Kaiser Franz I. beauftragte Erasmus Fröhlich, Valentin Jamerai Duval und Josef Khell mit der Katalogisierung des kaiserlichen Münzkabinetts. Diese Arbeit wurde 1755 abgeschlossen, die Ergebnisse wurde in dem zweibändigen Katalog Numismata Cimelii Caesarei Regii Austriaci Vindobonensis veröffentlicht. Die Münzen, die er als Anerkennung für seine Arbeit von Franz I. und Maria Theresia geschenkt bekam, gab er an das Theresianum weiter, wo sie in der Garellischen Bibliothek ausgestellt wurden.[8]
Fröhlich litt ab 1748 an Steinschmerzen. 1756 wurde er von Natale Giuseppe Pallucci (1719–1797) operiert, der ihm einen Blasenstein entfernte. Nach kurzer Genesung verstarb er am 7. Juli (nach anderen Angaben am 8. Juli)[1] 1758 an Seitenstechfieber.[9][10] Josef Khell wurde sein Nachfolger als Leiter der Bibliothek, ihm folgte Michael Denis.[6] Die Leitung der Münzsammlung übernahm Josef Khell, gefolgt von Joseph Hilarius Eckhel.[11]
Am Institut für Kulturgeschichte der Antike der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wird unter Leitung von Bernhard Woytek eine Edition der wissenschaftlichen Korrespondenz von Erasmus Fröhlich und Josef Khell erarbeitet.[11]
Werk
Erasmus Fröhlich veröffentlichte ab 1733 Abhandlungen über Numismatik, Geschichte und theologische Fragen. Die Werke erschienen teilweise unter Namen von Ordensbrüdern oder Schülern, werden aber klar Fröhlich zugeschrieben. Zusammen mit anderen jesuitischen Geschichtsforschern wie Markus Hansiz und Anton Steyerer trug Fröhlich auch dazu bei, den im 18. Jahrhundert noch vorherrschenden Glauben an Phantasien, Erfindungen und Übertreibungen früherer Chronisten zu erschüttern.[12][13][14] Ein wichtiger Mitarbeiter Fröhlichs war beispielsweise der steirische Jesuit Sigismund Pusch (1669–1735)[15], der auch mit Steyerer eng zusammenarbeitet hatte. Fröhlich veröffentlichte später Puschs literarischen Nachlass.
Als sein „trefflichstes Werk“, das „nur mit der Welt untergehen wird“,[16] gilt Annales Compendiarii Regum et rerum Syriae. Numis veteribus illustrati, das 1744 erschien. Es führte zu einer theologischen Auseinandersetzung mit Ernst Friedrich Wernsdorf über die Makkabäerbücher.[17] Als Antwort veröffentlichte Fröhlich 1746 die Arbeit De fontibus historiae Syriae in libris Macchabaeorum Prolusio, in der er Wernsdorf widerlegte.
In seinem Werk Notitia elementaris numismatum illorum antiquorum stellte er ein System der antiken Münzen mit fünfzehn Klassen auf.[18]
In einigen Quellen wird für Erasmus Fröhlich das Pseudonym bzw. der Alternativname Ludwig Debiel (oder Ludwig de Biel) angegeben. Dabei handelt es sich aber um einen Zeitgenossen von Fröhlich, der von 1697 bis 1771 lebte.[26] Debiel war ebenfalls Jesuit; er war Rektor des Theresianums, als Fröhlich das numismatische Kabinett leitete.[27] Fröhlich verfasste 1733 auf Anregung von Debiel das Werk Utilitas rei numariae veteris.[28] Debiel wurde später von Erzbischof Johann Joseph von Trautson mit der Reform der Theologischen Fakultät der Universität Wien beauftragt und zum Dekan ernannt.[29][30]
François de Callataÿ: „The father of the Father“. The Decisive Role of Erasmus Frölich (1700–1758) in Viennese Numismatics and Beyond. In: Bernhard Woytek, Daniela Williams (Hrsg.): Ars critica numaria. Joseph Eckhel (1737–1798) and the transformation of ancient numismatics (= Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse. 541). Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2022, ISBN 978-3-7001-8774-5, S. 481–504.
Michael Denis: Die Merkwürdigkeiten der k. k. garellischen öffentlichen Bibliothek am Theresiano. Teil 1. Bernardi, Wien 1780, S. 7–12 (Digitalisat).
Erasmus Frölich. In: Franz de Paula von Schrank: Nachrichten von den Begebenheiten und Schriften berühmter Gelehrten. Band 1. Nürnberg 1797, S. 206–230 (Digitalisat), Verzeichnis von Schriften mit kurzen Inhaltsangaben S. 215–230.
Erasmus Fröhlich. In: Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes. Doll, Wien 1810, S. 336–341 (Digitalisat), Verzeichnis von Schriften S. 337–341.
Erasmus Frölich. In: Joseph Pletz (Hrsg.): Neue theologische Zeitschrift. 3. Jahrgang, Band 1. Wimmer, Wien 1830, S. 26–65 (Digitalisat), Verzeichnis von Schriften mit kurzen Inhaltsangaben S. 42–65.
François de Callataÿ: „The father of the father“. The decisive role of Erasmus Frölich (1700–1758).Präsentation (mit Bildern)
Anmerkungen und Einzelnachweise
↑ abTodesdatum nach Quellen wie Michael Denis, S. 12, Franz de Paula von Schrank, S. 214, Annalen der Literatur und Kunst, S. 337, Neue theologische Zeitschrift, S. 38, Christian Gotthilf Salzmann: Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgezeichneter Teutschen des achtzehnten Jahrhunderts. Verlag der Erziehungsanstalt, Schnepfenthal 1802, S. 542 und Gustav Franz Schreiner (Hrsg.): Allgemeiner Calender für die katholische Geistlichkeit. Band 7. Damian & Serge, Graz 1838, S. 64. In anderen – meist späteren – Quellen wie Das Land unter der Enns nach seiner Natur, seinen Einrichtungen und seinen Bewohnern (= Topographie von Niederösterreich. Band 1). Wien 1871, S. 562 ist das Todesdatum 8. Juli angegeben. In einer Quelle wird das Datum aus einem Nachruf von Michael Denis mit dem 6. Juli angegeben, siehe Eugen Guglia: Das Theresianum in Wien. Schroll, Wien 1912, S. 74 (online – Internet Archive).
↑ abcFranz Lackner: Die Jesuitenprofessoren an der philosophischen Fakultät der Wiener Universität (1712–1773). Dissertation. Universität Wien 1973, S. 157.
↑Nora Pärr: Maximilian Hell und sein wissenschaftliches Umfeld im Wien des 18. Jahrhunderts. Dissertation. Universität Wien 2011. Bautz, Nordhausen 2013, ISBN 978-3-88309-490-8, S. 14 (online).
↑Anton Mayer: Die letzten Habsburger, In: Österreichische Geschichte für das Volk, Band X, Zweiter Teil, Seite 225. Prantel, Wien 1881
↑Simon Martin Mayer (Hrsg.): Hironimus Megiser - eine biographische Skizze, In: Carinthia – Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung u. Unterhaltung, Nr. 41 vom 22. Oktober 1822, Seite 327ff. Verlag Anton Gelb, Klagenfurt 1822.
↑Karl Uhlirz: Ein Bruchstück des Diariums der Grazer Jesuiten. In: Beiträge zur Erforschung steierischer Geschichtsquellen. Verlag des Historischen Vereines für Steyermark, Granz 1905, S. 52ff.
↑siehe auch Friedrich Karl Gottlob Hirsching: Historisch-literarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen, welche in dem 18ten Jahrhunderte gestorben sind. Band 16. Schwickert, Leipzig 1813, S. 218–219 (Digitalisat).
↑Karl Bernhard Stark: Systematik und Geschichte der Archäologie der Kunst. Engelmann, Leipzig 1878, S. 221–222 (Digitalisat).
↑Joseph von Seyfried: Gemeinnütziger und erheiternder Haus-Calender für das österreichische Kaiserthum. Strauß, Wien 1820, S. 27 (Digitalisat).
↑Annalen der Literatur und Kunst in den österreichischen Staaten. Band 3. Doll, Wien 1803, S. 103 (Digitalisat).
↑Heinz Winter: Die Medaillen und Schaumünzen der Kaiser und Könige aus dem Haus Habsburg im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wien. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2013, S. 18, Rest von Fußnote 7 (online).
↑Heinz Winter: Die Medaillen und Schaumünzen der Kaiser und Könige aus dem Haus Habsburg im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wien. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2013, S. 17, Fußnote 5 (online).