Das Frühwerk des Architekten war geprägt durch die konservative Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf im zeitgemäßen Stil des Historismus. Das Haupt- und Spätwerk Schmitz ist im Gegensatz dazu durch eine zunehmende Distanz zur bisherigen Praxis und durch die Suche nach einem neuen deutschen wirkungs- und wahrnehmungsorientierten Stil gekennzeichnet.[4] Möglicherweise haben Schmitz’ Reisen durch Europa und Amerika diesen Emanzipationsprozess eingeleitet. In jedem Fall bezeugen seine Anleihen an amerikanische Vorbilder einen internationalen Stil- und Formenaustausch noch vor der Weltausstellung in Chicago 1893. Schmitz setzte sich mit dem architekturtheoretischen Diskurs der Zeit und den Themen der Wahrnehmung, der Form und des Raumes auseinander.[4]
„Die Architektur Schmitz’ offenbart ein Bewusstsein für das politische und gesellschaftliche Potential von Architektur und die Beschäftigung mit den Fragen von Wirkung, Erziehung, Potentialität und Performativität von Baukunst. In der Denkmalarchitektur ist dies am Wandel vom plastischen zum architektonischen Denkmal nachvollziehbar sowie allgemein in dem Bestreben, sich vom Intellektualismus zu lösen und stattdessen eine sinnlich erfahrbare Architektur zu schaffen.“
Am 1. November 1881 wurde die Firmavan Els & Schmitz von Otto van Els und Bruno Schmitz errichtet und im Jahre 1882 ins Handelsregister eingetragen.[8] Der Firmensitz befand sich im Stadtteil Pempelfort im Haus Rosenstraße 26[9] – bis zur Fertigstellung des Geschäftshauses Schadowstraße 17.[10]
Ab 1883 beteiligte Schmitz sich an mehreren Architektenwettbewerben. So wurde ihm der 1. Preis im Wettbewerb für das Vittorio-Emanuele-Denkmal in Rom zugesprochen; es wurde jedoch durch einen anderen Architekten erbaut. Den 1. Preis des Klavierherstellers Ibach erhielt Schmitz für den Entwurf eines Pianogehäuses. Einen weiteren 1. Preis erhielt Schmitz für den Entwurf eines „Kaiserforums“ im ersten Wettbewerb für ein Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal; auch dieser Entwurf wurde nicht verwirklicht.[11] Ab 1886 lebte und arbeitete Schmitz in Berlin.
Bruno Schmitz gewann 1882 den Wettbewerb für die Errichtung des Oberösterreichischen Landesmuseums Francisco Carolinum in Linz an der Donau. Bereits 1886 wurde der Kolossalfries an den Außenfassaden des zweiten Obergeschosses vollendet. Das Museum wurde am 29. Mai 1895 von Kaiser Franz Joseph I. feierlich eröffnet.
Am 31. Januar 1897 tagte in Berlin unter Leitung von Wilhelm Böckmann die konstituierende Versammlung des Ausschusses für deutsche Nationalfeste, die über ein neues Fest für das deutsche Volk beriet. Es sollte eine Kombination von Meisterschaft von Deutschland und Nationalfest sein, analog dem Olympia der Griechen. Auch die Worte Kampfspiele und Wallfahrt wurden in der Argumentation eingesetzt. Wilhelm Böckmann hatte zuvor das neu errichtete Kaiser-Wilhelm-Denkmal im Kyffhäusergebirge besucht. Andere Teilnehmer schlugen Berlin, Leipzig oder Eisenach vor. Am Ende fiel jedoch die Entscheidung zugunsten des Wolwedatals neben dem Kyffhäuserdenkmal. 1898 erhielt Schmitz auf der Großen Berliner Kunstausstellung eine große Goldmedaille.
Bruno Schmitz, der den Architektenwettbewerb für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal gewonnen hatte, wurde beauftragt, für die nun noch in unmittelbarer Nähe zu errichtende nationale Feststätte Skizzen anzufertigen. Geplant war im Wolwedatal eine Veranstaltungsfläche von etwa 550 × 370m mit 300.000 bis 400.000 Sitzplätzen, eine etwa 10 ha große Wasserfläche sowie die Anbindung an das Kyffhäuserdenkmal. Sportvereine, aber auch Gesangsvereine sollten noch Vorschläge unterbreiten. Als Sportarten waren Rudern, Radfahren, Schwimmen und Turnen angedacht. Das Projekt wurde nicht umgesetzt. Auch eine später vorgeschlagene kleinere Variante (oberhalb von Kelbra) kam nicht über die Planungsphase hinaus.
Schmitz war ab 1899 Preisrichter bei mehreren Preisausschreiben um die Gestaltung von Sammelalben für Stollwerck-Sammelbilder, unter anderem für den Einband des Sammelalbums Nummer 3 zusammen mit Justus Brinckmann, Architekt Emil Meerwein und Maler Julius Christian Rehder aus Hamburg.[14]
Ebenfalls im Jahr 1913 entstanden Entwürfe eines maßstabslos dominanten Westwerks für den Freiberger Dom, die von Cornelius Gurlitt unterstützt wurden. Die Ausführung unterblieb wegen des Ersten Weltkriegs, wodurch das fragmentarische, spätgotisch geprägte Erscheinungsbild des Doms erhalten blieb.[15]
Bruno Schmitz heiratete die Sängerin Lucia Wanda Genelli, eine Enkelin des Grafikers Bonaventura Genelli. 1892 wurde die erste Tochter Gabi geboren, am 6. August 1893 die zweite Tochter Angelika. Diese wurde später als Bildhauerin Gela Forster und Ehefrau von Alexander Archipenko bekannt.
Schmitz wurde durch seine Frau und seinen Freund Otto Hammann, Pressechef im Auswärtigen Amt, in einen der prominentesten Ehebruch-Skandale des Kaiserreichs verwickelt.[17] Die Ehe wurde im Jahr 1902 geschieden.
Obwohl Bruno Schmitz als Künstler beispielsweise auch Mausoleen gestaltet hatte, verfügte er für sich selbst testamentarisch eine schlichtere Art der Bestattung, bei der seine Asche in den Rhein zu streuen sei. Dieser letzte Wunsch, den seine Freunde 1916 am Fuße des von ihm entworfenen Kaiser-Wilhelm-Denkmals am Deutschen Eck sowie durch einen Denkstein mit Inschrift umzusetzen gedachten,[18] wurde ihm auf Grund des deutschen Rechts nicht erfüllt, seine Asche wurde stattdessen auf Veranlassung Wilhelms II. am 11. September 1917 im Kyffhäuserdenkmal beigesetzt.[19] Als der Raum, in dem eine Sandsteinschatulle mit seiner Urne auf einer Stele aufgestellt war, in den 1960er Jahren nach Vorstellungen der DDR von dem Bildhauer Martin Wetzel umgestaltet werden sollte, wurde die Urne in einen Kellerraum verbracht; die Sandsteinschatulle wurde zu einem Blumengefäß umfunktioniert. Angehörige, die die Urne vermissten, konnten diese in den 1980er Jahren über den Bereich Kommerzielle Koordinierung des DDR-Außenhandelsministeriums in ihren Besitz und in den Westen bringen, wo sie auf dem Nordfriedhof in Düsseldorf erneut beigesetzt wurde.[20]
In den 1930er Jahren wurde in einer Leipzig-Paunsdorfer Kleinsiedlung (am Sellerhäuser Friedhof) eine Straße nach ihm benannt. In den 1960er Jahren benannte seine Geburtsstadt Düsseldorf eine Straße im wachsenden Stadtteil Garath nach ihm.[21]
Werk (Auswahl)
Derzeitiger Stand der Forschung ist, dass Schmitz Œuvre 99 Werke umfasst.[22] Hier wird eine Auswahl vorgestellt.
Denkmale
1884: Harkortturm in Wetter (eingeweiht am 19. Oktober 1884)
um 1898/90: Grabmal für Amalie († 1889) und Karl Hoffmann († 1916, Verleger) auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg, Grabfeld M (an der nördlichen Friedhofsmauer)[23]
1894–1897: Rheinisches Provinzialdenkmal für Kaiser Wilhelm I. in Koblenz am Deutschen Eck (2. Preis im Wettbewerb, enthüllt am 31. August 1897, Skulptur rekonstruiert)
1903–1907: Grabmal für den Papierfabrikanten Max Krause (1838–1913) auf dem Friedhof der Jerusalemer- und Neuen Kirchengemeinde IV. in Berlin-Kreuzberg, Bergmannstraße 45 (zusammen mit dem Bildhauer Franz Metzner)[23][24]
1882–1883: Wohnhaus Inselstraße 26 in Düsseldorf (zusammen mit Otto van Els; unter Denkmalschutz)
1882–1884: Geschäftshaus Alleestraße 24 in Düsseldorf (zusammen mit Otto van Els; nicht erhalten)
1883: Geschäftshaus Schadowstraße 17 in Düsseldorf (zusammen mit Otto van Els; nicht erhalten)
1886: Wettbewerbsentwurf für die Städtische Tonhalle in Düsseldorf, Schadowstraße 93 (prämiert; Ausführungsplanung vom Stadtbauamt unter „Benutzung“ mehrerer prämierter Entwürfe)
1887: Wohnhaus Inselstraße 27 in Düsseldorf (zusammen mit Otto van Els; unter Denkmalschutz)
1908–1910: Wettbewerbsentwurf für einen Grundplan für die bauliche Entwicklung von Groß-Berlin, zusammen mit den Ingenieuren Havestadt & Contag sowie dem Bauingenieur Otto Blum, 4. Preis
1912: Wettbewerbsentwurf für einen Generalbebauungsplan für die Stadt Düsseldorf, zusammen mit Otto Blum und Bruno Heck, 1. Preis[37][38]
Hans Schliepmann: Bruno Schmitz. Wasmuth, Berlin 1913 (= 13. Sonderheft der Berliner Architekturwelt).
Christmut Präger: Das Werk des Architekten Bruno Schmitz (1858–1916). Unter besonderer Berücksichtigung des Frühwerks. Dissertation, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1991 (zum Download bei der Heidelberger Universitätsbibliothek)
Johanna Yeats: Bruno Schmitz (1858–1916). Reformarchitekt zwischen Historismus und beginnender Moderne. PublIQation, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7458-7010-7 (eingeschränkte Vorschau bei Google Bücher).
↑Johanna Yeats: Bruno Schmitz (1858–1916). Reformarchitekt zwischen Historismus und beginnender Moderne. PublIQation, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7458-7010-7 (420 S.).
↑ abJohanna Yeats: Bruno Schmitz (1858–1916). Reformarchitekt zwischen Historismus und beginnender Moderne. PublIQation, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7458-7010-7, S.11.
↑Johanna Yeats: Bruno Schmitz (1858–1916). Reformarchitekt zwischen Historismus und beginnender Moderne. PublIQation, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7458-7010-7, S.11f.
↑Schülerliste der Kunstakademie: Schmitz, Bruno, BR 0004 Nr. 1561, Blatt 149V, Schuljahr 1874, Bauklasse W. Lotz (Digitalisate)
↑Olaf Starck: Architekt Bruno Schmitz 1858–1916. Zeichnungen, Pläne, Materialien zu seinen Werken und seiner Person. Düsseldorf 1996, Stadtarchiv Landeshauptstadt Düsseldorf (4-21-0), S. 5 ff.; duesseldorf.de/stadtarchiv (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.duesseldorf.de (PDF).
↑Karl H. Neidhöfer: Düsseldorf. Straßennamen und ihre Geschichte. Droste, Düsseldorf 1979, ISBN 3-7700-0494-9.
↑Johanna Yeats: Bruno Schmitz (1858–1916). Reformarchitekt zwischen Historismus und beginnender Moderne. PublIQation, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7458-7010-7, S.273.
↑Christoph Fischer, Renate Schein (Hrsg.):„o ewich is so lanck“. Die historischen Friedhöfe in Berlin-Kreuzberg. Ein Werkstattbericht. (= Ausstellungskataloge des Landesarchivs Berlin, Band 6.) Nicolai, Berlin 1987, ISBN 3-87584-204-9.
↑Peter Melcher: Weißensee. Ein Friedhof als Spiegelbild jüdischer Geschichte. Berlin 1986, ISBN 3-7759-0282-1.
↑Kristiane Kochendörffer: Bruno Schmitz (1858–1916). Bismarckwarte in Berlin-Westend. In: Hans-Dieter Nägelke (Hrsg.): Architekturbilder. 125 Jahre Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin. Verlag Ludwig, Kiel 2011, ISBN 978-3-86935-136-0, S. 118. (eingeschränkte Vorschau auf Google Bücher)
↑Ariane Leutloff: Turmhaus, Großhaus, Wolkenschaber. Eine Studie zu Berliner Hochhausentwürfen der 1920er Jahre. Verlag Ludwig, Kiel 2011, ISBN 978-3-86935-042-4, S. 165.
↑Abbildung in: Hans-Dieter Nägelke: Baugeschichte der Jetztzeit! 125 Jahre Architekturmuseum. In: Hans-Dieter Nägelke (Hrsg.): Architekturbilder. 125 Jahre Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin. Verlag Ludwig, Kiel 2011, ISBN 978-3-86935-136-0, S. 17.
↑Florian Speer: Klaviere und Flügel aus dem Wupperthale – Instrumentenbau in der Wupperregion und am Niederrhein während des 19. Jahrhunderts am Beispiel der Orgel- und Klavierbauerfamilie Ibach. Dissertation Gesamthochschule Wuppertal, Wuppertal 2000, S. 251, 289, 292 (bib.uni-wuppertal.de (Memento des Originals vom 8. August 2017 im Internet Archive; PDF) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/elpub.bib.uni-wuppertal.de)
↑Paul Mahlberg: Das städtebauliche Ergebnis eines Wettbewerbes zur Erlangung eines Bebauungsplanes für Groß-Düsseldorf. In: Kunstgewerbeblatt. 24. Jahrgang (1913), S. 64–67, Abbildung S. 65 (Digitalisat)