Amt Werther

Wappen Deutschlandkarte
Amt Werther
Deutschlandkarte, Position des Amtes Werther hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1972)
Koordinaten: 52° 4′ N, 8° 25′ OKoordinaten: 52° 4′ N, 8° 25′ O
Bestandszeitraum: 1843–1972
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Kreis: Halle (Westfalen)
Fläche: 39,87 km2
Einwohner: 10.435 (27. Mai 1970)
Bevölkerungsdichte: 262 Einwohner je km2
Amtsgliederung: 7 Gemeinden
Adresse der
Amtsverwaltung:
Mühlenstraße 2, 33824 Werther (Westf.)
Lage des Amtes Werther im Kreis Halle (Westfalen)
Karte

Das Amt Werther war ein Amt im Kreis Halle (Westf.) in Nordrhein-Westfalen, Deutschland mit Sitz in Werther (Westf.). Durch das Bielefeld-Gesetz wurde das Amt am 1. Januar 1973 aufgelöst. Die historischen Vorläufer des Amtes waren die Vogtei Werther der Grafschaft Ravensberg und der Kanton Werther der Franzosenzeit.

Vorgeschichte

Die Vogtei Werther

Die Vogtei Werther war bis 1807 eine Verwaltungseinheit im Amt Sparrenberg der Grafschaft Ravensberg. Sie umfasste die beiden Kirchspiele Dornberg und Werther. Zum Kirchspiel Dornberg gehörten das Kirchdorf Kirchdornberg, die Bauerschaften Babenhausen, Deppendorf, Großdornberg, Hoberge und Niederdornberg sowie das kirchliche Gut Uerentrup. Zum Kirchspiel Werther gehörten die Stadt Werther, die Bauerschaften Häger, Isingdorf, Rotenhagen, Rotingdorf, Schröttinghausen und Theenhausen sowie das adlige Gut Werther.[1]

Der Kanton Werther im Königreich Westphalen

Nachdem die Grafschaft Ravensberg 1807 an das Königreich Westphalen gefallen war, wurden neue Verwaltungsstrukturen nach französischem Vorbild geschaffen. Dabei wurde im Distrikt Bielefeld im Departement der Weser des Königreichs auch der Kanton Werther gebildet. Dieser umfasste neben dem gesamten Gebiet der alten Vogtei Werther auch Niederjöllenbeck und Oberjöllenbeck.[2] 1808 wurde der Kanton aufgrund seiner hohen Bevölkerungszahl in die beiden Munizipalitäten Dornberg und Werther untergliedert. Die Dornberger und Jöllenbecker Gemeinden bildeten die Munizipalität Dornberg und Kirchspiel Werther bildete die Munizipalität Werther.[3] Der Kanton hatte im Jahr 1808 9.710 Einwohner.[4]

Der Kanton Werther im Kaiserreich Frankreich

Nach der Annexion großer Teile Norddeutschlands durch Frankreich verlief die neue Staatsgrenze zwischen dem Königreich Westphalen und Frankreich quer durch den Kanton Werther, was zu den folgenden Gebietsänderungen führte:

Nach der napoleonischen Niederlage fiel das Gebiet der Grafschaft Ravensberg zurück an Preußen und wurde zunächst der Regierungskommission Bielefeld des Generalgouvernements zwischen Weser und Rhein unterstellt, bevor es 1815 Teil der neuen Provinz Westfalen wurde und 1816 in Kreise gegliedert wurde. Die Kantone bzw. Bürgermeistereien aus der Franzosenzeit wurden als Verwaltungseinheiten unterhalb der Kreisebene teilweise beibehalten. Ihre Grenzen wurden insbesondere dort korrigiert, wo sie seit der französischen Annexion nicht mehr den Grenzen der Kirchspiele folgten.[7] Der Verwaltungsbezirk Werther im neuen Kreis Halle umfasste das Gebiet der alten Vogtei Werther, also die Stadt Werther sowie Häger, Isingdorf, Rotenhagen, Rotingdorf, Theenhausen und Schröttinghausen.[8]

Das Amt Werther

Bei der Einführung der westfälischen Landgemeinde-Ordnung von 1841 wurden die Verwaltungsbezirke unterhalb der Kreisebene, sofern es sich nicht um Städte gemäß der revidierten Städteordnung handelte, zu Ämtern. Im Kreis Halle wurde dadurch aus dem Verwaltungsbezirk Werther das Amt Werther.[9]

Ämter waren die unterste Verwaltungsinstanz und wurden zunächst von durch die Regierung ernannten Amtmännern, später von Amtsbürgermeistern geführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hießen die Leiter der Ämter Amtsdirektoren.

Durch das Bielefeld-Gesetz wurde das Amt Werther zum 1. Januar 1973 aufgelöst und die Gemeinden bis auf den größten Teil von Schröttinghausen, der nach Bielefeld eingegliedert wurde, zur Stadt Werther (Westf.) zusammengeschlossen.[10]

Amtsgliederung

Folgende Gemeinden gehörten dem Amt Werther an:

Gemeinde
Stand: 31. Dezember 1972
Fläche (ha) Gemeinden des Amtes Werther
Administrative Gebietsgliederung des Amtes Werther
Administrative Gebietsgliederung des Amtes Werther
Häger (Gemeinde) 615
Isingdorf (Gemeinde) 753
Rotenhagen (Gemeinde) 539
Rotingdorf (Gemeinde) 402
Schröttinghausen(Gemeinde) 685
Theenhausen (Gemeinde) 437
Werther (Westfalen) (Stadt) 549

Einwohnerentwicklung

Bevölkerungsentwicklung im Amt Werther
zwischen 1817 und 1970
Jahr Einwohner Quelle
1817 5.597 [11]
1843 6.963 [12]
1864 6.282 [13]
1871 5.761 [14]
1900 6.140 [11]
1910 6.157 [15]
Jahr Einwohner Quelle
1925 6.079 [16]
1939 06.120 [16]
1946 09.164 [11]
1961 09.200 [17]
1965 09.900 [11]
1970 10.435 [17]

Literatur

  • 150 Jahre Landkreis Halle (Westf.). 1816–1966. Eine Darstellung seiner Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. Landkreis Halle/Westfalen, Halle 1966.

Einzelnachweise

  1. Peter Florens Weddigen: Westphälischer historisch-geographischer National-Kalender. Kleinenbremen 1805, § 1 Das Amt Sparrenberg, S. 3 ff. (google.de).
  2. Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.); Projekt Westfälische Geschichte : "Königliches Decret, wodurch die Eintheilung des Königreichs in acht Departements angeordnet wird", mit: "Verzeichniß der Departements, Districte, Cantons und Communen des Königreichs"
  3. Eintheilung derjenigen Cantons des Districtes Bielefeld, im Weser-Departement, enthält, in welchen zwei Municipalitäten seyn sollen. In: Gesetz-Bülletin des Königreichs Westphalen. 18. Mai 1808, S. 142 ff., abgerufen am 2. Februar 2014 (Digitalisat).
  4. Johann Georg Hassel: Geographisch-statistischer Abriß des Königreichs Westphalen. Verlag des Landes-Industrie-Comptoirs, Weimar 1809 Volltext bei Google Books, S. 249.
  5. Albrecht Friedrich Ludolph Lasius: Der Französische Kayser-Staat unter der Regierung des Kaysers Napoleon des Grossen im Jahre 1812. Kißling, Osnabrück 1813, S. 210 (google.de).
  6. Vieweg (Hrsg.): Westfalen unter Hieronymus Napoleon. Braunschweig 1812, S. 46 (google.de).
  7. F. v. Geisler: Umriss der ländlichen Communal-Verhältnisse im Fürstenthum Minden und der Grafschaft Ravensberg. In: Leopold von Ledebur (Hrsg.): Neues allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates. Band 1. Mittler, Berlin 1836, S. 169 ff. (google.de).
  8. Statistisch-Topographische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Minden 1821. In: Digitale Sammlungen ULB Münster. S. 43 f, abgerufen am 1. Januar 2025.
  9. Amtsblatt der Regierung Minden 1843: Bildung des Amtes Halle. Abgerufen am 3. März 2014.
  10. Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Bürgerservice: Bielefeld-Gesetz
  11. a b c d Landkreis Halle (Westf.) 1816–1969, 150 Jahre Landkreis Halle (Westf.), S. 132
  12. Seemann: Geographisch-statistisch-topographische Übersicht des Regierungsbezirks Minden. (PDF; 904 kB) 1845, S. 58–63, abgerufen am 23. August 2010.
  13. Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Minden. (Digitalisat) 1866, S. 24, abgerufen am 22. August 2010.
  14. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1816–1871. Düsseldorf 1966
  15. Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 22. August 2010.
  16. a b Michael Rademacher: Halle_westfalen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  17. a b Regionales Gemeindeverzeichnis-Informationssystem GV-ISys (mit historischen Bevölkerungszahlen)

 

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