Die Berliner Postbezirke entwickelten sich aus den ersten Stadtpost-Expeditionen,[1] die mit römischen Ziffern gekennzeichnet waren.
Mit dem schnellen Wachstum der Bevölkerung wurden Post-Zustellbezirke und Postämter gebildet, die eine fortlaufende Nummerierung, mit der Mitte der Stadt beginnend, erhielten. Ab den 1870er Jahren setzte die Postverwaltung die Nummerierung, die anfangs mit „99“ endete, bis „115“ fort. Eine Anweisung des Kaiserlichen Generalpostamtes im Jahre 1873 verband die frühere Nummer mit der Angabe der Himmelsrichtung zu einer neuen Postbezirksbezeichnung:
Ausgehend vom HofpostamtKönigstraße Ecke Spandauer Straße wurde damit das damalige Stadtgebiet von Berlin in neun Postbezirke eingeteilt, die nach Himmelsrichtungen (C, O, SO, S, SW, W, NW, N, NO) oder der Richtung der jeweiligen Kopfbahnhöfe benannt wurden.
Diese Kennzeichnungen waren vom 15. Mai 1862 bis zur Einführung der vierstelligen Postleitzahlen im Jahr 1962 in West-Berlin und 1965 in Ost-Berlin die postalischen Ortsbezeichnungen innerhalb der Berliner Innenstadt.
Teilweise war Gebiet außerhalb der damaligen Berliner Stadtgrenze in diese Postbezirke einbezogen, etwa Teile von (Berlin-)Schöneberg in Berlin W 30, Teile von (Berlin-)Treptow in Berlin SO 36.[2] Erst 1920 wurden diese postalisch schon als Teil von Berlin geltenden Gebiete dann tatsächlich Teil von Groß-Berlin.
Die Regelung wurde nach der Bildung von Groß-Berlin nicht auf die darüber hinaus eingemeindeten neuen Stadtteile ausgedehnt. Sie führten als postalische Bezeichnung weiterhin ihre bisherigen Ortsnamen mit vorangestelltem Berlin, beispielsweise Berlin-Charlottenburg oder Berlin-Köpenick.
Die folgende Liste enthält gelegentlich auch Hinweise zu Posteinrichtungen nach 1920.
Die Buchstaben in der ersten Spalte geben die Himmelsrichtung vom Zentrum Alt-Berlins (ehemalige Königstraße/Alexanderplatz) aus an und bedeuten: C=Zentrum, N=Norden, NO=Nordosten, NW=Nordwesten, O=Osten, S=Süden, SO=Südosten, SW=Südwesten, W=Westen. Diese Buchstaben vergab die Kaiserliche Post ab dem Jahr 1862. Außerdem wurde nach Größe und Bedeutung in Postagentur, Postamt und ASE=alte Stadtpost-Expedition (mit römischen Ziffern gekennzeichnet, die bereits vor 1862 vorhanden waren) unterschieden.
Hier befand sich in den 1870er Jahren die Oberpostdirektion für den Bezirk Berlin.[4] In der ehemaligen Königsstraße 60 (ab 1951 Rathausstraße) befand sich eine Filiale.[5] Im Zweiten Weltkrieg wurde der Gebäudekomplex beschädigt und um 1960 abgerissen.
Das Postamt wird im Berliner Adressbuch unter Am Königsgraben 17 angegeben. Das Postgebäude samt einer späteren Rohrposteinrichtung steht an der Ecke Dircksenstraße 29.[6]
Dieses Postamt bezog 1927 einen Neubau an gleicher Stelle, Tucholskystraße 6–14. Das Klinker-verblendete Gebäude ist 134 Meter lang, fünf Etagen hoch und verfügt über ein ausgebautes Dachgeschoss. Die Fassade ist durchgängig senkrecht durch Mauervorsprünge gegliedert. Waagerecht unterbrechen in gleichmäßigen Abständen eingearbeitete schwarze geriefelte Klinker die Flächen. Ein charakteristischer ornamentaler Schmuck, der aus dem verwendeten Klinkermaterial entwickelt wurde, ziert Portale und Fensterbrüstungen. Mit dem Einzug in den Neubau entfiel die Aufgabe Paketpost, in die Räumlichkeiten zog das Fernsprechamt Berlin Nord ein.
Seit um 1900 Invalidenstraße 23 (westlicher Eingang). Das monumentale Postamt N 4 entstand 1935–1938 nach Plänen und unter Leitung des in dieser Zeit im Reichspostministerium angestellten Berliner Architekten Hans Wolff-Grohmann anstelle eines Vorgängerbaus.
In den 1870er Jahren besaß diese Postexpedition einen Anschluss an das Berlinsche Telegrafennetz.[7] Eine Filial-Niederlassung befand sich in der Prinzenallee und um 1900 in der Stettiner Straße 55.
Der Klinkerverblendbau an der Ecke Tucholskystraße wurde als Kaiserliches Postfuhramt 1875–1881 nach Plänen von Carl Schwatlo von Tuckermann erbaut. Nach Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde es repariert und bis 1973 für seinen ursprünglichen Zweck genutzt. Danach diente es anderen Bereichen der Deutschen Post wie dem Postzeitungsbetrieb (bis 1990) und später verschiedenen Gastronomen und als Kunstgalerie C/O Berlin. Das denkmalgeschützte Gebäude sollte zu Anfang der 2010er Jahre zu einem Hotel umgebaut werden, gehört aber inzwischen dem Medizinunternehmen Biotronik, der hier seine Firmenrepräsentanz einrichtet.[8]
Das ehemalige Hauptpostamt Eberswalder Straße 6–9 ist ein neobarockes Gebäude, dessen zwei untere Etagen in Rustica-Formen verputzt sind. Das Haus wurde um 1910 errichtet, sein Sandstein-Portal mit ionischen Kolossalpilastern an den Obergeschossen dominiert die Fassade. Auf dem Mansarddach sind ovale Türmchen mit einer Gitterbrüstung platziert.[9]
Das Postgebäude Weißensee 1 mit drei Etagen und einem Satteldach entstand 1914.[Anm 1] Das Amtshaus ist im barockisierenden Stil ausgeführt und verputzt. Das Eckgebäude zur Charlottenburger Straße erhielt ein zusätzliches Geschoss aufgesetzt und ist mit einem Walmdach versehen. Die mittleren Gebäudeachsen sind mit Pilastern eingefasst und mit einem Segmentbogengiebel erhöht.[10]
Das in der Dorotheenstraße (in der DDR-Zeit Clara-Zetkin-Straße) stehende Postgebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im Stil der deutschen Spätrenaissance erbaut. Es ist ein Klinker-Verblendbau mit einem hohen Satteldach und mit aus Werkstein gearbeiteten Fenstereinfassungen, Portalen und reich verzierten Treppenhauserkern. Das vieretagige Bauwerk verfügt über eine langgestreckte Fassade mit leicht vorgezogenen äußeren Achsen. In der Gebäudemitte befindet sich ein Rundbogen-Portal, gerahmt von zwei ionischen Säulen. Auf diesen ruht figürlicher Schmuck, in der dritten Etage betont ein Balkon mit einer Sandsteinbalustrade das Äußere.[11] Das Gebäude wurde nach der Wende an den rumänischen Staat verkauft und beherbergt jetzt das Botschaftsgebäude.
Post- und Telegraphenamt; Ab 1921 gleiche Adresse, nun aber im Friedrichsfelder Stadthaus (siehe Bild; damals auch unter Schloßstraße 20a; Eckgebäude)[13]
Das Postamt erhielt nach Plänen von Kurt Engel in den Jahren 1929/1930 in der Fennstraße 9–11 ein neues Gebäude und zog dorthin um.
Der vieretagige Putzbau ist im Stil des Expressionismus ausgeführt. Jede Etage fällt durch unterschiedliche Formgebung der Fenster auf: im Erdgeschoss Rundbögen, erste Etage zeigt fast quadratische Fenster, die zweite Etage besitzt breite großflächige Fenster und der oberste Stock verfügt über schmal-rechteckige Fenster, die zusammenhängend bogenförmig überwölbt sind. Die Fassadenfläche ist durch vortretende senkrechte und waagerechte Wandelemente gegliedert.[16]
Das vieretagige Postgebäude auf der Parzelle 9–12 entstand 1908–1912 nach Plänen der Architekten Wilhelm Walter und Ludwig Meyer im Stil des holländischen Barock. Es ist seit den 1970er Jahren ein gelistetes Baudenkmal.[17]
später mit dem Postamt C 23 in der Taubenstraße vereinigt Das ehemalige Postamt in der Jägerstraße (in der DDR-Zeit Otto-Nuschke-Straße) wurde 1877/1878 nach Plänen des Postrats Carl Schwatlo im Stil der italienischen Hochrenaissance errichtet. Es diente als erstes Haupttelegrafenamt Berlins. Das Gebäude ist in elf Achsen gegliedert, verfügt über dreieinhalb Etagen und seine Fassade ist mit Sandstein verkleidet. Zur Verzierung wurden Risalite, Säulenpaare, Puttengruppen und Rundbogenfenster verwendet.[18]
Das Reichspostamt (unter anderem mit den Abteilungen I und III und dem Post-Zeitungs-Amt) auf dem Grundstück Leipziger Straße 15[4] in den Jahren 1871–1874 nach Plänen von Carl Schwatlo errichtet, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der Erweiterungsbau auf dem Nachbargrundstück entstand 1892–1897 nach Entwurf von Ernst Hake und ist in Teilen erhalten. Zusammen mit dem Eckbau dient es seit dem 20. Jahrhundert als Museum.
Als Weichbild wurden seinerzeit Ortschaften und Städte in der Umgebung von Berlin bezeichnet, die etwa in einem Umkreis von 20 Kilometern hinter der Stadtgrenze angesiedelt waren. Die alphabetische Auflistung verwendet die damaligen Ortsbezeichnungen, in der zweiten Spalte sind die seit 2001 geltenden Ortsteile oder Namen gesetzt. Hier nicht genannte Postämter 1 von Lichtenberg, Pankow, Neukölln und Schöneberg sind in der oberen Liste enthalten, weil sie bereits vor 1920 eröffnet wurden. Einige Orte wurden nicht oder nur zu Teilen nach Berlin eingemeindet.
Das Kaiserliche Post- und Paketamt wurde 1892/1893 nach Entwurf von E. W. J. Zimmermann im Barock-Stil gebaut, im Jahr 1906 bereits erweitert. Der Putzbau mit zweieinhalb Etagen ist mit Sandstein-Elementen und einem Voluten-Giebel versehen. Die Hofzufahrt wird von kräftigen Säulen mit geschwungenem Vordach flankiert. Mittig an der Fassade ragt ein über zwei Etagen reichender Erker aus der Front heraus.[32] Nach 1999 erwarb die Privatschule Best Sabel das Gebäude, ließ es denkmalgerecht sanieren und unterhält nun die BEST-Sabel-Berufsfachschule für Design mit Fachoberschule für Technik darin.[33]
Vor dem Jahr 1909 trug die Straße den Namen Dorfstraße und das Eckhaus war Haus Nummer 82. Hier war das Postamt für die Landgemeinde Lichtenberg eingerichtet, auch Postamt Lichtenberg III genannt, welches eine der ersten öffentlichen Fernsprecheinrichtungen in Lichtenberg besaß.[36] Das historische Gebäude ist erhalten; die Posteinrichtung im Eck-Erdgeschoss schloss Anfang der 1990er Jahre. Später wurde die Schalterhalle durch ein Brautmodenatelier genutzt, das sich in den 2020er Jahren in kleineren Räumen in der Scheffelstraße 1 befindet. Die früheren Posträumlichkeiten stehen leer (September 2023). ((Eine Filiale des Postamts als Lichtenberg 2 wurde in den 1960er Jahren in einem Neubau an der Buchberger Straße Ecke Frankfurter Allee eröffnet.))
Die Architekten Otto Spalding und Louis Ratzeburg planten und errichteten 1901/1902 im Auftrag der Deutschen Reichspost auf einem ehemaligen Privatgrundstück ein viereinhalb etagiges Gebäude im Stil der italienischen Neorenaissance. Nach späteren mehrfachen Umnutzungen ist im 21. Jahrhundert der Aus- und Umbau zu einem Gewerbezentrum vorgesehen.
Das Postamt Steglitz 1 wurde 1907–1909 nach Entwurf von Wilhelm Walter gebaut und im Jahr 1929 erfolgte eine bauliche Erweiterung durch einen Anbau für eine Vermittlungsstelle nach Planungen von Postbaurat Robert Gaedicke.
Im Adressbuch findet sich folgender Hinweis: „Für den Teil des Ortes von der Berliner Weichbildgrenze bis zur Ringbahn und die Cöpenicker Landstraße […] sind die Berliner Postämter Nr. 36 und Nr. 33 zuständig.“
1875: Alphabetisches Verzeichnis der Straßen und Plätze Berlins mit Angabe der Lage nach den Himmelsrichtungen und der Bestellungs-Postanstalt:Städtische Behörden. In: Berliner Adreßbuch, 1875, Teil 4, S. 95 (Die umgebenden Vororte sind alphabetisch einsortiert.).
Die Ober-Postdirektion (für den Bezirk Berlin) mit allen Stadt-Postanstalten Nr. 1 bis Nr. 112 und Postanstalten außerhalb des Weichbildes: Reichs-Postamt. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1899, Teil 2, S. 20 f. (ergänzt durch Telegraphen-Ämter und Rohrpostämter).
Reichs-Postamt. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1900, Teil 2, S. 21 (Stadtpostämter Berlins).
Postämter bis zur Bildung von Groß-Berlin: Vororte. In: Berliner Adreßbuch, 1921, Teil 5, S. 2 (noch nach den (Alt-)Berliner Stadtteilen und den jeweiligen Vororten aufgeteilt. Eine Gesamtliste ist 1921 noch nicht vorhanden.).
Postämter. In: Berliner Adreßbuch, 1925, Teil 3, S. 247 (Verzeichnis aller Postämter nach der Bildung von Groß-Berlin; gegliedert in Verwaltungsbezirke Alt-Berlin 1–6 und 7–20).
Post. In: Amtliches Fernsprechbuch Berlin (West), 1980, S. 622.
Deutsche Post. In: Fernsprechbuch für die Hauptstadt der DDR, 1965, S. 71 (Postämter einschließlich Poststellen).
Anmerkungen
↑ abPostamt Weißensee: Vor 1890 wurde das „Post- und Telegraphenamt Weißensee“ nahe Antonplatz im Privathaus des Geh.Kanzlei Rath Benske unter Königs Chaussee 31/32 betrieben. In der Amalienstraße 6 befand sich das „Amts- und Gemeindebüro Neu-Weißensee“ (Postamt Weißensee. In: Berliner Adreßbuch, 1890, Teil 5, S. 147.) 1891 zog die Post-Einrichtung südlich vom Antonplatz zur Königs Chaussee 13. Es gab die Posthilfstelle in der Gustav-Adolf-Straße 17, die 1891 als „Postamt II“ in das gegenüberliegende Eckhaus Langhansstraße 93 / Gustav-Adolf-Straße 16 wechselte. Das „Postamt I“ war 1900 in den Privat-Neubau König-Chaussee 84 umgezogen (Neu-Weißensee. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1901, Teil 5, S. 259.), die Adresse wechselte wegen Straßenumbenennung um 1905: Berliner Allee 54 (seit 1938→Berliner Allee 116). Das „Kaiserliche Postamt Weißensee 2“ („gehört zu Postamt 1“) zog 1910 (Weißensee. In: Berliner Adreßbuch, 1910, Teil 5, S. 618.) in die Goethestraße 13 (seit 1965→Goethestraße 40). Die vereinigte Gemeinde Weißensee schuf mehrere Institutionen, um den Status als Stadtgemeinde zu erhalten: vom Postfiskus wurde 1914 der Neubau Charlottenburger Straße 169/170 an der Ecke Tassostraße 17 errichtet. 1915 wurde darin das Postamt „Berlin-Weißensee 1“ untergebracht. Für Groß-Berlin übernahm 1920 der Reichspostfiskus die Immobilie Charlottenburger Straße 140 (1918 wurde die Charlottenburger Straße umnummeriert) mit dem „Postamt Berlin-Weißensee 1“. Bis 1923 ist noch das „Postamt 2“ in der Goethestraße 13 notiert, danach zog das Polizeirevier 272 ein (Postamt Berlin-Weißensee 2. In: Berliner Adreßbuch, 1922, Teil 4, S. 1770.) Ab 1924 wurde in Weißensee das „Hauptpostamt“ geführt, es ist das immer noch aktiv genutzte Postgebäude (DDR - 1120 Berlin) im Ortsteil. Ein Postamt 2 wurde in den 1930er Jahren mit dem Bau des Moselviertels in der Bernkastler Straße 6 eingerichtet. Als Zweigpostamt 2 zu Weißensee 1 zog es in den 1950er Jahren in die Rennbahnstraße 4.
↑Im Ort Treptow sind von der Weichbildgrenze Berlins bis Ringbahn und hinter der Ringbahn von der Cöpenicker Land- bis Puderstraße die Berliner Postämter 38 und 33 zuständig.