Catherine Winkworth (* 13. September1827 in Holborn, London; † 1. Juli1878 bei Genf) war eine englischeKirchenlieddichterin und Erzieherin. Am bekanntesten ist sie für ihre Leistung, die deutscheChoraltradition englischen Muttersprachlern durch ihre zahlreichen Übersetzungen von Kirchenliedern nahegebracht zu haben. Ferner arbeitete sie an der Verbesserung der Bildungschancen für Mädchen und übersetzte die Biographien zweier Gründerinnen religiöser Schwesternschaften. Mit 16 war sie wohl die Urheberin eines einst bekannten Wortspiels: Peccavi (siehe unten).
Catherine Winkworth wurde als vierte Tochter von Henry Winkworth, einem Seidenhändler, in dem Haus 20 Ely Place in Holborn am Rande der City of London geboren.[1] 1829 zog ihre Familie nach Manchester, wo ihr Vater eine Seidenzwirnmühle besaß. Winkworth lebte für den größten Teil ihres frühen Lebens in dieser Großstadt, die ein Motor der Industriellen Revolution war. Sie studierte beim unitarischen Geistlichen Rev. William Gaskell, dem Pfarrer der Cross Street Chapel in Manchester, und dem englischen PhilosophenJames Martineau. Beide gehörten der General Assembly of Unitarian and Free Christian Churches an. Der Stadthistoriker Harold L. Platt merkte an, dass im Viktorianischen Zeitalter die Mitgliedschaft in dieser unitarischen Gemeinde nicht überschätzt werden könne. Es habe sich um die Quelle des Liberalismus der Stadt Manchester gehandelt und habe dadurch eine Generation lang gewaltigen Einfluss auf Stadt und Nation gehabt.[2]
Danach zog sie mit ihrer Familie nach Clifton nahe Bristol. Ihre Schwester Susanna Winkworth (1820–1884) war ebenfalls Übersetzerin, größtenteils von deutschen Andachtsbüchern.
Choraltradition
Catherine Winkworth verbrachte ein Jahr in Dresden, in dieser Zeit entwickelte sich ihr Interesse am deutschen Kirchenlied. Um 1854 veröffentlichte sie ihr Buch Lyra Germanica, eine Sammlung von ihr ausgewählter Kirchenlieder, die sie ins Englische übersetzt hatte. Eine weitere Sammlung folgte 1858.
Winkworth übersetzte auch Biographien zweier Gründer von Schwesternschaften für die Armen und Kranken: „Life of Pastor Fliedner“ im Jahre 1861 und „Life of Amelia Sieveking“ im Jahre 1863.
1863 veröffentlichte sie auch The Chorale Book for England, das von den Komponisten William Sterndale Bennett und Otto Goldschmidt mitverlegt wurde. 1869 folgte ihr Buch Christian Singers of Germany. The Harvard University Hymn Book zufolge vollbrachte Winkworth „mehr als jede andere Einzelperson, um das reiche Erbe deutschen Kirchenliedgutes der englischsprachigen Welt zugänglich zu machen“.[3] Vier Beispiele für Übersetzungen aus ihrer Hand sind in The Church Hymn Book 1872 (Nr. 344, 431, 664 und 807)[4] veröffentlicht.
Zusätzlich zur Übersetzung von Kirchenliedern war Winkworth stark im Kampf für die Frauenrechte engagiert; sie war Geschäftsführerin der Clifton Association for Higher Education for Women, Befürworterin der Clifton High School for Girls, wo ein Schulgebäude nach ihr benannt wurde,[8] und ein Mitglied des Cheltenham Ladies' College. Ebenso war sie Direktorin der Red Maids' School in Westbury-on-Trym in Bristol.[9] Winkworth wurde als „eine frühe Feministin“ beschrieben.[10]
Ever would I fain be reading (übersetzt 1858 aus Luise Hensels deutschem Text von 1829)
Holy Spirit! once again (übersetzt 1858 aus Heinrich Helds Text Komm, o komm, du Geist des Lebens von 1661)[12]
Deck thyself my soul with gladness (übersetzt 1858 aus Johann Francks Text Schmücke dich, o liebe Seele von 1646–53, von Winkworth überarbeitet 1863, fand in dieser Form Eingang in zahlreiche lutherische, anglikanische und methodistische Gesangbücher)
A spotless rose (übersetzt aus den ersten beiden Strophen von Es ist ein Ros entsprungen aus dem 16. Jahrhundert, vierstimmige Sätze 1919 von Herbert Howells und 2002 von Philip Ledger[21])
Der Encyclopedia of Britain von Bamber Gascoigne (1993) zufolge war sie es, die, bezugnehmend auf General Charles James Napiers schonungslosen, unautorisierten und erfolgreichen Eroberungsfeldzug in der indischen Provinz Sindh, „... ihrem Lehrer gegenüber anmerkte, dass Napiers Bericht an den Generalgouverneur von Indien hätte lauten sollen: Peccavi (Lateinisch für 'Ich habe gesündigt', englisch: 'I have sinned', im Englischen homophon mit 'I have Sindh', 'Ich habe Sindh'). Sie sandte ihr Wortspiel an das humoristische Magazin Punch, welches es am 18. Mai 1844 als Tatsachenbericht im Auslandsteil abdruckte. Winkworth war zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre alt. Im Ergebnis wurde dieser Scherz üblicherweise Napier zugeschrieben.“[22]
↑Harold L. Platt: Shock Cities: The Environmental Transformation and Reform of Manchester and Chicago. University of Chicago Press, 2005, ISBN 978-0-226-67076-8, S.64 (hier in der Google-Buchsuche).
↑The Harvard University Hymn Book. Harvard University, 1964, ISBN 0-674-38000-2, S.288 (hier in der Google-Buchsuche).
↑William Emmett Studwell, Dorothy E. Jones: Publishing Glad Tidings: Essays on Christmas Music. Psychology Press, 1998, ISBN 978-0-7890-0398-0, S.40 (englisch, google.co.uk [abgerufen am 18. Dezember 2020]).
↑Catherine Winkworth: Christian Singers of Germany. Macmillan &Company, 1869, ISBN 978-0-598-64823-5, S.85 (englisch, google.co.uk [abgerufen am 18. Dezember 2020]).
↑The Cambridge Guide to Women's Writing in English. Cambridge University Press, 1999, Winkworth, Catherine, S.671 (google.com [abgerufen am 22. Mai 2018]).