Bruno Kircheisen wurde 1852 in Stollberg im Erzgebirge geboren. Er war ein Sohn des Nadlermeisters und Galanterie-, Porzellan-, Spielwaren- und Lebensmittelhändlers Louis Bruno Kircheisen (1817–1908) und dessen Ehefrau Juliane Henriette Jehmlich (1822–1857), einer Tochter des Orgelbauers Carl Gottlieb Jehmlich (1786–1867) aus Cämmerswalde/Neuwernsdorf.[4] Die Familie wohnte in Stollberg im Haus Niedergasse 43. Nach Besuch der Stollberger Knabenschule trat er bei seinem Onkel, dem Hoforgelbauer Carl Eduard Jehmlich (1824–1889) in Dresden, in die Orgelbauerlehre. Nach Abschluss der Lehre trat er 1874 in die Orgelbauwerkstatt von Urban Kreutzbachs Sohn Richard in Borna ein. Nach einer Wanderschaft in Süddeutschland und im Rheinland ließ er sich in Dresden nieder, wo er am 6. Juni 1884 das Gewerbe anmeldete und eine eigene Orgelbauwerkstatt begründete.[1]
Kircheisen war als Orgelbaumeister überwiegend im Erzgebirge und in Dresden und Umgebung, aber auch im Kreis Meißen tätig. Er führte dort Reparaturen und Umbauten an vorhandenen Orgeln aus. Fälschlich ihm zugewiesen ist ein 1862 datierter Neubau einer Orgel in der Kapelle des Schlosses Hoheneck, das als Frauengefängnis genutzt wurde.[5][6] Dieser wurde laut Gunter Lasch vielmehr erst 1866 von Johann Gottlieb Kralapp (1827–1891) ausgeführt.[1]
Reparaturen führte Kircheisen 1886 in Dorf Wehlen und 1887 in der Waisenanstalt Bräunsdorf durch.[7] 1888 reparierte er in seiner Geburtsstadt Stollberg die 1842 erbaute Jehmlich-Orgel in der Jakobikirche. 1889 errichtete er eine neue Orgel nach der Erweiterung des Kirchsaals in der Anstalt auf Schloss Hoheneck. Hierbei handelte es sich um Bruno Kircheisens Erstlingswerk Op. 1. In Summe sind elf Orgelneubauten Kircheisens bekannt, von denen acht (Stand: 2021) erhalten, zum Teil aber umgebaut worden sind.[1]
In den Adressbüchern von Dresden ist Kircheisen noch bis 1920 als Orgelbauer nachweisbar.[8] In der Zeitschrift für Instrumentenbau war im Oktober 1921 zu lesen: „Der Orgelbaumeister Herr Bruno Kircheisen in Dresden ist vor kurzem verstorben.“[9] Er war allerdings zu diesem Zeitpunkt bereits zusammen mit seiner Frau Maria Minna (geb. Grauel) zu ihrem 1879 in Borna geborenen Sohn[Anm. 1] Johannes Walter Arthur Kircheisen (Architekt), nach Siegen/Westf. übersiedelt, wo er am 25. September 1921 im Alter von 69 Jahren erblindet verstarb.[10]
Weiteres Engagement
Bruno Kircheisen war Vorsitzender des 1885 gegründeten Vereins Erzgebirger in Dresden. Neben wohltätigen Zwecken wurde es als Hauptaufgabe des Vereins betrachtet, „die Liebe zur Heimat, sowie heimatliche Sitten und Gebräuche zu pflegen und seinen Mitgliedern edle Geselligkeit zu bieten.“ Kircheisens Wohnhaus in der Zöllnerstraße Nummer 8 war 1916 auch Sitz der Geschäftsstelle des Vereins.[11]
Gunter Lasch: Die Orgel in Stollberg-Hoheneck. Zum 100. Todestag von Ernst Bruno Kircheisen (1852–1921). In: Erzgebirgische Heimatblätter 43 (2021), Heft 5, S. 6–10. ISSN0232-6078
Hermann Fischer: 100 Jahre Bund Deutscher Orgelbaumeister. 1891–1991 Festschrift. Orgelbau-Fachverlag Rensch, München 1991, ISBN 978-3-921848-18-0, S. 224.
Walter Eickhoff: Einblicke in eine Familiengeschichte und die Orgeln von Ernst Bruno Kircheisen. epubli, Berlin 2022, ISBN 978-3-7565-3019-9.
Gunter Lasch, Walter Eickhoff, Josef Poldrack: Die Orgel von Hoheneck und ihr Schöpfer Bruno Kircheisen. Festschrift zu Orgelweihe März 2024. Stadtverwaltung Stollberg, Stollberg 2024, DNB1326892355.
Einzelnachweise
↑ abcdeGunter Lasch: Die Orgel in Stollberg-Hoheneck. Zum 100. Todestag von Ernst Bruno Kircheisen (1852–1921). In: Erzgebirgische Heimatblätter 43 (2021), Heft 5, S. 6–10. ISSN0232-6078
↑Walter Eickhoff: Einblicke in eine Familiengeschichte und die Orgeln von Ernst Bruno Kircheisen. epubli, Berlin 2022, ISBN 978-3-7565-3019-9, S. 16.
↑Walter Eickhoff: Einblicke in eine Familiengeschichte und die Orgeln von Ernst Bruno Kircheisen. epubli, Berlin 2022, ISBN 978-3-7565-3019-9, S. 7–21.
↑Walter Eickhoff: Einblicke in eine Familiengeschichte und die Orgeln von Ernst Bruno Kircheisen. epubli, Berlin 2022, ISBN 978-3-7565-3019-9, S. 4, 33.
↑Johannes Walter Arthur Kircheisen (* 19. Januar 1879 in Borna; † 26. August 1933 in Kassel) war verheiratet mit Johanna Köhler. (Standesamt Kassel I, Sterberegister 1933, Eintrag Nr. 1448).