Eckhart Schmidt arbeitete nach dem Abitur in Ulm und dem Studium in München zunächst als Filmkritiker u. a. für die Süddeutsche Zeitung, Film und den Bayerischen Rundfunk. In ihrer Würdigung zu Schmidts 80. Geburtstag schrieb Anke Sterneborg: „Das Kino hat er sich als Autodidakt erobert, nach dem Muster der französischen Kollegen, zunächst als Kritiker unter anderem der Süddeutschen Zeitung“.[1] Er war einer der ersten, die in Deutschland über Regisseure wie Douglas Sirk, Raoul Walsh, Budd Boetticher und Jean-Pierre Melville schrieben. Mitte der 1960er Jahre wurde Eckhart Schmidt parallel zu seiner journalistischen Tätigkeit auch als Filmemacher aktiv. Er wurde Teil der Neuen Münchner Gruppe um Rudolf Thome, Max Zihlmann und Klaus Lemke, die eine Unterhaltungs-Alternative zu der Oberhausener Gruppe und dem Oberhausener Manifest suchte, „für ein Kino das wilder und ungezügelter und zugleich stärker dem Publikum zugewandt ist“ (Sterneborg).[1] Erste Kurzfilme entstanden Mitte der 1960er Jahre; 1967 drehte er mit Jet Generation, einem Porträt des „Swinging München“ der sechziger Jahre, seinen ersten langen Spielfilm. 1978 gab er das Punk-Magazin S!A!U! heraus, in dem u. a. Rainer Werner Fassbinder, Herbert Achternbusch, Werner Schroeter, David Byrne und Patti Smith publizierten.[2][3]
1982 drehte er nach seinem gleichnamigen Roman den Film Der Fan mit Désirée Nosbusch in der Hauptrolle. Es folgten zahlreiche weitere Spielfilme und Buchveröffentlichungen.
Bei seinen Spielfilmen ließ sich Schmidt zuerst von der Neuen Deutschen Welle (Der Fan, Das Gold der Liebe), dann von den Melodramen Douglas Sirks(Das Wunder) und schließlich von der deutschen Romantik (Undine, Der Sandmann) inspirieren. Nach einer siebenjährigen Spielfilm-Pause drehte Schmidt dann Spielfilme im High-Definition-Format u. a. Internet Love, 24/7 – Sunset Boulevard und nach Cesare Paveses Selbstmord-Novelle Sunset Motel, die alle in Los Angeles entstanden.
Ab 2006 war Eckhart Schmidt auch als Fotograf aktiv; seine Fotografien wurden in den Büchern Window Girls und Mulholland Drive – Opening Scenes publiziert und auf Ausstellungen in Deutschland und USA gezeigt. 2011 stellte Schmidt erstmals seine malerischen Arbeiten unter dem Motto „The Art of Passion“ in Los Angeles und München aus. Im gleichen Jahr entwickelte Schmidt ein neues Format, das er „Fotovision“ nannte, eine Kombination von Poesie, Photographie und Musik. Die erste Fotovision erschien 2011 auf DVD bei Jam Entertainment. Seine photographischen Arbeit setzte Schmidt mit Arbeiten zur Graffiti-Kunst in Los Angeles fort, die im Februar 2012 erstmals in München gezeigt wurden, 2013 mit dem Projekt A la recherche d’une fille perdue, das in München und Los Angeles ausgestellt wurde.
Schmidt veröffentlichte 2011 den Doppelroman Hotel/Minorella, 2012 die Erzählsammlung Corridos – Erzählungen, in der Schmidt aus der Perspektive von Club-Girls Grenz-Situationen aus Los Angeles und Mexiko beschreibt. 2014 publizierte Schmidt ein Buch über die aktuelle Jugend mit dem Titel Niemals allein, für immer einsam. In seinem Fotografie/Poesie-Buch Bad Girls Are Good Girls veröffentlichte Schmidt poetische Texte in Englisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch, kombiniert mit Fotos, die in Rom, Venedig, Palermo, Los Angeles und München entstanden. 2015 erschien Love And Hate in L.A. mit Fotos und Poesien und einem lyrischen Epos mit dem Titel The Killing of Jeanny O., in dem es um die Hintergründe des Mordes an Ronnie Chasen geht.
2015/16 publizierte Schmidt die Romane Love and Death in the Afternoon und Hollywood Girl. Ab 2016 lebte Schmidt auch in Rom, wo er neun Spielfilme drehte, die er unter dem Titel Der Römische Zyklus zusammenfasste, ins Kino brachte[4] und auf Blu-ray veröffentlichte. 2017 kam sein Lyrikband Amore verticale heraus.
2018 wurden die Filme aus Der Römische Zyklus in Triest auf dem FestivalI MILLE OCCHI Festival internazionale del cinema e delle arti gezeigt.[5][6][7][8] Im selben Jahr erschienen Schmidts Memoiren unter dem Titel Stichworte sowie der Lyrikband Pomeriggio a Roma. Ebenfalls 2018 stellte Schmidt – in Rom[9] und in München[10] – Filme aus seinem Römischen Zyklus II im Kino vor, die Anfang 2019 als Blu-ray-Box erschienen sind. „Mit dem Stummfilm Erster Kuss und so ... ist Eckhart Schmidt an den Ursprungsort seines filmischen Schaffens zurückgekehrt“, schrieb Josef Grübl in der Süddeutschen Zeitung.[11] 2019 fand die Uraufführung von Schmidts Film A Little Piece of Horror im Münchner Werkstattkino statt.[12] Auch drei weitere neue Filme präsentierte Schmidt – im Rahmen der Filmkunstwochen 2020 – in Münchner Kinos.[13]
Privates
Mitte 2015 verließ Schmidt Los Angeles, wo er seit mehr als 30 Jahren regelmäßig arbeitete. Schmidt war 46 Jahre lang mit der Schauspielerin Isi ter Jung verheiratet, die 2007 starb.
Ab 2015 war Schmidt mit der Übersetzerin Gorana Dragas verheiratet, die auch als Produzentin von Schmidts Filmen tätig war. Schmidt starb am 24. Oktober 2024.[14]
↑ abAnke Sterneborg: Distanz zur Wahrhaftigkeit. Der kompromisslose Filmpoet Eckhart Schmidt wird 80. In: sueddeutsche.de. 30. Oktober 2018, ISSN0174-4917 (Online [abgerufen am 30. November 2018]).