Tösstalbahn

Winterthur-Grüze–Rüti ZH
Strecke der Tösstalbahn
Streckennummer (BAV):754 (Winterthur Grüze–Bauma–Rüti ZH West)
Fahrplanfeld:754
Streckenlänge:43,6 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 32 
Strecke
von Winterthur
Bahnhof
2,5 Winterthur Grüze 452 m ü. M.
Abzweig geradeaus und nach links
nach St. Gallen
Bahnhof
4,4 Winterthur Seen 468 m ü. M.
Bahnhof
7,2 Sennhof-Kyburg 484 m ü. M.
Haltepunkt / Haltestelle
8,6 Kollbrunn 493 m ü. M.
Bahnhof
11,3 Rikon 512 m ü. M.
Haltepunkt / Haltestelle
13,5 Rämismühle-Zell 530 m ü. M.
Bahnhof
15,8 Turbenthal 550 m ü. M.
Bahnhof
18,1 Wila 569 m ü. M.
Bahnhof
21,2 Saland 601 m ü. M.
Bahnhof
25,1 Bauma 639 m ü. M.
Abzweig geradeaus und nach rechts
von Uerikon
Tunnel
Lipperschwendi (55 m)
Haltepunkt / Haltestelle
29,8 Steg 695 m ü. M.
Bahnhof
32,3 Fischenthal 735 m ü. M.
Haltepunkt / Haltestelle
34,7 Gibswil 757 m ü. M.
Tunnel
Jonaschlucht (31 m)
Tunnel
Kühweid (132 m)
Tunnel
Platteneinschnitt (14 m)
Bahnhof
39,6 Wald 617 m ü. M.
Brücke
Jonabrücke (65 m)
Bahnhof
44,5 Tann-Dürnten 516 m ü. M.
Abzweig geradeaus und von rechts
von Wallisellen–Uster
Brücke
Jonaviadukt
Bahnhof
46,1 Rüti ZH 482 m ü. M.
Strecke
nach Rapperswil

Die Tösstalbahn, abgekürzt TTB, war ein Schweizer Eisenbahnunternehmen. Die von diesem betriebene gleichnamige Eisenbahnstrecke gehört heute zu den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und führt vom Bahnhof Winterthur Grüze über Turbenthal, Bauma und Wald nach Rüti. Sie ist 43,6 Kilometer lang und elektrifiziert.

Geschichte

Aktie der Tössthalbahn-Gesellschaft vom 2. September 1875

Am 24. Juni 1865 fand in Turbenthal eine Versammlung zur Planung einer Tösstalbahn statt, an der ein Tössthalbahn-Comité gegründet wurde, in dessen Vorstand der Winterthurer Stadtpräsident und Ständerat Johann Jakob Sulzer, der Statthalter des Bezirks Pfäffikon Heinrich Gujer und der Unternehmer Adolf Guyer-Zeller als Sekretär sassen.[1] Guyer-Zeller schied 1870 aus der Kommission aus, weil er Verfechter einer durchgehenden Töss-Allmannbahn war, die von Winterthur bis Bubikon führen sollte, wo der Anschluss an die seit 1859 durchgehend bis Chur befahrbare Strecke der Vereinigten Schweizerbahnen entstanden wäre. Die Kommission plante aber nur die Stichbahn Winterthur–Bauma, für deren Bau am 17. Dezember 1871 die Tösstalbahn-Gesellschaft gegründet wurde. Als Verwaltungsratspräsident wurde Johann Jakob Sulzer gewählt, der das Amt bis 1878 innehatte.[2]

Da die Gemeinden im Tösstal nicht das gesamte Kapital für den Bau auftreiben konnten, sprang der im Tösstal geborene, in Mailand als Industriekaufmann tätige Johannes Schoch als Wohltäter ein. Dieser hatte daher ein grosses Mitspracherecht beim Linienverlauf und bei der Bauart sowie Lage der von ihm finanzierten Stationen. Einige Konflikte gab es mit den Vereinigten Schweizerbahnen wegen der beidseitigen Anschlüsse der Tösstalbahn. In Winterthur war dies die Mitbenützung der VSB-Strecke von Winterthur bis nach Grüze und in Wald der Anschluss an die selbstständig gegründete Wald-Rüti-Bahn, die ebenfalls von den VSB betrieben wurde. Aber durch den Einfluss von Johannes Schoch und seine finanzielle Förderung konnte eine halbwegs zufriedenstellende Einigung erzielt werden. Der Bau begann am 1. Februar 1872.

Die Strecke Grüze–Bauma wurde am 4. Mai 1875 eröffnet, wobei zwischen Grüze und dem Bahnhof Winterthur die TTB bis zur Fertigstellung ihres eigenen Gleises 1882 dasjenige der VSB benützte. Die Fortsetzung nach Wald konnte trotz Kostenüberschreitungen beim ersten Teil bereits am 15. Oktober 1876 eröffnet werden. Die Bahn erhielt dadurch Anschluss an die Glatthalbahn.

Ab dem Jahre 1902, nach der Verstaatlichung der Vereinigten Schweizerbahnen, übernahm die Tösstalbahn mit ihren Tösstalbahn-Lokomotiven den Betrieb auf der Wald-Rüti-Bahn.

Am 10. Juni 1918 wurde die Tösstalbahn, zusammen mit der Wald-Rüti-Bahn, als eine der letzten Privatbahnen rückwirkend auf den 1. Januar verstaatlicht und ging an die SBB über. Elektrifiziert wurde die Strecke 1951.[3] Wegen der starken Steigung von 32  zwischen Wald und Gibswil wird dieser Abschnitt in Anlehnung an die Gotthardbahn auch heute noch kleiner Gotthard genannt.

Von 1911 bis 1914 sowie 1946 bis 1951 hielten vereinzelte Züge auch auf dem Seemer Buck bei der Ziegelhütte und bedienten damit die Seemer Aussenwachten Gotzenwil, Iberg und Eidberg.[4]

Fahrzeuge

Die ersten fünf Lokomotiven der TTB waren dreiachsige Maschinen des Typs Ed 3/3 mit einer Leistung von 165 Pferdestärken (120 kW). Die Lok Nummer 1 trug zu Ehren des Mäzens den Namen Johannes Schoch. Die Lokomotiven hatten auf der mit bis zu 32 ‰ ansteigenden Strecke von Wald hinauf nach Gibswil arg zu kämpfen, aber erstaunlicherweise wurden zwei davon 1884 durch noch kleinere mit nur zwei Triebachsen ersetzt. Anfänglich waren unter anderem sechs Doppelstockwagen mit je einem unteren und oberen Durchgangsabteil 2. und 3. Klasse und zuerst auch mit einem Abteil erster Klasse eingesetzt. Wegen der zu hoch angelegten Aufstiegtritte und der Aussentreppen waren diese Fahrzeuge bei den Reisenden nicht sehr beliebt. Sie wurden 1881 in einstöckige Wagen umgebaut und kurze Zeit später abgebrochen.

Am 1. Januar 1882 war die Gesellschaft im Besitz von sechs Lokomotiven, sechs Personenwagen und 100 Güterwagen.[5]

Als Eigentumsmerkmal trugen alle Wagen der Gesellschaft das Kürzel „T.T.B.“. Personen- und Gepäckwagen waren dunkelgrün lackiert und hatten eine weiße Beschriftung. Güterwagen hatten einen bleigrauen Anstrich mit ebenfalls weißer Beschriftung.[6] Bierwagen waren weiß mit roter Beschriftung und Wagen mit Westinghousebremse rotbraun mit weißer Aufschrift.[7]

Ausbau

Aufgrund des geplanten Mehrverkehrs ab Dezember 2018 wurden im Zeitraum von 2012 bis 2019 Baumassnahmen an den folgenden Stationen notwendig[8][9]:

  • Winterthur Seen: Verlängerung des Aussenperrons (neu 320 m), Anpassung Bahnsteigshöhe auf 55 cm
  • Sennhof-Kyburg: Ausbau zur Kreuzungsstation, Anpassung Bahnsteigshöhe auf 55 cm
  • Saland: Ausbau zur Kreuzungsstation
  • Steg: Ersatz von Perron mit Bahnsteigshöhe auf 55 cm
  • Gibswil: Verschiebung des Perrons und Anpassung Bahnsteigshöhe auf 55 cm
  • Tann-Dürnten: Neubau stufenfreier Kreuzungsstation

Betrieb

Auf der Tösstalbahn verkehrt die Linie S26 der S-Bahn Zürich, welche die Tösstalbahn in ihrer gesamten Länge befährt[10] und von Thurbo betrieben wird. Die 4. Teilergänzungen der Zürcher S-Bahn beinhalten auch einen Angebotsausbau für die S26, welche seither neu im exakten Halbstundentakt verkehrt. Aufgrund von Verzögerungen im Plangenehmigungsverfahren am Bahnhof Tann-Dürnten wurde im Dezember 2018 zunächst der Kurs Winterthur – Bauma im Halbstundentakt geführt (bisher Hinketakt, variierende Abfahrtszeiten). Der zweigleisige Ausbau in Tann-Dürnten zum neuen Kreuzungsbahnhof begann im Oktober 2018. Die Inbetriebnahme und die Aufnahme des durchgehenden Halbstundentakts zwischen Winterthur und Rüti ZH erfolgte zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019.[11]

Ebenfalls zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018 wurde die S11 neu auf einem Teilabschnitt der Tösstalbahn eingeführt. Die erfolgten Ausbauten ermöglichen während den Hauptverkehrszeiten die stündliche Führung eines S-Bahnkurses bis Wila.

Die ursprünglich zwischen Wald und Rüti verkehrende S43 wurde am 10. Dezember 2006 durch Autobusse ersetzt. Die eingestellte Linie taucht aber in einer langfristigen Vision des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) wieder in über den Seedamm von Rapperswil verlängerter Form auf.

Commons: Tösstalbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Doris Müller-Füglistaler: Adolf Guyer-Zeller (1839–1899). In: Antiquarischen Gesellschaft in Zürich (Hrsg.): Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Band 59. Hans Rohr, 1992, ISSN 0304-4327, 6.7.2. Adolf Guyer-Zellers Eisenbahnbestrebungen im Zürcher Oberland (Digitalisat).
  2. Johann Jakob Sulzer. Alfred Escher Stiftung, abgerufen am 17. Januar 2016.
  3. Aus dem Dornröschenschlaf erwacht. In: Neue Zürcher Zeitung. 27. August 2001, abgerufen am 7. November 2023.
  4. Andreas Betschart: Seen in der Neuzeit. In: Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Band 342. Winterthur 2009, ISBN 978-3-908050-30-8, S. 95, 96.
  5. The Railways Register, St. Louis, USA (Hrsg.): Foreign Railways of the World. 1884, S. 268 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. H. Frei (Hrsg.): Schweizerischer Eisenbahn-Kalender für Bahnbeamte, Juristen, Fabrikanten und sonstige Gewerbetreibende. Eigenthums-Merkmale der Eisenbahn-Wagen. 1876, S. 158–159 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen (Hrsg.): Alphabetisches Verzeichnis der Eigentumsmerkmale der Eisenbahngüterwagen der Vereinsbahnen sowie von Nichtvereinsbahnen. 1911, S. 134.
  8. Zürcher S-Bahn, 4.Teilergänzungen Winterthur-Rüti ZH - JAUSLIN STEBLER. Abgerufen am 7. Oktober 2018.
  9. Infrastruktur – ZVV. Abgerufen am 7. Oktober 2018.
  10. Winterthur – Bauma – Rüti – ZVV. In: ZVV. Abgerufen am 17. Januar 2016.
  11. Halbstundentakt zwischen Bauma und Rüti wird möglich. Abgerufen am 7. Oktober 2018.