In Blau übereinander zwei in Gegenrichtung schwimmende silberne Fische
Geographie
Fischenthal ist die höchstgelegene Gemeinde des Tössberglandes und des Kantons Zürich, mit dessen höchstem Berg, dem Schnebelhorn, 1291 m ü. M.
Zur Gemeinde Fischenthal gehören die Ortschaften Steg im Tösstal und Gibswil. Das Gemeindegebiet umfasst 30,25 km² und ist damit die grösste Landgemeinde des Kantons Zürich.
Die älteste Urkunde, in der der Name Fiskinestal erwähnt wird, stammt von 876. Damals wurden Besitzungen in Fischenthal dem Kloster St. Gallen geschenkt.[5] Man nimmt an, dass ein alemannischer Siedler namens Fiskin dem Tal den Namen gegeben hat. Im 13. Jahrhundert wurde Fischenthal der habsburgischen Hausmacht einverleibt. Doch schon 1301 verpfändeten die Habsburger die Vogtei Fischenthal, die noch mehrmals den Herrn wechselte, bis sie 1425 der Stadt Zürich abgetreten wurde. Von 1542 an war Fischenthal Bestandteil der Herrschaft Grüningen. 1798 wurde es dem Distrikt Wald zugeteilt, 1803 dem Bezirk Uster, dann dem Oberamt Grüningen und schliesslich 1831 dem Bezirk Hinwil.
Einen Aufschwung erlebte das Gebiet zur Zeit der Heimindustrie im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Verdienst brachte zuerst die Handspinnerei, dann die Handweberei. An Stelle der früheren Armut zog eine gewisse Wohlhabenheit ein, bis die mechanischen Webstühle in den Fabriken des Unterlandes der Heimarbeit ein Ende setzten. Viele Wohnstätten wurden verlassen. Der Staat sprang helfend ein, indem er namentlich im Quellgebiet der Töss Land erwarb und aufforstete. Heute ist das Gebiet um den Tössstock ein Wildschongebiet, in dem sich auch Gämsen aufhalten.
Im Ortsmuseum „Alte Kanzlei“ sammelt die Ortsmuseumskommission Gegenstände aus dem alltäglichen Leben von früher und heute. Im Archiv werden auch Schriften, Bilder, Fotos, Filme und die Sammlung der Chronik[7] aufbewahrt.
Die Kommission ist wie die Nachbargemeinde Wald für die Fastnachts-Umezüge[8] verantwortlich und sie unterhält die alte Schuhmacherwerkstatt von Albert Knecht in der Drechslerei Kleintal[9].
Einmal pro Jahr stellt ein Künstler aus der Region seine Werke im Museum aus.
Die Ortsmuseumskommission Fischenthal bildete sich anfangs der siebziger Jahre. 1997 konnte sie die ehemalige Gemeinderatskanzlei als Ortsmuseum übernehmen.
Traditionelle Haustypen
Fischenthal hat eine besondere Lage zuoberst im Tössbergland. Mit seiner Berglandwirtschaft, verbunden mit Heimindustrie und Kleintierhaltung, dazu früher Industrialisierung, hat es auch eine voralpine Siedlungsstruktur. Darin erkennt man starke Einflüsse im Häuserbau bäuerlicher Liegenschaften aus der March (Kanton Schwyz) und durch die Passverbindungen über die Hulftegg und den nahen Ricken zu den Appenzeller Voralpen und dem Toggenburg.[10] Aus all diesen Nachbargebieten sind zwischen Schnebelhorn und Allmen, Gibswil und Steg Haustypen und Bauelemente an traditionellen bäuerlichen Bauten auszumachen.[11]
Bevölkerung
Am 31. Dezember 2015 lebten 2'425 Menschen in der Gemeinde Fischenthal, davon 13,3 % Ausländer.[12]
Die reformierte Kirche wurde an Stelle der mittelalterlichen Kirche von Fischenthal gebaut: Im Jahr 1711 wurde an den bestehenden Kirchturm das heutige Kirchenschiff angebaut. Im Chor befinden sich seit 1933 drei Farbfenster des Glasmalers Röttinger, Zürich.[14] Bei Renovationsarbeiten wurden 1995 Überreste von drei Vorgängerbauten zur heutigen Kirche nachgewiesen, ebenso eine ehemalige Chorstufe und der Steinkranz eines Taufbeckens.[15]
Die katholische Kirche St. Gallus erinnert mit ihrem Namen daran, dass die mittelalterliche Kirche von Fischenthal einst dem Hl. Gallus geweiht war. 1949 wurde die Vorgängerkirche St. Bernadette eingeweiht, an die ein Altersheim angegliedert war. 1971 wurde die heutige Kirche, erbaut vom Architekten Karl Higi, eingeweiht. Der äusserlich schlichte Bau besitzt Kunstwerke von Paul Stöckli und ist ein exemplarischer Kirchbau einer nachvatikanischen katholischen Kirche.[16]
Verkehr
Die Gemeinde Fischenthal und die Ortschaften Steg im Tösstal und Gibswil sind mit der Linie S 26Winterthur – Bauma – Rüti ZH , die von der Thurbo betrieben wird, mit jeweils eigenem Haltepunkt an die S-Bahn Zürich (bis 1918 Tösstalbahn) angeschlossen. Ende November 2015 wurde der SBB Billettschalter geschlossen.
Der Greiselgubel-Giessen[21], mit 43 m Fallhöhe fast doppelt so hoch wie der Rheinfall (23 m), stürzt als höchster Wasserfall des Kantons Zürich zwischen der Eggsiedlung Würz im Süden und den Terrassensiedlungen Unterreinsberg und Neugüetli im Norden ins Tobel des Greiselbergwalds. Bei Koord. 711'810/243'910 stürzt er über die 800er-Höhenkurve im freien Fall in den Tobelgrund westlich von Mülibach an der Tösstalstrasse. Wegbeschreibung: Von der Bahnstation Fischenthal dem Mülibach entlang 200 m talabwärts, dann in Mülibach 500 m links nach Westen am Industrieweiher vorbei 30 Höhenmeter ins Waldtobel aufsteigen, zuletzt noch im Bachbett.[22]
Greiselgubel-Höhle, ganz im Süden des Greiselgubel-Überhangs, Höhe 800 m, Koord. 711805/243880[23]
Ehemalige Pilgerherberge Zum Steg
Doktorhaus in Steg
Wirtschaft Ohrüti Steg
Aussicht von Hischwil
Persönlichkeiten
Philipp Schoch (* 1979), Doppelolympiasieger, und sein Bruder Simon Schoch (* 1978), Olympiazweiter im Snowboard-Parallelriesenslalom
Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 15). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1943. DNB365803049.
↑Jakob Zollinger: Bauernhäuser als Ausdruck ihrer Beziehungen zum Naturraum und zur landwirtschaftlichen Nutzung. In: Bernhard Nievergelt, Hansruedi Wildermuth (Hrsg.): Eine Landschaft und ihr Leben: das Zürcher Oberland. vdf Hochschulverlag AG ETH Zürich, Zürich 2001, ISBN 3-7281-2689-6, S.120–144.
↑Richard Ehrensperger: Fischenthaler Haustypen - Eine Untersuchung bäuerlicher Bauten. In: Der Zürcher Oberländer (Hrsg.): Heimatspiegel - Beilage zum Zürcher Oberländer. Nr.1966/8. Druckerei Wetzikon AG, Wetzikon ZH August 1966, S.58–63.
↑retoxofehn: #1239-Wissengubel bei Gibswil ZH. In: Die Schweiz in Rätseln entdecken. retoxofehn, 12. März 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
↑Richard Graf: Höhlen im Zürcher Oberland. In: Ostschweizer Gesellschaft für Höhlenforschung (Hrsg.): Wissenschaftliche Kommentare der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung. Beitrag zum Schweizer Höhleninventar. Schweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung, Pfungen 2019.