Audacity
Audacity (Aussprache [ɔːˈdæsəti]; ) ist ein freier Audioeditor und -rekorder.[2] Das Programm ist in C++ geschrieben und nutzt das GUI-Toolkit wxWidgets, um auf verschiedenen Betriebssystemen die gleiche grafische Benutzeroberfläche zur Verfügung zu stellen. NameDas englische Wort audacity bedeutet „Verwegenheit, Beherztheit“, wobei durch die identischen Anfangsbuchstaben zugleich auf Audio, lateinisch für „ich höre“, angespielt wird. Mit dem englischen Begriff city für „Stadt“ hat der Name nichts zu tun. Die Endung ging aus dem lateinischen Nominalsuffix -itas hervor und entspricht dem deutschen -ität (wie in Univers-ität). EigenschaftenAls Audioeditor und -rekorder kann Audacity Ton aufnehmen, bearbeiten und Effekte darauf anwenden. Auf beliebig vielen Spuren können Audiodateien gemischt und bearbeitet werden. AufnahmeAudacity kann mehrere Spuren gleichzeitig aufnehmen, sofern dies von der Soundkarte unterstützt ist. Zusätzlich zu einem normalen Aufnahmemodus[3] sind zeitversetzte Aufnahmen[4], „Punch-and-roll“-Aufnahmen[5] und Levelgetriggerte Aufnahmen möglich. Nicht-destruktive BearbeitungAudacity ist historisch ein destruktiver Editor, was heißt, dass alle Änderungen die Tondaten direkt verändern. Lange Zeit waren die einzigen nicht-destruktiven Operationen die Veränderung der Abspielgeschwindigkeit sowie Lautstärkehüllkurven. Ab Version 3.0 wurden die Anstrengungen in Richtung nicht-destruktiver Bearbeitung intensiviert und nicht-destruktives Zuschneiden und Effektanwendungen hinzugefügt. Dateitypunterstützung und -umwandlungAudacity unterstützt standardmäßig WAV, FLAC, OGG, MP3, WavPack sowie andere Formate aus libsndfile. Patentbehaftete Formate wie M4A (AAC) oder WMA sind durch FFmpeg unterstützt, welches allerdings nicht mitgeliefert wird. Durch diverse Stapelverarbeitungsfunktionen kann Audacity als Dateikonverter eingesetzt werden. MIDI kann importiert und angezeigt, aber nicht näher bearbeitet oder exportiert werden. ErweiterungenAudacity unterstützt mit LADSPA, LV2, VST, VST3, Nyquist, Audio Units und Vamp die meisten quelloffenen Audio-Plugin-Formate, womit der Funktionsumfang insbesondere bzgl. Effekte stark erweitert werden kann. Zudem ist eine Konsole für Nyquist eingebaut, womit Nutzer ihre eigenen Plugins scripten können, sowie Unterstützung für externe Python-scripts.[6] AudioanalyseAudacity hat Funktionen für Spektralanalysen und Spektrogramme und andere Analysefunktionen. LimitationenAls Audioeditor hat Audacity viele Funktionen einer DAW, sollte aber noch nicht als solche bezeichnet werden. Es fehlen insbesondere Funktionen zur Musikproduktion, z. B. MIDI-Bearbeitung, Kurvenbearbeitung für beliebige Parameter oder Unterstützung für virtuelle Instrumente. Laut den Entwicklern wird Audacity ab Version 4 Entwicklung in Richtung DAW-Funktionalität anstreben.[7] SystemvoraussetzungenAudacity ist lauffähig auf den meisten modernen Betriebssystemen und unterstützt Windows ab Vista und macOS ab OSX 10.9. Getestet werden aber lediglich die beiden neusten Versionen dieser Betriebssysteme. Auf Linux testet das Audacity-Team AppImage-Versionen unter Ubuntu 20.04 und 22.04; Audacity, wie es in den Paketmanagern zu finden ist, wird von den jeweiligen Distributionsmaintainern getestet.[8] GeschichteAnfängeDie Entwicklung von Audacity wurde im Herbst 1999 von Dominic Mazzoni und Roger Dannenberg an der Carnegie Mellon University begonnen, zunächst unter dem Namen CMU Visual Audio.[9] Am 28. Mai wurde die erste Version als Audacity 0.8 veröffentlicht. Mazzoni verließ CMU später, um sich auf Softwareentwicklung und insbesondere die Entwicklung von Audacity zu konzentrieren.[9] Mit der Zeit stießen mehr Freiwillige zu dem Projekt, unter anderem James Crook, welcher zwischenzeitlich zusätzlich die Abspaltung DarkAudacity entwickelte, um experimentelle Änderungen vorzunehmen,[10] von denen viele in die Hauptversion von Audacity eingepflegt wurden. Übernahme durch Muse GroupAm 30. April 2021 verkündete die auf Zypern ansässige Muse Group, welche auch MuseScore und Ultimate Guitar betreibt, die Übernahme von Audacity.[11] Die neue Besitzerin betonte, dass die unter der Open-Source-Lizenz GPLv2 stehende Software auch zukünftig kostenlos und quelloffen bleiben würde.[12][13] Telemetrie-KontroverseWenige Wochen nach der Übernahme wurde bekannt, dass das neue Entwicklerteam plante, Telemetrie via Google Analytics und Yandex zu sammeln sowie das Mindestalter auf 13 Jahre anzuheben, was auf heftige Kritik stieß.[14][15] Die Entwickler reagierten, indem sie die vorgeschlagene Erweiterung in dieser Form zurückzogen und stattdessen eine selbstgehostete Lösung für Fehlerberichte und Updateprüfungen ankündigten.[16] Am 22. Juli 2021 meldeten sich die Entwickler mit einer ausführlichen Stellungnahme zu Wort.[17] Sie betonten, die Fehlerübermittlung an die Entwickler sowie die Aktualisierungsprüfung bleibe erhalten, weitere Daten würden nicht übermittelt. Die Bestimmung, die Kinder unter 13 Jahren verbietet, Audacity zu verwenden, würde entfernt. Im oben genannten Rahmen würden IP-Adressen, das verwendete Betriebssystem sowie die Audacity-Version übermittelt. Dieses Verhalten könne in den Einstellungen deaktiviert werden. Die IP-Adressen würden technisch bedingt vollständig übermittelt, aber nur verkürzt auf drei Bytes gespeichert. Genau dieses Vorgehen erforderte allerdings, dass unter den Nutzungsbedingungen das „Verarbeiten personenbezogener Daten“ erwähnt wird. Die Speicherung der (verkürzten) IP-Adressen soll helfen, mögliche DoS-Angriffe auf die Audacity-Update-Server zu erkennen und abzuwehren. Darüber hinaus ermöglichen die gespeicherten Daten grundlegende Statistiken über die tägliche Anzahl der Benutzer pro Land, Betriebssystem und Audacity-Version. Diese Statistiken sollen bei Planung und Entwicklung hilfreich sein. Audacity-Versionen, die Nutzer eigenständig aus dem Quellcode kompilieren, laufen standardmäßig ohne die o. g. Netzwerkfunktionen. Audacity-Builds, die über Linux-Distributionen verfügbar sind, sollten ebenfalls ohne Netzwerkfunktionen laufen, da die Updates von der jeweiligen Paketverwaltung angestoßen werden. Im Juli 2021 spitzte sich der Konflikt zu. Mehrere Abspaltungen (Forks) entstanden.[18] Stand April 2023 ist Tenacity die einzige noch aktive Abspaltung.[19] VersionsgeschichteDiese Tabelle zeigt die größeren Versionen von Audacity, ohne Patches.
Internetdomain audacity.deUnter der Domain www.audacity.de wird Audacity ebenfalls angeboten. Diese Website wird nicht von den Entwicklern der Software betrieben. Die dort zum Download erhältliche Installationsdatei enthält Adware.[21] Literatur
WeblinksCommons: Audacity – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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