung zu diesem Komplex“ ignoriert habe und seinen „Drall ins Zwielicht des Revisionismus“ stattdessen „auf höchst zweifelhafte Literatur“ stütze. Hierbei bediene Schultze-Rhonhof „Klischees, die von rechtsradikaler Seite hochgehalten“ würden.[21]
Auszeichnungen
1996: Freiheitspreis der Stiftung Demokratie und Marktwirtschaft
1996: Couragepreis des Verbandes der privaten Wohnungswirtschaft
Das tschechisch-deutsche Drama 1918–1939. Errichtung und Zusammenbruch eines Vielvölkerstaates als Vorspiel zum Zweiten Weltkrieg. Olzog Verlag, München 2008, ISBN 978-3-7892-8365-9.
↑ abKämpfer an zwei Fronten. Gerd Schultze-Rhonhof zum Siebzigsten. In: Junge Freiheit, Ausgabe 24, 26. Mai 2009.
↑ abcMichael Hepp, Viktor Otto (Hrsg.): „Soldaten sind Mörder“. Dokumentation einer Debatte 1931–1996. Ch. Links Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-86153-115-1, S. 204 ff.
↑Vgl. die Erwähnung Sudholts und des Grabert-Verlags im Kapitel „Rechtsextremismus“ im Verfassungsschutzbericht 2005, S. 128–130.
↑Vgl. Dirk Mellies: Von Scharlatanen und Geschichtsrevisionisten. In: Luise Güth u. a. (Hrsg.): Wo bleibt die Aufklärung? Aufklärerische Diskurse in der Postmoderne. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2013 (= Historische Mitteilungen – Beihefte Bd. 84), ISBN 978-3-515-10423-4, S. 241–253.