Eickerhöfe

Eickerhöfe
Koordinaten: 52° 58′ N, 11° 45′ OKoordinaten: 52° 58′ 7″ N, 11° 44′ 58″ O
Höhe: 21 m ü. NHN
Fläche: 2,34 km²[1]
Einwohner: 39 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 17 Einwohner/km²
Eingemeindung: 17. November 1928
Eingemeindet nach: Losenrade
Postleitzahl: 39615
Vorwahl: 039397
Eickerhöfe (Sachsen-Anhalt)
Eickerhöfe (Sachsen-Anhalt)
Lage von Eickerhöfe in Sachsen-Anhalt
Ortstafel am östlichen Ortseingang
Ortstafel am östlichen Ortseingang
Gutskapelle Eickerhöfe
Hinterbrack

Eickerhöfe ist ein Ortsteil der Hansestadt Seehausen (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Geographie

Der Ort liegt drei Kilometer südlich von Wittenberge und neun Kilometer nördlich von Seehausen (Altmark) im Biosphärenreservat Mittelelbe am Elbgraben. Nördlich des Dorfes beginnt das Naturschutzgebiet Aland-Elbe-Niederung mit den Bracks Vorderbrack und Hinterbrack.[4]

Nachbarorte sind Wittenberge im Norden, Garsedow, Wallhöfe und Lütjenheide im Nordosten, Zwischendeich und Schadebeuster im Osten, Losenrade im Südosten, Hohe Geest und Eickhof im Süden, Geestgottberg im Südwesten sowie Märsche im Westen.[4]

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Die erste schriftliche Erwähnung vom alten und neuen Eickerhof stammt aus dem Jahr 1608 als „Eckerhoff“.[1][5] Weitere Nennungen sind 1687 Eickerhoff und 1775 Eickerhöfe.[1] 1804 gab es zwei adlige Güter Alt- und Neu-Eickerhöfe oder Ekerhöfe nebst Küsterhaus, 4 Büdnern, 5 Einliegern und 2 Windmühlen.[6] Schon 1842 gab es ein Schulhaus mit einem Lehrer, der auch Kapellenküster war.[7]

Vorwürfe zur Zauberei und Hexenwahn sind auch aus Eickerhöfe überliefert. Im Jahre 1652 beschuldigte Adam Christoph Gans Edler Herr zu Putlitz auf Eickerhöfe seine Kuhhirtin Susanne Engels als Verursacherin der Schäden an seinem Vieh sowie Diebstahls auf seinem Gehöft.[8] 1663 gab es in Eickerhöfe einen Hexenprozess vor dem Putlitzschen Gericht, in dessen Folge die Hexenverbrennung auf dem heutigen Steinfelder Sand vollstreckt wurde.[9]

Bis zur Errichtung der Elbebrücke Wittenberge im Jahre 1851 hatte die Fähre nach Wittenberge eine große Bedeutung für den Ort. Noch im 20. Jahrhundert war eine Kahnfähre in Betrieb.

Bei der Bodenreform wurde das Rittergut Eickerhöfe 1945 enteignet. Seine landwirtschaftliche Nutzfläche von 254,4 Hektar wurde aufgeteilt: 43 Hektar gingen an die Gemeinde, 38 Hektar an den Bodenfonds und der Rest wurde an 42 Siedler veräußert.[10]

Herkunft des Ortsnamens

Ein Autor ist der Meinung, der Ortsname ist auf das deutsche Wort „Eiche“ zurückzuführen.[11] Andere meinen, der Name stamme vom wendischen „auka“ ab, zu deutsch „Gans“.[7]

Eingemeindungen

Bis 1807 gehörte das Dorf zum Seehausenschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Seehausen auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[1]

Am 17. Oktober 1928 wurde der Gutsbezirk Eickerhöfe mit der Landgemeinde Losenrade vereinigt, wobei die Enklave mit der Landgemeinde Geestgottberg vereinigt wurde.[12] Der Ortsteil Eickerhöfe gehört seit dem 1. Januar 2010 zu Seehausen. Die Gemeinde Losenrade hatte sich mit anderen Gemeinden zum 1. Januar 2010 zur neuen Gemeinde Hansestadt Seehausen (Altmark) zusammengeschlossen.[13]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1775 30
1789 35
1798 52
1801 68
1818 85
1840 33
Jahr Einwohner
1871 076
1885 077
1892 [00]089[14]
1895 107
1900 [00]085[14]
1905 080
Jahr Einwohner
1910 [00]83[14]
1925 [00]82[14]
2011 [00]61[15]
2012 [00]63[15]
2014 [00]53[16]
2020 [00]44[17]
Jahr Einwohner
2021 [00]41[17]
2022 [0]42[2]
2023 [0]39[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1905:[1]

Religion

Die evangelischen Christen aus Eickerhöfe gehörten zu Kirchengemeinde Eickerhöfe, die früher zur Pfarrei Wahrenberg gehörte.[18] Sie werden heute betreut vom Kirchengemeindeverband Beuster-Aland im Pfarrbereich Beuster des Kirchenkreises Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[19]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die Gutskapelle von Eickerhöfe ist ein schlichter, unverputzter Fachwerkbau aus dem Jahr 1708. Bis in die 1970er Jahre wurde sie noch zum Gottesdienst verwendet. Durch fehlende Nutzung und Vernachlässigung geriet die Kapelle in Verfall und ist akut gefährdet. Die Ausstattung ist verloren.[20] Sie ist in Privatbesitz.
  • Das Rittergut steht unter Denkmalschutz.

Friedhof Eickerhöfe

Wilhelm Fascher berichtete Ende des 20. Jahrhunderts über den Friedhof: „An der Kapelle in Eickerhöfe befand sich früher ein kleiner Friedhof. Derselbe wird seit längerer Zeit nicht mehr benutzt. Hinweise und Dokumente bezeugen jedoch, daß sich im Jahre 1813 Gräber beziehungsweise Gruften der Gutsherrschaft auch von Eickhof dort befunden haben.… Im Jahre 1945 gefallene deutsche Soldaten wurden an der Kapelle in Eickerhöfe beigesetzt. Die Gräber, zunächst gepflegt, sind heute bereits kaum noch zu erkennen.“[21]

Die Sage von der prophetischen Glocke

Unter der Überschrift „Eine Sage“ und „Prophetische Glocke“ gab es im Freimüthigen Abendblatt in Schwerin im Jahre 1831 einen Disput um die Glocke der Kapelle in Eickerhöfe „deren Inschrift alle Ereignisse der neusten und neuern Zeiten im Voraus angekündigt habe“.[22] Das bezog sich auf die Inschrift der Glocke auf der unter anderem steht „Gott bewahre Mich, diese Kirche, und itzige und künftige Patronen sonderlich zur bösen Zeit von Anno 1811 bis 1863“. Diese Glocke hatte Leopold Friedrich Gans im Jahre 1718 von Heinrich Kramer in Salzwedel gießen lassen und er hatte auch die Inschrift verfasst aus seinen Berechnungen zur Offenbarung,[11] die er 1712 in einem Buch veröffentlicht hatte.[23]

Diese berühmte Glocke aus der aufgegebenen Kirche in Eickerhöfe hängt seit April 2019 in der Sankt-Nikolaus-Kirche in Beuster.[24]

Literatur

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 587–588, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 368, 30. Eickerhöfe, Alt- und Neu (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Eickerhöfe – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 587–588, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Karina Hoppe: Seehausen lässt weiter Federn. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 26. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 17.
  3. Hauptsatzung der Hansestadt Seehausen (Altmark). 17. September 2019, § 1 Name, Bezeichnung, S. 2 (seehausen-altmark.de [PDF; 3,9 MB; abgerufen am 9. November 2019]).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. zitiert nach Rohrlach: BLHA, Rep. 78, Kopiar Nr. 83, fol 122
  6. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 313 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00404~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. a b J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 368, 30. Eickerhöfe, Alt- und Neu (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Lieselott Enders: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. bis Anfang des 19. Jahrhunderts). In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 56. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-1504-3, S. 1276, doi:10.35998/9783830529965.
  9. Losenrade auf seehausen-altmark.de. Abgerufen am 24. November 2019.
  10. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1383, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  11. a b Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 88–89.
  12. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 232.
  13. Gebietsänderungsvertrag Hansestadt Seehausen. In: Landkreis Stendal (Hrsg.): Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17. Stendal 12. August 2009, S. 184 (landkreis-stendal.de [PDF; abgerufen am 25. Juni 2020]).
  14. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 172 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  15. a b Andreas Puls: Orte verlieren 122 Einwohner in 12 Monaten. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 21. Februar 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 19. Juni 2019]).
  16. Landkreis Stendal – Der Landrat: Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025. 30. Oktober 2015, S. 296, abgerufen am 3. August 2019.
  17. a b Ralf Franke: Seehausen hat mehr Zuzügler. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 14. Januar 2022, DNB 1047269554, S. 17.
  18. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 108 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Pfarrbereich Beuster. In: ekmd.de. Abgerufen am 14. Dezember 2020.
  20. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 118–119.
  21. Johann Marchal, Wilhelm Fascher: Beuster - ein Altmarkdorf an der Alten Elbe. Chronik aus nachgelassenen Aufzeichnungen. Hrsg.: Peter Marchal. Gemeinde Beuster, Beuster 2007, DNB 984510834, S. 67–68.
  22. Freimüthiges Abendblatt. Schwerin 21. September 1831, Nr. 665, Spalte 840 (Eine Sage), Nr. 673, Spalte 998 (Prophetische Glocke), Nr. 677, Spalte 1087 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D7BGJw10PQGsC%26pg%3DPA839~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  23. Leopold Friedrich Gans: In sonderbarer Gnade Gottes entdeckter Schlüssel zur wahren Zeit-Rechnung. Mit Auslegung der in der Offenbarung verkündigten Kirchengeschichten. Hamburg 1712 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DMzI-AAAAcAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  24. Glockenguss und Fest in Beuster. Wieder komplett. In: Glaube und Heimat. 28. März 2019 (auf meine-kirchenzeitung.de).