Ernst-von-Bergmann-Kaserne
Die Ernst-von-Bergmann-Kaserne (kurz: EvB-Kaserne) ist eine militärische Liegenschaft an der Neuherbergstraße im Münchner Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart. Sie wurde im Zeitraum von 1934 bis 1936 von Oswald Bieber mit diversen anderen Architekten, darunter Theo Lechner,[1] erbaut. Geschichte
Die Kaserne wurde bis Ende des Zweiten Weltkriegs als Kaserne München-Freimann von der SS-Standarte 1 „Deutschland“ der SS-Verfügungstruppe genutzt und auch als „SS-Kaserne Freimann“ bezeichnet. Der ursprüngliche Bau unterschied sich durch äußere Schlichtheit und Weitläufigkeit sowie durch die Errichtung mit Stahlbeton und durch den Verzicht auf Fassadenschmuck deutlich von den Wehrmachtsbauten dieser Zeit. Besagte Einheit war nach der Sudetenkrise dauerhaft außerhalb des Standortes eingesetzt, weshalb der Bau als Unterkunfts- und Ausbildungsstandort der SS, sowie als Standort für SS-Flakeinheiten genutzt wurde. Die SS-Führer waren in einer südlich der Kaserne errichteten Siedlung oberhalb der heutigen Kleinschmidtstraße untergebracht. Zudem waren nahe der Kaserne ein Außenlager des KZ Dachau für Unterstützungsleistungen sowie für eine Baufirma eingerichtet. Bei der Einnahme der Kaserne am 30. April 1945 durch Einheiten der Seventh United States Army kam es zu Kämpfen.[2] Nach Kriegsende diente das Kasernenareal der UNESCO (Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen) als Unterbringungslager für Displaced Persons. Nachdem das Transitlager in der Funkkaserne völlig überbelegt war, beschloss die Internationale Flüchtlingsorganisation im April 1948 die Verlegung einiger zuvor dort untergebrachter jüdischer Lagerbewohner, die für die Auswanderung bestimmt waren, in die Kaserne. Während am 9. April 1948 im Auswanderungslager noch 475 jüdische Bewohner untergebracht waren, so waren es am 18. Oktober des Jahres noch elf und am 25. Juli 1949 noch sieben. Am 22. April 1950 konnte das Lager geschlossen werden.[3]
Mit der Übernahme der Liegenschaft an der Ingolstädter Straße 193 durch die US Army 1950 erhielt die Liegenschaft den Namen Warner-Kaserne, benannt nach dem am 21. Dezember 1944 während der Ardennenoffensive gefallenen, 1923 geborenen, Unteroffizier Henry F. Warner, welchem posthum die Medal of Honor verliehen wurde.[4] Der Umbau der Kaserne kostete acht Millionen D-Mark. Untergebracht waren insgesamt 5.000 Mann.[5] Das riesige Hauptgebäude Building 1701 (heute Gebäude 1) war nach dem Pentagon das zweitgrößte militärisch genutzte Gebäude der US Army.[6] In der Kaserne wurde auch eine kleine Synagoge eingerichtet.[7] Ab 1954 wurde um die Kaserne zur Unterbringung der US-Bediensteten die Wohnanlage München-Nord errichtet. Zuletzt waren dort Teile der 24. US-Infanteriedivision untergebracht. Bis Ende der 1960er Jahre befand sich auf der nördlich angrenzenden Panzerwiese der zugehörige Flugplatz Warner Strip.[8]
Ende 1968 wurde die Kaserne von der Bundeswehr übernommen und nach längeren Umbauarbeiten – unter anderem wurde die Hauptwache an die Neuherbergstraße verlegt – 1971 in Ernst-von-Bergmann-Kaserne umbenannt. Namensgeber war der Chirurg Ernst von Bergmann. Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 hatte die damalige Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr in der Liegenschaft ein einsatzbereites Leichtkrankenhauses mit 120 Betten in der Liegenschaft bereitzustellen.[9] Hinzu kam die Unterbringung von Einheiten der Bayerischen Bereitschaftspolizei, des Bundesgrenzschutzes sowie des THWs.[10] Im Zeitraum von 1973 bis 1980 erfolgte dann der Umbau zur Unterbringung der Akademie des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr als Hauptnutzer und Wirtschaftstruppenteil, die seit 1997 den heutigen Namen Sanitätsakademie der Bundeswehr trägt. Im Jahr 2012 wurde das Audimax der SanAkBw nach Hans Scholl, welcher als Sanitätsfeldwebel an der Ostfront eingesetzt war, benannt. In der Akademie ist zudem eine wehrpathologische Sammlung mit über 3.000 Exponaten, sowie eine militärgeschichtliche Sammlung mit dem Schwerpunkt auf den Sanitätsdienst eingerichtet, welche nach Voranmeldung auch grundsätzlich besichtigt werden kann.[11] Neben mittlerweile aufgelösten Einheiten ist im Emil-von-Bering-Haus der Liegenschaft das Fachsanitätszentrum München untergebracht, das aus dem ursprünglichen Standortsanitätszentrum München (später Sanitätszentrum München) hervorging. Teile des seit Mitte der 1990er-Jahre in der Kaserne untergebrachten Facharztzentrums München des Bundeswehrkrankenhauses Amberg gingen ebenso im Fachsanitätszentrum München mit auf. Ebenfalls in der Ernst-von-Bergmann-Kaserne untergebracht sind die Institute für Pharmakologie und Toxikologie, Mikrobiologie und Radiobiologie der Bundeswehr sowie seit Mitte der 1990er auch das ehemals in der Luitpoldkaserne stationierte Zentrum für Nachwuchsgewinnung Süd, aus dem 2012 das Karrierecenter der Bundeswehr Süd hervorging, welches sich seitdem in der Dachauer Straße befindet. Die Kaserne ist mit der ostwärtig der Ingolstädter Straße gelegenen Fürst-Wrede-Kaserne mit einer Fußgängerbrücke verbunden. Aktuell stationierte Einheiten
Ehemalige Einheiten der Bundeswehr
TriviaIn der Liegenschaft wurde der Film Die Gezeichneten (1948) sowie die Folge „Billiges Benzin“ (1961) der Fernsehserie Funkstreife Isar 12 gedreht. Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Ernst-von-Bergmann-Kaserne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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