Krummacher war ein scharf gegen den Rationalismus gewandter Anhänger der Erweckungsbewegung, dessen biblizistische Predigt von Goethe „narkotisch“ genannt wurde. (vgl. Weimarer I, 42/I, 16ff) Friedrich Engels beurteilt ihn in seinen Briefen aus dem Wuppertal 1839 u. a.: „Der ästhetische Wert seiner Predigten wird nur von sehr wenigen in Elberfeld gewürdigt; denn wenn man seine drei Kollegen, die fast alle ein gleich starkes Auditorium haben, gegen ihn hält, so erscheint er als Eins, die andern als lauter Nullen dahinter, die nur dazu dienen, seinen Wert zu erhöhen.“ Nach zeitgenössischen Quellen lösten seine Predigten regelrechte „Völkerwanderungen“ aus; weil der Platz in den Kirchen nicht ausreichte, wurden Kirchenfenster ausgehängt, um Krummacher auch von draußen zu hören. Seine Predigt (über Galater 1, 8/9) in der Bremen Ansgari-Kirche 1840 löste den Bremer Kirchenstreit aus. Seine Predigten über den Propheten Elia haben den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy zur Komposition des Elias-Oratoriums (1846) angeregt. Krummacher gehörte zu den großen Predigergestalten der frühen deutschen Kirchentage. Neben den bis ins 20. Jahrhundert nachgedruckten Predigtbänden verfasste er auch Streitschriften sowie Lebensbilder befreundeter Geistlicher (z. B. Immanuel Friedrich Sander, 1860) und eine Autobiographie.
Wie sein Vater und wie sein Sohn war Krummacher Verfasser evangelischer Kirchenlieder, die bis ins ausgehende 20. Jahrhundert zum Liedgut evangelischer Gesangbücher gehörten.[5]
Familie
Krummacher war ab 1823 mit der aus Frankfurt am Main stammenden Charlotte Pilgeram (1799–1867) verheiratet. Sie hatten sieben Kinder. Der älteste Sohn Adolf Krummacher (1824–1884) wurde ebenfalls Pfarrer und ist als Verfasser des Liedes Stern auf den ich schaue bekannt. Die Tochter Maria veröffentlichte ein Lebensbild ihrer Mutter.[6]
Vier Predigten aus dem Lied der Lieder. Hassel, Elberfeld 1826 Digitalisat
Zionsharfe: eine Liedersammlung für Bibel-, Missions- und andere christliche Vereine. Nebst einer Zugabe von Liedern für häusliche Feierstunden. (Herausgeberschaft). Hassel, Elberfeld 1827. (Digitalisat)
Blicke ins Reich der Gnade. Sammlung evangelischer Predigten. Hassel, Elberfeld 1828.
Elias der Thisbiter. Predigten. 3 Bände. 1828 (zahlreiche Neuauflagen bis ins 20. Jh.). Digitalisat (Erschienen: Bände 1–2)
Worte der Begrüßung an die evangelisch-reformirte Gemeine zu Elberfeld gesprochen bei seinem Amts-Antritt daselbst den 8. Februar 1835. Hassel, Elberfeld 1835
Das letzte Gericht. Gastpredigt gehalten am 12. Juli 1840 vor der St. Ansgarii-Gemeine zu Bremen. 2. Auflage. Bremen 1840
Paulus kein Mann nach dem Sinne unserer Zeit. Predigt gehalten am 19. Juli 1840 vor der St. Angrii-Gemeine zu Bremen. 2. Auflage. Wilh. Kaiser, Bremen 1840; books.google.de
Theologische Replik an Herrn Doctor Paniel in Bremen. Elberfeld 1840
Elisa. 3 Bände. Wilhelm Hassel, Elberfeld 1840–1845. Erster Band. 2. Auflage. 1844 books.google.de
Der scheinheilige Rationalismus vor dem Richterstuhl der h. Schrift. Resumé der Bremer Kirchenfehde. Hassel, Elberfeld 1841 Digitalisat
Otto Wenig: Rationalismus und Erweckungsbewegung in Bremen. Vorgeschichte, Geschichte und theologischer Gehalt der Bremer Kirchenstreitigkeiten von 1830 bis 1852. Bouvier, Bonn 1966, S. 221–245
Jo Krummacher: „Seine Predigten sind wie Narkotika' (Goethe)“. Friedrich Wilhelm Krummacher (1796–1868) – Erweckungsprediger in Wuppertal, Hofprediger in Berlin und Potsdam. In: Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte, 61, 1997, S. 151–171.
Harald Schroeter-Wittke: Identitätskonstruktion und Prophetie. Die Elias-Homilien von Gottfried Menken, Friedrich Wilhelm Krummacher und Johannes F. A. de le Roi. In: Monatshefte für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes, 50. Jg. 2001, S. 295–319.
Krummacher, Friedrich Wilhelm. In: James Grant Wilson, John Fiske (Hrsg.): Appletons’ Cyclopædia of American Biography. Band3: Grinnell – Lockwood. D. Appleton and Company, New York 1887, S.588 (englisch, Volltext [Wikisource] – Einfluss auf amerikanische Theologie).
↑Peter Kaupp (Bearb.): Stamm-Buch der Jenaischen Burschenschaft. Die Mitglieder der Urburschenschaft 1815–1819 (= Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen, Band 14). SH-Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89498-156-3, S. 87.