Bildhäuser HaufenDer Bildhäuser Haufen, auch Christliche Versammlung zu Bildhausen, war ein militärisch organisierter Zusammenschluss von aufständischen Bauern, Handwerkern und Bürgern im Deutschen Bauernkrieg im Norden des Bistums Würzburg, die mehr soziale Gerechtigkeit und eine Verringerung der unerträglich gewordenen Steuer- und Abgabenlast forderten. Die Anführer des Bauernhaufens waren die „hauptleut“ Hans Schnabel, ein Schreiner oder Leineweber aus Münnerstadt, und der Bauer Hans Scharr aus Burglauer. Den Schriftverkehr mit Freund und Feind erledigte der Kanzler Michael Schrimpf, Pfarrer aus Wermerichshausen. GeschichteDer Bildhäuser Haufen entstand am 12. April 1525[1] neben dem Taubertaler Haufen, dem Hellen Lichten Haufen (auch Neckartal-Odenwalder Haufen) als letzter der drei großen fränkischen Bauernhaufen und wies gegen Ende seines Bestehens eine Stärke von etwa siebentausend Mann auf. Diese Bauernheere kontrollierten den größten Teil Frankens. Sein Name leitete sich von dem Zisterzienser-Kloster Maria Bildhausen (gestiftet 1156) bei Münnerstadt in Unterfranken ab. 1525 stand dieses Kloster auf dem Höhepunkt seines Reichtums; gleichzeitig war es durch innere Missstände in Verruf geraten. Für dieses Kloster waren durch die Bauern der umliegenden Ortschaften Frondienste sowie der Zehnt zu erbringen. Am 12. April 1525 wurde das Kloster durch den Haufen mit etwa dreihundert Mann besetzt,[2] geplündert und schließlich in Brand gesteckt. Die Mönche flüchteten, Abt Valentin I. (Amtszeit etwa 1520–1528) entkam nach Bad Königshofen im Grabfeld (Unterfranken). Am 16. April 1525 wurde vom Haufen ein Flugblatt erstellt und in den umliegenden Ortschaften verbreitet:
Als um den 24. April 1525 der Bildhäuser Haufen durch starken Zulauf personell merklich anwuchs, wurde das Feldlager neben dem Klostergelände aufgeschlagen. Aus den umliegenden Städten wurden u. a. Zelte, Geschütze, Pulver und Blei herbeigeschafft. Es wurden die für einen Haufen üblichen Funktionen der Hauptleute mit ihren Adjutanten sowie Leutnante, Feldwebel, Fähnriche, Profoss, Furier, Zahlmeister und Wachtmeister besetzt. Um den 6. Mai 1525 beschließt die „Gemeine Versammlung zu Bildhausen“ folgende Artikel im Ring:
– Gemeine Versammlung zu Bildhausen Im Mai 1525 wurden mehrere adelige Besitzungen, insbesondere die der von Henneberg und die der von Bibra sowie Klöster von den Bildhäusern eingenommen, geplündert und anschließend zerstört. Dazu gehörten u. a. die Henneburg, die Burg Wildberg, die Lichtenburg, Schloss Mainberg, die Bettenburg und die Klöster Wechterswinkel, Schönrain und Heidenfeld. Um den 9. Mai wurde der hennebergische reisige Knecht Herden von Wilmers von Kämpfern des Haufens in der Nähe ihres Lagers bei Unsleben gefangen genommen. Er wurde verdächtigt, Fakten über die militärische Kampfkraft des Bildhäuser Haufens für die Auftragssumme von einhundert Gulden ausspioniert zu haben. Von Wilmers wurde unter schwerer Folter zu Aussagen über die Stärke, Bewaffnung und Ausrüstung der gegen die Bauernhaufen bereitstehenden Truppen des Landgrafen Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen gezwungen und anschließend (etwa 10. Mai 1525) enthauptet. Am 10. Mai 1525 gab sich der Haufen eine feste Führungsstruktur. Durch die Versammlung wurden sieben Artikel ebenfalls im Ring beschlossen:
Mit dem Bildhäuser Haufen verbündeten sich – vermutlich überwiegend auf Druck der dort lebenden Stadtarmut auf ihre Stadträte – mehrere Städte, die ebenfalls gegen Bischof Konrad II. von Thüngen, den Klerus und die weltliche Grundherrschaft in ihrer damaligen Form aufbegehrten. Darunter waren unter anderem Würzburg, Schweinfurt, Haßfurt, Königshofen, Münnerstadt, Meiningen und Neustadt an der Saale. Aus diesen Städten rekrutierte der Bildhäuser Haufen vorwiegend kampffähige Männer und kaufte Waffen und Proviant. Verbündet war der Haufen ebenfalls mit dem verarmten Adeligen Hermann VIII. von Henneberg-Aschach, der nach wechselseitigem Schriftverkehr mit den Aufständischen diesen wenigstens veraltetes Kriegsgerät wie „grosse buchsen“ und „schlangen“ zukommen ließ. Vom 14. Mai bis etwa zum 25. Mai 1525 unterstützte der Bildhäuser Haufen die anderen fränkischen Haufen bei der Belagerung und Beschießung der Festung Marienberg („Unser Frauen Berg“) bei Würzburg mit ca. eintausend Mann. Dort hatten viele namhafte Adelige und Vertreter des Klerus eine letzte Zuflucht gesucht, das Bistum Würzburg war weitestgehend verwüstet. Die Festung wurde am Morgen des 14. Mai 1525 über mehrere Stunden mit Artilleriefeuer eingedeckt, jedoch hatte dieses keine mauerbrechende Wirkung. Es gab mehrere Tote und Verletzte. Die Festungsartillerie feuerte zurück, aber nicht auf die Angreifer, sondern auf die viel näher gelegene Stadt Würzburg. Die Bevölkerung floh panikartig. Die Bauernhaufen rannten danach mehrmals erfolglos gegen die Festung an. Die straff organisierte und gut aufgestellte Festungsbesatzung unter dem Kommando des Festungshauptmanns Dompropst Markgraf Friedrich von Brandenburg-Ansbach verhinderte eine Einnahme der Festung. Zudem nahte Entsatz durch Truppen des Schwäbischen Bundes unter der Führung von Georg von Waldburg-Zeil, die den Bauernhaufen eine vernichtende Niederlage bereiteten. Ein vereintes Vorgehen des Haufens mit anderen Bauernheeren und damit die Vollendung des „grossen furnemens“, einer sozial gerechteren Gesellschaft nach der „gotlichen ewangelischen warhait wegen“ bzw. gar unter physischer Abschaffung der „obrickait“, scheiterte ebenso, wie der gesamte Bauernkrieg für die Aufständischen verloren ging. Die Ursachen lagen überwiegend in lokaler Engstirnigkeit, Kompetenzgerangel der Anführer, unzureichender militärischer Organisation sowie innerer Zerrissenheit zwischen zwei gegensätzlich politisch-religiösen Gruppierungen: Zum einen agierte in den Haufen eine reformatorisch-gemäßigte Ausrichtung und zum anderen eine unter dem Einfluss Thomas Müntzers stehende sozialrevolutionär-radikale. Der Bildhäuser Haufen wurde zusammen mit den Aufständischen aus Meiningen in der Schlacht zwischen Meiningen und Dreißigacker am 3. Juni 1525 von einer vereinten Streitmacht der Fürsten unter der Führung von Kurfürst Johann von Sachsen vernichtend geschlagen, teilweise ergaben sich die Bildhäuser kampflos. Beide Anführer sowie der Schultheiß des Haufens, Heinrich Krumpfuss, ein Goldschmied aus Römhild, wurden am 3. Juli 1525 in Mellrichstadt öffentlich hingerichtet. Lorenz Fries: „Montag nach Visitationis Marie (3. Juli) ist vor dem thor ob der ziegelhutten ain hochgerust ufgemacht. Daruf sind Hans Schnabel und Hans Schar, der Bildheuser bauren hauptleut, und dan Hainrich Crumbfues, schulthais, erstlich enthaubt und volgends gespiest worden.“[3] Ebenso wurden im Ergebnis des Endes des Bauernkrieges durch das Blutgericht der Fürsten ganze Stadträte der mit den Bauernhaufen verbündeten Städte hingerichtet[4] und gegen obrigkeitstreue Nachfolger ersetzt. Weblinks
Einzelnachweise
|
Portal di Ensiklopedia Dunia