Gehrhof (Seehausen)

Gehrhof
Koordinaten: 52° 51′ N, 11° 46′ OKoordinaten: 52° 51′ 20″ N, 11° 46′ 24″ O
Höhe: 22 m ü. NHN
Fläche: 1,75 km²[1]
Einwohner: 52 (1925)[2]
Bevölkerungsdichte: 30 Einwohner/km²
Eingemeindung: 30. September 1928
Eingemeindet nach: Behrend
Postleitzahl: 39615
Vorwahl: 039386
Gehrhof (Sachsen-Anhalt)
Gehrhof (Sachsen-Anhalt)
Lage in Sachsen-Anhalt

Gehrhof ist ein Wohnplatz im Ortsteil Behrend der Hansestadt Seehausen (Altmark), im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Geografie

Der Gehrhof ist ein Hof in der Altmark. Er liegt vier Kilometer südöstlich der Stadt Seehausen (Altmark) am Flüsschen Biese in der Wische.[4]

Nachbarorte sind Biesehof im Norden, Falkenberg im Osten, Dobbrun im Süden und Behrend im Südwesten.[4]

Geschichte

Gehrhof wurde erstmals am 9. April 1427 erwähnt, als Markgraf Johann zu Brandenburg und Burggraf zu Nürnberg den Hans Boldewin mit dem „hoff ctzum gere“ gelegen an der „feltmarken czu Berne“ belehnte.[5] Am 1. April 1436 belehnte der Markgraf Johann Arnd und Otto Boldewin mit dem Hofe zu „unden“, der zum Hofe „czum gere“ gehörte.[6] Weitere Nennungen sind 1443 Gerhoff, 1518 de Gerhoff vp der Bese belegen und 1608 Gerhoff.[1] 1745 gab am Rittersitz Gehrhof es eine Mühle und eine Schäferei.[1] Die Windmühle stand am Anfang des 20. Jahrhunderts am südlichen Ortsausgang,[7] war 1932 aber nicht mehr vorhanden. 1796 wurde vom Gut Alten-Gehre berichtet: „eigentlich nur ein Vorwerk hat aber einen vortrefflichen Boden“.[8] Im Jahre 1804 lebten im adligen Gut Gehrhof zwei Einlieger und ein Fischer. Es „wird wegen den guten Bodes ganz zur Fettweide genutzt“.[9] Im Jahre 1807 wurde der Ort als Weiler Gehrhoff und 1810 als Weiler Gehrdorf im Kanton Bretsch im Königreich Westphalen benannt.[10] 1842 wurde Gehrhof als landtagsfähiges Rittergut auf einer Insel der Biese beschrieben.[11]

Das Herrenhaus steht auf der Stelle einer alten Burg. Der Hof gehörte ab 1460[2] der Familie von Jagow, von 1919 bis 1921 einer Erbengemeinschaft des Grafen Heinrich von Schlieffen, ab 1921 bis 1946 der Familie Schulte-Hiltrop.[12] 1946 wurden die Eigentümer durch die Bodenreform enteignet und das Land am 16 Neubauern vergeben. Später bewirtschaftete die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft „Gehrhof“ den Hof.[13]

Nach 1990 konnten Angehörige der Familie Schulte-Hiltrop einen Teil der enteigneten Gebäude und Ländereien von der Treuhandanstalt beziehungsweise ihrer Nachfolgeorganisation erwerben.[12]

Herkunft des Ortsnamens

Der Name könnte vom deutschen Vornamen Ger oder Gero abgeleitet worden sein.[14]

Wüstung Unden

Nach einer Urkunde von 1432[15] lag Unden zwischen Seehausen und Behrend. Wilhelm Zahn berichtete 1909: „Nun liegt fast 1 Kilometer nordwestlich von Behrend auf der Flur dieses Dorfes, von der Eisenbahn Stendal–Wittberge durchschnitten das Räckendorfer Kossatenland. Ein Wüstung Räckendorf ist aber in dieser Gegend nicht nachweisbar, vielleicht ist es die alte Feldmark von Unden, deren letzte Bewohner sich als Kossaten in Behrend niedergelassen haben.“[16]

Eingemeindungen

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Gehrhof aus dem Landkreis Osterburg mit der Landgemeinde Behrend vereinigt.[17] Nach der Eingemeindung von Behrend nach Seehausen (Altmark) am 1. Februar 1974[18] gehörte der Ortsteil Gehrhof zur Stadt Seehausen.[19] Heute wird Gehrhof nur noch als Wohnplatz des Seehausener Ortsteils Behrend aufgeführt.[3]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1775 27
1789 33
1798 34
1801 28
1818 32
Jahr Einwohner
1840 50
1864 44
1871 37
1885 44
1892 [0]38[2]
Jahr Einwohner
1895 58
1905 63
1910 [0]75[2]
1925 [0]52[2]

Quelle wenn nicht angegeben:[1]

Religion

Die evangelischen Christen aus Gehrhof gehören zur Kirchengemeinde Behrend, die früher zur Pfarrei Dobbrun gehörte,[20] und vom Pfarrbereich Seehausen[21] des Kirchenkreises Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland betreut wird.

Wirtschaft

Ein kleiner Hof mit Bio-Landwirtschaft, Schwerpunkt Grünland.[12]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 747–748, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c d e Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 172, 236 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  3. a b Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 111 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 473 (Digitalisat).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 495 (Digitalisat).
  7. Messtischblatt 1613: Seehausen. Reichsamt für Landesaufnahme, 1902, abgerufen am 24. November 2019.
  8. Johann Ernst Fabri: Von der Stadt Seehausen (= Beyträge zur Geographie, Geschichte und Staatenkunde. Band 2). Schneider und Weigel, 1796, S. 451, Das Gut Alten-Gehre (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10429204~SZ%3D00487~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 315 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00337~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Verzeichniß der Departements, Districte, Cantons und Communen des Königreichs.Bulletin des lois du Royaume de Westphalie, Band 1, Elbe-Departement (separate Zählung), Kanton Bretsche, Cassel/Kassel 1808. 1. Druck 1808, S. 25/26 Online bei Google Books, 2. Druck 1810, S. 87 Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10550811_00091~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D im MDZ. Zu den Unterschieden der Drucke siehe Vorredehttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10550811_00009~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3DVorrede~PUR%3D.
  11. J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 370, 44. Gehrhof (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DHB4_AAAAcAAJ%26pg%3DPA370~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. a b c Gehrhofs Laden auf www.gehrhof.de. Abgerufen am 24. November 2019.
  13. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 154, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  14. Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 106.
  15. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 366 (Digitalisat).
  16. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 227–228, Nr. 234 Unden.
  17. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 213.
  18. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 344, 345, 346 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  19. Karla Balkow, Werner Christ: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik. Staatsverlag der DDR, 1986, ISBN 3-7685-2185-0, S. 94.
  20. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 106 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Pfarrbereich Seehausen. Abgerufen am 11. April 2020.