Agilis
Agilis Eisenbahngesellschaft (agilis E) und Agilis Verkehrsgesellschaft (agilis V) (eigene Schreibweise agilis) sind Eisenbahnverkehrsunternehmen, die Teile des Schienenpersonennahverkehrs in Bayern bedienen. Beide Gesellschaften sind Tochterunternehmen der BeNEX. GeschichteEnde Mai 2008 gewann die Hamburger Hochbahn die Ausschreibung des sogenannten Regensburger Sterns (auch E-Netz Regensburg), der den Personenverkehr auf den elektrifizierten Bahnstrecken um Regensburg umfasst.[2] Am 30. Juli 2008 unterzeichneten Vertreter des Aufgabenträgers (d. h. die Bayerische Eisenbahngesellschaft), der Hochbahn und der BeNEX den Verkehrsvertrag für dieses Projekt. Für das Dieselnetz Oberfranken, das seit Juni 2011 bedient wird, erhielt BeNEX im Oktober 2008 den Zuschlag. Um diese Linien betreiben zu können, wurden im ersten Halbjahr 2009 die beiden „agilis“-Gesellschaften mit Sitz in Regensburg gegründet. Die Verwaltung befindet sich in unmittelbarer Nähe des Regensburger Hauptbahnhofs im sogenannten Posthof. Das Betriebswerk für das „E-Netz“ wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerfabrik im Osten der Stadt errichtet.[3] Der Spatenstich hierfür erfolgte am 29. Oktober 2009. Anfang August 2016 berichtete die Süddeutsche Zeitung über den Wunsch des Unternehmens nach höheren Zuschüssen, was mit einer Androhung der Betriebseinstellung in Bayern verknüpft worden sei.[4] Sowohl Agilis als auch der damalige Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, Johann Niggl, dementierten die Drohung, stellten jedoch die Forderung nach Entschädigung wegen des neuen Wettbewerbs durch Fernbusse nicht in Abrede.[5] Das Unternehmen sieht sich durch die im Jahr 2026 für „Generalsanierungen“ über insgesamt zehn Monate geplante Vollsperrungen (zwischen Nürnberg und Regensburg, Obertraubling und Passau) in seiner Existenz bedroht und hat Ende August 2024 Beschwerde bei der Bundesnetzagentur eingelegt. Dem Unternehmen entstünde durch die Sperrung zwischen Nürnberg und Regensburg ein Schaden von 40 Millionen Euro; 36 Prozent der Belegschaft müsse in „Kurzarbeit Null“. Agilis zweifelt insbesondere die Alternativlosigkeit der Vollsperrungen an.[6][7][8] Die Bundesnetzagentur prüft ein Eilverfahren, bevor die Anmeldung von Fahrplantrassen für den Jahresfahrplan 2026 im März 2025 beginnt.[7] Die Deutsche Bahn legte dieser eine vertrauliche Machbarkeitsstudie vor, wonach während der gesamten Totalsperrung Bautätigkeiten vorgesehen seien. Dieses Gutachten werde nun sachverständig begutachtet.[8] Eine öffentliche mündliche Verhandlung fand am 27. November 2024 statt. Die Bundesnetzagentur werde binnen ein bis zwei Monaten nach einer weiteren Stellungnahmefrist bis 6. Dezember 2024 eine Entscheidung fällen.[9] AusschreibungenE-Netz Regensburg mit DonautalbahnIm November 2007 gewann die HHA die Ausschreibung des E-Netzes Regensburg (ENR),[10][11] das insgesamt 5,5 Mio. Zugkilometer pro Jahr auf den Strecken von Regensburg nach Neumarkt in der Oberpfalz, Plattling, Landshut, Ulm und Ingolstadt umfasst.[12] Das von DB Regio Bayern veranlasste Nachprüfungsverfahren wurde am 21. Mai 2008 vom Oberlandesgericht München zurückgewiesen. Entsprechend erteilte die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) der HHA den Zuschlag.[2] Für den Verkehr wurden insgesamt 26 neue Coradia-Continental-Triebzüge von Alstom beschafft.[13] Netz Regensburg/DonautalIm Juni 2021 wurde das Vergabenetz Regensburg/Donautal (RDO) von der BEG für den Zeitraum von 2022 bis 2036 an die agilis Eisenbahngesellschaft vergeben. In der ersten Betriebsstufe ab Dezember 2022 bleibt das Liniennetz zunächst unverändert, es verkehren jedoch zusätzliche Züge spätabends und im Berufsverkehr. Ab Dezember 2024 wird das Netz um eine stündliche Regionalexpresslinie von Nürnberg nach Regensburg ergänzt. Alle zwei Stunden wird die Linie RE 50 nach Plattling verlängert und ersetzt auf diesem Abschnitt stündliche Fahrten der Linie RB 51. Außerdem wird die Linie RB 17 über Ingolstadt Audi nach Gaimersheim verlängert, sobald die Infrastruktur am zukünftigen Endpunkt durch DB InfraGO hierfür angepasst wurde. Alle Fahrzeuge bieten seit 2022 kostenfreies WLAN und eine automatisierte Fahrgastzählung an den Ein- bzw. Ausstiegstüren. Neben den Bestandsfahrzeugen des Typs Coradia Continental von Alstom wird agilis laut eigenen Angaben für die Regionalexpresslinie Nürnberg–Regensburg und die Regionalbahnlinie Neumarkt–Plattling zusätzliche Neufahrzeuge des Typs Mireo von Siemens beschaffen.[14] Dieselnetz OberfrankenNach dem Gewinn der Ausschreibung des E-Netzes Regensburg erhielt BeNEX auch bei der Ausschreibung des Dieselnetzes Oberfranken (DNO) im Oktober 2008 den Zuschlag. Der Betrieb wurde zweistufig im Juni 2011 und im Dezember 2012 auf zahlreichen nicht elektrifizierten Haupt- und Nebenbahnen zwischen Bad Steben, Weiden, Bamberg und Bad Rodach aufgenommen. Die Neigetechnik-Verbindungen und die Alex-Züge sind davon nicht betroffen. Das Verkehrsvolumen belief sich auf vier Millionen Zugkilometer jährlich, und der Vertrag lief ursprünglich bis Ende 2023. Damit wurde das vorherige Angebot um ein Drittel erhöht, sodass auf fast allen Strecken ein durchgängiger Stundentakt gefahren wird. Netz Regionalverkehr OberfrankenAuch die Ausschreibung des veränderten Dieselnetzes für die Zeit von Ende 2023 an (bis 2035) hat Agilis für sich entschieden. Das Bahnunternehmen bedient mit dem Netz RVOF seitdem auch die Strecken von Hof nach Gutenfürst und Cheb, letztere in Kooperation mit der ČD. Generell gibt es mehr Verbindungen für die Region Hof, auch im Hinblick auf den ursprünglich vorgesehenen neuen Bahnhof Mitte in Hof.[15] Umgesetzt wurde dies durch die Verlängerung von Fahrten der Linien RB 96 und RB 99 sowie einem Zugpaar der RB 98[16] von Hof Hbf nach Hof-Neuhof an der Strecke Hof – Bad Steben (RB 97). Wegen des größeren Verkehrsvolumens wurde die Bestandsflotte mit vier älteren RegioShuttle erweitert. LiniennetzRegensburger SternZum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2010 nahm die agilis Eisenbahngesellschaft den Betrieb des Regensburger Sterns in einer ersten Stufe auf. Agilis ersetzt seitdem die Regionalbahnleistungen von DB Regio auf den Strecken Neumarkt in der Oberpfalz – Regensburg – Plattling, Regensburg – Ingolstadt und Ulm – Regensburg – Landshut. Das bestehende Angebot wurde verdichtet und vor allem in den Früh- und Abendstunden ergänzt, wobei aber meist Züge mit weniger Sitzplätzen eingesetzt wurden als zuvor bei DB Regio. Die Strecken werden überwiegend im Stundentakt, im Schul- und Berufsverkehr teilweise auch in einem 30-Minuten-Takt bedient. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2011 wurde das Netz von Ingolstadt bis Ulm erweitert („zweite Stufe“). Neben gewöhnlichen Regionalzügen mit allen Unterwegshalten („ag“) verkehren Express-Züge als „as“ (agilis Schnellzug) von Regensburg nach Ulm im 4-Stunden-Takt an Werktagen und im 2-Stunden-Takt an Wochenenden (alternierend mit 2-Stunden-Takt der normalen „ag“-Züge). Der Betrieb läuft im gesamten Netz mit Zügen des Typs Alstom Coradia Continental, bei den meisten Fahrten werden Zugbegleiter eingesetzt. Die Ansagen und Hinweise werden von Bernhard Fleischmann gesprochen.[17] Die als Schnellzüge bezeichneten Züge gelten als Nahverkehrszüge und können mit Nahverkehrsfahrkarten wie etwa dem Bayern-Ticket benutzt werden. Ab Dezember 2024 betreibt Agilis folgende Regionalzugleistungen auf dem Regensburger Stern:[18]
Die jährliche Kilometerleistung in diesem Netz beträgt etwa 7 Millionen Zugkilometer.[19] Seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 fahren die agilis-Züge montags bis freitags aus beiden Richtungen (Donauwörth/Ulm und Regensburg) auch Ingolstadt Nord an, um die Anbindung des Audi-Werks zu verbessern. Dafür entfielen einige nur schwach genutzte Express-Züge.[20] Dieselnetz OberfrankenAm 12. Juni 2011 übernahm die agilis Verkehrsgesellschaft den Betrieb auf den nicht-elektrifizierten Nahverkehrsstrecken in Oberfranken um die Städte Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof. Dort sind 38 Züge des Typs Stadler Regio-Shuttle RS1 im Einsatz.[21] Der Verkehrsvertrag läuft bis 2023. Bis 2011 hatte DB Regio die Strecken bedient. Von Betriebsstart am 12. Juni an mussten auf drei Strecken am Wochenende Züge durch Busse ersetzt werden, weil sich bei agilis nicht genügend Triebfahrzeugführer beworben hatten und nicht genügend Leihlokführer gefunden werden konnten.[22] Seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2011 verkehren jedoch planmäßig auf allen Linien wieder Züge.[23] Im Sommer 2019 musste agilis auf der Strecke Forchheim – Ebermannstadt erneut Busse einsetzen.[24] Im Gegensatz zum Netz agilis Mitte waren die Züge auf den Linien agilis Nord (Oberfranken) bis Ende 2023 mit Fahrscheinautomaten ausgestattet. Stand Dezember 2024 betreibt agilis folgende Regionalzugverbindungen in Oberfranken:[25]
Bei den Regionalbahnen gab es ursprünglich folgende durchgängige Verbindungen:
Im August 2012 gab der Aufgabenträger, die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), bekannt, dass das Dieselnetz der agilis in Oberfranken das beste unter den fünfzehn Regionalnetzen Bayerns sei[26]; im Juli 2020 sicherte sich das agilis-Netz Nord bereits zum achten Mal in Folge mit 100 von 100 möglichen Punkten den ersten Platz unter den inzwischen 30 Wettbewerbsnetzen in Bayern.[27] Für die anhaltend guten Ergebnisse im Qualitätsranking wurde agilis im Dezember 2018 vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr mit dem Bayerischen Eisenbahnpreis ausgezeichnet.[28] WeblinksCommons: Agilis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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